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Umbrern, Ostern und Latinern als höchster Gott verehrt worden.
Ursprünglich wnrde er als Herr des Donners und Blitzes sowie des himmlischen Segens, von dem das Gedeihen der Feldfrucht abhängt, ange- sehen;
bald aber faßte man ihn anch als den Schützer der Treue und des Rechts, namentlich im inter- nationalen Verkehr auf, während ihm als Schwurgott für das Privatleben der ursprünglich mit ihm iden- tische Dius Fidius (s. d.) zur Seite trat.
Sehr früh bildete sich aber auch die Vorstellung heraus, daß er es sei, der die ro'm.
Heere zu Ruhm und Sieg führe, und so erhielt er als Kriegsgott und Sieg- verleiher unter verschiedenen Beinamen (Stator, Victor) eigene Kulte, und die ausgezeichnetste Kriegs- beute (die 3p0lia o^ima) wurde ihm geweiht.
Auf diefe Weise wurde er zum polit.
erst in La- tium, wo er als I. Latiaris auf dem Albaucr- berge einen berühmten Tempel, [* 2] das Vundeshcilig- tum der latinischcn Städtevcreinigung, besaß, dann in Rom [* 3] selbst;
hier war er alsI. Öptimus Mari - mus (der Beste und Größte) das ideale Haupt der Stadt und thronte als solches mit seinen beiden Hausgenossinnen Juno und Minerva in dem Kapi- tolinischen Tempel.
Sein Priester war von alters her der Flamen Dialis, dessen Amtshandlungen und Privatleben noch mit den Vorschriften uralten Zeremoniells umgeben waren;
aber auch andere Priesterschaften, wie die Fetialen und die Augurn, standen in engster Veziehuug zur Verehrung des I. Hinsichtlich der bildlichen Darstellungen s. Zeus [* 4] und die beigcsügte Tafel: Jupiter Otricoli - Juno Ludovifi. ^npiter pluvius (lat.), Jupiter Negenfpender, durch Goethe (in «Wanderers Sturmlied» und dein 22. der «Venetianifchen Epigramme») in Deutfch- land zum geflügelten Wort geworden. Iupitersbart, Pflanzenart, f. sempoi-vivum. 5upon (frz., fpr. fchüpöng),
Diminutiv von ^up6 (s. d.),
kurzer Frauenunterrock.
Iuppiter, s. Inpiter. «/n?»., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab- kürzung für Louis Iurine (fpr. fchürihn),
franz. Arzt und Naturforscher, geb. zu Genf, [* 5] gest. daselbst 5ura. (Mehrzahl von ^u8, s. d.),
die Rechte, die Rechtswissenschaft;
«I. äomeLtic^, f. DomL3tien8. Jura. 1) I. oder Schweizer Jura, das etwa 400 li^n lange und 30-50 km breite Faltengebirge, welches, hauptsächlich aus Kalksteinen der Jurafor- mation (s. d.) und der Kreide [* 6] gebildet, sich in einem konvexen Bogen [* 7] um die fchweiz. Hochebene herumlegt. Phyfikalifcher und geologischer Vau. Die ersten Faltcnzüge beginnen im Winkel [* 8] zwifchen Isöre und Rhone und werden von den Alpen [* 9] durch die Isere von St. Nazaire bis Voreppe und weiterhin durch eiue tiefere Linie getrennt, welcher entlang die Straße über St. Laurent du Pont und Les Echelles nach Chambe'ry und weiter über Aix-les-Vains, Albens und Alby nach Annecy folgt. Der I. besteht aus langgezogenen, nach NO. allmählich niedriger und breiter werdenden Parallelketten, welche fast genau den Gewölben der Faltenbildung entspre- chen und an welche sich im N. und N. breite, durch tief eingefchnittene Flußthäler gegliederte Hoch- flächen anlegen. Der höchste Rücken ist der südöst- liche, der mit steilen Felswänden aus dem schweiz. Hügellande aussteigt; gegen die Thäler der Saone, des Doubs und des Rhems senkt sich das Gebirge stufenweife. In den Hochstächen sind die Schichten des Gesteins horizontal gelagcrt; im Kettcnjura bilden sie Gewölbe, [* 10] bald geschlossene, bald geöffnete oder gesprengte, zlmschen deren Schenkeln sich in der Längsrichtung ^paltenthäler (Gewölb- und Combenthäler) hinziehen. Zwischen den Haupt- tcttcn dehnen sich einförmige Längcnlhäler aus, Mulden, von fynklinalen Schichten gebildet; feltener sind die Qucrthäler oder Klüsen, welche, die malerisck fchönsten Partien bildend, schluchtartig die Ketten durchbrechen; wenn sie eine Kette nicht der ganzen Breite [* 11] nach durchsetzen, so