959 Anfangs war er als praktischer
Arzt,
Geburtshelfer und besonders auch als Orthopäd thätig. Auf letzterm Gebiete erwarb
er sich nicht geringe Verdienste, indem er mildere Methoden und
Maschinen einführte und dieselben in mehrern
Schriften, wie,
«Über die Klumpfüße»
(Marburg
[* 2] 1806) und
«Über die Verkrümmungen des menschlichen Körpers» (Lpz. 1816),
verbreitete. Eine bleibende
Stelle hat sich jedoch J. besonders in der Geschichte der
Geburtshilfe gesichert, indem er hier,
durch die
SchriftenBoers geleitet, die willkürlichen geburtsärztlichen
Operationen zu beseitigen und der Naturthätigkeit
im Geburtsakte ihr
Recht wiederzugeben suchte.
Seit 1810 Professor der
Geburtshilfe und Direktor der Entbindungsschule zu
Leipzig,
[* 3] wirkte er in dieser
Stellung bis zu seinem
Tode, J. schrieb u. a.: «Handbuch der
Krankheiten des Weibes» (3. Aufl., Lpz. 1831),
«Handbuch
der
Geburtshilfe» (3. Aufl., ebd. 1833),
«Handbuch der speciellen
Therapie für
Ärzte» (ebd. 1835),
Joseph Edmund, ultramontaner Politiker, geb. zu Immenstadt im
Algäu, absolvierte die theol.
Studien
in
München,
[* 4] ward aber durch
Döllinger zum histor. Fach angeleitet, trat 1847 in den Archivdienst und erhielt 1866 dasAmt
eines Kreisarchivars von
Niederbayern auf Schloß
Trausnitz bei Landshut.
[* 5] Als
Frucht archivalischer Quellenstudien erschien
sein Hauptwerk, die Geschichte des großen
Bauernkrieges u. d. T.
«Deutschland
[* 6] in der Revolutionsperiode von 1522 bis 1526»
(Freib. i. Br. 1850). Später veröffentlichte er noch die mehr publizistischen Werke:
«Geschichte des
Protestantismus in seiner neuesten
Entwicklung» (2 Bde., Freib. i. Br.
1857) und «Geschichte der socialpolit. Parteien in
Deutschland» (ebd. 1867). J. übernahm 1852, nach
Guido Görres'
Tod, die
Redaktion der «Historisch-politischen
Blätter» (s. d.),
für die er zahlreiche
Abhandlungen verfaßte, und in deren «Zeitläuften»
nachher seine ganze schriftstellerische Thätigkeit aufging. Seit 1865 Mitglied der bayr. Kammer,
sah er sich 1869 an die
Spitze einer oppositionellen
Majorität, der Partei der «Patrioten», gestellt und
veranlaßte Jan. 1870 durch die von ihm verfaßte
Adresse den
Sturz des Ministerpräsidenten Fürsten Hohenlohe. konnte aber
im Juli 1870 die bewaffnete
NeutralitätBayerns in dem ausbrechenden
Kriege und im Jan. 1871 die Verwerfung der Versailles
[* 7] Verträge nicht durchsetzen. Im Okt. 1875 forderte J. vergeblich als Referent über die von ihm verfaßte
Adresse die Entlassung des Ministeriums; auch der von ihm eingebrachte Initiativgesetzentwurf wegen Erlassung eines neuen
Landtagswahlgesetzes erlangte Juni 1876 nicht die nötige Zweidrittel-Mehrheit. Mit der damaligen Haltung der klerikalen
Partei in der Kammer nicht einverstanden, zog sich J., der auch 1868 Mitglied des Zollparlaments und
1874–78 Mitglied des
Reichstags (Centrum) gewesen war, 1881 vom parlamentarischen Leben vollständig zurück, setzte aber
in den «Histor.-polit.
Blättern» den publizistischen Kampf für den
Ultramontanismus eifrig fort.
PassodiSanJ., deutsch
Jöriberg, Saumpaß über die südl.Ausläufer der
Tambokette in
den
Adula-Alpen (s. Ostalpen), führt von
Bellinzona nach Gravedona am
Comersee. Der Weg zweigt bei Giubiasco von der
Gotthardbahn
und
Straße ab und steigt östlich durch
Val Morobbia zur Paßhöhe (1956 m) hinauf, welche die Grenze zwischen
Schweiz
[* 8] und
Italien
[* 9] und die
Wasserscheide zwischen
Ticino undAdda bildet. Auf der ital. Seite gabelt sich der Weg und
führt einerseits über Brancio, andererseits über Garzeno nach Gravedona.
Pio, ital.
