der zwölf
Jünger Jesu. Bei
Markus wird an seiner
StelleThaddäus, bei Matthäus Lebbäus genannt. Beide
Namen hat man schon
im
Altertum für bloße
Beinamen des J. gehalten und ihn zu einem
Sohne des Alphäus und
Bruder des jüngern Jakobus gemacht.
Nach der edessenischen Legende soll J. mit demApostelThomas, nach einer andern mit dem
ApostelSimon eine
Person sein. Eine vierte, ebenfalls schon alte
Kombination jenes J. mit dem gleichnamigen
Bruder Jesu gab die Veranlassung,
ihm den im
NeuenTestament enthaltenen
Brief beizulegen, dessen Verfasser sich
«Bruder des Jakobus» nennt, d. h. des Jakobus
des Gerechten,
Bruders Jesu. Erst als
Brief eines
Apostels kam dieser
Brief des J. seit dem 4. Jahrh. in
den kirchlichen
Kanon. Die Umstände, unter denen diese
Schrift entstand, deuten auf die nachapostolische Zeit. Der Gedächtnistag
des J. in der griech.
Kirche ist der 19. Juni, in der römischen (mit
Simon gemeinsam) der 23. Okt. -
Makkābi oder J. Makkabäus
(d. i. wahrscheinlich Hammer,
[* 2] d. h. der tüchtig dreinschlagende
Krieger), jüd.
Heerführer, stammte aus dem Geschlecht der Hasmonäer (s. d.) und leitete
nach dem
Tode seines
Vaters, des Priesters Mattathias, den Befreiungskampf der
Juden gegen den syr. König
Antiochus IV.
Epiphanes und dessen Nachfolger. Von 166
v. Chr. an schlug er die syr. Feldherren Gorgias,
Lysias und Nikanor in
mehrern
Schlachten
[* 3] und war eben, wie es heißt, im
Begriff, mit den
Römern ein
Bündnis abzuschließen, als ihn ein übermächtiges
Heer derSyrer unter Bacchides zu einem neuen Kampfe nötigte, in dem er (160
v. Chr.) fiel. Der
Bericht
über seine Kriegsthaten im ersten Makkabäerbuche ist im ganzen geschichtlich treu, im zweiten
Buche ist Sagenhaftes eingemischt.
Joh. Friedr., Forstmann, geb. zu
Dresden,
[* 4] studierte 1846-48 an der Forstakademie
Tharandt, dann ein Jahr an der
UniversitätLeipzig.
[* 5] Seit 1849 war er bei der
sächs. Forsteinrichtungsanstalt beschäftigt, trat 1857 als Forstmeister für die
im böhm. Riesengebirge gelegene Waldherrschaft Hohenelbe in den Dienst des
Grafen von Morzin und übernahm 1862 die Direktion
der böhm. Forstlehranstalt
Weißwasser. 1866 wurde er als Oberforstrat und Direktor an die königlich sächs. Forstakademie
Tharandt berufen, 1876 zum
Geh. Forstrat, 1878 zum
Geh. Oberforstrat ernannt.
Außer durch zahlreiche
Abhandlungen in
forstlichen Zeitschriften hat er sich durch sein Lehrbuch «Die Forsteinrichtung»
(Dresd. 1871; 5. Aufl. 1893) einen
Namen erworben; er tritt darin für die von Preßler begründete «Reinertragslehre»
ein und entwickelt ein besonderes
Verfahren der Forsteinrichtung, das der
«Bestandswirtschaft» (s.
Kombinierte Methoden). Das 13. Heft
des «Amtlichen
Berichts über dieWiener Weltausstellung 1873» (Braunschw. 1874) enthält J.s
Bericht über
die «Forstwirtschaft». Das Handbuch von Ratzeburg: «Die Waldverderber
[* 6] und ihre Feinde», bearbeitete er in 7.
Auflage vollständig
neu (Berl. 1876),
eine 8.