heißen sieHalbklusen oder Gräben (srz. ru?). Der Charakter ist einförmig; die Ketten sind lange Rücken, deren Gipfel sich nur wenig über die Kammhöhe erheben; scharf aus- geprägte Gipfelformen sind selten. Im Innern ist das Gebirge vielfach zerklüftet, von Höhlen und Trichterlöchern durchfetzt, in denen sich hier und da die Flüsse [* 12] verlieren, um nach unterirdischem Laufe wieder zu Tage zu treten (z. B. die Orbe). Die höchsten Gipfel erheben sich in der südöstl. Randkette; fast alle gewähren prachtvolle Aus- sicht auf die Seen, das schweiz. Hügelland und die Alpen; von den nördl. Gipfeln schweift der Blick bis zum Schwarzwald und den Vogefen. Zu den wichtigsten Punkten gehören: der Grand Co- lombicr (1534 m) bei Culoz, der Mont-Credoz (1624 m) bei dem Fort de l'Ecluse, der Mont- Reculet (1720 m), der Cret de la Neige (1723 m) und der Mont-Colomby dc Ger (1091 m), die höch- sten Gipsel des ganzen Gebirges, alle westlick von Genf in der Kette zwifchen der Valserine und der fchweiz. Hochebene, die Dole (1678 m), der west- lichste Schweizerberg; der Mont-Tendre (1680 m) und die Dcnt de Vaulion (1488 m) zwischeu der Orbe und der Hochebene, der Mont-Snchet (1595 m), der Chasseron (1611 m) und der Creur du Vent (1465 m) mit gewaltigem Felscirkus zwischen dem Doubs, der Areuse, dem Neuenburgersee und der Orbc, der Chaumont (1175 m) oberhalb Neuchatel, der Chasse- ral oder Gestler (1609 m) zwischen St. Immerthal und Bielersce, die Hasenmatt (1447 m) mit dem Weißenstein beiSolothurn, die Bölchenfluh (1126 m) in der Hauensteinkette, die Gislifluh (774 m) bei Aarau [* 13] und die Lagern (863 m) im Kanton Zürich. [* 14] Die westlicher und nördlicher gelegenen Ketten sind niedriger, erheben sich aber noch bis über 1400 m Höhe. Ihre wichtigsten Gipfel sind der Mont-Risour (1423 m), westlich vom Iourthale, der durch seine Käfe berühmte Mont-d'Or (1463 m) bei Iougne, die Tete de Rang (1423 m) zwifchen Chaur de Fonds und dem Val de Ruz; und im Bernifchen I. der Moron (1340 m) links, der Mont-Graitery (1272 m) und der Raimeux (1305 m) rechts von der Birs, der Mont-Terrible (1000 m) zwifchen Pruntrut und Delsberg, der Vlauenberg (878 m) bei Basel. [* 15] Der schroffe füdöstl. Absturz des Gebirges, der Parallelismus und die gleichmäßige Höhe seiner Ketten, der Mangel an großen Querthälern machen den I. ziemlich unzugänglich; nichtsdestoweniger wird er von einem ausgedehnten Netze von Kunst- strahen und Eisenbahnen durchzogen, welche meist den Längenthälern solgen, bis eine Klus oder eine niedrige Wasferfcheide einen Ausweg gestattet. Zu den wichtigsten Pässen gehören: der Col de la Faucille (1323 m) zwischen Ger und dem Thal [* 16] der Valserine, der Pah von St. Cergues (1263 m) am Fuß der Dole, der Col de Marchairuz (1450 m), der über die Kette des Mont-Tendre führt, der Paß [* 17] von Iougne zwifchen Orbe und Pontarlicr, der ¶
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Paß von Verrieres (Val Travers), der Patz von Ste. Croix zwischen dem Neuenburgersee und dem Val Travers, die Straße über die Tete de Rang uon Neuchütel nach Chaux de Fonds, die Pierre- Pertnis zwischen dcnl St. Immer- und dem Birs- thal, die Straße über den 3Nont-Terrible (les Ran- giers), der Pahwang, der Obere und der Untere Hauenstein im Solothurner I., die Stasfelegg und der Bötzberg im AargauerI. Der Col de Iougne, ^ der Paß von Verriöres, die Tete de Rang, der Mont- ! Sagne zwischen Chaux de Fonds und dem St. Im- ^ merthal, die Pierrc-Pcrtuis, der Ätont-Terrible, der ^ Untere Hauenstein und derVötzberg sind jetzt über- ! schient. Die Schwierigkeit des Terrains machte viele , Tunnel [* 19] notwendig;
die längsten sind der Tunnel von Les Loges auf der Linie Neuchatel-Chaux de Fonds, 3263 N lang, der Tunnel de la Croix, 2919 in, auf der Linie Delsverg-Pruntrut, der Bötz- bcrgtunnel auf der Linie Basel-Vrugg (2517 m) und der Hauensteintunnel auf der Linie Basel-Olten.
