vorlagern. Von
S. und SO. gesehen, stellt sie sich als schlanke
Spitze dar. Der höchste Gipfel bildet einen schmalen, etwa 10 m
langen Grat. Der nordöstlich abzweigende Grat scheidet den Jungfraufirn von den nördl.
Gletschern und endigt am Jungfraujoch
(3470 m) zwischen J. und Mönch.
Während das Silberhorn der Juraformation
[* 2] angehört, besteht die Hauptmasse des
Berges aus Gneis. Die
Besteigung der J., zum erstenmal vonRud. und Heinr.
Meyer vonAarau
[* 3] ausgeführt, wurde seither häufig wiederholt.
Silberhorn und Schneehorn wurden 1863 von E. von
Fellenberg und
KarlBaedeker erstiegen, das Lawinenthor vom Roththal zum Jungfraufirn
1860, das Jungfraujoch 1861 zuerst überschritten.
Für den
Bau einer Eisenbahn auf die J. bestehen vier
Entwürfe. Nach dem ersten soll die
Bahn als schmalspurige Adhäsionsbahn
von Lauterbrunnen ausgehen, auf der zweiten Hälfte Seil-, Zahnrad- oder elektrischen Betrieb erhalten. Die Kosten sind auf 7796800
M. berechnet. Nach dem zweiten
Entwurf (Drahtseilbetrieb mit Preßluft) soll die
Bahn vier
Abteilungen oder
Tunnels erhalten, zwischen denen
Stationen errichtet werden sollen. Der dritte
Entwurf des Obersten Locher, Erbauers der Pilatusbahn,
hat das Princip der
Berliner
[* 4] Rohrpost (zwei
Röhren
[* 5] nebeneinander von je 3 m Durchmesser); nach dem vierten soll die
Bahn (elektrischer
Betrieb) von der Wengernalp aus um das
Massiv des
Eigers herum zum Jungfraujoch und dem Plateau (4100 m)
gehen; ein
Aufzug
[* 6] (65 m) führt von da zur
Spitze. Die Erteilung der
Konzession ist von dem Nachweis abhängig gemacht, daß
der mit der schnellen
Beförderung in eine so gewaltige Höhe verbundene Luftwechsel unschädlich sei. Dieser Nachweis
wird schwerlich erbracht werden können.
Sophie, verehelichte Schuhmann, Schriftstellerin, geb. zu
Cassel, hielt sich mehrere Jahre in England
und
Italien
[* 10]
auf und lebte dann in
Cassel,
Wiesbaden,
[* 11] jetzt in Gotha.
[* 12] Sie gründete ihren Ruf durch die
Romane«Käthe, Geschichte
eines modernen Mädchens» (Lpz. 1876) und «Haus
Eckberg» (ebd. 1878),
eine vorzügliche Sittenschilderung aus dem Dreißigjährigen
Kriege.
Ihnen folgten
«Orsanna und andere Erzählungen»
(Jena
[* 13] 1880),
Gemeinde in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Reutte in
Tirol,
[* 14] an der bayr. Grenze,
hat (1890) 204 E. und gehört nach dem deutsch-österr. Handelsvertrage vom zum
Deutschen Zollverein.
Junghuhn,
Franz Wilh., Naturforscher, geb. zu
Mansfeld, studierte zu
Halle
[* 15] und
Berlin
[* 16]
Medizin,
Botanik und Geologie
[* 17] und trat dann als Compagniechirurg in die preuß.
Armee. Infolge eines Duells zu 20jähriger Gefangenschaft
auf Ehrenbreitstein verurteilt, entfloh er von dort nach 20
Monaten und kam nach
Algier, wo er als
Arzt in die Fremdenlegion
eintrat. In einem
Gefecht verwundet, nahm er seinen
Abschied, wurde vom König von
Preußen
[* 18] begnadigt und trat als Gesundheitsoffizier
in die niederländ.-ostind.
Armee ein. Auf Java im Okt. 1835 angekommen, gelangte J. sehr bald dazu, sich Gelegenheit zu
Reisen auf Java zu verschaffen. 1840 nach
Padang auf
Sumatra versetzt, bereiste er das damals noch wenig bekannte
Land derBatak. Nach Java 1842 zurückversetzt,
unternahm er die topogr.
Aufnahme, bis die Regierung ihn 1846 mit der vollständigen geolog. Untersuchung der
Insel beauftragte.
Hiermit war er bis Juni 1848 beschäftigt. Fast alle
Vulkane
[* 19] Javas sind von ihm erstiegen.
Seiner geschwächten Gesundheit wegen begab er sich 1849 mit
Urlaub nach Europa.
