und betrachtete dies wie einige in der Verzweiflung ausgesprochenen Worte als Rückfall.
Schon wurde sie als rückfällige
Ketzerin wieder zum Scheiterhaufen geführt. Der
Mut und die fromme Ergebung, die sie bewies, rührten selbst ihre
Richter.
Nach der Volkssage stieg eine weiße
Taube aus den Flammen zum Himmel
[* 2] empor.
Bald nach dem
Tode entstand
die Legende, daß J. d’A. noch lebe und eine
Puppe statt ihrer hingerichtet sei. So traten mehrere falsche Pucelles auf,
von denen die dame des Armoises, die 1436 bei Metz
[* 3] erschien, am längsten die Rolle der J. d’A. gespielt hat.
Auf Ansuchen ihrer Familie ließ
Karl VII. den Prozeß schon 1450 revidieren und die
Anklage 1456 für
unbegründet, die
Jungfrau für unschuldig erklären. Zu Domrémy,
Paris,
[* 4] Rouen,
[* 5]
Orléans,
[* 6]
Chinon und an andern Orten sind ihr
Denkmäler gesetzt worden. Unter den
Dichtungen, welche die romantische Gestalt J. d’A.s verherrlichen, ragt besonders die
TragödieSchillers hervor.
Voltaires«la Pucelle d’Orléans» ist eine zwar witzige, aber frivole
Persiflage.
In den letzten Jahren hat sich das Interesse für die rätselhafte Erscheinung der J. d’A. in
Frankreich sehr gesteigert.
Für die Geschichte der J. d’A. ist Quicherat, Procès de condamnation et de réhabilitation de J., etc.
(5 Bde., Par. 184–50)
das die gesamten
Quellen umfassende Hauptwerk;
vgl. außerdem noch Wallon, J. d’A. (3. Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1875);
Sorel, La prise de J. d’A. devant Compiègne (ebd. 1889);
Fabre,
J. d’A., libératrice de laFrance (ebd. 1892);
Rabbe, J. d’A.en Angleterre (ebd. 1892).
Gute deutsche
Arbeiten über J. d’A. haben geliefert:
Sickel (in
«Sybels histor. Zeitschrift», Bd. 4, 1860), Pauli,
Bilder aus
Altengland (Gotha
[* 7] 1860; 2. Aufl. 1876). K. Hase
[* 8] (Lpz. 1861), Eysell
(Regensb. 1864), Semmig, Die
Jungfrau von Orléans und ihre Zeitgenossen (3. Aufl., Lpz. 1887)
und zuletzt Rich.
Mahrenholtz, J. d’A. in Geschichte, Legende,
Dichtung (ebd. 1890), der auch eine Übersicht über die ganze Litteratur giebt.
Das populäre
Buch von Lesigne, La fin d’une légende (Par. 1889) ist mit
Recht von der franz. Kritik verurteilt worden;
nicht besser ist
Blaze de Bury, J. d’A. (ebd. 1889).
Michael, Reichstagsabgeordneter, geb. in
Apenrade, fuhr von 1851 bis 1873 zur
See, darunter 15 Jahre als Schiffskapitän auf großer Fahrt. Von 1873 bis 1882 war J. Leiter der
Reederei der Firma
Krupp
in
Essen
[* 11] sowie
Schiffsmakler derselben Firma in Rotterdam.
[* 12] Seit 1882 hat J. sich als Dampfschiffsreeder inApenrade
niedergelassen. J. ist einer der Hauptförderer des deutschen
Schiffbaues; von den 12 Schiffen seiner
Reederei sind 11 in
Deutschland,
[* 13] und zwar die meisten in Flensburg
[* 14] gebaut; nur ein älterer
Dampfer ist engl. Ursprungs. J. ist seit 1883 unbesoldeter
Beigeordneter
und stellvertretendes Mitglied des Provinzialrates. Dem
Reichstag gehört J. seit 1890 an; er ist Mitglied
der nationalliberalen Partei.
Staatsbahnen,
[* 17] Sitz eines Bezirksgerichts (266,46 qkm, 41 Gemeinden, 49 Ortschaften, 14894 meist
kath. deutsche E.), hat (1890) 1408 deutsche E., Post,
Telegraph,
[* 18] drei Stiefeleisenfabriken, große Fischteiche, bedeutenden
Hopfenbau (Saazer Kreishopfen),
Ackerbau und Viehzucht.
[* 19]
Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk
Korneuburg
in Niederösterreich, liegt nördlich von
Wien
[* 21] in der Ebene des Marchfeldes an der
Brünner Reichsstraße und der Dampfstraßenbahn
von
Wien nach Stammersdorf. Es hat (1890) 7834 E., Post,
Telegraph;
eine Maschinenfabrik derWiener Lokomotiv-Aktiengesellschaft,
eine Jutespinnerei und
-Weberei, Nähmaschinen-, Nieten-, Schrauben-, Schraubenmutter-,
Spiritus-, Preßhefe-, Malz- und Guttaperchafabrik,
eine Holzimprägnieranstalt, Werkstätten und
Arbeiterkolonien der
Kaiser-Ferdinand-Nordbahn und der Nordwestbahn.
auch Jeetzel, linker Nebenfluß der
Elbe im preuß. Reg.-Bez.
Magdeburg,
[* 23] kommt aus dem Drömling
genannten Sumpfe beim Dorfe
Alt-Ferchau und mündet bei Hitzacker in die
Elbe nach einem Laufe von 80 km, von denen 37 km von
Salzwedel
[* 24] an für kleine
Kähne fahrbar sind.
(spr. dscheffěrs’n),Thomas, dritter Präsident der
Vereinigten Staaten
[* 25] von
Amerika
[* 26] (1801–9), geb. zu
Shadwell in Virginien, studierte Jurisprudenz, ließ sich 1767 in seinem Heimatsstaate als
Advokat nieder
und wurde 1769 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung in Virginien. Als sich der
Widerstand gegen die Politik der brit. Regierung
in den
Kolonien zu regen begann, gesellte sich J. den eifrigen Patrioten zu und entwarf mit Henry undCarr 1773 den
Plan zu dem berühmten «Korrespondenzkomitee», das die
Verbindung zwischen den
Kolonien untereinander und den gemeinschaftlichen
Widerstand herstellen sollte. J. war selbst als Mitglied dieses
Komitees thätig, wurde 1774 in eine
Konvention gewählt, die
berufen war, um Delegierte zu dem ersten Kontinentalkongreß (s. d.) zu wählen,
und legte dieser seine
Ansichten über die polit.
Lage in einer
Schrift«A summary view of the rights ofofBritishAmerica» vor.
In denKongreß von 1775 gewählt, gelang es ihm bald, sich zu einem der Führer desselben aufzuschwingen.
Er war mit
Adams,
Franklin, Sherman und Livingston Mitglied des
Ausschusses, der dieUnabhängigkeitserklärung
auszuarbeiten hatte, und brachte 28. Juni den von ihm verfaßten
Entwurf¶