Gewässer. Der I. gehört in seinem nordöstl. Teil der europ. Hauptwasserscheide an und trennt auf diefer Strecke die Gewässer des Rhone- und Rheingebietes;
weiter im SW. findet nur mehr eine lokale Wasserscheidung statt, da der I. unterhalb Gens von der Rhone selbst durchbrochen wird.
Zum Rhönegebietc gehören die Venoge, die Valserine, der Ain und der Doubs;
zum Gebiet der Nordsee gehören die Birs, ferner die Zihl oder Thiele, als Quellfluß Orbe genannt, mit der Areuse aus dem Traversthal, die Dünnern u. s. w., welche in die Aare münden.
Mit Ausnahme des Neuenburger- und Bielersces am südöstl.
Rande sind die ^een klein, meist Muldenseen mit einförmigen Ufern, wie der See von ^t.
Point im Gebiet des Doubs und der Iouxsee im Gebiet der Orbe;
dagegen ist der malerische See, den der Doubs bei Les Brenets bildet, ein Klusensee. (S. Iuragewässertorrektion.) Das Klima ist verhältnismäßig rauher als in den Alpen;
die Winter sind lang und streng, reich an Schnee, [* 20] aber fast frei von Nebeln.
Die Pflan- zenwelt lehnt sich innig an die der Westalpen an (s. Alpen, Bd. 1, S. 442'd), entbehrt aber der hoch- alpinen Matten.
Die steilen Kalkmassive tragen an der Südseite hoch hinauf die Pflanzen der warmen Thalregion, in den kahlen Schluchten und auf den etwa 1400-1500 m hohen runden, grasigen Kup- pen alpinen Vlütenrcichtum.
Der Ackerbau ist meist auf die Thalsohlen und die Vorstufen des Gebirges beschränkt, auf denen, wie im Neuenburger, Solo- thurner, Bafeler und Aargauer I., auch Rebe und Nusibaum gedeihen.
Das Gebirge liefert vorzügliche Bausteine (Solothurner Marmor), lithographische Schiefer, Gips, [* 21] Steinsalz, Asphalt im Val de Tra- vers, Vohnerz, Mergel und Thon. Im ganzen ist die Bevölkerung dünn, und nur die industriellen Hochthäler von Waadt, Neuenburg [* 22] und Vorn und die fruchtbaren Hochflächen östlich der Virs sind dichter bewohnt.
Außer Ackerbau, Vieh- zucht und Bergbau [* 23] sind die wichtigsten Erwerbs- quellen die Fabrikation von Eisen- und Stahl- waren in den franz. Departements I. und Doubs und im Waadtland und Solothurn, [* 24] die Uhren- inoustrie im Waadtländer, Neuenburger und Ver- ncr I. und im franz. Depart. Doubs, die Fabri- kation von Spielwerken zu Stc.
