850 ungefähr unter 33° nördl.
Br. und 91° östl. L. am Nordabhange des Tanlagebirges, strömt zuerst in nordöstlicher,
dann nach
Aufnahme des Naptschi-tai-ulan in südöstlicher, aus dem Gebiete von
Kuku-Nor in die
ProvinzSze-tschwan tretend,
in südl.
Richtung an
Batang (30° nördl.
Br.) vorbei und wird hier von denChinesenKin-scha-kiang («Gold-Sand-Strom»)
genannt.
Nördlich von 28° nördl.
Br. betritt der
Strom die chines.
Provinz Jün-nan, wo er südlich von 27° nördl.
Br. einen
meist östl. Lauf annimmt, um ihn auf etwa 103° östl. L. mit einem
nördlichen zu vertauschen und zwischen 28 und 29° nördl.
Br. aufs neue einzuschlagen.
Etwa auf 102°
östl. L. nimmt der
Strom von N. den Ja-lung-kiang, einen seiner bedeutendsten Nebenflüsse, auf;
von dort an der Grenze von
Jün-nan und
Sze-tschwan beginnen die von N. nach S. laufenden
Gebirge (hier von 3500 m Höhe) aufs neue die
Richtung des
Stroms
zu bestimmen, welche indes wieder in der Gegend, wo er den
Min-kiang aufnimmt (bei Sü-tschou-fu, welches
etwa 28°48' nördl.
Br. und 104°50' östl. L. liegt), eine im ganzen östliche wird.
Letztern sahen die
Chinesen als den
eigentlichen Quellfluß an, und von dieser Mündung an führt der J. den
NamenTa-kiang.
Schon in der Nähe des 104°
östl. L. ist der
Strom zwar schiffbar, aber öfters durch
Stromschnellen schwer zugänglich.
Bei
Tschung-king (s. d.) mündet
der vom Tsin-ling-Gebirge kommende Kia-ling-kiang.
Von S. ist weiter abwärts der bei
Fu-tschou mündende Wu-kiang der bedeutendste
Nebenfluß.
Zwischen hier und I-tschang drängt sich der
Strom durch den Wu-schan und die gefährlichenStromschnellen,
welche Gegenstand eines engl.-chines.
Vertrages geworden sind.
Zwischen I-tschang
und
Han-kou (s. d.) nimmt der
Strom die
Gewässer des Tung-ting-Sees auf, oder staut dieselben zur Zeit seines sommerlichen
Hochwasserstandes zurück.
Bei
Tschin-kiang und Jang-tschou wird der
Strom vom
Kaiserkanal durchschnitten und teilt sich an seiner Mündung in zwei das
Tsung-ming-Eiland mit der gleichnamigen Stadt umschließende breite
Arme.
Die Länge des Laufs des J. wird auf über 5000 km, sein
Stromgebiet auf 1872000 qkm geschätzt.
Bis gegen 1600 km
aufwärts ist er für europ. Schiffe
[* 2] fahrbar. Im März oder April beginnt
der Wasserstand zu steigen, um im Juli oder
August seine größte Höhe zu erreichen und bei Zunahme von über 10 m zwischen
Han-kou und Nan-king gelegentlich eine seeartige
Breite
[* 3] anzunehmen.
(spr. schānäng),Jules, franz. Kritiker und Romandichter,
geb. zu St. Etienne, vollendete seine Schulbildung in
Paris,
[* 5] wo er sich durch Privatunterricht und Beiträge für
Theaterzeitungen die Existenzmittel erwarb. Sein erster zweibändiger
Roman«L'ânemort et la femme guillotinée» erschien 1829 u. ö.;
ihm folgten «La confession» (1830),
ein Tendenzroman gegen die
Orléans.
