Borgo-Kücken und
Frühreife aus; sein Fleisch ist wenig wert. – Aus
Italien
[* 2] kommen auch bunte
Hühner
[* 3] mit der Kammform der
echten
Italiener, aber mit dunkeln Läufen, nach
Deutschland.
[* 4] Ihr Wert steht hinter dem der gelbfüßigen
I. H. zurück.
Sprache,
[* 5] dasjenige roman. Idiom, das als Verkehrs- und Litteratursprache im Königreich
Italien, auf Corsica,
[* 6] im schweiz. Kanton Tessin,
[* 7] in einigen
Thälern des Kantons Graubünden
und in
Triest
[* 8] gesprochen wird. Im Mittelalter heißt die I. S.
meist Lingua vulgaris (volgare) zum Unterschied von dem Latein, das als Grammatica oder «Grammatice
loqui» bezeichnet wurde. – Keineswegs war aber diese neue vulgäre
Sprache in allen
TeilenItaliens
[* 9] die
nämliche, vielmehr zerfiel sie in eine große Menge verschiedener Mundarten, die gegenwärtig noch allenthalben im Verkehr
des gewöhnlichen Lebens, selbst von den höhern
Ständen gebraucht werden und teilweise eine nicht geringe litterar.
Ausbildung erhalten haben. Am eigenartigsten sind die Dialekte des mittlern und nördl.
Sardinien,
[* 10] die
sich durch hohe Altertümlichkeit in
Lauten und Formen vor allen andern roman.
Sprachen auszeichnen. Auf dem Festland ist ein
starker Gegensatz zwischen der
Sprache diesseit und jenseit der
Apenninen zu beobachten. Diesseits nimmt wiederum das
Venetianische
durch seine nahe Verwandtschaft zum Toscanischen eine besondere
Stellung ein. Das Piemontische, Lombardische, Genuesische
und Emilianische werden unter dem
Namen Galloitalienisch zusammengefaßt wegen mancher Übereinstimmungen mit dem
Französischen.
Nasalvokale und konsonantische
Auslaute sind allen, die Mischlaute
ü und ö den drei ersten gemein, wogegen die
Tilgung von
auslautend
s und t und der Wandel von pl zu pi (pianta aus planta) sie vomFranzösischen trennt und dem
Italienischen beigesellt. Jenseit des
Apennins hat sich aus dem Toscanischen oder richtiger aus dem Florentinischen die Schriftsprache
entwickelt. Ihm schließen sich die Mundarten von Pisa,
[* 11] Lucca
[* 12] und Siena an und seit dem 16. Jahrh.
auch das Stadtrömische, das früher mit dem Aretinisch-Umbrischen eine besondere Gruppe bildete, die
einerseits zum Emilianischen, andererseits zum
Süden hinüberführt.
Hier ist zunächst das Neapolitanische mit der Molise zu nennen, dann die an eigentümlichen
Diphthongen reichen Mundarten
der
Abruzzen und der Südostküste, endlich das litterarisch reich gepflegte
Sicilianische, dem sich
Calabrien und Südapulien
anschließen. Die noch wenig bekannten Mundarten Corsicas und Nordsardiniens scheinen zum Mittelitalienischen
zu gehören. –
Gemeinsam in ganz
Italien außer
Sardinien ist der Schwund von auslautend
s und t
(tempo = tempus,
ama = amat), die Anlautsgruppen
st, sc, sp (vgl. stato, aber span. estato,
frz. été), der Wandel von cl zu chi (chiamare), die Neigung zum daktylischen Rhythmus (uómini,
fémine), worin die Schriftsprache von manchen Mundarten noch übertroffen wird. In der Flexion sind die Plurale auf
a (le
braccia) zu merken, die ihren Ausgangspunkt im lat. Plural der Neutra haben und um
so zahlreicher werden, je weiter man nach
Süden kommt. Auch die
Bildung des Konditionals mit dem
Perfekt statt mit dem Imperfekt
von habere (amerebbe ^[] = amare ebbe) ist eigenartig. Die ältesten
Denkmäler
der I. S. reichen nicht über das 12. Jahrh.
hinaus, am besten finden sie sich zusammengestellt bei Monaci, Crestomazia italiana dei primi secoli
(Città di
Castello 1889).
Schon seit dem 12. Jahrh. findet sich neben den Mundarten, wie
Dante richtig bemerkt, eine edlere, d. h. den ursprünglichen
röm. Formen näher stehende
Sprache, die zuerst in
Sicilien am
HofeFriedrichs II., dann aber auch von den meisten Dichtern
in allen Landstrichen
Italiens gebraucht wird. Mit dem 14. Jahrh. verschwinden, wenigstens in der
Poesie,
die
Spuren sowohl mundartlicher Verschiedenheit als auch franz. und provençal.