Croix (Waadt), dic Cementfabrikation und die Erzeugung von Absinlh nn Val Travers und die Glas- und Papierfabrika- tion im Thal der Virs. .Vrockhaus' Kouvcrsations-Lexilon. 14. Aufl. IX. 2) I. oder Deutscher I., zusammenfassende Bc- zeichnuug des Gebirges, das sich mit dem Randen im Kanton Schaffhausen an den eigentlichen oder Schweizerischen I. anschließt. Es besteht aus den- selben Formationsgliedern, wie dieser, ist jedock tektonisch dadurch verschieden, daß sein Bau nichl durch Faltung, sondern ausschließlich durch Brüche bedingt ist. Er ist vom 'Rhein bis zum Main etwa 400 km lang, ohne Kcttenbildung und Längen- thäler, zeigt dagegen viele, zum Teil ihn ganz durch- schneidende Querthäler, nimmt ebenfalls gegen N. an Höhe ab, hat aber seinen Steilabfall gegen NW., seine sanftere, oft terrassenartige Böschung gegen SO. Durch den Durchbruch der Altmühl wird er in zwei Abschnitte geteilt, den Schwäbischen Jura (s. d.), zwischen Rhein und Altmühl, und den Fränkischen Jura (s. d.), zwischen Altmühl und Main mit der Fränkischen Schweiz im nörd- lichsten Teile. Jura, franz. Departement, ein Teil der alten Freigrasschaft Burgund (Franche-Comte'), wird von der Schweiz, [* 25] Kanton Waadt (O.) und den Depart. Doubs (NO.), Haute-Haöne (N.)^, Cöte-d'Or und Saöne-et-Loire (W.) und Ain («H.) begrenzt, hat 4994, m, nach Berechnung des Kriegsministerimns 5054 cilvin und (1891) 273 028 E. (darunter 3490 Ausläuder), d. i. 54 auf 1 hkm und eine Abnahme von 2,93 Proz. gegen 1886. I. zerfällt in die 4 Arrondissements Lons-le-Saunier, St. Claude, Dole und Poligny mit zusammen 32 Kantonen und 584 Gemeinden. Hauptstadt ist Lons-le-Saunier. Es gehört zum Westabfall des Iuragebirges, dessen gewellte Hochflächen sich hier zur Saöne-Ebene sen- ken. Mt Ausnahme des Val des Rousses, dessen kleiner See durch die Orbe zur Aare abstießt, gehört das Departement dem Gebiet der Rhone an, der der Ain mit der Vienne, der Ognon, der Doubs mit der Loue und die Seille durch die Saöne zu- fließen, über zwei Drittel der Vodenfläche sind wenig ergiebiges Bergland mit ausgedehnten Wei- den und Nadelwäldern^ (108 854 lia Wald), die Ebene dagegen und die Thäler am Rande der Hoch- fläche sind fruchtbar und liefern Getreide [* 26] (1891: 503 118 di Weizen auf 42800 w Land, 22155 ui Roggen auf 1800da, 408000 Iii Hafer [* 27] auf 17000 kö. 174504 di Mais) und Wein von guter Qualität (1888 auf 18097 lia 308269 Iii, 1891 auf 17261 ka 60515 di, 1881-90 im Durchschnitt 170 798 HI', der, meist mit andern vermischt, nebst Walnüssen den Hauptausfuhrartikcl bildet. Die besten Sor- ' ten sind die von Arbois, Salms, Chäteau-Chalon und Lons-le-Saunier. Der Boden ist reich an Eisen, [* 28] Marmor, Kalkstein, Bohnerz und Stein- salz. Haupterwcrbsquellen sind Acker-, Obst-und Weinbau, Viehzucht, [* 29] die in den höhern Teilen al^ Alpenwirtschaft betrieben wird und vorzüglichen Käse liefert, die Ausbeutung der Waldungen und der Mineralschätze, serner die Eisen- und Stahlindustrie, die Uhrcnfabrikation, Seidenweberei, Papierfabri- kation, Töpferei, Gerberei und die Anfertigung von Drechslerarbeiten (wdiktwi-is). Alljährlich wandern viele teils als Kleinhändler, teils als Ar- deiter in das Innere Frankreichs aus und kehren zur Erntezeit zurück. Von W. nach O. wird das . Departement von der Bahnlinie Paris-Dijon-Neu- ! chatel, von N. nach S. von der Linie Befancon- Lons-le-Saunier-Lyon durchzogen (im ganzen 294,6 km Eifenbahnen). Eine wichtige Wasserstraße bietet der Rhöne-Rhein-Kanal. Das Departement 64 ¶