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Kaltschüren, in der Glasfabrikation, [* 2] s. Glas [* 3] Md. 8, S. 39 d). Kaltwasserkur, Hydriatrik, Hydrothe- rapie, die methodische Anwendung des kalten Wassers zu Heilzwecken. Die äußerliche Anwendung des kalten Wassers als Heilmittel, welche sich im Altertum eines großen Ansehens erfreute, aber später aus hartnäckige Vorurteile und Abneigung stieß, wurde zuerst, nachdem in England James Currie (geb. gest. mit Erfolg die fieberhaften Krankheiten mit kalten Bädern behandelt hatte, von dem Bauer Vincenz Prießnitz (s. d.) in Gräfenberg bei Frcienwaldau in Osterreichisch-Schlesien in der ersten Hälfte des 19. Jahrh, empfohlen und seitdem auch in die Heil- kunde eingeführt, in neuerer Zeit in ausgedehnter Weise.
Man bedient sich hierbei des kalten Wassers in ziemlich großen Mengen als Getränk, oder zu Bädern, Douchen, Übergießungen, Abreibungen, Umschlägen und Einwicklungen. Das Trinken soll den Stoffwechsel anregen, Blutstauungen (des Unter- leibs) heben, Sekretionen (z. B. des Darmsaftes) beschleunigen, Ablagerungen (von Harngries u. dgl.) auflösen. Die Bäder werden als Voll- und Halb- oder Teilbäder gebraucht. Die Vollbäder bezwecken eine Reinigung der Haut, [* 4] bewirken die Abkühlung des Körpers, treiben das Blut aus der Haut auf tiefer gelegene Organe und wirken als kräftige Hautreize, die wiederum ihre Rückwirkung auf den ganzen Organismus ldie Herzthätigkeit, das Nerven- system) ausüben.
Nervöse Personen werden daher durch anhaltende kalte Bäder leicht anämiscb und magern ab. Der durch das kalte Bad [* 5] erlittene Wärmeverlust wird durch eine gesteigerte, mit Be- schleunigung des Stoffwechsels verbundene Wärme- produktion im Innern des Körpers ausgeglichen, woraus die krästig umstimmende, die gesamten Er- nährungsvorgänge lebhaft anregende Wirkung der Kaluga beruht. Bei den Teilbädern will man die ört- lichen Wirkungen auf einen Körperteil beschränken.
Bei den Douchen und Abreibungen kommt noch die Verstärkung [* 6] des Hautreizes ins Spiel. Umfchläge werden so angewendet, daß man die nur durch- feuchteten Tücher nicht warm werden läßt (so zur Beseitigung von Entzündungen), oder so, daß man sie erst wechselt, wenn sie warm geworden sind (Prießnitz sche Umschläge). Namentlich wendet man diese Umschläge bei Entzündungen u. s. w. an. Als eine Abart der Umschläge kann man die naß- kalten Einwicklungen oder Einpackungcn des Körpers betrachten, der dadurch (unterstützt durch vieles Trinken) in Schweiß gebracht wird.
Endlich werden zur örtlichen Anwendung des kalten Wassers, wobei die Wirkung der Kälte allein zur Geltung kommen soll, ohne daß die betreffenden Teile feucht werden, besondere Apparate, die sog. Kühlappa- rate, wie die Kühlsonde (s. d.) u. a., benutzt. Die Temperatur, welche das Wasser haben soll, ist verschieden, meist indes nur mäßig niedrig (18-25" (1.). Von wesentlicher Bedeutung zeigt sich hierbei, wie auch bei den andern Heilbädern, die Änderung der Lebensweise in den Kurorten, das müßige Leben, die Zerstreuung, die gute Küche und die Bewegung in frischer Luft, besonders aber für die Kaltwasferkurorte die mit der Anwendung des kalten Wassers verbundene Abhärtung.
Neben der Kaluga gehen öfters noch andere Kuren (Trauben-, Milch-, Molkenkur u. s. w.) einher. Als besonders wirksam erweisen sich Kaluga bei chronischen, auf allgemeinen Er- Artikt'l, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. nährungsstörungen beruhenden Krankheiten, ins- besondere bei Syphilis, Gicht, Rheumatismus, chronischen Metallvergiftungcn, bei Hypochondrie und Hysterie, bei gewissen Krampf- und Lähmungs- zuständen, chronischen Hautkrankheiten [* 7] u. dgl., wo- gegen sie bei allen eigentlichen Zehrkrankheiten (Schwindsucht, Krebs, [* 8] Zuckerruhr u. dgl.) sowie bei geistigen Störungen nachteilig wirken.
