859 agrarischen Verhältnisse eine weit bedrohlichere Gestaltung an als in
China,
[* 2] da die zahllosen Bürgerkriege den
Bauern
unerschwingliche
Abgaben auferlegten. Zwar bestimmte der als Nationalheld gefeierte Hidejoshi (Taikosama) 1595 n.Chr., daß
die in
Naturalleistungen bestehende Grundsteuer den dritten
Teil des eingeschätzten Ertrages der Felder nicht übersteigen
dürfe, und Ijejasu, der Begründer der Tokugawa-Herrschaft, bestätigte dieses Gesetz im wesentlichen
im 36. seiner
Hundert Gesetze; die Geldnot brachte jedoch dieses Gesetz 1716 wieder zum Falle.
Eine neue Gefahr drohte der Landwirtschaft, als nach der Restauration der Mikadoherrschaft (1872)
eine Proklamation erlassen wurde, welche statt der bisherigen
Naturalleistungen Geldleistungen setzte; der allgemeineWiderstand,
den diese Maßregel jedoch hervorrief, veranlaßte die baldige Zurücknahme derselben. Gegenwärtig beträgt die gesamte
Steuerleistung etwa 3–5 Proz. vom Schätzungswerte der Felder. Die Methoden und
Mittel zur Bearbeitung des
Bodens, insbesondere
was
Ackergeräte, Düngung,
Bewässerung und Terrassierung betrifft, stammen vermutlich aus
China.
Das
Areal der japan.
Inseln zerfiel hinsichtlich der Bodenbenutzung 1882 in 49,4 Proz. Waldungen,
6,8 Proz. Ödland (Hara), 3,14 Proz.
Baugründe, 0,06 Proz. Salzgärten an den
Küsten und 40,6 Proz. landwirtschaftliches
Kulturland. Von letztern 40,6 Proz. waren 23,8 Proz. Reisland, 15,4
Proz. nicht bewässertes Ackerland, 1 Proz. Maulbeer- und 0,4 Proz.
Theepflanzungen. Von dem Ackerland werden 42 Proz. mit Gerste,
[* 3] 16 mit Sojabohnen, 15 mit
Weizen, 14 mit Hirse,
[* 4] 5 mit
Buchweizen, 4 mit
Bataten und nicht ganz 1 Proz. mit
Mais bebaut. 1890 waren 4,6 Mill. Cho (etwa
= 1 ha) bebaut und zwar 2,1 Mill. mit
Reis (1892 schon 2,2), 247000 Cho mit
Maulbeerbäumen. 14 Mill. Cho
waren Waldungen; 10,5 Mill. ha unbewaldete
Berge, Theepflanzungen, Salzgärten u.s.w.
Geerntet wurden (1891) 38123548 Koku
Reis (1 Koku = 180 l), daneben Gerste, Weizen, Hirse, Sojabohnen u.s.w. Handelsgewächse
sind Raps, Pflanzenwachs, Indigo,
[* 5]
Tabak,
[* 6]
Bäume zur Papierbereitung, Hanf und
Baumwolle.
[* 7] Die Landwirtschaft beschäftigte (1891) 5489630
Familien, darunter waren gegen 3 Mill. ausschließlich, die übrigen im Nebengewerbe thätig. Sehr wichtig
ist die Fischerei.
[* 8] 1887 gab es 865189 Seefischer mit 27769 Fahrzeugen. Seefische, Mollusken
[* 9] und
Algen
[* 10] bilden ein Hauptnahrungsmittel.
Der Wert des Fanges wurde 1890 auf 10 Mill.
Yen geschätzt.
[* 11] Der frühere Ruf J.s als eines gold- und silberreichen
Landes ist verschwunden. Von Metallen
kommen nur vorzügliches Kupfer
[* 12] und
Antimon zur Ausfuhr, während das
Eisen
[* 13] den Bedarf nicht deckt.
JüngereKohlen kommen in
vielen
Teilen des
Landes, namentlich auf
Jesso und
Kiushiu vor. Die wichtigste Kohlengrube ist die auf Takashima bei
Nagasaki.
Bei weitem die meisten und ergiebigsten Petroleumquellen kommen in den
Provinzen Etschigo und
Ugo vor,
decken aber bei weitem den Bedarf nicht. Der Bergbau wird seit 1884 immer mehr Privatbetrieb. 1892 wurden gewonnen: Gold
[* 14] 13632,
Silber 1703878
Unzen, Kupfer 18,26 Mill. kg,
Eisen 22,47,
Kohlen 2619,
Braunkohle 18,89, Schwefel 20,69, Graphit 5 Mill. kg;
Nicht minder als die
Landwirtschaft kann
die Industrie als Tochter der chinesischen bezeichnet werden. Der
Buddhismus war es namentlich, der den Übergang der Erfindungen vermittelte. Dort schwang sich aber
die Industrie zu einer
viel größern Höhe empor. Die
Textilindustrie, welche am leichtesten zur Großindustrie werden kann,
ist meist Hausindustrie geblieben und bringt besonders
Seide,
[* 18]
Baumwolle, Hanf und
Nesseltuch zum
Spinnen
[* 19] und Verweben.