[* 20] J. kehrte 1855 nach Java
zurück, wo er Direktor der Chinakultur wurde, aber schon zu Lembang in den Preanger-Regentschaften starb. Von
seinen
Schriften sind, außer vielen Beiträgen zu Zeitschriften und Sammelwerken, zu nennen: «Topogr. und naturwissenschaftliche
Reisen durch Java» (hg. vonRees von Esenbeck, Magdeb. 1845),
«Java, seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart» (deutsch von Haßkarl, 3 Bde.,
Lpz. 1852–54, mit
Atlas),
[* 21]
das Hauptwerk über die Naturverhältnisse jener
Insel, nebst «Landschaftsansichten von Java» (11
Blatt,
[* 22] ebd. 1853) und einer vortrefflichen «Kaart von
het Eiland Java» (4
Blatt, Amsterd. 1855). Die
Beschreibung und Abbildungen der zahlreichen von J. aufgefundenen fossilen
Konchylien
wurden von Herklots, die der fossilen
Pflanzen von
Göppert, die Bearbeitung von J.s Herbarium von Miquel, de
Vriese,
Bentham,
Molkenboer, Haßkarl und andern u. d. T. «PlantaeJunghunianae»
(Leid. 1851 fg.) begonnen. Ferner schrieb J.: «Rückreise von Java nach Europa» (deutsch
von Haßkarl, 1851),
«Licht- en Schaduwbeelden uit de binnenlanden
van Java» (4. Aufl., Amsterd. 1866). –
Vgl. Kroon, Levensschets
van Fr. W. J. (Amsterd. 1864; aus der Zeitschrift
«De Dageraad», Aug. 1864).
und
Jungfrau, Bezeichnung für die menschlichen Individuen der beiden Geschlechter während der
Periode ihrer
geschlechtlichen
Entwicklung. Das Jünglings - und Jungfrauenalter umfaßt denjenigen Lebensabschnitt, in welchem sich die
Geschlechtsthätigkeit zu entwickeln beginnt und ihre Reife erlangt, also beim männlichen Geschlecht etwa vom 16. bis
zum 24., beim weiblichen vom 14. bis zum 20. Jahre. Der Unterschied in den körperlichen und geistigen Verhältnissen beider
Geschlechter tritt schon sehr früh hervor, indes
¶
mehr
auffallend eigentlich erst um die Mitte der Kindheit. Schon hier beginnt der Knochenbau der Knaben wesentlich stärker, die
Muskulatur kräftiger, die Formen weniger gerundet und eckiger zu werden. Schon jetzt beginnt bei den Knaben das Bauchatmen,
bei den Mädchen das Brustatmen vorzuwiegen, auch die Stimme bei den Knaben eine etwas tiefere Lage einzunehmen.
In allmählicher Ausbildung dieser Unterschiede rückt die Zeit heran, in welcher die Geschlechtsthätigkeit beginnt. Bis
dahin sind beide Geschlechter rasch in die Länge, weniger in die Breite
[* 24] gewachsen; von jetzt ab geschieht das Längenwachstum
weniger schnell, und der Körper nimmt mehr an Breite und Fülle zu. Die Ausbildung des Knochengerüstes
und der Muskeln
[* 25] wiegt beim Jünglinge bedeutend vor, seine Brust wird breit, der Kehlkopf
[* 26] ist stark entwickelt und die Stimmlage
geht, oft ziemlich schnell, um eine Oktave und mehr herab; Bart- und Schamhaare sprossen, die Bildung des Spermas beginnt. Bei
der Jungfrau füllen und runden sich die Formen immer mehr ab, das Becken gewinnt an Umfang, die Fortpflanzungsorgane
bilden sich aus. Wie im ganzen Habitus und in den Gesichtszügen prägt sich auch im Charakter, in der geistigen und gemütlichen
Sphäre der Unterschied immer stärker aus, der sich später zwischen Mann und Frau so ausgesprochen geltend macht.
Das rasche Wachstum, die Umgestaltung von Körper und Seele, der Eintritt neuer Körperthätigkeiten
können zahlreiche Störungen im Gesundheitszustand bedingen. Häufig sind bei kräftigen Individuen Blutwallungen nach dem
Kopf (Kopfweh, Nasenbluten), nach der Brust (Beklemmung, Herzklopfen, wirkliche Herzerkrankung, Bluthusten, Brustentzündung, Tuberkulose),
bei den Mädchen nach den Geschlechtsorganen (Schwere und Druck im Kreuz,
[* 27] Schmerzen vor dem Eintritt der
Regel). Typhus und Rheumatismus sind gewöhnliche Krankheiten, im allgemeinen die Erkrankungen häufig, die Sterblichkeit indes
unbedeutend.
Die rasche Entwicklung des Gehirns ist oft verknüpft mit extravaganter Stimmung, unklarem Schwärmen, religiösen und geschlechtlichen
Verirrungen und häufig unmotiviertem Lebensüberdruß. Daher die in diesem Lebensalter ausbrechende Melancholie, der
erotische und religiöse Wahnsinn, der Veitstanz, der Beginn der Epilepsie, bei Mädchen hysterische Krämpfeu. dgl., ferner
Bleichsucht, Knochenleiden. Schwächliche erstarken aber hinwieder oft und frühere Leiden
[* 28] heilen. Eine zu angestrengte körperliche
und geistige Thätigkeit, geschlechtliche Aufregung muß vermieden, verkehrter Geistesrichtung energisch entgegengewirkt
werden. Schwächlinge bedürfen besonderer Pflege: methodischer Übung der Kräfte, guter Luft, kräftiger
Nahrung.