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Arbeiterbevölkerung. Die Einzahlungen betrugen 1892/93 358 080 M., die vereinnahmten Zinsen etwa 352000 M., die ausgezahlten Renten etwa 202000, die Kapitalien rund 30 800 M., die Ver- waltungskosten rund 45000 M. Der Garantiefonds belicf sich Ostern 1893 auf fast 2 Mill. M., das Dcckungskapital auf 6,2 Mill. M., der Sicherheits- fonds auf 425 484,2i M. oder 0,9 Proz. des Deckungs- tapitals. Dilrch Aufsichtsratsbeschluß vom wird sür jede Einlage, die vor dem bestand und noch bestand, nach- träglich eine drciprozentige Dividende für jedes Ver- sicherungsjahr gewährt. Weitere Überschüsse werden dazu verwendet, Unternehmungen, welche das Wohl der arbeitenden Bevölkerung [* 2] im Auge [* 3] haben, durch Heiträge zu unterstützen. Für solche Zwecke sind in den Geschäftsjahren 1886 - 93 115000 M. gezahlt. -
Vgl. Stämmler, Die Kakao (Berl. 1880) und die Jahres- berichte derselben (Berlin)' [* 4] Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 1 (Jena [* 5] 1890), S. 230 fg. Kaiser-Wilhelm-Stiftung, f Invaliden stiftungen. Kaiferzahl, s. Indiktionencyklus. Kaiwurm, s. Apfelblütenstecher (Käfer). [* 6]
Kajaks, Boote der Eskimo (s. d.). KajapütbaumsKajeputbaum), einige Arten ^leiaieuca (s. d.), aus denen das Kajaputöl (s. d.) gewonnen wird. Kajaputöl (Kajeputöl), ein aus den Blättern des Kajaputbaums (s. Nolalsuca) durch Destillation [* 7] dargestelltes ätherisches Öl, blaftgrün sdurch Kupfer- gehalt), von einem spec. Gewicht von 0,915 bis 0,930, im rektifizierten Zustande farblos. Es wird auf den Molukken gewonnen, meist von Eingeborenen der tleinen Insel Buru, östlich von Celebes, dargestellt und kommt über Singapur [* 8] in den Handel. Es besteht zum größten Teil aus Kajaputöl, (^H^O, das durch wiederholte Rektifikation über Phospdorsäurc- anhydrid unter Abspaltung von 1 Molekül Wasser in Kajaputen, (^«Hia, von hyacinthcnäbnlichcm Geruch verwandelt wird. Man braucht das in der Medizin als Reizmittel, namentlich äußerlich, z. B. bei Nervenschmerzen, Gicht, Lähmungen, als Wurm- mittel und (in den hohlen Zahn gebracht) gegen Zahnschmerzen, auch zu Einreibungen und Waschun- gen, z. B. zum Vertreiben des Ungeziefers. Für den pharmaceutischen Gebrauch muß das rohe Öl, um es von Kupfer [* 9] zu befreien, mit Wasser destilliert werden. Nur selten kommen in Europa [* 10] die Samen [* 11] des Kajaputbaums (8eiuwa (^Mputi) vor, die ihre Wirksamkeit dem ätherischen Öle [* 12] verdanken. Das Kakao wird nicht selten verfälscht. Dieses verfälschte Kakao ist durch sein Verhalten gegen Jod, mit dem es sich entzündet, was bei dem echten Öl nicht der Fall ist, zu erkennen. In dem Arzneibuche für das Deutsche [* 13] Reich ist das Kakao nicht enthalten. Kaje, s. Quai. Kajeli, Hauptstadt der Insel Vuru (s. d.). Kajeputbaum, s. Kajaputbaum. Kajeputöl, s. Kajaputöl. Kajik (Kai'k, türt.), schlank gebautes Fabrzeug, in dem man nur mit untergeschlagenen Beinen sitzen kann; Kajiktschi, Ruderer auf einem Kakao Kajolieren (frz., spr. kascho-), liebkosen, schmei- cheln.
