Jüng-1004Seine schriftstellerische Laufbahn eröffnete J. mit der an tiefen religiösen
Anschauungen reichen, von
Goethe
zum Druck beförderten Erzählung seines Lebens: «HeinrichStillingsJugend, Jünglingsjahre, Wanderschaft» (3 Bde., Berl.
und Lpz. 1777–78),
Beide Werke ließ er dann in einer neuen Gestalt u.d.T.
«HeinrichStillings
Leben, eine wahre Geschichte» (5 Bde., Berl.
1800) erscheinen. Den
Schluß dazu bildet
«HeinrichStillingsAlter» (Heidelb. 1817),
hg. von seinem Enkel W.
Schwarz. Seine kameralistischen
Werke waren für ihre Zeit verdienstlich; berühmter aber machten ihn seine zahlreichen mysticistischen
Schriften, wie «Theobald, oder die
Schwärmer» (2 Bde., Lpz.
1784–85; 2. Aufl., ebd. 1797),
«Scenen aus dem Geisterreiche» (Frankf. 1797–1801;
neue Ausg., Stuttg. 1870).
Von seinen frühern moralisch lehrhaften, künstlerisch sehr schwachen
Romanen sind zu nennen: «Geschichte des Herrn von Morgenthau»
(2 Bde., Berl. 1779) und «Geschichte
Florentins von Fahlendorn» (3 Bde., Mannh.
1781–83; neue Aufl. 1825);
zuletzt ließ er «Erzählungen» (3 Bde.,
Frankf. 1814–15) erscheinen.
Eine schöne Charakteristik J.s giebt
Goethe: «Aus meinem Leben» (Bd.
2).
Ausgaben von J.s «Sämtlichen
Schriften» (14 Bde., 1835–39; 12 Bde.,
1841–42
u. 1843–44) sowie seiner «Lebensgeschichte» (zuletzt 1859) sind zu
Stuttgart
[* 3] erschienen. –
oder
Junius, jetzt der sechste
Monat, mit 30
Tagen, war nach dem alten röm.
Kalender, in dem das Jahr mit dem März
anfing, der vierte und erhielt seinen
Namen nach der Juno, daher er auch von Ovid mensis Junonius genannt wird; nach andern
dagegennachL.JuniusBrutus, dem ersten röm. Konsul. Im deutschen
Kalender heißt der J.
Brachmonat, weil
in ihm bei der Dreifelderwirtschaft das Brachfeld bearbeitet wird. Während der ersten zwei Drittel des J. steht die
Sonne
[* 4] im Zeichen der
Zwillinge, während des letzten in dem des
Krebses.
Als Lostage (s. d.) gelten im J.: Medardus (8.), St. Vitus
(15.),
Johannes der
Täufer (24.), Petri und Pauli (29.). Die wichtigste landwirtschaftliche Verrichtung im J. ist die Heuernte.
Die Witterung ist während der ersten zwei Drittel des J. infolge von
Regentagen und Nordwinden oft noch ziemlich kühl und
wird meist erst im letzten Drittel, nach Eintritt des
Sommersolstitiums, beständiger und wärmer; gegen
Ende des J. steigt die
Temperatur gewöhnlich schnell.
(PhylloperthahorticolaL.),
Gartenlaubkäfer, kleinerRosenkäfer,
[* 5] ein sehr häufiger, bisweilen den Gewächsen,
besonders den
Rosen, schädlicher
Käfer
[* 6] von 8 bis 10
mm Länge, blauschwarz, behaart mit braunen Flügeldecken, fliegt von
Ende Mai bis Anfang Juni.
Das Weibchen legt seine
Eier
[* 7] mit Vorliebe in Gärten, wo die Larven durch Benagen
der
Wurzeln der
Pflanzen oft schädlich werden.
Gelegentlich wird auch
der
Brach- oder Julikäfer
[* 8] (s. d.) J. genannt.
rumän.
Verein, der in Jassy entstand und anfangs nur litterar. Zwecke verfolgte.
Durch gute
Übersetzungen von Klassikern, Herausgabe von Schulbüchern und durch die von Negruzzi (s. d.)
gegründete Zeitschrift «Convorbiri literare» suchte er die rumän.
Sprache
[* 9] zu veredeln und auf die
Bildung des
Geschmacks zu wirken. Später wendete sich der
Verein auch der Politik zu und nahm
als jungkonservative Gruppierung der
Junimisten eine Mittelstellung zwischen den Liberalen unter
Bratianu
und der Bojarenpartei unter
Catargiu ein.
Schon 1888 gelang es den
Junimisten unter der
Führung von Rosetti und
Carp die Leitung
des
Staates in ihre
Hände zu bekommen. Nach mannigfachen Wechseln (s.
Rumänien)
[* 10] hat sich die jungkonservative Partei seit
dem letzten Ministerium unter
Catargiu ganz mit der hochkonservativen Bojarenpartei
Rumäniens
verschmolzen.
(lat., abgekürzt jun.), der
Jüngere, besonders als Zusatz zu dem
Namen einer
Person, die von einer ältern
(senior) gleichen
Namens unterschieden werden soll.
Briefedes, eine der merkwürdigsten Erscheinungen in der polit. Litteratur der Engländer.
Sie erschienen unter dem
PseudonymJunius im
«PublicAdvertiser» vom bis und griffen die Mitglieder des
Kabinetts und andere Staatsbeamte, die
Tribunale, das Parlament, selbst den König schonungslos, aber mit
Talent, Sachkenntnis
und
Beredsamkeit an. Ein deshalb wider den Herausgeber, den
Buchdrucker Woodfall, 1770 von der Regierung
erhobener Prozeß verlief ergebnislos. J. veranstaltete selbst 1772 eine Gesamtausgabe seiner
Briefe mit einer Widmung an
das engl.
