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sollten. Kaiser Rudolf II. erklärte sie jedoch als durch den Tod Georg Friedrichs erledigte Lehen, die an Böhmen [* 2] zurückfallen müßten, versagte allen Ver- trägen innerhalb des brandend. Hauses seine Ge- nehmigung und verlangte die Räumung. Johann Georg behauptete sich indes im Besitz, wurde aber 1621 wegen seiner Parteinahme sür den von den Böhmen zum König erwählten Friedrich V. von der Pfalz in die Neichsacht erklärt. I. ward nun durch Lehnbrief vom dem Fürsten Karl von Liechtenstein [* 3] übertragen.
Johann Georg kämpfte bis zu seinem Tode im Verein mit Bethlen Gabor von Siebenbürgen vergeblich sür sein Necht. Mit dem kinderlosen Tode seines Soh- nes, des Markgrafen Ernst gingen seine Ansprüche auf Brandenburg [* 4] über. Der Große Kurfürst erklärte die Einziehung des Fürstentums für rechtswidrig und erlangte 1686 als Entschädigung den Kreis [* 5] Schwiebus. [* 6] Allein da dieser, zufolge eines geheimen Traktats mit dem damaligen Kur- prinzen Friedrich, dem spätern Friedrich 1. von Preußen, [* 7] 1695 wieder an den Kaiser zurückzugeben war, so machte König Friedrich II. 1740 die hier- durch wieder begründeten Ansprüche Preußens [* 8] auf Schlesien [* 9] geltend und erlangte durch den ersten Schlesischen Krieg 1742 unter andcrm auch den dies- seits der Oppa gelegenen Teil der Fürstentümer I. und Troppau [* 10] nebst dem vorher mährischen Distrikt Katscher. Hauptort des preuß. Anteils ist Leobschütz [* 11] (s. d.). -
Vgl. Biermann, Geschichte der Herzog- tümer Troppau und I. (Teschen 1874).
Iägerrecht, in der Jägersprache die Teile des Wildbrets, die dem Förster und Iagdbeamten zu- gesprochen werden. Gewöhnlich gehört dazu der Aufbruch (s. Aufbrechen), beim Hochwild auch noch der Graser (die Zunge), die Lenden und der Talg, der mit der Hand [* 12] abzubringen ist. In manchen Ländern rechnet man ferner dazu die Geweihe, [* 13] Decken und die Bälge des Raubzeuges. Iägerschreie, alte kurze Reime, mit denen die Teilnehmer einer Jagd zusammengerufen und die Leithunde angefeuert wurden. Verwandt sind die Waidsprüche, die, meist aus Frage und Antwort bestehend, allerlei Details der Iagdwnst erörtern, und deren Kenntnis unter den Jägern als Kenn- zeichen eines gelernten Waidmanns galt; trat ein Fremder in ihren Kreis, so legten sie ihm die Frage vor, und er hatte die Antwort zu geben. Schon zu Ende des 17. Jahrh, starben diese Reime aus oder aalten doch nicht mehr als vornehm. -
Vgl. Reinhold Köhler im 3. Bande des «Weim.Jahrbuchs» (Hannov. 1855);
I. M. Wagner im «Archiv für die Geschichte deutscher Sprache [* 14] und Dichtung» (Wien [* 15] 1874).
Iägersdorf (Großjägersdorf), Dorf in Ostpreußen, [* 16] s. Großjägerndorf. Jägersprache, Waidmannssprache, die Gesamtheit der Ausdrücke, die bei der Beschreibung der Iagdtiere und beim Iagdbetrieb vom Jäger angewendet werden sollen. Sie sind zum großen Teil von der alten Iägerzunft auf die Neuzeit ver- erbt worden; es giebt aber auch jetzt manchen Iagd- ausdruck, der erst neuerdings der Phantasie einzel- ner entsprungen ist. Autoritäten in derI. sind Flem- ming, Döbel, Winckell und G. L. Hartig. Iaggernaut, verderbt aus Dschagannath (s.d.).
Iaggeryzucker (spr. dschägg"),
s. Kokospalme. Iaghistan, s. Dardistan. Iagiö (spr. jagitsch, d. i. Ignatius), Vatroslav, slaw. Philolog, geb. zu Varasdin, studierte in Wien klassische Philologie und slaw. Sprachen und ward 1861 Gymnasiallehrer in Agram. [* 17] Diese Stelle gab I. 1870 auf, war dann neben Danicic' Sekretär [* 18] der Südflawifchen Aka- demie in Agram, folgte aber bald einem Rufe nach Odessa [* 19] und ward daselbst 1871 außerord., 1872 ord. Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft. 1874 übernahm er an der Universität Berlin [* 20] den neuerrichtcten Lehrstuhl der slaw. Sprachen.