Auflage u. d. T. «Lehrbuch der mitteleurop.
Forstinsektenkunde» giebt er in
Verbindung mit H. Nitsche heraus
(Wien
[* 7] 1885 fg.). 1868-87 redigierte er
das
«Tharandter forstliche Jahrbuch» (20 Bde.,
Dresden). Für das «Handbuch der Forstwissenschaft» von Lorey (Tüb. 1887
u.
1888) hat er den
Abschnitt «Forsteinrichtung» bearbeitet. 1873 erschien der erste Jahrgang
seines «Forst- und Jagdkalenders» (jährlich 2
Bände,
Berlin),
[* 8] seit 1882 bis jetzt fortgesetzt von J. und
Behm.
heißen dieAngehörigen der durch den Kult im
Tempel
[* 9] zu
Jerusalem
[* 10] geeinten religiösen Gemeinde
seit der Rückkehr aus dem babylon. Exil (die Geschichte bis dahin s.
Israel), weil die Hauptmasse dieser Gemeinde aus Nachkommen des alten
StammesJuda (s. d.) bestand. Neben diesen gehörten
auch die Nachkommen des alten
StammesBenjamin und
Teile des
Stammes Ephraim zur Gemeinde, während sich
die Bewohner der Landschaft Galiläa erst um die griech. Zeit der jüd.
Gemeinde angeschlossen haben. (S.
Judäa.) Um 536 zogen 42360 deportierte
Judäer und Benjaminiten nach
Palästina
[* 11] zurück. 458 führte
der Priester
Esra eine zweite Schar Deportierter heim und versuchte, die Gemeinde an derHand
[* 12] des in
Babylonien
entstandenen Priestercodex (s. d.) zu reformieren. Da in der Zwischenzeit die
Nachkommen der in dem
Lande verbliebenen altisrael.
Bevölkerung
[* 13] begonnen hatten, sich der
Jerusalemer Gemeinde anzuschließen, und zahlreiche Zwischenheiraten stattgefunden hatten,
so war
Esras erste Maßnahme der
Ausschluß der Fremden und die
Trennung der Mischehen. Doch scheiterte
er damals. Erst Nehemia, dem Mundschenk des
Artaxerxes Langhand, der auf seine Bitte zum Satrapen von
Judäa ernannt worden
war, gelang 444 die Durchführung dieser Maßregeln und die Einführung des Gesetzbuches
Esras. Von Hohenpriestern und
Beamten
regiert, lebten die palästinischen J., gleich ihren zahlreichen
Brüdern in
Babylonien, bis aufAlexanders
d. Gr. Eroberungen (331) ungestört unter pers. Hoheit, dann
kurze Zeit unter
Antigonus und Seleucus, und seit
Ptolemäus Lagi, der nach der Eroberung
Jerusalems 301 eine starke
Kolonie
nach
Alexandria abführte, bis 198 unter ägypt. Herrschaft.
Von den syr. Königen, denen
Judäa dann anheimfiel, wurden die J. mit
Erpressungen und seit 174 selbst
mit Religionsverfolgungen heimgesucht.
AntiochusEpiphanes ließ ein
Bild des olympischen
Jupiter im
Tempel aufstellen
(Dan. 11,
38),. verbot die
Beschneidung, befahl Schweine
[* 14] zu opfern (1
Makk. 1),. verwüstete das
Land und ließ viele dem Gesetz treu Bleibende
hinrichten. Solcher Druck weckte den Nationalstolz.
Judas Makkabi sammelte die Rechtgläubigen, schlug
die
Syrer, zog siegreich in
Jerusalem ein und stellte 164
v. Chr. den Tempeldienst wieder her.
Nach seinem
Tode 161 vollendeten seine
BrüderJonathan und
Simon das Befreiungswerk; der König von
Syrien mußte Frieden schließen,
und
Simon wurde als
Hoherpriester und Volksfürst anerkannt.
