Kartenschlagen,Kartenlegen,Kartomantie, die Kunst, durch
Auflegen der
Blätter eines Kartenspiels und Deutung
derselben nach ihrer
Lage die Zukunft einer
Person vorherzusagen, wird noch gegenwärtig besonders von Zigeunerinnen, Frauen
aus niedern Volksschichten als oft einträgliches
Geschäft betrieben, da ihnen
Aberglaube und Neugierde Klienten zuführen,
selbst aus den sog. gebildeten
Kreisen. Der erste, der das K. lehrte, war der
Buchdrucker und Zeichner
Francesco Marcolini aus Forli in seinen
«Sorti» (Vened. 1540). –
Vgl. auch Etteilla
(Pseudonym des Kupferstechers Alliette),
Coursthéoretique et pratique du livre de Thot (Par. 1790) und andere
Bücher desselben Verfassers.
Berühmt als Kartenschlägerin
war die Lenormand (s. d.).
Spiele zwischen zwei oder mehrern
Personen mit schematisch gezeichneten Kartonblättern, welche
Spielkarten
(s. d.) genannt werden. Von den europ.
Ländern werden zuerst in
Italien
[* 2] Kartenspiele erwähnt, in der
Chronik des
Nikolaus von Cavelluzzo
mit der Bemerkung, daß sie 1379 in Viterbo aus dem
Lande der Saracenen eingeführt worden seien;
in England erging erst 1463 das erste Verbot gegen das Kartenspiel.
Das älteste Kartenspiel in Europa
[* 7] ist wahrscheinlich
das ital.
Tarok (s. d.), dessen
Name noch keine genügende Erklärung gefunden hat und das bereits zu Anfang
des 15. Jahrh. zu
Bologna gespielt wurde. Die
Arten der Kartenspiele haben sich seitdem überaus vermehrt. Sie sind teils Hasardspiele,
wie
Pharao, Landsknecht, Vingt-et-un, teils sog. Commercespiele.
Bei denHasardspielen (s.
Glücksspiel und
Spiel) stehen dem
Bankhalter
(«Bankier») als Gegner gegenüber eine beliebige Zahl «Pointeurs»
(Spieler; Näheres s.
Pharao).
In denCommercespielen entscheidet entweder die Zahl der
Stiche oder die Zahl der
Augen oder auch sog. Sequenzen (d.h. eine
ununterbrochene Folge von drei oder mehr Karten derselben
Farbe; z. B. Daus, König, Ober, Unter) und Kunststücke (drei oder
vier Karten desselben Wertes, z.B. drei
Damen, vier Könige). Bei allen Commercespielen wird bei jedem
Spiel «gegeben», d. h. ein
Spieler wirft den Mitspielern, je nach den Regeln des
Spiels, die Karten hin. Wer zuerst giebt, «giebt
an», wer das letzte
Spiel verteilt, «giebt ab».
Bevor das eigentliche
Spiel beginnt, wird der «Trumpf»
(à tout, Couleur) bestimmt, d. h. die
Farbe, welche
alle andern Karten von andern
Farben, selbst die höchster übersticht. Der Trumpf wird entweder durch Aufwerfen der letzten
Karte, oder durch Abheben mit der Nebenkarte oder von dem
Spieler, wenn er sein
Spiel ansagt, bestimmt. Darauf spielt bei der
meisten der Commercespiele derSpieler links des Gebers aus, er
hat die
«Vorhand», der letzte
Spieler die
«Hinterhand». Für das geistreichste aller Kartenspiele gilt das L'Hombre
(s. d.). Sehr verbreitet sind das engl.
Whist, das franz.
Pikett, das
Solo, der
Skat,
Bézigue, Ecarté,
Boston,
[* 8] Napoleon, Schafkopf
u.s.w. –
Vgl. von Posert, 72 deutsche, franz. und englische Kartenspiele (7.
Aufl., Quedlinb. 1886).
(Carthago, so von den
Römern, von den Griechen
Karchedon, von den Karthagern selbst Karthada[Kartha hadatha],d. i. Neustadt,
[* 9] genannt), Stadt im
Altertum, lag auf der Nordküste von
Afrika
[* 10] in der Gegend des heutigen
Tunis,
[* 11] auf einer Halbinsel,
die sich in einen kleinenBusen des Mittelmeers
[* 12] erstreckt. Nach der freilich durchaus sagenhaften
Tradition
gründeten Phönizier aus
Tyrus, geführt durch Dido (s. d.), die Stadt im 9. Jahrh.
v. Chr.; der älteste
Teil war Byrsa, die nachmalige
Burg. Gegen die Landseite schützte sie eine dreifache
Mauer, eine einfache
gegen die See hin, wo der innere
Hafen, Kothon genannt, die
Kriegsschiffe, der äußere die Kauffahrteischiffe
aufnahm. (S. nachstehenden
Plan.)
Die Zahl der Bewohner war gegen Ende des karthag.
Staates 700000. Das Landgebiet, welches in
Libyen teils durch Unterwerfung
libyscher
Stämme, teils durch den Anschluß altphöniz.
Kolonien, wie
Utica,
Hadrumetum, die beiden Leptis u.s.w., erworben
hatte, und dessen Bewohner zusammen mit denen der von Karthago angelegten
Städte die Gesamtheit der Libyphönizier bildete, erstreckte
sich zur Zeit seiner größten
Ausdehnung
[* 14] südlich bis zum Sebkhat-Faraûn, östlich gegen
Kyrene bis zu den
Altären der Philänen
an der
GroßenSyrte und westlich wenigstens der
Küste entlang bis an den Atlantischen Ocean.
Seit dem 7. Jahrh. begannen sie die phöniz.
Kolonien auch in
Sicilien,
Sardinien
[* 15] und
Spanien ihrem Machtgebiete zu unterwerfen,
seit dem 6. nicht nur dem Vordringen der Griechen nach Westen Halt zu gebieten, sondern dieselben auch, zuerst in
Spanien,
dann auf den genannten beiden
Inseln zurückzuwerfen. (S.Hispania.) Die Phokäer wurden, obwohl sie in
einer
Schlacht über die vereinte Flotte der Karthager und
Etrusker 537 siegten, doch von ihnen genötigt, ihre
Ansiedelung
auf Corsica
[* 16] aufzugeben.
Jenseit der Gaditanischen
Meerenge gründete Hanno an
Afrikas Westküste
Kolonien, und Himilkon befuhr die Oceanküsten Hispaniens
und
Galliens.
Über den innern Zustand des karthag.
Staates sind nur ungenügende Nachrichten erhalten.
Sicher ist, daß die
Verfassung vorwiegend aristokratisch, die Herrschaft in den
Händen einiger durch Reichtum und Abkunft
hervorragenden Familien war. Die Leitung der
Geschäfte hatte der
Rat der Alten. Dieser bestellte wenigstens thatsächlich
die
Heerführer,
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
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