Formen und
Ausdrücke, die bei den ältesten Schriftstellern noch sehr häufig vorkommen.
Die
Sprache der
Poesie ist vorzüglich von
Dante mit vollem
Bewußtsein, später von Petrarca ausgebildet
worden; diese
Sprache ist wesentlich die nämliche geblieben seit den
ZeitenDantes bis auf die Gegenwart. Nicht ganz so verhielt
es sich mit der Prosa. Die ältesten Schriftsteller waren auch hier
Toscaner oder
Florentiner,
[* 13] und unter ihnen nimmt
Boccaccio
mit
Recht den ersten Rang ein; nur daß derselbe, durch das
Studium der alten Klassiker verleitet, seiner
Sprache eine unnatürliche Fülle und einen schwerfälligen Periodenbau zu geben suchte, welcher lange Zeit die ital.
Prosa entstellte und
bis in die neueste Zeit Nachahmer fand. Da es
Italien an einem Mittelpunkte der nationalen Gesamtbildung
fehlte, auch kein Prosaiker so überwiegenden Einfluß zu gewinnen vermochte, daß er allgemein als
Muster
und Vorbild hätte betrachtet werden können, so geschah es stets, daß bei dem Erscheinen eines bedeutendern Schriftwerkes
über dessen stilistischen Wert, oft sehr heftig, gestritten wurde. Am verderblichsten hat im 17. und bis über die Mitte
des 18. Jahrh. hinaus der Einfluß des
Französischen auf die I. S. gewirkt, indem viele
Italiener aus
Vorliebe für die
Franzosen und deren damalige philos.
Bildung dahin gelangten, die Eigentümlichkeiten ihrer edeln
Sprache zu verleugnen und im
GrundeFranzösisch mit ital. Worten
zu schreiben. Erst in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. und im Anfang des 19. machten
ebenso patriotisch gesinnte als gründlich gebildete
Männer, wie Monti, Perticari u. a., diesem Unwesen ein Ende. So hat
die I. S. sich nicht einer stetigen, gleichförmig fortschreitenden Ausbildung erfreut, wohl aber mehrere Schwankungen des
Steigens und Fallens erlebt; wie denn die Zeit
Dantes, Petrarcas, das 14. Jahrh., von denItalienern mit
Recht das erste
Goldene Zeitalter ihrer
Sprache, daher il buon secolo genannt wird.
Nach kurzer Vernachlässigung im 15. Jahrh., wo das
Studium der klassischen
Sprachen die
Teilnahme aller Gebildeten im höchsten
Maße in
Anspruch nahm, erhob sie sich im 16. durch
Ariosto und
Tasso zu dem höchsten Gipfel formeller Ausbildung,
um im 17. und 18. dem verderblichen Einfluß des
Gallicismus zu unterliegen und dann wieder einer neuen Regeneration entgegen
zu gehen, in der nun aber vor allem der Streit wieder entbrannte, ob die Schriftsprache auch in ihren Wörtern und Konstruktionen
rein florentinisch sein müsse. Nachdem auch nordital. Schriftsteller, wie der Mailänder Manzoni, der
Piemontese
De Amicis, in Wort und
Text für die verfeinerte Umgangssprache des
Florentiners aufgetreten sind, scheint sich der
Streit etwas beruhigt zu haben. – Vgl. H.Breitinger, Das
¶
Die grammatische Behandlung der Sprache begann in Italien im 16. Jahrh. Der erste, welcher Beobachtungen über die Sprache sammelte,
war der Kardinal Bembo, dessen Arbeit, vielleicht schon 1500 begonnen, doch erst 1525 u. d. T. «Prose»
erschien. Nur mehrere kleine, unbedeutende Arbeiten von Fortunio, Liburnio, Marcantonio Flaminio traten
noch etwas früher ans Licht.
[* 15] Die «Prose» selbst, in Gesprächsform, sind
weder gründlich noch vollständig und halten sich ausschließlich an Boccaccio und Petrarca.
Die Bemühungen des Grafen Giangiorgio Trissino, die Orthographie zu regeln und durch neue Schriftzeichen zu fixieren, hatte
nach langem Streit nur den Erfolg, die Buchstaben v und j als eigentümliche Konsonanten einzuführen.
Von andern grammatischen Arbeiten machten zu ihrer Zeit Epoche und haben einen bleibenden Einfluß geübt: der «Ercolano»
des Varchi (Flor. 1570 u. ö.),
die «Avvertimenti della lingua» von Salviati (2 Bde., Vened. und Flor.
1584‒86), worin weitschweifig nur von den Buchstaben, vom Nomen und vom Artikel gehandelt wird.