Kajubaum, Acajoubaum, s. ^nacai-äinm. Kajung, s. Quai. Kajüte, der Wohnraum des Kommandanten der Kriegsschiffe; die Kakao befindet sich in der Achterbatterie oder in der Kampagne (s. d.); auf Flaggschiffen ist außerdem eine Admiralskajüte vorhanden. Auf Passagierdampfern dienen die Kakao zum Aufenthalt des Kapitäns und der «Kajütspassagiere». Erste Kakao entspricht der ersten Klasse, zweite Kakao der zweiten Klasse der Eisenbahnen. Auf den übrigen Handels- schissen ist die Kakao Wohnung des Kapitäns und der Steuerleute.
Kaka, Papageienart, s. Nestorpavageien. Kakadu (?1ictoi0pliu8), eine in Australien, [* 14] den Molukken und den Philippinen einheimische Papa- geiengattung, welche sich durch eine aufrichtbare Fedcrbaubc auf dem Kopfe, kurzen, breiten, auf den Schneiden gezahnten Schnabel, kurzen Schwanz und gedrungenen Körperbau auszeichnet. Die Kakao sind sehr anfprechend gefärbt, häusig rein weiß, rofenrot oder dunkel, felten vielfarbig bunt. Sie leben in ihrem Vatcrlande in Scharen von Früchten, Kör- nern, graben aber auch Knollen [* 15] und Zwiebeln mit dem Schnabel aus und gehören zu den gelehrigsten Papageien, die sehr leicht sprechen, singen und allerlei Kunststücke machen lernen.
Man kennt etwa 40 Arten, von denen der zart rosenrot und grau ge- färbte Rosenkakadu (klictolopliuF i-OZeicÄpilwz I^'ei??.) am häufigsten nach Europa gelangt und schon für 12-15 M. zu haben ist. Der große weiße Gelb - Haubenkakadu (?1iot0lop1iu8 Fai6riw3 _i)eM.) kostet auch nur etwa 20 M., ist aber wegen seines Schreiens wenig empfehlenswert, wogegen der kleine weiße, gelbhaubigeGelbwangenkakadu(?1icw- 1opku8 cri8wtu8 ^.) wegen seiner Gelehrigkeit sebr beliebt ist und allgemein als Salon-Kakadu bezeich- net wird.
Sein Preis schwankt zwischen 25-35 M. Etwas teurer ist der Inka [* 16] kaka du (klictolopluiz I.6a,Id6Htei'i^?/., s.Tafel: Papageien III, [* 1] Fig. 1), der aber nur in seltenen Fällen gelehrig und zu- traulich ist. Der gelehrige Nothaubenkakadu (klictoloplniz in0lncc6ii8i8 Größe schwieriger zu halten. Der Preis für das Stück beträgt 80-100 M. Die Nasenkakadus (s. d.) eignen sicb nicht für die Liebhaberei, ebensowenig wie die wegen ihrer Seltenheit sehr teuren schwarzen Naben- und Ararakakadus (Cosmalos).
Von jenen siebt man in Tiergärten am häufigsten den Vartkakadu ((^I'pt0r1i7iie1iii8 Vaniläi ^at/i.), der mit etwa 400 M. bezahlt wird, wogegen der Ararakakadu (^Iici'0Fio88ii8 Hwrriini^ i^m.) das Doppelte kostet und nur selten zu haben ist. Alle genannten leben von Körnern, wie Hafer, [* 17] Mais, Hanf, Sonnenblumenkernen, Papageinüsscn u.s. w., und es giebt Beispiele, daß sie 100 und mehr Jahre in der Gefangenschaft ausgehalten haben. Gegen die Witterung sind sie nicht empfindlich, auch ver- tragen die meisten hohe Kältegrade.
