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Fürsten geführte rumän. Armee einen hervorragen- den Anteil. Er eilte der bedrängten russ. Armee vor Plevna zu .Hilfe und erhielt den Ober- befehl über die dort versammelten ruff.-rumän. Streitkräfte, mit denen er 10. Dez. die Festung [* 2] bezwang und Osman Pascha gefangen nabm. '^chon zu Beginn des Krieges hatte Karl Alexander 22. Mai 187? die Unabhängigkeit Rumäniens proklamiert, die durch den Berliner Kongreß [* 3] bestätigt wurde, und wurde das Fürstentum zum Königreich erhoben. (S. Rumänien.) [* 4] Am feierte Karl Alexander sein Wjähriges Regierungsjubiläum. Seiner mit der Prinzessin Elisabeth (s. d.) von Wied geschlossenen Ehe entsproß nur eine Tochter Marie (geb. 1870, gest. 1874). Thronsolger ist sein Neffe, Prinz Ferdinand (s. d.) von Rumänien. K.s Verdienst ist es, das bis dahin von Parteien zerrissene Rumä- nien durch eine seste Regierung zur Unabhängigkeit und zu der angesehenen polit. Stellung, die es jetzt einnimmt, erhoben zu haben. -
Vgl. Aus dem Leben König K.s von Rumänien, Bd. 1'(Stuttg. 1891).
Karl August, Großherzog von mar-Eisenach (1758-1828), geb. als Sohn des Herzogs Konstantin. Da dieser schon 1758 starb, so führte die Mutter Amalia die Ober- vormundschaft und Landesverwaltung. Für Karl Alexander sowie für ihren nachgeborcnen Sohn Friedrich Fer- dinand Konstantin wählte sie die trefflichsten Er- zieher. Beider Gouverneur war, auf Friedrichs d. Gr. Empfehlung, der nachmalige preuß. Staats- minister Graf von Görtz, Lehrer der Prinzen war seit 1772 Wieland. 1775 übernahm Karl Alexander felbst die Negierung, vermählte sich mit Luise von Hessen- Darmstadt [* 5] und berief Goethe an seinen Hof, [* 6] den er 1774 auf der Durchreise in Frankfurt [* 7] a. M. kennen gelernt hatte und mit dem ihn das unbedingteste Vertrauen und eine ungetrübte Freundschaft mehr als 50 Jahre verband.
Weimar [* 8] wurde unter und durch der Karl Alexanderder Mittelpunkt der deutschen Litteratur; neben Goethe wirkten hierWieland, Herderund später auch Schiller. Denselben sichern und freien Blick bewährte Karl Alexander auch auf polit. Gebiet; er war einer der ersten Dentschcn, der die Notwendigkeit der He- gemonie Preußens [* 9] in Deutschland [* 10] erkannte; er nahm lebhaftesten Anteil an der Begründung des Deutschen Fürstenbundes 1785, mit dem ausge- sprochenen Wunsch, durch diesen Bund den natio- nalen Zusammenhang neu zu beleben. Im preusi.
