auffallend eigentlich erst um die Mitte der Kindheit.
Schon hier beginnt der Knochenbau der
Knaben wesentlich stärker, die
Muskulatur kräftiger, die Formen weniger gerundet und eckiger zu werden.
Schon jetzt beginnt bei den
Knaben das
Bauchatmen,
bei den Mädchen das
Brustatmen vorzuwiegen, auch die
Stimme bei den
Knaben eine etwas tiefere
Lage einzunehmen.
In allmählicher Ausbildung dieser Unterschiede rückt die Zeit heran, in welcher die Geschlechtsthätigkeit beginnt. Bis
dahin sind beide Geschlechter rasch in die Länge, weniger in die
Breite
[* 2] gewachsen; von jetzt ab geschieht das Längenwachstum
weniger schnell, und der Körper nimmt mehr an
Breite und Fülle zu. Die Ausbildung des Knochengerüstes
und der
Muskeln
[* 3] wiegt beim Jünglinge bedeutend vor, seine
Brust wird breit, der
Kehlkopf
[* 4] ist stark entwickelt und die Stimmlage
geht, oft ziemlich schnell, um eine Oktave und mehr herab;
Bart- und Schamhaare sprossen, die
Bildung des
Spermas beginnt. Bei
der
Jungfrau füllen und runden sich die Formen immer mehr ab, das
Becken gewinnt an
Umfang, die Fortpflanzungsorgane
bilden sich aus. Wie im ganzen Habitus und in den
Gesichtszügen prägt sich auch im Charakter, in der geistigen und gemütlichen
Sphäre der Unterschied immer stärker aus, der sich später zwischen Mann und Frau so ausgesprochen geltend macht.
Das rasche Wachstum, die Umgestaltung von Körper und Seele, der Eintritt neuer Körperthätigkeiten
können zahlreiche
Störungen im Gesundheitszustand bedingen. Häufig sind bei kräftigen Individuen
Blutwallungen nach dem
Kopf
(Kopfweh,
Nasenbluten), nach der
Brust
(Beklemmung,
Herzklopfen, wirkliche Herzerkrankung,
Bluthusten,
Brustentzündung,
Tuberkulose),
bei den Mädchen nach den Geschlechtsorganen
(Schwere und Druck im Kreuz,
[* 5]
Schmerzen vor dem Eintritt der
Regel).
Typhus und Rheumatismus sind gewöhnliche
Krankheiten, im allgemeinen die Erkrankungen häufig, die Sterblichkeit indes
unbedeutend.
Die rasche
Entwicklung des
Gehirns ist oft verknüpft mit extravaganter Stimmung, unklarem
Schwärmen, religiösen und geschlechtlichen
Verirrungen und häufig unmotiviertem Lebensüberdruß. Daher die in diesem
Lebensalter ausbrechende
Melancholie, der
erotische und religiöse
Wahnsinn, der
Veitstanz, der Beginn der
Epilepsie, bei Mädchen hysterische
Krämpfeu. dgl., ferner
Bleichsucht, Knochenleiden. Schwächliche erstarken aber hinwieder oft und frühere
Leiden
[* 6] heilen. Eine zu angestrengte körperliche
und geistige Thätigkeit, geschlechtliche Aufregung muß vermieden, verkehrter Geistesrichtung energisch entgegengewirkt
werden. Schwächlinge bedürfen besonderer Pflege: methodischerÜbung der Kräfte, guter Luft, kräftiger
Nahrung.
evangelische, freie
Vereinigungen junger
Männer auf
Grund christl. und vaterländischer Gesinnung,
gingen aus dem Bedürfnis hervor, die heranwachsende
Jugend, insbesondere des Handwerker- und Kaufmannsstandes, vor unsittlicher
und antichristl. Einwirkung zu bewahren. Sie
stehen meist unter Leitung von Geistlichen und wahren den konfessionellen Charakter.
