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wahrend seine Mitglieder nebst den beiden an der Spitze der Exekutivgewalt stehenden Suffeten vom Volke gewählt wurden. Ihre Amtsdauer ist ungewiß. Außerdem ward vielleicht um die Zeit der röm. Decemvirn das Richterkollegium der Hun- dertvier-, kürzer Hundcrtmä'nner eingesetzt, durch welches die Verfassung immer mehr den Charakter einer Oligarchie annahm. Die Einnahmen des Staates flössen aus den Tributen der unterworfenen Völker, aus den Zöllen und besonders in der spä- tern Zeit aus den span. Bergwerken.
Die Haupt- stärke K.s lag in der Seemacht; die Landmacht be- stand aus Mietstruppen, namentlich Spaniern und Galliern, sowie aus libyschen Unterthanen; karthag. Bürger bildeten nur eine kleine Schar. Kartieren war der bedeutendste Handclsstaat des Altertums; alle seine Unternehmungen bezweckten wesentlich Ausbreitung und Förderung seines Handels. Aber im Unter- schiede von der gewöhnlichen Weise der Phönizier gründete Kartieren nicht bloß zerstreute Handelsfaktoreien, sondern erbaute feste Städte und eroberte das an- liegende Land, und indem es zugleich die ganze Macht der Phönizier im westl. Meere unter einer Leitung konzentrierte, trat es zur Behauptung sei- nes Handelsgebietes im westl. Mittelmeere zuerst den Griechen und hernach den Römern als große Militärmacht entgegen.
Gibraltar

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Gibraltar.Außer dem großartigen Seehandel, der die Karthager auch über die Straße von Gibraltar [* 2] hinaus an die afrik. und europ. Küsten des Atlantischen Oceans führte, trieben sie auch durch Karawanen starken Landhandel. Die kar- thag. Religion scheint von der der Phönizier sich nicht wesentlich unterschieden zu haben. Eine zusammenhängendere Geschichte K.s be- ginnt erst mit dem Anfang des 5. Jahrh. v. Chr., wo die Karthager oder Punier ihre gesamte Macht aufboten, die Griechen aus Sicilien zu verdrängen.
Den äußern Anlaß zum Kriege gab der von Theron von Akragas (Agrigent) vertriebene Tyrann von Himera, der im Verein mit seinem Schwiegersohne Anarilas von Rhegium die Karthager zu Hilfe rief. Das große Heer aber, das sie hierauf unter Hamilkar, dem Sohne des Magon, sendeten, wurde 480 durch Gelon, den Herrn von Syrakus [* 3] und Gela, der Theron zu Hilfe geeilt war, bei Himera vernichtet. Erst 409 begannen sie, durch die Egestäer gegen die l^elinuntier angerufen, unter Hannibal, Hamilkars Enkel, den Krieg wieder und machten dann unter Himilkon Eroberungen namentlich an der ^üdküste, schlössen aber, durch eine in ihrem Heere aus ge- brochene Pest bedrängt, 404 mit Dionysius dem Altern, dem Tyrannen von Syrakus, einen Frieden, in dem sie ihre Eroberungen als ihnen tributpflich- tiges Gebiet behielten.
Mehrmal noch haben sich die Karthager mit Dionysius gemessen, ohne daß cs zu eincm'dauerndcn Sieg einer Partei kam. Wäh- rend der unsichern Herrschaft des jüngern Dionysius breitete Kartieren seine Herrschaft wieder aus; aber der Sieg Timoleons am Flusse Krimisos um 343 befreite die unterworfenen griech. Städte wieder und der Friede von 339 fetzte den Fluß Halykos als Grenze. Einen neuen großen Krieg begann 312 Agathokles (s. d.). Nach dessen Tode (289) wurden die Karthager wieder mächtig in Eicilien, bis Pyrrhus, der König von Epirus, sie 277 auf Lilybäum beschränkte, jedoch ohne dauernden Erfolg, da er schon gegen Ende des I. 276 Sicilien wieder verließ.
Italien