Wenn irgend eine Methode, so erfordert gerade die Hydrotherapie sachkundige Überwachung durch einen sorgfältig in- dividualisierenden Arzt. Litteratur. Petri, Wissenschaftliche Begrün- dung der Wasserkur (Kobl. 1853);
ders., Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft der Wasserkur (ebd. 1865);
Winternitz, Das methodische Wassertrinken (Wien [* 9] 1866): Runge, Die Wasserkur (Lpz. 1879): ders., Anleitung zum Gebrauch der Wasserkuren (4. Aufl., Verl. 1881);
Anjel, Grundzüge der Wasser kur in chronischen Krankheiten (2. Aufl., ebd. 1886): Winternitz, Die Hydrotherapie auf physiol. und kli- nischer Grundlage (2 Bde., 2. Aufl., Wien 1890 sg.): Franz Karl Müller, Hydrotherapie (Lpz. 1890): Preller, Die Wasserkur (ebd. 1891). Kaltwafserpumpe, eine Pumpe [* 10] an Dampf- mafchincn mit Kondensation, welche das für die Kondensation erforderliche Einfpritzwasser beschafft. Gewöhnlich gelangen Kolbenpumpen zur Verwen- dung. Wenn das Einfpritzwasser dem Kondensator [* 11] zustießt oder durch das Vakuum im Kondensator selbst angesaugt werden kann, so fällt die Kaluga weg. Kalüga.
1) Kaluga, russ. Ivalu^Lka^ FuderniM, Gouvernement im mittlern Teil des europ. Rußland, zu den großruss. Gouvernements gehörig und von den Gouvernements Moskau, [* 12] Tula und Smolensk umgeben, hat 30 929,5. (ikm mit 1209 225 E., d. i. 39 auf 1 hliin. Das Land ist eben, von tiefen Regenfchluchten und im südwestl. Teil von Aus- läufern der Waldai-Höhen durchzogen. Der Boden ist wenig fruchtbar, enthält Steinkohlen, Eifenerz, Marmor, Thonerde. Der Hauptstrom ist die schiff- bare Oka mit ihren Nebenflüssen Shisdra und Ngra. Wälder sind reichlich vorhanden. Die mittlere Tem- peratur beträgt in der Stadt Kaluga im Winter -7,2", im Sommer 18,0°, im Jahresdurchschnitt 4,7° Die Bevölkerung besteht aus Großrussen, von denen neun Zehntel zur russ.-orthodoren Kirche gehören und die Eparchie Kaluga-Borowsk bilden, mit einem Bischof an der Spitze. Die Landbewohner erbauen Roggen, Hafer, [* 13] besonders Hanf. Die Industrie ist sehr bedeutend. 1892 bestanden 221 Fabriken mit 10 Mill. Rubel Produktion, darunter Papierfabriken (2 Mill. Rubel), eine Maschinenfabrik (1,7 Mill. Rubel), viele Gerbereien, Ölmühlen u. a. 1887 wurden gewonnen 1^/2 Mill. Pud Gußeisen, 69 717 Pud Eisen, [* 14] 40000 Pud Stahl, 18000 Pud Stahl- und Eisengeräte. Bedeutend ist der Handel mit Hanf, Leinwand, Flachs, Ol, Leder, Thon-, Holz- und Glasgeschirr. Von 637 Schulen waren 606 Volksschulen. In Kaluga liegen von der Eisenbahn Wjasma-Rjaschsk 200, von der im Bau begriffenen Linie Vrjansk-Podolsk 100 km, zusammen^300 km. Das Gouvernement zerfällt in 11 Kreise: [* 15] Kaluga,. Bo- rowsk, Sbisdra, Koselsk, Lichwin, Malojaroslawez, Mcdyn, Meschtschowsk, Mosalsk, Peremyschl und Tarussa. - 2) Kreis [* 16] im mittlern Teil der östl. Hälfte des Gouvernements Kaluga, bat 1915,4 hkm, 107140 E., wenig Ackerbau, Viehzucht, [* 17] Eisen- gießereien u. a. -
3) Hauptstadt des Gouverne- ments und des Kreises Kaluga, unter 54^ 31' nördl. Br. ¶