Der erste evang. Jünglingsverein entstand 1831 in
Bremen.
[* 7] Neuerdings gliedern sie sich vielfach in Jünglingsabteilungen
für reifere Altersstufen und in Jugendabteilungen für das
Alter von 14 bis 17 J. Wöchentlich mindestens einmal, am
SonntagAbend, versammeln sie sich in den evang. Vereinshäusern und Herbergen zur
Heimat.
Erbauung, Belehrung, Unterhaltung wird in der Form von biblischen Besprechungen, Gebetsandachten, Vorträgen
aus allen Gebieten des
Wissens, Erörterungen, Unterrichtskursen in
Sprachen, Zeichnen,
Stenographie,
Buchführung u. s. w. geboten,
ferner durch
Bibliotheken,
Gesang,
Turnen, harmloses
Spiel,
Deklamationen und kleinere Aufführungen. Tanz,
Kartenspiel, Branntweingenuß
ist ausgeschlossen. Wandernde Mitglieder erhalten ein Wanderbuch und werden mit
Logis und Beköstigung unterstützt.
Stellenvermittelung findet hier und da statt. Spar- und
Krankenkassen sind weit verbreitet; größere
Krankenkassen, auch für
verwandte
Vereine, bestehen als eingetragene
Hilfskassen in
Berlin
[* 8] und
Elberfeld.
[* 9] Besonders rege ist die
Teilnahme an Werken der
Innern Mission, wie
Sonntagsschulen, Schriftenverbreitung, religiös-sittlicher Einwirkung auf
Alters- und Standesgenossen.
Die J.
Deutschlands
[* 10] zerfallen in
Kreis- oder Gauverbände, die in acht landschaftlich abgegrenzte Bündnisse
mit Bundespräses und Bundeskomitee zusammengefaßt sind.
Der älteste und größte
Bund ist der 1848 gegründete Westdeutsche
(VorortElberfeld). Daneben bestehen: der Ostdeutsche
Bund,
mit dem Sitz in
Berlin, der Norddeutsche
(VorortHamburg),
[* 11] der Sächsische
Bund
(Dresden),
[* 12] der Südostdeutsche (schlesische),
derThüringische, der
Süddeutsche
(VorortStuttgart),
[* 13] der Elsaß-Lothringische
(Straßburg).
[* 14] Außerdem bestehen
noch etwa 300
Vereine ohne Anschluß an größere Bündnisse. Die Gesamtzahl der J. in
Deutschland
[* 15] beträgt 1893 etwa 1400 mit
gegen 76000 Mitgliedern. Nationale Konferenzen der Bundesvorstände finden alle zwei Jahre in Eisenach
[* 16] statt.
Die J. der verschiedenen
Länder, die besonders in England und
Amerika
[* 17] verbreitet sind, bilden zusammen
einen Weltbund, der 1855 bei der Konferenz in
Paris,
[* 18] unter Wahrung der nationalen und kirchlichen Eigenart der einzelnen
Länder,
begründet wurde. Die Leitung liegt in der
Hand
[* 19] des
Internationalen Centralkomitees in Genf.
[* 20] Von dort aus und durch die alle vier
Jahre stattfindenden Weltkonferenzen wird die Sache der J. gefördert. Die deutsche
Schweiz
[* 21] zählt 210
Vereine,
die franz.
Schweiz 175;
Holland 650,
Norwegen
[* 22] 133,
Schweden 70,
Dänemark
[* 23] 110,
Belgien
[* 24] 40,
Frankreich 82,
Rußland 12,
Spanien
[* 25] 12;
in England und
Amerika nennen sich die
Vereine«Young men's
ChristianAssociations ^[fehlt: »]. Der Weltbund der
J. umfaßt jetzt: 55 nationale Bündnisse mit etwa 5000
Vereinen und 600000 Mitgliedern.
Organe der deutschen J. sind: «Der Jünglingsbote»
(Elberfeld),