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Italien.Die Unterwerfung des südl. Italien [* 4] durch die Römer [* 5] brachte diese in feindliche Berührung mit den Artikel, die man unter K verm Karthagern. In den blutigen Kriegen (s.Punische Kriege und Hannibal) wurde die Kraft [* 6] K.s gebrochen. Der dritte endete mit der Eroberung und gänzlichen Zerstörung der Stadt. Der kleine ihnen damals noch gebliebene Rest ihres Gebietes ward zur röm. Provinz Afrika [* 7] gemacht. Der Platz der Stadt war von Scipio mit einem Fluche belegt worden. Der auf Antrag von Gajus Gracchus 122 v. Chr. gefaßte Beschluß, eine röm. Kolonie unter dem Na- men Iunonia daselbst anzulegeil, ward das Jahr darauf wieder aufgehoben; aber Cäsar gründete 44 eine Kolonie, welche Augustus 29 v. Chr. vergrößerte, und bald erhob sich Kartieren (abgesehen von Alexandria) aufs neue zur ersten Stadt Afrikas. 439 n. Chr. ward es vom Vandalenkönige Genserich genommen, 533 von Belisar, der dem Vandalenreiche ein Ende machte und die Stadt mit dem Oströmifchen Reiche vereinigte.
Endlich wurde dieses neue Kartieren 697 durch die Araber zerstört. Beträchtliche Trümmer der röm. Stadt sowie der Befestigungen und der Cisternen des alten Kartieren sind noch jetzt bei dem Dorfe Sidi-Bu- Sai'd vorhanden. Seit Errichtung des franz. Pro- tektorats in Tunesien ist Kartieren Sitz eines Erzbischofs, der zugleich Primas von Afrika ist (s. Lavigerie); ein Palast, ein Kloster u. s. w. erheben sich auf dem Boden des alten Kartieren Litteratur. Movers, Die Phönizier, Bd. 2, Tl. 2 (Berl. 1850);
Davis, und seine Überreste (aus dem Englischen, Lpz. 1863);
BeM, Nach- grabungen in Kartieren (aus dem Französischen, ebd. 1863); Graux, 1^68 lortiticatioiiZ ä6 l^artii^s (Par. 1876);
Meltzer, Geschichte der Karthager, Bd. 1 (Berl. 1879);
R. B. Smith, OartiiaZo anä tdo 03,i-t1ia^iniaii3 (2. Aufl., Lond. 1879);
Tissot, ^soFi-Hpliis compai-SL ä61a Z)r0vino6 romlüiiß ä'^ki-iHiis (2 Bde., Par. 1884 -88);
Vernaz, ?0ui1i63 5 (^i-t1iaF6 (1884-85, in der «IlovuL HrcIi6o1oAiqu6», Bd. 9 u. 10, 1887). Karthaune, s. Kartaune. Karthaus.
Kreiden - Kreis

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Kreis.1) Kreis [* 8] im preuß. Neg.-Bez. Danzig, [* 9] hat 1396,53 30457 weibl.) E., 136 Landgemeinden und 56 Guts- bezirke und umfaßt das Plateau von Kartieren, den höchsten Teil des norddeutschen Landrückens, mit der sog. Karthäuser Schweiz. [* 10] - 2) Kartieren oder Carthaus, Dorf und Hauptort des Kreises Kartieren, 34 1 cm westlich von Danzig, in schöner Lage an zwei ^een und an der Nebenlinie Danzig-Kartieren (51,9 Km) der Preuß. Staatsbahnen, [* 11] Sitz des Land- ratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Danzig) und einer Oberförsterei, hat (1890) 2351 meist kath. E., Post zweiter Klasse, Telegraph, [* 12] eine schöne kath. Kirche mit kunstvollen Schnitzereien und Über- reste einer Kapelle auf dem nahen Spitzberge.
Karthaufer, s. Kartäuser. Kartliäusernelke, s. Nelke. Karthli, Karthweli, s. Georgier. Kartieren, in eine Karte eintragen, im Post- verkehr die Bezeichnung für die Art und Weife, in der eine Postanstalt der andern die nachzuweisen- den bez. quittungsmäßigen Sendungen (Einschreib- sendungen, Postgeldsendungen, [* 13] Wertkästchen, Pakete mit und ohne Wertangabe) mittels einer Karte (auch mit Abgangs-und Eingangszettel) überweist. Diese .starte enthält in der Regel die Angabe des Gegen- standes, Wertbetrags, Gewichts. Dekartieren oder entkarten nennt man die Vergleichung des Befundes der eingetragenen Postsendungen. Patete und Einschreibbriefe werden im Neichspostgebiet nicht mehr einzeln kartiert, sondern nur der (Htück- itzt, sind unter C anfznsuchen. ¶