115 den stehenden
Heeren, die damals entstanden, das Wort Kapital für Hauptmann an. In neuerer Zeit ist jedoch die deutsche Benennung
wiederhergestellt worden. Ferner hieß Kapital bis zum 17. Jahrh. der militär.
Befehlshaber der Schiffe,
[* 2] unter dem der Schiffer oder
Pilote (Hochseelootse) die Navigierung ausführte. Später bezeichnete
man mit Kapital den Schiffsführer der Handelsmarine; zur
Führung des
Titels sind nur solche Seeleute berechtigt,
die das Schifferexamen für große Fahrt bestanden haben. In
Frankreich heißen diese Kapital capitaine au long cours, im Gegensatz
zu den Führern der Küstenfahrer. Kapital dient ferner als Anrede für die
Chargen des Korvettenkapitäns (s. d.) undKapitäns zur
See (s. d.) in den Kriegsmarinen.
die
Charge eines Seeoffiziers, die dem Hauptmann in der
Armee gleichkommt.
Rangabzeichen des Kapitänlieutenant bilden
zwei Goldstreifen unter der
Krone am Ärmel und bewegliche
Fransen an,
unklarer Anker und zwei
Sterne auf den Epauletten.
zurSee, die
Charge eines Seeoffiziers, die dem Oberst in der
Armee gleichkommt. Rangabzeichen des kapitän zur See bilden
vier Goldstreifen unter der
Krone am Ärmel, sowie unklaren
Anker
[* 3] und zwei
Sterne auf, feststehende goldene Raupen an den Epauletten.
Die
Panzerschiffe
[* 4] erster bis dritter
Klasse und die Kreuzer erster und zweiter
Klasse sowie die großen
Schulschiffe werden von kapitän zur See kommandiert, ebenso die Matrosen- und
Werftdivisionen in den
Reichskriegshäfen. Ein kapitän zur See, der
mit
Führung eines
Geschwaders beauftragt wird, erhält gewöhnlich den
Titel eines Kommodore und trägt als solcher fünf Goldstreifen
am Ärmel.
(vom lat. capitŭlum, d.h. kleiner
Kopf), zunächst die an der
Spitze (gleichsam als
Kopf) eines Schriftabschnitts
befindliche kurze Übersicht des Hauptinhalts dieses
Abschnittes, dann ein solcher
Abschnitt selbst. Am ältesten sind die
Kapiteleinteilungen der
Heiligen Schrift. (S.
Bibel,
[* 5] Bd. 2, S. 958b.) Auf Prosaschriftsteller, zuerst auf
Theophrast und Gellius, soll
Johannes de Lapide, der
Lehrer Reuchlins, Ende des 15. Jahrh, die Kapiteleinteilung
übertragen haben.
In denBudgets (Etats) heißen Kapitel die mit fortlaufenden Nummern bezeichneten
Abschnitte, welche den Anteil
zusammenfassen, den je ein bestimmter Verwaltungszweig, z. B. die Staatsforsten, an den Einnahmen
und
Ausgaben haben.
In der Kirchensprache ist Kapitel die Versammlung oder der
Verein der zu einem
Kloster oder
Stifte gehörigen
Geistlichen, die sich anfangs täglich zur Anhörung eines Kapitel aus der
Bibel oder aus ihren Regeln versammelten; dann auch
die Versammlung geistlicher und weltlicher
Orden
[* 6] und
Brüderschaften. Wichtig wurden die Kapitel der deutschen
Bischöfe, die früher
klösterlich vereint, später das gemeinsame Leben aufgaben und nur als Korporationen mit großen Gerechtsamen
verbunden blieben. (S. Domkapitel und
Stift.)
(lat. capitolium), die
Burg der Stadt
Rom
[* 7] (s. d.) und als solche sowie als Platz des röm.
Nationalheiligtums, des
Tempels der kapitolinischen Göttertrias
(Jupiter, Juno, Minerva), der religiös-polit.
Mittelpunkt des ganzen
RömischenReichs,
lag auf dem
KapitolinischenHügel(mons Capitolinum), der sich nordwestlich vom
Palatin
über der Niederung des
Forums zu einer Höhe von 46 m ü.d.M. erhebt. Er ist mit etwa 1000 m
Umfang der kleinste unter den
sieben Hügeln
Roms und gliedert sich in zwei durch eine Einsattelung geschiedene
Höhen, deren nördliche
jetzt von der
Kirche Sta. Maria in Araceli, die südliche vom
PalastCaffarelli (jetzt deutsche
Botschaft) eingenommen ist.
Schon in frühester Zeit war der nach allen Seiten schroff abfallende und im ganzen
Altertum nur durch einen fahrbaren Weg
(den clivusCapitolinus auf der Südostseite nach dem
Forum
[* 8] hin) zugängliche
Berg befestigt. Dem König
Servius Tullius schreibt die
Tradition den Mauerring zu, von dessen
Unterbau an der Nordwestseite noch Reste zu sehen sind.
Der südl. Gipfel, das Capitolium im engern
Sinne, trug den
Tempel
[* 9] des
Jupiter. König
Tarquinius Priscus begann
den
Bau, der, von etrurischen
Baumeistern geleitet, von
Tarquinius Superbus vollendet ward.
Mehrmals durch
Feuer zerstört, wurde er 69 v.Chr. durch
Quintus Lutatius
Catulus, 70 n.Chr. von Vespasian, endlich zehn Jahre
später von Domitian wiederhergestellt, immer unter Beibehaltung des alten Plans von 74 m Länge und 51 m
Breite.
