es auch jetzt noch zur Anwendung kommt. Dieses österr. oder sog.
Wiener J. umfaßt eine
Fläche von 1600 Quadratklaftern (57 600 Quadratfuß)
oder 5754,644 qm und entspricht somit 0,57546 ha oder 1,423 engl.
Acres. Die Landwirte rechnen das J. zu 3 Metzen
Aussaat.
Ferner war und ist in gleicherWeise das J. in
Ungarn
[* 2] im Gebrauch, wo es 1100-1300
Wiener Quadratklaftern
groß ist, gewöhnlich aber zu 1200 Quadratklaftern = ¾
Wiener J. oder 0,4316 ha gerechnet wird. Außerdem war das J. unter
dem
Namen Jück,
Juck oder
Juch bis Ende 1871 ein Feldmaß im Großherzogtum Oldenburg,
[* 3] wo zweierlei Jück vorkamen:
das Katasterjück oder alte Jück von 64000 Quadratfuß = 56,028
a unddas neue Jück von 51 840 Ouadratfuß = 45,383 a = 0,81
alte Jück;
40 alte Jück machten einen
Bau. (S. auch
Juchart.)
Christian Gottlieb, Lexikograph, geb. inLeipzig,
[* 6] wo er anfangs
Medizin, dann
Theologie studierte. Nachdem er sich 1717 habilitiert hatte, erhielt er 1730 eine ord. Professur in der philos.
Fakultät, 1732 die
Professur der Geschichte. In der
Philosophie gehörte er der Wolfschen
Richtung an. 1742 wurde er Universitätsbibliothekar;
auch war er lange Redacteur der
Leipziger«Acta eruditorum». Er starb J.s noch immer unentbehrliches
«Allgemeines Gelehrten-Lexikon» (4 Bde., Lpz.
1750-51),
vermehrt von Dunkel (3 Bde.,
Cöthen
[* 7] 1753-60),
das in etwa 76000
Artikeln alle Gelehrten «vom Anfange der Welt» bis 1750 behandelt,
ergänzte
Adelung bis J (2 Bde., Lpz. 1784-87),
Rotermund bis Rinov (Bd. 1-6, Abteil.
3,Brem. 1810-22).
August Giacomo,
Freiherr von Cotignola, österr. Feldmarschalllieutenant und deutscher
Reichsminister, geb. zu
Hamburg,
[* 8] ging nach
Paris,
[* 9] um Militärwissenschaften zu studieren, und begab sich 1827 nach
Griechenland,
[* 10] wo er am griech. Befreiungskampf
als
Adjutant des
Generals Church teilnahm. 1835 begab sich J., durch die
Intriguen der Nationalpartei vertrieben,
nach England und trat in die engl.-span. Fremdenlegion ein, wo er zum
Chef des Generalquartiermeisterstabs ernannt und 1837 zum
Brigadegeneral befördert wurde. 1838 nach Beendigung des Bürgerkrieges begab er sich nach England zurück, von wo er bald
darauf im
Auftrage Lord Palmerstons nach
Konstantinopel
[* 11] ging, um den
Krieg gegen
Syrien vorzubereiten. 1840 von
der
Pforte zum Divisionsgeneral befördert, war er als Generalstabschef der vereinigten türk.-engl.-österr.
Armeen bei der Einnahme von St.
Jean d'Acre (Nov. 1840) thätig. Im Dez. 1840 übernahm er den Oberbefehl über das türk.
Heer und wurde dann nach Beendigung des Feldzuges im Kriegsministerium beschäftigt. Die Märzrevolution 1848 rief
ihn nach
Deutschland
[* 12] zurück, wo ihm der Reichsverweser Erzherzog
Johann März 1849 das Ministerium des Äußern und der Marine
übertrug. Nach dem Rücktritt des Erzherzogs und
Auflösung des Reichsministeriums (Dez. 1849) zog sich J. in das Privatleben
zurück. 1859 wurde er zum österr. Feldmarschalllieutenant ernannt, trat jedoch nicht mehr in Thätigkeit.
Nach dem Frieden von Villafranca erhob ihn der
Kaiser in den Freiherrenstand. Er starb in
Bamberg.
[* 13] J. veröffentlichte
u. a. «Der
SyrischeKrieg und der
Verfall des Osmanenreichs seit 1840» (Frankf. 1856); seine «Gesammelten
Schriften» (4 Bde., Berl.
1883-84) gabThomas heraus.
Dorf in der
Amtshauptmannschaft Plauen
[* 14] der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau,
[* 15] 9 km im
NO. von Plauen, auf
der Höhe über dem romantischen
Trieb- und Elsterthal, an der Mündung der
Trieb in die Elster
[* 16] und der Linie
Leipzig-Hof der
Sächs. Staatsbahnen,
[* 17] hat (1890) 215 E., Postagentur,
Telegraph,
[* 18] Fernsprecheinrichtung, Wasserleitung
[* 19] und ist eine vielbesuchte
Sommerfrische. Die
Bahn überschreitet hier auf einem 68 m hohen, 281 m langen
Viadukt mit zwei Bogenreihen
das Elsterthal; durch einen der untern drei
Bogen
[* 20] führt die Linie Weischlitz-Gera der Sächs. Staatsbahnen mit der unter
J. gelegenen Haltestelle Barthmühle. In der Umgegend befinden sich Eisenlager und Eisenwerke.
(engl., spr. dschockĕ), Reitknecht oder Reitbursche.