Eine besondere Gattung der Kakao bilden die Nestor- kakadus (s. d.). Kakao (Cacao), ein aus den Samen (den Kakaobohnen) des Kakaobaums (s. d.) gewon- nenes Genußmittel. Die den reifen Früchten ent- nommenen Vobncn werden, ehe sie in den Handel kommen, gewöhnlich erst «gerottet» (vom engl. w i'ott, soviel wie gären lassen). Die eine Art des Nottens besteht darin, daß man die Bohnen samt dem anhängenden Fruchtmark einfach in die Erde eingräbt und sie einige Tage einer schwachen Sclbstgärung überläßt. Nach einem andern Ver- fahren legt man die Bohnen 24-28 Stunden lang in Holz- oder Steintröge, die oben zugedeckt wer- den und unten mit Abzugsöffnungen für die bei Artikel, die man unter K vermint, sind unter C aufzusuchen. ¶
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der Gärung des noch anhängenden Fruchtmuses sich bildende Flüssigkeit versehen sind. Nach dem Rotten werden die Bohnen an der Sonne [* 19] getrock- net und dann durch Reiben von dem anhängen- den Fruchtmark möglichst befreit. Doch behalten die gerotteten Bohnen einen für sie charakteristischen dunkeln erdigen Überzug, während die ungerotteten Bohnen, die direkt nach der Ernte [* 20] getrocknet wer- den, sich von dem anhängenden Mus durch Reiben vollkommen befreien lassen, weshalb ihre Schale die natürliche schön rötliche Farbe sowie die Äderung zeigt. Mangelhaft gegärte Bohnen und geringere Spielarten werden zum Zwecke der Präservierung mittels roter Erde gefärbt oder gethont (engl. cla^eä). Die ungerotteten Bohnen schmecken herb und bitter, die gerotteten jedoch bedeutend milder und aromatischer, auch ist bei ihnen, was ihre Lager- fähigkeit erhöht, die Keimkraft getötet. - Im Han- del unterscheidet man vornehmlich folgende Sorten: ^. Nn gerottet er Kakao oder Sonnen kakao:
1) Brasilianischer (Para,Bahia,Maranhon): glatt, keileiförmig, schön braunrot, an dem einen Rande fast eben, am andern stark konvex;
2) Cayenne: außen graubraun, innen blaurot;
3) Antillenkakao, a. Trinidad: groß, sehr breit, platt, säst schwarz- braun; d. Martinique: länglich, platt, braunrötlich; c. St. Domingo: klein, platt, schmal, dunkelbraun- violett. V. Gerottet er Kakao oder Erd kakao:
1) Mexikanischer oder Eoconusco: klein, stark konvex, goldlackfarbig, aromatisch, mild;
2) Esmeraldas (aus Ecuador): [* 21] dem vorigen ähnlich, noch kleiner, dunkler;
3) Guatemala: [* 22] sehr groß, stark konvex, an der Spitze schmal, sehr mild und aromatisch;
4) Ca- racas : blaßbräunlich mit grauem, erdigem Überzug, Geschmack mild und angenehm;
5) Guayaquil (aus Ecuador): fast keileiförmig, platt, braunrot, runz- lig;
6) Berbice: klein, außen grau, innen rotbraun;
7) ^urinam und Essequibo: ziemlich groß, außen schmutziggrau, innen dunkelrötlichbraun. Wie sich die Produktion auf die einzelnen Länder verteilt, ist unmöglich anzugeben, da man den Ver- brauch im Lande selbst nicht kennt; doch läßt die folgende Tabelle, die die Ausfuhr aus den Pro- duktionsgebieten im Durchfchnitt der I. 1875-85 giebt, einen Schluß auch auf die Produktion zu. ! ändcr Ecuador Trinidad Venezuela Brasilien Mexiko [* 23] (einschließt, des heimischen Handels) Grenada Martinique St. Vincent und Nachbarinseln Guadeloupe St. Lucia Celcbes Dominica Französisch-Guayana Jamaika Verschiedene Produttionsländer Ausfuhr t 14000 5 500 3 500 3 500 1500 1210 343 275 153 128 125 99 33 28 301 Zusammen ^ 30 755 Die Einfuhr in den freien Verkehr des deutschen Zollgebietes belicf sich 1892 auf 7461 t im Werte von 10893000M.AnEingangszollwurden2611000M. erhoben, d. i. 0,7 Proz. vom gefamten Zollertrag Artikel, die man unter K vcrm und 5,2 Pf. pro Kopf.