Simons Sohn,
Johannes Hyrkanus, erweiterte als König
und
Hoherpriester, 135-105
v. Chr., das Gebiet seines unabhängigen
Landes durch Eroberungen in Samaria und Idumäa; doch schon
unter seinen Enkeln, Hyrkanus II. und
Aristobulus, büßte das Land seine Unabhängigkeit wieder ein. Pompejus, durch die
um den
Thron
[* 15] streitenden
Brüder herbeigerufen, eroberte 63
v. Chr.
¶
KaiserClaudius erteilte allen J. des RömischenReichs das Bürgerrecht. Doch die Willkürlichkeiten der
Römer, die Gelderpressungen der Prokuratoren und der Parteihaß mehrten die Unzufriedenheit. Im J. 66 n. Chr.
brach dieselbe in offene Empörung gegen Rom
[* 18] aus und endete nach einem, besonders durch die Zelotenpartei unterhaltenen hartnäckigen
Kampfe Aug. 70 n. Chr. mit der Eroberung Jerusalems durch Titus, der Einäscherung des Tempels, der Niedermetzelung
und Wegführung vieler Hunderttausende von J. Einzelne Kämpfe zogen sich bis 73 hin. Die J. wurden nach allen Ländern hin
zerstreut. Besonders in den Küstenländern des Mittelmeers
[* 19] entstanden zahlreiche Judenkolonien. Während KaiserNerva die
asiatischen J. schützte, hatten sie unter Trajanus eine um so härtere Behandlung zu erdulden. Ihre letzten
Versuche, das röm. Joch abzuschütteln, unter Bar Kochba, endeten 135 n. Chr. unter dem Kaiser Hadrianus mit einem entsetzlichen
Blutbad und der Verödung Judäas. -
Vgl. E. Schürer, Geschichte des jüd. Volks im Zeitalter Jesu Christi, Tl. 1 (2. Aufl.,
Lpz. 1889-90).
Doch gerade diese furchtbaren Schläge waren es, die die J. von der einzigen ihrer Religion gefährlichen Partei, dem sadducäischen
Priesteradel, gänzlich befreiten, da dieser mit der dauernden Entziehung des Tempels als Kultstätte von selbst verschwand.
Die J. bildeten von da an eine einheitliche, den Entscheidungen des Lehrhauses, wie dieselben 210 in Mischna
und Gemara (Talmud) um 500 niedergelegt wurden (s. Judentum und Jüdische Litteratur), sich widerspruchslos unterwerfende Gemeinde.
Das Rätsel, daß eine so völlig wehrlos gemachte Gemeinde sich erhalten konnte bis auf den heutigen Tag, findet seine Lösung
darin, daß dieselbe von dem Bewußtsein durchdrungen war, das auserwählte VolkGottes zu sein, der diesem
dereinst eine herrschende Stellung unter den Völkern des Erdkreises zu schaffen verpflichtet sei, wozu der Glaube kam, daß
man durch pünktliche Beobachtung des Gesetzes gewissermaßen die Erfüllung dieser Verpflichtung von Gott erzwingen könne.
Diese Hoffnungen bildeten auch das internationale Gemeinschaftsband der J. und schieden sie zugleich
von allen Völkern, mit denen sie auf ihrer langen Wanderschaft zusammentrafen. Denn ein Wandervolk ward Israel fortan. Dadurch
bekam seine Geschichte einen zwar reichen Inhalt, aber einen vielfach zersplitterten Charakter.
Seit der Vernichtung des nationalen jüdischen Staates hörte der bisherige Gegensatz des palästinischen Judentums und der
Diaspora von selbst auf. Sogar das «Lehrhaus» wanderte
nach Babylonien aus. Dort lebten die J. frei von Druck und
konnten sich ganz dem Ausbau ihrer gesetzlichen Litteratur widmen,
die in dem sog. babylon. Talmud (um 500) ihren Abschluß fand. - Im RömischenReiche blieb trotz einzelner günstigerer Perioden
unter AntoninusPius und Alexander Severus die Lage der J. eine gedrückte.