Maler, geb. zu
Rom,
[* 10] wo weniger der Unterricht (1856–64) an der St. Lukasakademie als
Fortuny
(s. d.) Einfluß auf seine
Richtung hatte, in der eine fröhliche Farbenpracht, lebendige
Komposition und
zierlicher
Geschmack die vorherrschenden
Momente bilden. J. bewegt sich mit gleicher Gewandtheit auf dem Gebiete des
Genres
wie auf dem der Landschaft. Zu seinen frühesten
Arbeiten gehört
Römisches Bauermädchen, einem Hirten zu trinken reichend;
dann entstanden:
Konzert in Genzano, Sonntagsmorgen
vor derPorta del Popolo in
Rom
(GoldeneMedaille,
Münch.
1869),
Spanischer Tanz (1872), Heimkehr ins
Kloster (1873),Forio d'Ischia,
Taufe auf Ischia
[* 11] (1878),Beim Antiquar. J. machte
viele
Reisen, sowohl in
Deutschland,
Frankreich und England als auch in
Spanien
[* 12] (1871–72) und im eigenen Vaterlande. Von seinen
neuesten Werken sind zu nennen: Der
Tempel
[* 13] desAntoninus und der Faustina, Die Flucht des Papstes Eugen
IV. (1883; Nationalgalerie in
Rom), Dämmerung in der röm.
Campagna, Die röm.
Braut, Der Zeitvertreib des Großvaters, Sommerwende.
Außerdem ist J. auch als Aquarellist thätig.
1)
Kreis
[* 14] im preuß. Reg.-Bez.Stade,
[* 15] hat 166,82 qkm, (1890) 20899 (10347 männl., 10552 weibl.) E., 1 Stadt
und 20 Landgemeinden. –
2) Dorf und Hauptort des Kreises J. sowie der
MarschAltes Land (s. d.), 6 km nordnordwestlich von
Buxtehude und 1 km von der
Elbe, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht
Stade), hat (1890) 1391 evang. E., Post,
Telegraph
[* 16] und evang.
Pfarrkirche.
(Yoruba), in der Haussasprache und auf ältern europ. Karten
Yarriba genannt, war ein ansehnliches Königreich
in
Afrika
[* 18] mit der Hauptstadt
Ojo, zwischen Dahome und
Benin, reichte im
NO. und O. bis zum
Niger und im S.
fast bis zur
Bai von
Benin, ging aber seit dem zweiten Viertel des 19. Jahrh. zum
Teil an die
Fulbe des
ReichsGando verloren oder
zersplitterte sich in mehrere Einzelherrschaften und Republiken, von denen
Abeokuta (s. d.) und J. die
bedeutendsten sind, mit 2–3 Mill. E. Den
Kern der
Bevölkerung
[* 19] bildet das Negervolk der J. (zu
Sierra LeoneAku, in ihrer
Sprache
[* 20] aber Nago genannt), welches vorzugsweise das gebirgige
Innere bewohnt. Zwischen diesem und dem Odo-Onafluß breitet
sich eine weite, mit
¶
mehr
960 Nahrungsmitteln überaus gesegnete, gartengleiche Landschaft aus. Die J. sind ein freundliches und gelehriges Volk, fleißige
Bebauer der Mais, Hirse,
[* 22] Maniok, Bataten tragenden Felder und geschickte Handwerker alsWeber, Färber, Schmiede u.s.w. Wegen
der fortwährenden Fehden unter den einzelnen Stämmen sahen sie sich gezwungen, in großen Städten sichere Zuflucht zu
suchen, und diese wurden die Centren einer Anzahl kleiner Reiche. In neuerer Zeit sind sie teilweise zum Islam übergegangen,
teilweise auch zum Christentum; es bestehen 11 Missionsstationen.
Die Jorubasprache, welche in mehrern Dialekten gesprochen wird und mit dem benachbarten Nupe verwandt ist, haben die Missionare
Crowther (ein Neger) und Bowen bearbeitet. Wichtigster Handelsartikel ist Palmöl, welches über Lagos
und Badagry zur Ausfuhr gelangt, ferner Kautschuk, Sheabutter und Indigo.
[* 23] Die Hauptstadt von J. ist Ojo mit 70000 E., der Haupthandelsplatz
Ibadan am Odo-Onafluß, 50 km südlich von Ojo, mit 200000 E. Ogbomosho hat 60000 E. Der ungehinderte Verkehr nach der Küste
und Lagos wurde lange Zeit durch das Volk der Jebu bei Ode versperrt, bis es den Engländern im Mai 1892 gelang, diese mit
Waffengewalt zu unterwerfen. –
Vgl. Rohlfs, Quer durch Afrika, Bd. 2 (Lpz. 1875);
Alvan Millson in den «Proceedings of theRoyal GeographicalSociety» (Lond. 1891).