«Der Kampf fürs
Reich» (Freiburg
[* 6] 1884). J.s
außerordentlicher Schaffenslust kommt eine sehr bewegliche
Phantasie zu Hilfe, die ihren
Stoff bisweilen in recht phantastische
Formen kleidet; er weiß anzuregen, zu erschüttern, wenn ihm auch der
Sinn für einfache Lösung natürlicher Probleme, für
Strenge und Reinheit der Form nicht immer gegeben ist. Seine
Stärke
[* 7] liegt in der fast romantischen Gabe,
Stimmung zu schaffen; unterstützt wird er dabei durch einen eigenen feinen Natursinn. Von J.s durch Hasemann,
Lugo u. a.
illustrierter Landschaftsschilderung «Der
Schwarzwald» erschien die 2. Aufl. 1891-92
(Berlin).
[* 8]
KarlAlfred, Geolog, geb. zu
Dresden,
[* 9] studierte auf dem Polytechnikum daselbst und
auf der
Universität zu
Leipzig
[* 10] Mathematik und Naturwissenschaften und wurde 1875 Geolog der Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft
zu Königsberg
[* 11] und Vorstand des Provinzialmuseums daselbst; auch habilitierte er sich an der dortigen
Universität, wo er
später zum außerord. Professor ernannt wurde. Er veröffentlichte: «Die geolog.-mineralog. Litteratur
Sachsens» (Lpz. 1874),
«Die Zusammensetzung des altpreuß.
Bodens» (ebd. 1879),
«Bericht über
die geolog. Durchforschung des norddeutschen Flachlandes» (Bd.
1, ebd. 1881),
«Die neuern Fortschritte der Geologie
[* 13] Westpreußens» (Lpz.
1888),
«Übersicht der Geologie
Ost- und Westpreußens» (Königsb. und Berl.
1892), zahlreiche
Abhandlungen in Fachzeitschriften und geolog.
Specialkarten, besonders ost- und westpreuß. Gebiete.
einer der sog.
Richter (s. d.) des biblischen Richterbuches, eine ostjordanische Sagengestalt.
Ob und welche histor. Ereignisse sich in den Erzählungen des Richterbuches von seinen
Schicksalen widerspiegeln, ist unklar.
Er war danach Sohn
Gileads von einem Kebsweib. Von seinen Halbbrüdern vertrieben, wandte er sich nach
der syr. Landschaft Tob, wo er Führer einer Freibeuterschar wurde. Seine von den
Ammonitern bekriegten gileaditischen Landsleute
riefen ihn zu Hilfe und stellten ihn an die
Spitze ihres
Heers.
Ehe er zu Felde zog, that er das Gelübde, im Fall des
Sieges Jahwe
das zu opfern, was ihm bei seiner Heimkehr
zuerst begegnen würde. Dies war aber seine einzige Tochter, die er, getreu seinem Worte, zum Opfer darbrachte. Begraben
liegt er in einer der
StädteGileads. Letztere
Notiz, wie die Angaben über seine Herkunft, charakterisieren ihn als eine Heroenfigur.
Die Erzählung von dem Ammoniterkampfe ist unhistorisch, sie handelt vielmehr von einem Kampfe gegen
die Moabiter und ist der Erzählung 4 Mose 20
u. 21 nachgebildet. Die Erzählung von der Opferung seiner Tochter ist deutlich
nach
Richt. 11, 40. die Legende, durch die ein noch in histor. Zeit von den Mädchen
in
Gilead gefeiertes Fest erklärt wird.
1)
Kreis
[* 14] im östl.
Teil des russ. Gouvernements
Tula, eine erhöhte Ebene mit den
Quellen des
Dons, hat 2382,7 qkm, 118860 E.,
Getreide-,
Tabak- und Zuckerrübenbau. In J. an der Neprjadwa liegt Kulikowo Polje (s. d.).
- 2) Kreisstadt im
Kreis J., 110 km südöstlich von
Tula, links des
Dons, an der Eisenbahn Wjasma-Rjaschsk
(Station 16 km entfernt), hat (1888) 6429 E., Post,
Telegraph,
[* 15] 4
Kirchen;
(spr. scheki-), eine eigentümliche
Augenentzündung, die entsteht, wenn die
Augenlider an ihrer
Innen- oder Außenfläche mit dem Körneraufguß von
AbrusprecatoriusL. (Jequirity) benetzt werden.