Die erste systematische, vollständige,
und mit guten Beispielen ausgestattete Grammatik, aus welcher fast alle Neuern geschöpft haben, sind die «Regole
ed osservazioni» von Corticelli (Bologna 1745 u. ö.; beste Ausg. von Parenti, Reggio 1826).
Von neuern Grammatiken mag als beste genannt werden die «Grammatica italiana dell'uso
moderno» von R. Fornaciari (Flor. 1881). Auch in Deutschland sind viele ital. Grammatiken erschienen; die meisten aber, wie
die von Jagemann, Flathe, Philippi, Fornasari, Frühauf, Fogolari, Manitius, Sauer, Keller u. a., sind nur für
das gewöhnliche Bedürfnis gearbeitet und beruhen auf Corticelli. Die erste selbständige Arbeit ist die «Ital. Sprachlehre»
von Fernow (2 Tle., Tüb. 1804); sehr brauchbar die von Mussafia (Wien
[* 16] 1860; 24. Aufl. 1892) und von S. Heim (Zür. 1881; 3. Aufl.
1887). Als der erste gelungene Versuch einer histor.-etymolog. Bearbeitung ist Blancs «Ital. Grammatik»
(Halle
[* 17] 1844) zu nennen; dem heutigen Stand der Forschung entspricht diejenige von W. Meyer-Lübke (Lpz. 1890). Eine gute histor.
Syntax giebt Vockeradt, «Lehrbuch der I. S.» (Berl.
1878).
Die Lexikographie beginnt in Italien ebenfalls im 16. Jahrh. mit den dürftigen Wörtersammlungen von Minerbi (1535),
Fabricio de Luna (1536) und Accarisio (1543). Etwas reicher sind schon Alunnos «Le
[* 18] ricchezze della lingua volgare» (1543) und
«Della fabbrica del mondo» (1546). Das erste mehr vollständige Lexikon ist das «Memoriale
della lingua italiana» von Pergamini (1568). Endlich erschien, zuerst in Venedig
[* 19] (1612),
das «Vocabolario degli Accademici
della Crusca», welches mit pedantischer Strenge sich fast ausschließlich auf die Schriftsteller des Trecento
und auf Florentiner beschränkte, mit großem Fleiß alle Verstümmelungen, alle schmutzigen Ausdrücke und Redensarten des
Pöbels gesammelt, aber die Umgangssprache und die Sprache der Wissenschaften und Künste gänzlich außer acht gelassen hat.
Eine zweite, wenig veränderte Ausgabe erschien zu Venedig 1623, die dritte, vermehrte (3 Bde.) 1691, die
vierte (6 Bde.) 1729-38 zu Florenz,
[* 20] die fünfte, ^[] begonnen 1860,
ist im 7. Bande erst bis zum Buchstaben G angelangt.
Das Werk erlebte eine große Zahl von Nachdrucken, Auszügen und Bearbeitungen. Unter letztern sind hervorzuheben die vonAnt.
Cesari (6 Bde., Verona
[* 21] 1806), besonders aber
die von Giuseppe Manuzzi (4 Bde., Flor.
1831-44; 2. Aufl. 1862 fg.). Das erste nicht florentin., sondern
wahrhaft ital. Wörterbuch ist das «Dizionario
enciclopedico» von FrancescoAlberti (6 Bde., Lucca 1797-1805). Unter den seitdem erschienenen
größern Wörterbüchern dieser Art sind hervorzuheben: das große «Dizionario universale della lingua
italiana» von Mortara, Bellini, Codagni und Mainardi (8 Bde., Mantua
[* 22] 1845-56),
die Wörterbücher von Tommaseo und Bellini
(4 Bde., Tur. 1864 fg.),
endlich Petrocchis, «Novo dizionario universale della lingua italiana»
(2 Bde., Mail. 1887-91). Synonymische
Wörterbücher haben Tommaseo (5. Aufl., Neap. 1886) und Zecchini (neue
Aufl., Tur. 1892) veröffentlicht. Von den in Deutschland erschienenen Wörterbüchern stehen die von Jagemann, Kramer, Castelli,
Veneroni und Flathe nur der Crusca nach; das reichhaltigste und beste ist das «Gran
[* 23] dizionario italiano-tedesco
e tedesco-italiano» von Valentini (2 Bde., Lpz.
1831-32), der auch ein sehr brauchbares Taschenwörterbuch (15. Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1892) verfaßt hat; das neueste ist das Handwörterbuch von H. Michaelis (8. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1892). - Von Zeitschriften, die der sprachlichen Forschung des Italienischen und seiner Mundarten
gewidmet sind, ist vor allem das von H. I. Ascoli herausgegebene «Archivio glottologico italiano» (bis jetzt 10 Bde.)
zu nennen, das eine ganz unentbehrliche Fundgrube ist, sodann die wieder eingegangene «Rivista
di filologia romanza» und das «Giornale di filologia romanza».