Volk und einer Vorrede.
Neu, vermischt mit zahlreichen andern
Briefen, gab sie Woodfalls, des ersten
Verlegers, Sohn heraus (3 Bde., 1812–14). Eine
fernere
Ausgabe wurde 1849 von John
Wade veranstaltet (Neuausgabe: «Junius, A new and enlarged Edition», 2 Bde.;
Bd. 1, Lond. 1873; Bd.
2, 1869) mit einer ausführlichen
Darstellung der verschiedenen Mutmaßungen über den Ursprung der
Briefe sowie den an den
Publizisten Wilkes und an Lord Chatham gerichteten Privatbriefen. Das Publikum erschöpfte sich in Mutmaßungen über die
Person des Verfassers.
Ohne auch nur annähernde Begründnng schrieb man die
BriefeGeneral Lee, R.
Glover, dem
Genfer Delolme,
dem
Herzog von Portland, Lord
Temple u.a. zu. Allerhand spekulative Mystifikationen verstärkten die Unsicherheit; so erschienen
London
[* 16] 1800
¶
mehr
«Miscellaneous works of Hugh Boyd (author of the LettersofJ.)» und «Sketch of the life of Hugh Boyd, supposed authorof J.’letters»; ferner ebendaselbst, mit dem Anspruche, vom Schreiber der Juniusbriefe zu sein, 1814 «Memoirs by a celebratedliterary and political character, from the resignation of Rob.
Walpole, in 1742, to 1757». Nach dem Erscheinen der von Woodfalls Sohn besorgten Ausgabe der Privatbriefe
des J. behauptete John Taylor («A discovery of the author of the LettersofJ.», 1813),
der als Gelehrter und polit. Schriftsteller
bekannte Dr. Francis habe die Briefe verfaßt, sein Sohn Philip Francis habe sie abgeschrieben und zum
Druck besorgt, änderte aber 1816 («The identityof J. with a distinguished living character established») seine Vermutung
dahin, daß der jüngere Francis (s. unten) ihr alleiniger Urheber sei. Die Beweisgründe dafür waren so schlagend, daß
Macaulay sie in einem Aufsatze über Warren Hastings («Edinburgh Review», 1811) für
stark genug zur Begründung einer Kriminalanklage gegen Francis erklärte. John Jaques wies, wie schon 1825 Coventry («Criticalinquiry into the lettersofJ.»),
in der «Historyof J. and his works» (Lond. 1843) auf den aus dem Siebenjährigen Kriege bekannten
Lord George Sackville hin, ohne diese Annahme mit beachtenswerten Gründen unterstützen zu können, SirDavidBrewster glaubte den wahren J. in dem Iro-Scoten Laughlin Maclean, der 1768 Parlamentsmitglied für Arundel, 1773 General-Kriegskommissar
war und 1777 bei der Rückkehr von Westindien
[* 18] verunglückte, entdeckt zu haben; doch fand er wenig Anklang. J. Britton («Theauthorship of the Lettersof J. elucidated», Lond. 1848) stellte den Oberstlieutenant Isaar Barré als Verfasser
auf. Dagegen brachte Sir Fortunatus Dwarris in «Some new facts as to the authorship of the LettersofJ.» (ebd. 1850) neue Beweise für die Autorschaft des Ph. Francis vor. J. Symons wollte 1859 den Verfasser der
Juniusbriefe in William Burke, dem Bruder Edmund Burkes, erkennen, ohne überzeugende Gründe aufzustellen.
Neuerdings wurde die schon früher am gründlichsten verteidigte Urheberschaft Sir Philip Francis’ von Twisleton aufgenommen
und durch die von ihm veranlaßte sorgfältige Vergleichung der Handschriften des J. und des Sir Philip Francis sowie der
Korrekturbogen (im BritishMuseum) die Verfasserschaft des letztern zu kaum anfechtbarer Gewißheit erhoben
(«The handwritingof J. professionally investigated. ByMr. Charles Chabot, Expert. With preface and collateral evidence. BytheHon. Edward Twisleton», Lond. 1871).
Von Verdeutschungen der Briefe des J. ist die von ArnoldRuge (3. Aufl., Lpz. 1867) hervorzuheben; französisch
erschienen sie schon 1791. Sir Philip Francis, geb. zu Dublin,
[* 19] war seit 1756 auf Regierungsbureaus, zur Zeit
des Erscheinens der Briefe des J. First Clerk im Kriegsministerium. Seine Entlassung 1772 ward die Ursache von unzweifelhaft
von J. herrührenden, aber unter den NamenVeteran, Nemesis und Scotus gegen den Kriegsminister Lord Barrington
gerichteten Briefen.
Die Ernennung des entlassenen Unterbeamten zum Mitgliede der obersten Regierungsbehörde für Bengalen (1773) bot Grund zu
der unerwiesenen Annahme, Francis habe sich die hohe und einträgliche Stellung durch Geständnis der Verfasserschaft und
Zusicherung
fernern Schweigens verschafft. In Bengalen trat Francis sofort in schroffen Gegensatz zu dem Statthalter
Warren Hastings (s. d.) und der Politik der Ostindischen Compagnie, nahm, nachdem seine Entzweiung mit Hastings zu einem für
ihn unglücklichen Duell geführt hatte, 1780 seinen Abschied und kehrte nach England zurück, wo er längere Zeit Mitglied
des Unterhauses war, ein öffentliches Amt aber nicht bekleidete. Er starb –
Vgl. Memoirs
ofSirPhilip Francis,K. C. B. With correspondence and journals.