[* 6] Trotzdem kam der Verfasser bei dem König
Ludwig Philipp wieder in
Gnade und wurde 1836 dramat. Feuilletonist des «Journaldes Débats», wo er ein eigenes kritisches
Genre schuf, nämlich die Kritik, die ihren Gegenstand beiseite
setzt, indem sie in munterm, witzigem, pikantem Geplauder alles mögliche nur oberflächlich berührt. Diese Schreibart fand
großen Anklang. Jedes Feuilleton von J. war ein Ereignis. Die von ihm aufgebrachte Benennung «Kritikerfürst»
(prince des critiques) wurde auf ihn selbst angewandt.
U. d. T. «Histoire de la littérature dramatique» (6
Bde., Par. 1853–58) sammelte er aus
seinen in den «Débats» geschriebenen
Artikeln eine Auswahl.
Außerdem veröffentlichte er die
Romane und Novellen: «Le
[* 7] chemin de traverse» (2 Bde.,
1836),
«La fin d'un monde et un neveu deRameau» (1861): ferner Reisebilder und
Länderbeschreibungen: «Voyage enItalie» (1839),
«LaNormandiehistorique, pittoresque et monumentale»
(1842–43, mit Kupfern) und «LaBretagnehistorique» (1844). Ferner erschienen: «Bérangeret son temps» (2 Bde., 1866),
«Pariset Versailles
[* 9] il y a cent ans» (Par. 1874) und «Contes,nouvelles et récits» (ebd. 1884). Er wurde 1870 Mitglied der
Akademie und starb zu
Paris (Passy);
die
Leiche wurde in der Familiengruft zu Evreux beigesetzt. Eine Sammlung seiner
Schriften erschien von
A. de la Fizelière
als «Œuvres diverses» (12 Bde.,
Par. 1875–78). –
Vgl. Piedagnel,Jules J. 1804–74 (Par. 1874; 2. Aufl. 1877).
(türk. jeni tscheri, d.i. neue
Miliz), die türk.
Miliz, die 1329 von dem osman.
Sultan Orchan aus jungen,
zum
Übertritt zum
Islam gezwungenen christl. Gefangenen errichtet, von
SultanMurad I. um 1360 vollständig
organisiert, mit verschiedenen
Vorrechten ausgestattet und bis auf die Zahl von 12000 Mann gebracht wurde.
Murad verordnete,
daß sich die
Truppe aus gefangenen
Christen oder der jungen Mannschaft eben unterworfener
Christen rekrutieren solle.
Die anerkannten Rajahvölker hatten alle fünf Jahre die Knabenlese (Dewschirmeh) über sich ergehen
zu lassen, durch welche die kräftigsten
Knaben für das Korps eingezogen wurden, um zunächst als Adschem Oghlan (Rekruten)
herangebildet zu werden. Das Charakteristische des
Anzugs der J. war die hohe
Mütze aus weißem Filz mit auf den
Nacken hinab
reichender
Falbel. In einer Zeit, die noch keine Berufsheere kannte, hatte also damit die
Türkei
[* 13] ihre
stehende uniformierte
Truppe voraus. Die
Vorrechte, deren sich die J. erfreuten, veranlaßten auch viele junge
Türken in das
Korps einzutreten. Darum
¶
mehr
851 nahm man späterhin keine Kriegsgefangenen mehr dazu, und gegen Ende des 17. Jahrh. hörte
auch der Zehnte der Christenkinder auf. Überdies gab man einer Menge Moslems aller Klassen, ja selbst Christen die Erlaubnis,
sich gegen Erlegung von Geld in die Musterrolle des Korps einschreiben zu lassen, wofür sie zwar keinen
Sold, aber mancherlei sonstigen Vorteil, z. B. Steuerfreiheit, erblich erhielten, ansässig sein und bürgerliche Gewerbe betreiben
durften und nur im Falle des Krieges zu Kriegsdiensten verpflichtet waren. So gab es zwei Arten von J., die regelmäßig organisierten,
die in Kasernen in Konstantinopel
[* 15] und einigen andern Städten untergebracht waren und deren Anzahl unter
SultanSuleiman II. 40000, in ihrer Blütezeit wohl 100000, zuletzt aber wohl nur 25000 betragen hat, und die unregelmäßigen,
Jamaks genannt, die durch alle Städte des Reichs in einer Anzahl von gegen 400000 zerstreut lebten.