Hier gründete er 1875 das «Archiv für slaw. Philologie». 1880 ging er nach Petersburg [* 21] als Nachfolger Sres- newskijs an der Universität und an der kaiserl. Aka- demie der Wissenschaften, 1886 als Professor der slaw. Philologie an die Wiener Universität. Außer einer großen Zahl wertvoller größerer Abhandlungen in der von ihm und Racki gegrün- deten Zeitschrift , in dem «Raä» der Südslawischen Akademie, in deren «starins», ferner in den «Sitzungsberichten» und «Denk- schriften» der Wiener Akademie, und Ausgaben alter kroat.
Dichter in den «stari pi8ei», sind die Hauptwerke von I.: «krim^eri LtHrolii'VHtZkoAa ^62ikH» («Proben der altkroat. Sprache», 2 Tle., Agram 1864-66),
«Historik 1inM6vn08ti na- roäa in-vatZkoAk i 8ld8koFH» («Geschichte der Lit- teratur des kroat. und serb. Volks», Tl. 1, ebd. 1867), die Einleitung zu Rackis Ausgabe des Asse- manischen Evangeliums (ebd. 1865),
«Huawyr kviMF^Iioruin coäex [* 1] Fig. F0iit.icu8) (Berl. 1879), »Zkkon Vin0(1oi8ki" («Das Gesetzbuch von Vino- dol», Petersb. 1880),
«8p6ciinina linFuas paiaso» 8iov6ni(H0" (ebd. 1882),
«Huatuor kvkMFkliornin coättx NHi-ia.11113 FiNFo1iticu8» (Berl. und Petersb. 1883),
«Xlitillo-^HikoFrati068^3. 8t^i» («Kri- tische Abhandlungen über Paläographie», Petersb. 1884); die Ausgabe des Briefwechsels zwischen Dobrowskh und Kopitar (Petersb. und Verl. 1885), " (^rminuin ckri8tiüN0i'uiii verkio Ml3.608iov6 nica» (ebd. 1886),
«Xi-itiö^ki^a ^inötki Ic i8t0rii ru88kHF0 M2)'k9.» («Kritische Beiträae zur Ge- schichte der russ. Sprache», Petersb. 1888),
«Gla- golitica. Würdigung neu entdeckter glagolitischer Fragmente» (Wien 1890; in den «Denkschriften» der Akademie, Bd. 38),
«3v6t03t6kan8ki diri30vuh» (ebd. 1890),
«^oiMki 8wwt» («Statut von Pol- jica», Agram 1891),
«Ni88ai6 ßia^oliticum Ü6I-- V0^3.6 äuci8 8i)g.iHt6Q8i8» (Wien 1891),
«li^um i üi08on^» (eine serb.-slowen. Übersetzung der «Monostichen» Menanders und mehrerer Gnomo- logien, Belgrad [* 22] 1891). 'lagiölnica(spr.-nitza), MarktbeiCzortküw(s.d.). lagjello, s. Iagello. ago (span., spr. cha-), Jakob. ^agodina, Stadt im serb. Kreis Morava, an der Belitza, 6 km links von der Morava, an der Linie Velgrad-Nisch, hat (1890) 4619 E., eine Glas- fabrik und bedeutenden Schweinehandel. Iagrezucker, Iaggeryzucker, s. Kokospalme. Jagst oder Iaxt, reißender Nebenfluß des Neckar, entspringt oberhalb Lauchheim im württemb. - Oberamte Ellwangen, in 519 m Höhe, fließt anfangs in südl., dann in nördl., zuletzt in südwestl. Rich- tung an Ellwangen, Crailsheim, [* 23] Kirchberg und Langenburg vorüber, bildet eine Strecke weit die Grenze zwischen Württemberg [* 24] und Baden [* 25] und mün- det, 196 km lany, bei Iagstfeld, Wimpfen gegen- über. Nach ihm ist der Iagstkreis (s. d.) benannt. Iagftbahn, württemb. Staatseisenbahn. Es giebt eine Untere, von Iagstfeld nach Osterburken ¶