Dienst machte er die Feldzüge von 1792 und 1793 mit; im Kriege von 180"; befehligte er als General- lieutenant ein besonderes Korps. Um fein Land zu retten, schloß er sich dem Rheinbunde an. Nach der Schlacht von Leipzig [* 11] ging er zu den Verbündeten über und führte als rusf. General ein aus Eaebsen, Hessen [* 12] und Russen zusammengesetztes Korps nach Belgien. [* 13] Auf dem Wiener Kongreß wurde ihm eine Gebietserweiterung zu teil; er nahm nunmehr den Titel Großherzog an. Nach dem Frieden verwendete er die erhaltenen Entschädigungsgelder, ungefähr 800000Thlr., dazu, seinem Lande wieder aufzuhel- fen, desfen Rechtspflege er gründlich verbesserte. Er war der erste deutsche Fürst, der die versprochene landständische Verfassung in seinem Lande einführte, und er blieb diesen seinen liberalen Anschauungen treu ungeachtet der Verleumdungen, die in Metternichs Kreise [* 14] gegen ihn laut wurden; ! auch hielt er die volle Preßfreiheit aufrecht, bis die ^ Wartburgsfeier und die radikalen Blätter ihn zu! einigen Bosckränkungen zwangen. Er starb plötzlich ! BrocklMis' Koilurrsaliuns Litton, it. 'Ausl. X. an einem Schlagflusse auf der Rückreise von Berlin [* 15] nach Weimar in Graditz bei TolMi/. Alle Zweige der Verwaltung wurden während seiner Regierung neu geordnet und viele Mißbräuche ab- geschafft. Ein Kenner und Freund von Kunst und Wissenschaft, machte Karl Alexander seine Residenz zu einem deutschen Athen [* 16] und war ein eifriger Beschützer der Universität zu Jena. [* 17] Der Park zu Weimar, das Residenzschloß, der Botanische Garten [* 18] zu Velvedere, die neuerbaute Bürgerschule verdanken ihm ihre Entstehung. Ihm folgte sein Sohn Karl Friedrich (s. d.). -
Vgl. Wcgele, Karl Alexander (Lpz. 1850);
Droy' sen, und Karl Alexanderund die deutsche Politik (Jena 1857); Ranke, Die deutscheu Mächte und der Fürstenbund (2 Bde., Lpz. 1871-72);
Briefwechsel des Groß- Herzogs Karl Alexander mit Goethe (hg. von Scholl, 2. Ausg., Wien [* 19] 1873);
Veaulieu-Marconnay, Anna Amalia, Karl Alexander u. s. w. (Weim. 1874);
Briefe des Herzogs Karl Alexander an Knebel und Herder (hg. von Düntzer, Lpz. 1883); Düntzer, Goethe und Karl Alexander (Lpz. 1888).
Karl Friedrich, Großherzog von Sachsen- Weimar - E i s e n a ch (1828-53), geb. zu Weimar als der ältere Sohn des Großherzogs Karl August, genoß eine sorgfältige Erziehung, vermählte sich 1804 mit Maria Paulowna (geb. der Tochter Kaiser Pauls von Ruhland, und folgte seinem Vater in der Regierung. Er beschränkte sosort die Aus- gaben sür den Vofhalt und traf zweckmäßige Ein- richtungen für die Bewirtschaftung der Waldungen, sorgte sür die Vervollständigung der Gesetzgebung, besonders auch für Kirche und Unterrichtswesen, Landbau, Handel und Gewerbe und nahm lebhaften Anteil an dem Zustandekommen des Zollvereins.
Der Bewegung des I. 1848 wußte er durch Ein- leitung umfassender Veränderungen in der Staats- verwaltung und Berufung des liberalen Staatsrats von Wydenbrugk in das Ministerium entgegenzu- treten. Er starb Seine durch Wohl- thun und hilfreiche Thätigkeit ausgezeichnete Ge- mahlin Maria Paulowna folgte ihm in den Tod. Aus ihrer Ehe entsprossen drei Kinder: der Nachsolger Großherzog Karl Alexander (s. d.), Prinzessin Marie (geb. 1808, vermählt seit mit dem Prinzen Karl von Preußen, [* 20] gest. und Prinzessin Augusta (s. d.), die Gemahlin Kaiser Wilhelms I. Karl Alexander, Großherzog von Sachsen- W e i m a r - Elsena ch (seit 1853), geb. zu Weimar, der einzige Sohn des Großherzogs Karl Friedrich und der Großfürstin Maria Paulowna, wurde von dem Legationsrat F. Soret (gest. 1865) aus Genf [* 21] erzogen, widmete sich, nachdem er 1834 und 1835 Italien [* 22] bereist hatte, 1835-37 den Stu- dien auf den Hochschulen von Jena und Leipzig und besuchte dann Osterreich, Schottland, England und Holland.
Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Breslau, [* 23] woselbst er in einen: Kürassierregiment Dienst that, begab er sich 1841 uach Petersburg [* 24] an den ihm nahe verwandten rnss. Hof, wohin er auch später öfters zurückkehrte. Am ver- mählte er sieb mit der Prinzessin Sophie Luise (geb. der Tochter König Wilhelms Il/der Niederlande. [* 25] Nach dem Tode seines Vaters, regierte er als echt konstitutioneller Fürst und verfolgte eine auf Einführung neuer zeitgemäßer Reformen gerichtete Politik im Innern sowie eine streng nationale Haltung nach außen. Die Achtung und Liebe, die er sich erworben, traten namentlich 11 ¶