entworfene und von Papst Honorius Ⅲ. 1224 bestätigte Ordensregel war sehr streng. Jeder in einer eigenen Zelle
[* 2] lebend,
dürfen die Karmeliter kein Eigentum haben, niemals Fleisch essen, sollen sich abwechselnd bei
Tag und Nacht mit
Handarbeiten und Gebet
beschäftigen und zu gewissen
Zeiten vollständiges Schweigen beobachten. Der Generalprior
SimonStock stellte
den
Orden
[* 3] in den besondern Schutz der
Jungfrau Maria, weshalb die Karmeliter sich seit 1245
Brüder der seligen
Jungfrau Maria nannten.
Als Zeichen dieses Schutzes galt das
Skapulier
[* 4] (s. d.). Von den Saracenen verdrängt, ließen sich die Karmeliter 1238–44
auf Cypern,
[* 5] in
Sicilien,
Italien,
[* 6] England,
Frankreich und
Spanien
[* 7] nieder. 1247 gab ihnen Innocenz Ⅳ. eine
mildere Regel und nahm sie unter die Bettelorden auf. Diese und weitere Milderungen in der Ordensregel führten zu vielfachen
Streitigkeiten und zur
Trennung der Observanten oder Karmeliterbarfüßer, auch unbeschuhte Karmeliter genannt, die bei der
Strenge
der ersten Regel verharrten, von den
Konventualen oder beschuhten Karmeliter, die nach den von Eugen Ⅳ. 1431 und
Pius Ⅱ. 1459 gemilderten Regeln lebten.
Außerdem bildeten sich in dem
Orden noch mehrere
Kongregationen mit eigenen Regeln und unmittelbar unter dem Papste stehenden
Generalen, so namentlich die
Kongregation von Mantua
[* 8] (seit 1600) und die
Tertiarier, die anfangs der Regel der Observanten
folgten, aber 1635 unter Papst
Urban Ⅷ. eine eigene Regel erhielten. Die
Tracht der Karmeliter bestand ursprünglich in einem weiß
und schwarz (oder braun) gestreiften Mantel, zur
Erinnerung an den Mantel des Elias, der, vom feurigen Wagen herabfallend,
solche Brandstreifen gehabt habe. Später kam die
Tracht außer Gebrauch
und sie kleideten sich wie die
Dominikaner (s.
Dominikanerorden), nur daß sie schwarz für den Rock und weiß für den Mantel bestimmten. Die Karmeliter haben
noch einige Klöster, auch in
Österreich
[* 9] und
Bayern.
[* 10] 1880 wurden die Karmeliter mit den andern
Orden aus
Frankreich ausgewiesen.
Der vonHeinrich Ⅳ. in
Frankreich errichtete Ritterorden
Unserer Lieben Frauen vom
BergeKarmel hat mit dem Mönchsorden
nur den
Namen gemein.
Die Karmeliterinnen sind zuerst in
Frankreich durch den Ordensgeneral
JohannBaptist Soreth 1452 nach der strengen Regel gestiftet
und von Papst
Nikolaus Ⅴ. bestätigt worden, sie verbreiteten sich rasch; doch unterlagen sie auch den Streitigkeiten und
Spaltungen, die durch die Milderung der Regel im
Orden hervorgetreten waren. Namentlich in
Spanien und
Frankreich haben die
Karmeliter noch Klöster, auch in
Österreich und
Bayern. –
Vgl.
Koch, Die Karmeliterklöster der niederdeutschen
Provinz, 13.–16.
Jahrh. (Freib. i. Br. 1889);
Karmeliterspiritus, Karmeliterwasser, zusammengesetzter
Melissenspiritus
(Spiritus
[* 11]
Melissae compositus),
Schlagwasser, ein altes Heilmittel, das 1611 von den barfüßigen
Karmelitern der
Rue deVaugirard in
Paris
[* 12] in den
Handel gebracht
wurde. Es ist eine farblose, gewürzhaft riechende Flüssigkeit.