Der Hauptsitz dieser Industrie ist seit Jahrhunderten
Kioto. Maschinenbetrieb ist überhaupt noch in den Anfängen; neuerdings
sind Fabriken für Seidenspinnerei, Seife,
Cement und Zündhölzchen, Bierbrauereien (in
Tokio
[* 20] und
Jokohama) und
Glasbläsereien entstanden. Auch haben sich
Aktiengesellschaften (Kaisha) gebildet. Die Metallindustrie umfaßte nach ihrer
Einführung durch buddhistische Mönche zunächst das Gießen
[* 21] von
Statuetten und
Gefäßen in
Bronze,
[* 22] erst die spätern kriegerischen
Zeiten brachten die Kunst des Schmiedens.
Seitdem haben die
Japaner in den verschiedenen Verzierungsweisen der Metalle eine unerreichte Kunstfertigkeit erlangt.
Die keramische Industrie ist verhältnismäßig spät, und zwar durch eine Expedition des Hidejoshi nach
Korea (1592–98)
nach J. gekommen; doch ist die Erzeugung von Porzellan- und Steingutwaren sehr bald eine ausgedehnte geworden. Einer besondern
Pflege erfreute sich die Lackindustrie.
Ihre Hauptsitze sind heute
Tokio und Nachbarschaft,
Osaka, Shizuoka, Wakamatsu und
Niigata.
Die Holzindustrie ist namentlich durch die im Hakonegebirge stark betriebene Erzeugung von Möbeln und Intarsiaarbeiten vertreten.
In der Papierindustrie fährt man mit der
Darstellung von Handpapier aus dem
Bast
[* 23] verschiedener
Sträucher fort, verfertigt
aber daneben auch
Maschinenpapier nach europ.
Weise. Ersteres wird u.a. verwandt zu Lederpapier, Ölpapier u.s.w., und
als das Material zu den verschiedensten Bedarfsartikeln, wie Fächern,
Schirmen, Kleidern, Kopfbedeckungen, Taschentüchern,
Fensterscheiben, Kästen u.s.w. Besondere Erwähnung verdienen noch die Schnitzarbeiten in Holz,
[* 24] Elfenbein,
Stein, Schildpatt,
Horn und
Perlmutter. (S.
Japanische Kunst.)
Der Außenhandel ist verhältnismäßig noch sehr jung; von den kurzen
Perioden in frühern Jahrhunderten abgesehen,
begann ein Verkehr mit den fremden Nationen erst mit dem J. 1859. (S. unten Geschichte, S. 865b.) Der
Gesamthandel ist in steter
Steigerung begriffen. Einen Überblick giebt die folgende
Tabelle. Es betrugen in
Yen (1
Yen = 3–4
M.):
Jahre
Ausfuhr
Einfuhr
Gesamthandel
1883
36268019
28444841
64712861
1885
37146691
29356967
66503659
1887
52407681
44304251
66503659
1889
70060705
66103766
136164472
1890
56603506
81728580
138332086
1891
79527272
62727268
142454540
1892
91102753
71326079
162428832
Nach Warengruppen geordnet ergeben sich in der Ausfuhr folgende
Ziffern für 1891: Verzehrungsgegenstände 17,90 Mill.
Yen,
Rohmaterialien 9,06, Halbfabrikate 34,02, fertige Waren 12,61, Verschiedenes 5,13 Mill.
Yen. In derEinfuhr
fremder Waren wiegen fertige Waren mit 18,10 Mill.
Yen vor; Verzehrungsgegenstände betrugen hier 15,50,
¶
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860 Rohmaterialien 10,50, Halbfabrikate 9,27 und Verschiedenes 9,49 Mill. Yen. In der folgenden Tabelle sind alle Waren, die
in Einfuhr oder in Ausfuhr den Wert von 1 Mill. Yen überstiegen, zusammengestellt. Es betrugen in Tausend Yen:
Dazu kommen noch gemünztes Geld, Gold- und Silberbarren, und zwar Silber im Werte von 1,22 Mill. gegen 12,09 im J. 1890 und
Gold 230446 gegen 1,68 Mill. Yen in der Ausfuhr und 283144 (360243) YenGold, 13,60 Mill. (840364) Silber
in der Einfuhr.
An dem Gesamtumsatze waren die japan. Regierung mit 1,5, japan.
Kaufleute mit 25, fremde Kaufleute mit 134 Mill. Yen beteiligt. Auf die einzelnen den Fremden geöffneten Häfen verteilt
sich der Handel folgendermaßen (Wert in Tausenden Yen):
Unter den Verkehrsländern ist für die Ausfuhr die nordamerik. Union (Seide und Thee), für die EinfuhrGroßbritannien
[* 26] mit seinen Kolonien das wichtigste. Im einzelnen ergeben sich für 1891 und 1892 folgende Ziffern (in Tausenden
Yen):