Jene waren in Ortas, d. i. Horden, eingeteilt, von denen jede ihre besondere Oda, d. i. Kaserne, hatte; ihre
Zahl stieg von 80 später bis auf 196 und sie unterschieden sich sowohl in Bezug auf Vorrechte wie auf Mannschaft und Abzeichen
mannigfaltig. Nr. 11 hatte den ersten Rang, zur 61. Orta gehörte der Sultan, die 65. war von Murad II. aufgelöst worden,
weil ein Glied
[* 16] derselben bei der Entthronung Hand
[* 17] an Osman II. gelegt hatte; die 1. bis 62. Orta wurden
unter dem NamenBuluk zusammengefaßt und besetzten die Hauptstadt und einige Grenzplätze.
An der Spitze sämtlicher Ortas stand der Aga, dem der Kiaja-Beg oder Unterbefehlshaber zugeteilt war. Die Macht des Aga war
fast unbegrenzt und fand nur in der Furcht vor einem Aufstande eine Schranke;
er hatte Gewalt über Leben und Tod, und alle
Beförderungen hingen von ihm ab.
Die A. waren gut bewaffnet und das bestausgebildete Fußvolk Europas;
sie wurden gut verpflegt
und reichlich besoldet. In Friedenszeiten verrichteten sie Polizeidienst und waren nur mit einem langen
Stabe versehen;
Sie dienten nur zu Fuß und bildeten die Kerntruppe des türk. Heers. Aus den J. wurden auch die Leibwachen des Sultans genommen.
Mehrere Ortas waren für die wichtigsten Festungen oder die Flotte bestimmt. Anfänglich standen die
J. unter strenger Mannszucht. Als aber die osman. Herrscher zu Serailfürsten herabsanken, wurden die J. zuchtlos, faul, unkriegerisch
und politisch unzuverlässig. Ihre Geschichte verzeichnet glänzende Kriegsthaten; die Eroberung Konstantinopels (1453) verdankte
Mohammed II. vor allem ihnen.
Aber auch eine Menge Empörungen, Ermordungen von Sultanen, Wesiren, Agas und zügellose Greuel aller Art
verschuldeten sie. Mehrere Sultane versuchten vergeblich unter den J. die alte Ordnung wiederherzustellen, wobei es mehrfach
zu schrecklichen Serailrevolutionen kam. Erst dem SultanMahmud II. gelang es, sie zu vernichten. Die J. zu Konstantinopel hatten
sich nämlich im Mai 1826 zu der Errichtung von Truppen nach europ. Muster, der sog. neuen Miliz (Nizam-dschedid),
bereit erklärt, dann aber 15. Juni sich dagegen empört und die Köpfe der vornehmsten Staatsbeamten verlangt.
Allein ihr damaliger Führer, Hussein-Aga, schlug die Empörer mit Hilfe der dem Sultan treu gebliebenen Topdschi (Kanoniere),
Kumbaradschi (Bombardiere) und Bostandschi (Wächter der großherrlichen Gärten), die durch
die Entfaltung
der Fahne des Propheten und den vom Mufti und den Ulemas über die J. ausgesprochenen Bann fanatisiert waren, auf dem Platze
Etmeidan zurück und ließ ihre Kasernen beschießen und verbrennen. Am 17. Juni wurde das Janitscharenkorps für immer abgeschafft
und der Name J. mit einem Fluche belegt. Jede neue Erhebung wurde in Blut erstickt, sodaß die Zahl der Hingerichteten 1826 sich
auf 15000 und die der Verbannten auf mehr als 20000 belief. Die amtliche Darstellung der Janitscharenauflösung (Konstant.
1828; französisch von Caussin de Perceval, Par. 1833) hat der Historiograph Es-Seid-Mohammed-Essad Efendi
verfaßt.