Der Verbrauch betrug (1892) 7483 t, d. i. auf den Kopf 0,i5 K3. Nach chem. Analysen finden sich im K. folgende Stoffe in wechselnden Mengen: Stärkemehl, Eiweiß- (Protem-)körper, Fett, Cellulose, Rohr- und Trau- benzucker, Kakaorot, Theobromin, Wasser und mine- ralische Stoffe (Afche). Dem Gehalt an Eiweiß- körpern (14-21 Proz.) verdankt der Kakao seinen Nähr- wert, dem Kakaorot die rötliche Farbe und seinen eigentümlichen Geschmack und dem Theobromin, einem 1841 von Wostressensky entdeckten, dem Caf- fem ähnlichen Alkaloid, feine nervenbelebende Wir- kung.
Das Fett, das bis zu 50 Proz. in den Kernen enthalten ist, kommt als Kakaobutter (s. d.) in den Handel. Die Hauptverwendung finden die Kakao- bohnen zur Fabrikation der Kakaopulver sowie der Schokolade (s. d.). Für beide Fabrikate werden die Bohnen zunächst geröstet, sodann unter Entfernung der Schalen auf verschiedenen Maschinen fein zer- kleinert. Die fo erhaltene Kakaomafs eist das Aus- gangsprodukt für die Schokoladenfabrikation so- wohl als für die verschiedenen im .Handel bekann- ten Kakaopulver.
Von diesen zeichnet sich der Puder kakao durch seinen geringen Fettgehalt (20-25 Proz.) und die damit bedingte leichte Ver- daulichkeit aus. Die für die Herstellung dieser Sorte nötige teilweise Entfernung des Fettes aus der Kakaomasse geschieht durch heißes Auspressen; gänz- lich entfetten (entölen) läßt sich der Kakao nur mit chem. Mitteln, die aber im großen nie angewendet wer- den. Gewöhnliche Kakaopulver (nicht entölte) lösen sich nicht vollständig in heißem Wasser, d. h. sie gehen beim Aufgießen mit kochendem Wasser mit diesem keine innige Verbindung ein, sondern es scheiden sich wässerige Teile auf der Oberfläche des Getränkes ab. Vollständige Löslichkeit erhält das Pulver erst durch Zusatz von Alkalien.
Solcher lös- licher oder holländischer Kakao enthält 2-5 Proz. Pott- asche resp. kohlensaurem Magnesium. Die Versuche Zipperers, die scharfen Alkalien durch die mildern Ammonium- verbindungen zu erfetzen, haben zum teilweisen Er- satz der erstern geführt. In neuester Zeit hat man gefunden, daß sich die vollkommene LösUchteit der Kakaopulver auch durch sorgfältiges Rösten der Kakaobohnen erzielen läßt, was auch nock den Vor- teil mit sich bringt, daß die Bildung brenzlicher Stoffe, die das Aroma verderben, fowie das Un- verdaulichwcrden der Eiweißbestandteile verhütet wird. (S. auch Schokolade.) Die bei der Bereitung der Kakaomaffe abfallenden Schalen werden als Kakaothee verkauft und bilden wegen ihres Ge- halts an Theobromin ein anregendes Getränk, das billig, aber nicht wohlschmeckend ist.
Geschichtliches. Den Europäern wurde der Kakao 1519 durch Cortez bekannt, der ihn bei seinem Ein- dringen in Mexiko im allgemeinen Gebrauch bei den Azteken fand; doch war er dort den 1325 von den Azteken unterjochten Tolteken schon wenigstens ein Jahrtausend vorher bekannt. Beiden Völkern dien- ten die Kakaobohnen (aztekisch XakaodM) nicht nur als Nahrungsmittel, [* 24] sie bildeten die einzige überall gangbare Münze, in der auch die Provinzen ihre Steuern an die Regierung bezahlten. Cortez fand bei Montezuma ein ungeheures Kakaolager von 2^/2 Mill. Pfd. Den Gebrauch der Kakao- bohnen als Münze fand noch Humboldt in Costa- Rica. Die gerösteten, geschälten und gestoßenen Bohnen wurden mit kaltem Wasser angerührt (die ißt, sind unter C aufzusuchen. ¶