Namentlich wandte sich das unter Konstantin zur Staatsreligion erhobene Christentum (330) sofort feindlich gegen das Judentum.
Im Oströmischen Reiche erließ besonders Justinianus 530 gehässige Gesetze gegen die J., woraus sich ihr Anschluß an die
feindlichen Perser erklärt. Doch die plötzliche Wiedererstarkung des ByzantinischenReichs unter Heraklius
machte den Hoffnungen der J., die sich besonders in Palästina zu Ausschreitungen gegen die nichtjüd. Bevölkerung haben hinreißen
lassen, ein jähes Ende. Im 8. Jahrh. trafen sie weitere Verfolgungen, die eine große jüd.
Auswanderung in das Land derChasaren an der Wolga veranlaßten, wo sie ein Reich gründeten, das unter einem
selbständigen jüd. Könige bis ins 11. Jahrh. bestand.
Die staatlichen und religiösen Neubildungen des beginnenden Mittelalters fanden fast überall bereits jüd.
Kolonisten vor. So das Ostgotenreich in Dacien, Illyrien und in ganz Italien.
[* 20] Namentlich hier hatten sie damals glückliche
Zeiten. Selbst die Päpste, besonders Gregor d. Gr. (600), waren mild und gerecht gegen sie. Auch unter
den Westgoten hatten sie es anfänglich gut, bis König Reccared von Spanien
[* 21] vom arianischen zum kath. Bekenntnis übertrat.
Damit begannen 590 die Bedrückungen, denen bald Verfolgungen und Zwangstaufen nachfolgten.
Der Islam, dessen Religion so viel jüd. Elemente in sich barg (vgl. A.
Geiger, Was hat Mohammed aus dem Judentum aufgenommen, Bonn
[* 22] 1833; H. Hirschfeld, Beiträge zur Erklärung des Koran, Lpz. 1886),
war principiell gegen die J. duldsam, wenn hier und da auch vereinzelte Verfolgungen stattfanden. Nirgends ward ihnen in
mohammed. Ländern die freie Übung ihrer Religion verwehrt. Unter diesen Umständen ist es erklärlich,
daß sie die arab.-maur. Eroberer Spaniens als Erretter begrüßten und bei ihrem Einfall unterstützten (711). In Spanien hatten
die J. dann auch unter dem Chalifat ihre glücklichste Zeit.
Ihre Begabung für Finanzen und Diplomatie verschaffte ihnen hervorragende Stellungen im Staate. Infolge der Berührung mit der
arab.-maur. Kultur entstand jene Blüte
[* 23] der Litteratur des span. Judentums, die zu den glänzendsten Erscheinungen
seiner ganzen geistigen Kultur gehört. (Vgl. Jüdische Litteratur und M. Güdemann, Das jüd. Unterrichtswesen während der
span.-arab. Periode, Wien 1873.) - Wie die jüd. Kolonisten Galliens unter röm. Herrschaft meist gute Tage gehabt hatten, so
erfreuten sie sich auch im Frankenreich unter den merowing. und karoling.
Herrschern einer milden Behandlung, ja unter Karl d. Gr. und Ludwig dem Frommen sogar einer gewissen Bevorzugung. Ein Symptom
der Stellung, die sie damals hatten, ist der ÜbertrittBodos, des Hofkaplans Ludwigs, zum Judentum. Große jüd. Gemeinden bestanden
in Paris,
[* 24] Lyon,
[* 25] Toulouse,
[* 26] Narbonne und Lunel. Erst seit Agobard («De Judaicis superstitionibus», «De insolentia
Judaeorum»),
der Erzbischof von Lyon war (gest. 841), begannen die Hetzereien des fanatischen Katholicismus, die später so
traurige Folgen nach sich ziehen sollten.
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