[* 10] Der
Tempel hatte drei Cellen; in der mittlern stand das
Bild des
Jupiter, links der Juno, rechts der Minerva; die Vorhalle bestand
aus drei Reihen von je sechs 9 m voneinander abstehenden Marmorsäulen. Das Dach
[* 11] bestand aus vergoldeten Bronzeplatten.
Überreich war der Schmuck an
Weihgeschenken,
Statuen und andern Kostbarkeiten. DerTempel litt sehr bei
der Plünderung
Roms durch die
Vandalen (455 n.Chr.), doch standen bedeutende Reste noch im 13. Jahrh. Der Platz um den
Tempel
(AreaCapitolina) enthielt zahlreiche kleinere Heiligtümer,
Denkmäler und
Weihgeschenke; außerhalb dieses mit einer
Mauer umschlossenen geweihten Raums lag am westl. Abhange der Felsvorsprung, von dem in
älterer Zeit die Staatsverbrecher hinuntergestürzt wurden (TarpejischerFelsen,saxum Tarpeium).
Die nördl. Höhe (46 m), der anfänglich am stärksten befestigte Punkt (die eigentliche Citadelle,
arx), trug seit 344 v.Chr. den
Tempel der ratenden Juno (Juno moneta), mit dem später das Münzamt verbunden wurde. Die zwischen
beiden Gipfeln liegende Niederung gilt als die
Stelle des von
Romulus bei Gründung der Stadt eingerichteten
Asyls. Nach der Forumsseite zu war der Platz begrenzt durch den gewaltigen, von Lutatius
Catulus 78 v.Chr. errichteten
Bau des
Tabulariums, welcher das Staatsarchiv enthielt.
Beträchtliche in das Untergeschoß des Senatorenpalastes verbaute Reste sind noch erhalten. Im frühern Mittelalter
trug der
Kapitolinische Hügel nur ein monumentales
Gebäude, die
Kirche Sta. Maria in Araceli auf dem nördl. Gipfel. Seit
der Wiederherstellung des röm. Senats 1143 gewann das Kapitol von neuem eine
Stellung als ideeller und administrativer Mittelpunkt
der Stadt; der Kapitolplatz diente lange Zeit (bis 1477) als Hauptmarkt, über den Trümmern des Tabulariums
erhob sich der festungsartige Senatorenpalast; ein Hauptaufgang von Norden
[* 12] her, die große
Treppe
[* 13] von Araceli, wurde 1348 angelegt.
Kurz vor 1540 entwarf
Michelangelo einen
Plan für die Umgestaltung des Kapitol, der in den folgenden hundert Jahren nicht ohne
mancherlei
Abweichungen ausgeführt
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C auszusuchen.
¶
mehr
wurde und dem Kapitol sein jetziges Aussehen gab. Michelangelo selbst schmückte den Platz mit der im Mittelalter beim Lateran
stehenden Bronzestatue des KaisersMarc Aurel (1538) und begann den Umbau der Façade des Senatorenpalastes; später arbeiteten
Tommaso dei Cavalieri, Giacomo della Porta, Girolamo Rainaldi nach seinen Plänen weiter.
Man steigt zum Kapitol vom Marsfelde (Piazza di Araceli) auf einer breiten Flachtreppe (cordonnata) empor,
die unter Pius Ⅳ. (1559‒65) erbaut und am obern Abschluß mit den kolossalen Marmorstatuen zweier Dioskuren
[* 15] geschmückt
ist. Der Platz, dessen Mitte das genannte Reiterbild des Marc Aurel einnimmt, ist begrenzt links von dem Palast des Kapitolinischen
Museums (erbaut 1644‒55 von Rainaldi), der eine der bedeutendsten Statuensammlungen (Eigentum der Stadt Rom) enthält; rechts
von dem Konservatorenpalast (von T. de Cavalieri 1564‒68), worin sich städtische Amtslokale, Festsäle und Museumsräume
(in diesen viele nach 1870 auf städtischem Terrain gefundene Statuen, aber auch manches aus älterm Besitz, z. B. die Wölfin
und der Dornauszieher aus Bronze,
[* 16] die Konsular- und Triumphalfasten u. s. w.; ferner eine Sammlung von Büsten berühmter Männer
der Wissenschaft [Protomoteca] sowie eine Gemäldegalerie) befinden.
Dem Aufgang gegenüber liegt der Senatorenpalast (vollendet 1592 von Rainaldi), mit stattlicher Doppeltreppe und hohem Glockenturm
von Martino Lunghi 1579). Der Hauptsaal dieses Palastes dient für die Sitzungen des röm. Stadtrats. Die
nördlichste Spitze des Kapitol ist neuerdings bestimmt worden, das Nationaldenkmal des Königs Victor Emanuel zu tragen. Der
Grundstein des kolossalen Baues wurde gelegt. Die Leitung liegt in den Händen des Architekten Sacconi. Das Kloster
von Araceli und mehrere Straßen am Fuße des Kapitol haben demoliert werden müssen.
Zur Topographie des Kapitol vgl. Jordan, Kapitol, Forum und Sacra Via (Berl. 1881); C. Re und G. B. de Rossi im «Bullettino archeologico
comunale», Bd. 10 (Rom 1882); Jordan, Topographie der Stadt Rom, Bd. 1, Abteil. 2 (Berl.
1885). Über das moderne Kapitol: Righetti, Descrizione del Campidoglio (2 Bde.,
Rom 1835‒50);
Michaelis in Lützows «Zeitschrift für bildende Kunst» (Neue Folge, Bd. 2, 1891).