Meistens versteht man unter J. den berufsmäßigen Rennreiter. Im Gegensatz dazu steht der Herrenreiter (s. d.),
oder kurz Gentleman rider oder kurze Gentleman, auch Gentleman-Jockey genannt. Rennen, in denen dieser reitet, schließen
das Reiten von J. aus. Sind J. für einen bestimmten Rennstall engagiert, so dürfen sie ohne Erlaubnis
ihres Herrn für andere
Personen nicht reiten. Jeder J. muß, wenn er als solcher thätig sein will, von den betreffenden
Rennvereinen eine sog. Reitlicenz besitzen. Diese kann ihm, wenn er sich gegen das Rennreglement
vergeht, zeitweilig oder ganz entzogen werden. Geringere Verstöße finden in Geldstrafen ihre Erledigung.
eine geschlossene Gesellschaft, deren Mitglieder Förderer und Liebhaber von Pferderennen sind. J. giebt
es in
Wien,
[* 21]
Pest,
Paris und
London.
[* 22]
Wettrennen, bei dem nur
Jockeys (s. d.) ^[= (engl., spr. dschockĕ), Reitknecht oder Reitbursche. Meistens versteht man unter J. den berufsmäß ...] reiten.
(vom grch. ioeidēs,
d. i. veilchenfarbig), chem. Zeichen J,
Atomgewicht 126,9, ein nichtmetallisches, zu den
Halogenen
gehörendes einwertiges Element. Es wurde 1811 von Courtois entdeckt, aber erst von
Davy und
Gay-Lussac genauer untersucht
und als Element erkannt. Das J. ist in der Natur sehr weit verbreitet, kommt aber immer nur sehr spärlich
und nie im freien Zustande, sondern nur in
Verbindungen mit Metallen vor. Es findet sich in einzelnen seltenen
Mineralien
[* 24] als
Jodsilber,
Jodquecksilber oder
Jodammonium, spurenweise in
Phosphoriten,
Steinkohlen, in sehr vielen
¶
mehr
Heilquellen, im Meereswasser, in dem Caliche, aus dem durch Raffination der Chilesalpeter dargestellt wird, in sehr vielen
Landpflanzen und den daraus dargestellten Produkten, reichlicher in Meerespflanzen und in den im Meere lebenden Tieren. In
verhältnismäßig größter Menge tritt es in den Meeresalgen, Fucus, Laminaria u. a., auf.
Diese Gewächse haben eine besondere Befähigung für dle Aufspeicherung von Jodverbindungen. Dieselben
sind daher auch, solange man in Europa
[* 26] J. dargestellt hat, der Ausgangspunkt seiner Fabrikation gewesen; in den letzten Jahren
hat jedoch die europ. Fabrikation in der steigenden Einfuhr von chilenischem J. eine
so erhebliche Konkurrenz erfahren, daß viele Fabriken ihren Betrieb eingestellt haben.
In Europa sind drei Distrikte der Jodgewinnung vorhanden, die Umgegend von Glasgow,
[* 27] die norweg. Küste und die Westküste von
Frankreich. Die chilen. Salpeterwerke liefern jährlich etwa 400 t, Schottland und Irland 130 t und Frankreich 50 t J. Zur Jodgewinnung
dienen an der schott. Küste Laminaria digitata (mit 0,29 bis 0,45 Proz. J.) und saccharina
Lamour. (0,28 Proz.), FucusserratusL. (0,09 Proz.), Fucus nodosusAg. (0,06 Proz.), Fucus vesiculosusL. (0,03 Proz.); an der franz.
Küste werden dieselben und einige andere Fucusarten verarbeitet. Diese Algen,
[* 28] die zum Teil tief unter Wasser wachsen, werden
auf mühsame Weise geerntet, an der Sonne
[* 29] getrocknet und meist in Gruben verbrannt. Die dabei zurückbleibende
Asche heißt in SchottlandKelp, in FrankreichVarec. Bei der Darstellung der Asche geht eine große Menge J. durch die übermäßige
Hitze verloren.
Bei Glasgow wird der Kelp mit warmem Wasser ausgelaugt und die erhaltene Lauge in offenen Pfannen verkocht,
wobei die sich abscheidenden Salze, namentlich Kochsalz, Chlorkalium, schwefelsaures Kalium und Natrium, herausgefischt werden.
Die verbleibende letzte Mutterlauge, die Jodlauge, enthält alle Jodverbindungen in konzentrierterer Form, daneben aber noch
kohlensaure Alkalien, Schwefelalkalien, schwefligsaure Salze u. s. w. Durch Ansäuern mit Schwefelsäure
[* 30] werden diese Salze
zersetzt, unter Abscheidung des in den Sulfiden und Sulfiten enthaltenen Schwefels.