Karmoisin
(Karmesin), ein roter Farbstoff, der aus der
Cochenille (s. d.) erhalten wird und aus Karminsäure
mit etwas
Thonerde
und Kalk besteht. Man stellt Karmin dar, indem man
Cochenille mit siedendem Wasser auszieht, die klar abgegossene
Lösung mit
Alaun
[* 13] versetzt und stehen läßt. Karmin setzt sich als Niederschlag ab, wird ausgewaschen
und getrocknet; oder man zieht die gepulverte
Cochenille mit einer Lösung von Natriumcarbonat aus, versetzt mit
Eiweiß und
fällt mit verdünnten Säuren, wodurch eine vorzügliche Sorte Karmin erhalten wird.
Aus 100
TeilenCochenille erhält man 3–4
Teile feinsten Karmin. Je mehr
Thonerde die Karminsorten enthalten, desto
weniger wert sind sie; als beste Sorte gilt allgemein der sog. Nacaratkarmin, von dem 1 kg 32–34
M. kostet. Der Farbstoff der
Cochenille, die Karminsäure oder das
Coccusrot, kommt auch in den
Blüten einiger
Pflanzen vor,
ist eine purpurrote, amorphe, in Wasser und
Alkohol leicht lösliche
Masse von der Zusammensetzung C17H18O10
. Sie bildet mit
Alkalien rote
Salze und zerfällt beim
Kochen mit verdünnter Schwefelsäure
[* 14] in
Traubenzucker
und in
Karminrot, C11H12O7 Karminsäure und Karmin finden gegenwärtig in der mikroskopischen
Technik als Färbemittel (sog. Kernfarben) ausgedehnte Verwendung. –
Blauer s. Indigblauschwefelsäuren; grüner Karmin ist ein
Gemenge von blauem Karmin mit gelbem Farbstoff.
(Carpodacus erythrinus Pallas),
Vogel aus der Gattung der
Gimpel (s. d.), etwas kleiner als der gemeine
Gimpel, mit karminrotemKopf, hellkarminroter
Kehle und
Brust, mit dunklen Schaftflecken, Rücken und
Hals bräunlichgrau,
Bürzel
rosenrot, Schwung- und Schwanzfedern braun mit rötlichen Säumen.
Der
Vogel bewohnt von
Polen und den
russ. Ostseeprovinzen an ostwärts den Norden
[* 15] der
Alten Welt bis Kamtschatka.
Münchener-,
Florentiner-,
Pariser-, Wienerlack,
Verbindungen und Gemenge von Karminsäure mit
Thonerdehydrat
und
Zinnoxyd. Zur
Darstellung dienen die noch Farbstoff enthaltenden Cochenillerückstände der Karminbereitung oder geringe
Cochenillesorten. Man kocht 2
TeileCochenille mit 1
TeilWeinstein und 20
Teilen Wasser, koliert, fügt 30
TeileAlaun und etwas Zinnsalz zu.
Beim Erkalten scheidet sich der feinste Lack aus. Aus der abgegossenen Flüssigkeit läßt sich
durch Zusatz von
Soda eine geringere Sorte gewinnen. Karminlack dient als Wasser- und
Ölfarbe in der Malerei,
Tapeten-,
Stein- und Buchdruckerei.
Insel im norweg.
AmtStavanger,
[* 16] vom Festland durch den schmalen Karmsund getrennt, 177 qkm groß, ist flach und
teilweise sumpfig, hat zwei Städtchen (Landungsplätze),
Skudesnäshavn (1123 E.) und
Kopervik (785 E.), ein Kupferwerk Wisnes
und zahlreiche
Hünengräber.
ägypt. Dorf im alten Stadtbezirk von
Theben, am rechten Ufer des
Nils, wo die eigentliche
Stadt des
Ammon
[* 17]
(Diospolis) lag, im Gegensatz zu der großen Totenstadt, den Memnonia der griech. Zeit,
auf dem linken Nilufer. Die Häuser von Karnak liegen um einen Seitentempel Ramses' Ⅲ. Doch versteht man jetzt unter
demTempel
[* 18] von Karnak vornehmlich den großen Reichstempel der alten Residenz, der, im
MittlernReiche bereits
gegründet, von den mächtigen Pharaonen der theban. Dynastien im Anfange des
NeuenReichs in riesenhaften Dimensionen ausgebaut,
auch später noch
bis in die
¶
mehr
Ptolemäische Zeit herab erweitert und von vielen kleinern Heiligtümern umgeben wurde. –
Vgl. Mariette-Bey, Karnak, étudetopographique et archéologique (Lpz. 1875).