Sie betrifft hauptsächlich die
Bindehaut der Lider und des
Augapfels und ähnelt am meisten der kruppösen
Bindehautentzündung.
In neuester Zeit ruft man diese
Krankheit absichtlich hervor, um mittels derselben veraltete Fälle von Ägyptischer
Augenkrankheit
zu heilen.
Abhang der Serra do Espinhaço, etwa 35 km südlich von Diamantina, nimmt rechts
den Rio Arassuahi auf, tritt in
Bahia
[* 18] ein und mündet, 740 km lang, bei
Belmonte in den Atlantischen Ocean.
Stromschnellen und
Wasserfälle erschweren die Schiffahrt.
der bedeutendste der alttestamentlichen
Propheten. Er war der Sohn eines Priesters Hilkia, geboren zu Anathoth. Noch als
Jüngling,
im 13. Regierungsjahre des Königs Josia, 625
v. Chr., trat er zu
Jerusalem
[* 19] als
Prophet auf. Er wirkte zunächst nur mündlich.
Erst im 4. Jahre des Jojakim (604) diktierte er seine frühern
Weissagungen seinem Schreiber
Baruch (s. d.).
Wir besitzen sonach die überhaupt erhaltenen
Weissagungen der 23 ersten Jahre seiner Wirksamkeit nur in einer spätern
Reproduktion.
Erst unter Josias Nachfolgern rückte J. in den Vordergrund, indem er gegen die in der
Prophetie herrschende
Richtung die alte
Weissagung vom
Untergang des
Staates wieder aufnahm.
Darin liegt die Hauptbedeutung des J. Die
Masse der
Propheten,
die er als falsche
Propheten brandmarkte, trieb, im Vertrauen auf Jahwes Schutz, das
Volk zur Empörung gegen die Fremdherrschaft.
Ihr fehlte die alte prophetische Erkenntnis von
Gottes Gerechtigkeit und Israels
Sünde. Von dieser aus
erneuert J. den Bußruf an sein
Volk und droht ihm für den Fall, daß keine Besserung erfolgt, den
Untergang von
Staat und
Stadt. Dies zog J. unter Jojakim eine
Anklage wegen Gotteslästerung zu, wovon
¶
mehr
er jedoch infolge Eintretens ihm freundlich gesinnter königl. Beamten freigesprochen wurde. Schlimmer erging es ihm unter
dem letzten Könige Zedekia, dessen Treubruch gegen Nebukadnezar er mißbilligte. Da er zur Unterwerfung mahnte und Jerusalems
Eroberung weissagte, wurde er von den Beamten, in deren Händen sich Zedekia befand, als Hochverräter verhaftet, gefangen
gesetzt und vielfach mißhandelt. Nur durch das Eintreten eines königl. Eunuchen entging er
dem Tode. Nach der Eroberung Jerusalems ließen die Chaldäer J. frei. Er verweilte beim Statthalter Gedalja zu Mizpa und wurde
nach dessen Ermordung von den nach Ägypten
[* 21] flüchtenden Judäern gezwungen, mit auszuwandern. Es ist noch eine Weissagung
erhalten, die er in Ägypten gegen die unter den Judäern neu auflebende Abgötterei gehalten hat. In Ägypten ist er verschollen.
- Das unter dem Namen des J. an zweiter Stelle in der Sammlung der GroßenPropheten überlieferte Buch ist auf einem Grundstock
echt jeremianischer Orakel aufgebaut. Es hat eine komplizierte, in vielen Punkten noch nicht aufgeklärte
Entstehungsgeschichte gehabt und wird in der Septuaginta in einer abweichenden, in mancher Beziehung altertümlichern Recension
überliefert. Nicht von J. stammen die sog. Klagelieder Jeremiä, fünf Elegien über den Untergang des judäischen Staates
und der Stadt Jerusalem 586 v. Chr., von denen die vier ersten im Rhythmus des Totenklageliedes gedichtet
sind. - Kommentare über J. schrieben Hitzig (2. Aufl., Lpz. 1866)
und Graf (ebd. 1862), über die Klagelieder Thenius (ebd. 1855). -
Vgl. Köstlin, Jesaia und J. Ihr Leben und Wirken (Berl.
1879);
Cheyne, Jeremiah, his life and times (Lond. 1888).