Die von letzterm getrennte Flüssigkeit wird in einem eisernen Kessel unter Zusatz von Braunstein erwärmt, wobei das freigemachte
J. mit den Wasserdämpfen sich leicht verflüchtigt. Um das J. zu verdichten, ist der Kessel mit einem Bleideckel versehen,
von dem die Dämpfe durch zwei weite Röhren
[* 31] in zwei Reihen von thönernen Vorlagen, die so ineinander gefügt
sind, daß der Hals der ersten in eine Bodenöffnung der folgenden reicht, geführt werden. In denVorlagen sammelt sich das
J. als krystallinische Kruste, während das gleichzeitig verdichtete Wasser durch eine im Bauch
[* 32] befindliche, nach unten gekehrte
kleine Öffnung abtropft. Das so gewonnene J. wird in kleinen aus Eichenholz gefertigten Fässern zu
einem engl. Centner Nettogewicht verpackt und in den Handel gebracht. Die als Nebenprodukte gewonnenen Salze machten früher
die Jodindustrie gewinnbringend; allein dieser Vorteil ist gering geworden, seitdem Staßfurt
[* 33] den Handel der Kalisalze beherrscht
und deren Preis herabgedrückt hat.
Die franz. Jodfabrikation unterscheidet sich von der schottischen durch
die Art der Abscheidung des J. aus der Jodlauge mittels eingeleiteten Chlorgases. Der Preis schwankte zwischen 12 M. in den
J. 1862, 1883 und 1889 und 90 M. 1871. Im J. 1893 betrug er 28 M. für 1 kg. Die Einfuhr
von J. ins deutsche Zollgebiet betrug 1892 169000 kg, wovon 104000 kg aus Chile
[* 34] stammten.
Das käufliche J. bildet grauschwarze, dem Graphit ähnliche Stücke oder schuppige Massen. Durch Sublimation läßt es sich
leicht in schöne, glänzend schwarzgraue Krystalle verwandeln; ganz dünne Krystalllamellen sind braunrot durchscheinend.
Sein spec. Gewicht ist 4,948 bei 17°. In Wasser ist es sehr schwer löslich, doch erteilt es dem Wasser,
das nur 1/7000 J. enthält, eine schwach gelbbraune Farbe;
ein Zusatz von Jodkalium befördert die Löslichkeit sehr. In Weingeist
und Äther ist J. leicht löslich, die Lösungen sind intensiv braun;
in Schwefelkohlenstoff und in Chloroform löst es
sich mit violetter Farbe;
letztere beiden Agentien entziehen selbst geringe Spuren desselben seinen wässerigen Lösungen beim
Schütteln und dienen durch die dabei eintretende charakteristische Färbung als sichere Nachweisungsmittel des J. Es schmilzt
bei 113-115° C. und siedet über 200° C.;
sein schon bei geringstem Erwärmen entstehender Dampf
[* 35] ist dunkelviolett, der
gesättigte Dampf bei höchsten Temperaturen blau gefärbt.
Die Dampfdichte des J. ist bis gegen 600° = 8,8, entsprechend
einem aus zwei Atomen bestehenden Molekül, bei 1570° ist sie nur noch 5,67. Man hat daraus geschlossen, daß das Molekül
des J. bei höhern Temperaturen in seine Atome zerfällt. J. färbt Stärkemehl intensiv blau. Fügt man
zu einer wässerigen Jodlösung verdünnten Stärkekleister, so wird die Flüssigkeit bei Spuren von J. himmelblau, bei größeren
Mengen undurchsichtig dunkelblau. Das Stärkemehl dient daher als Nachweisungsmittel für J., und umgekehrt wässerige Jodlösung
als Erkennungsmittel für Stärkemehl. Hierbei ist aber zweierlei zu beachten, nämlich die Jodstärkereaktion tritt
nur in kalten, nicht in warmen Flüssigkeiten auf, und ferner wird sie nur durch freies, nicht durch gebundenes J. hervorgerufen.
Will man daher Salze auf einen Jodgehalt prüfen, so ist das J. daraus frei zu machen, was am zweckmäßigsten durch Zusatz
von wenigen Tropfen roter rauchender Salpetersäure geschieht.
Das J. und seine Verbindungen finden Verwendung in der Medizin (bei Syphilis, Skrofulose, Drüsenleiden u. s. w.),
in der Photographie, namentlich aber wird das J. in größten Mengen bei der Darstellung verschiedener Teerfarbstoffe gebraucht.
Die Bemühungen, es hier durch das leichter zugängige Brom zu ersetzen, sind bisher meist fruchtlos gewesen.
In seinen Verbindungen zeigt J. große Analogien mit Chlor und Brom; es unterscheidet sich von diesen im
allgemeinen durch schwächere Affinität zum Wasserstoff und den Metallen und wird infolgedessen sowohl durch Brom wie namentlich
durch Chlor aus seinen Metallverbindungen abgeschieden. Umgekehrt vermag es aber Chlor und Brom aus ihren Sauerstoffverbindungen
zu verdrängen. Näheres über die Verbindungen des J. s. die Einzelartikel.