Italienischer Krieg von 1848 und 1849 - Italienischer Krieg von 1859
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französischem, gleichzeitig 657 Mill.
LireKapital (33 Mill.
Zinsen) in deutschem
Besitz. Seitdem dürfte sich das Verhältnis
aber bedeutend geändert haben, da die
PariserBörse einen wahren Sturmlauf gegen ital. Werte unternommen hat. Diesen Baissemanövern
in erster Linie, sodann allerdings auch den finanziellen
Störungen des ital.
Staatshaushalts und der augenblicklich
ungünstigen wirtschaftlichen
Lage im allgemeinen ist es zuzuschreiben, daß die 5prozentige
Rente, welche zeitweilig schon
den Parikurs erreicht hatte, im Dez. 1893 auf den niedrigen
Stand von 80 heruntergedrückt ist.
Der Umstand, daß in
Italien
[* 2] seit einiger Zeit wieder ein bedeutendes Goldagio (etwa 12-15 Proz. gegen Papier)
besteht, macht es für ital. Rentenbesitzer vorteilhaft, ihre
Titel nach dem
Ausland zu senden und von
dort her ihre
Zinsen in
Gold
[* 3] zu beziehen. Deshalb ist die ital. Regierung wieder auf eine frühere Einrichtung
zurückgekommen, von ausländischen Besitzern der
Rente den schriftlichen Besitznachweis (sog.
Affidavit) unter Vorlegung der
Rententitel zu verlangen; was für die ausländischen
Gläubiger höchst unbequem ist.
Kriegvon1859.Sardinien
[* 4] verfolgte unablässig das Ziel, die
Österreicher aus
Italien zu vertreiben und
gewann
Frankreich zum Bundesgenossen durch die
Teilnahme amOrientkriege und die Zusicherung, nach erreichtem Erfolg Nizza
[* 5] und
Savoyen an
Frankreich abtreten zu wollen. Napoleon III. hatte die ital. Frage bereits beim Neujahrsempfange 1859 dem
österr. Gesandten,
Freiherrn von Hübner, gegenüber angeregt, und seitdem hatten in
Österreich
[* 6] wie in
Frankreich und
Sardinien
Rüstungen
[* 7] stattgefunden.
Unter dem Oberbefehl Napoleons wurden sehr rasch 120000
Franzosen mit 312
Geschützen nach
Italien geschafft, wo König Victor
Emanuel 60000 Sarden mit 90
Geschützen (mit Einschluß der
Alpenjäger Garibaldis) gesammelt hatte; die österr. Feldarmee
in
Italien bestand anfänglich unter
Graf Gyulai nur aus 110000 Streitbaren mit 364
Geschützen, hinter
denen 80000 Mann Besatzungstruppen im Lombardo-Venetianischen Königreich standen. Am 2. Mai waren die
Österreicher ohne
Widerstand
bis an den Po und die Sesia vorgedrungen, und das sardin.
Heer hatte sich zwischen
Alessandria und
Casale vereinigt; drei franz. Korps standen in Genua, zwei bei
Turin. Gyulai
demonstrierte auf der ganzen Front und rückte auf
Turin los; am 8. erreichte seine
Vorhut die Dora Baltea. Da ging die Nachricht
ein, daß sich die franz. Korps bereits mit der sardin.
Armee bei
Alessandria vereinigt hätten, worauf Gyulai in eine Verteidigungsstellung
auf dem linken Ufer des Po und der Sesia, zwischen Pavia und
Vercelli, zurückging und diese befestigen
ließ. Napoleon traf 14. Mai in
Alessandria ein und ließ am 16. die franz. Hauptmacht rechts
vom
Tanaro zusammenziehen, weshalb
Gyulai ein neu eintreffendes Korps (25000 Mann) zur Verstärkung
[* 10] seines linken Flügels 18. Mai nach
Piacenza und
Stradella schob
undVercelli am 19. räumte. Am folgenden
Tage kam es gelegentlich einer «gewaltsamen Rekognoscierung»
der
Österreicher auf dem rechten Po-Ufer zum
Gefecht von Montebello.
Inzwischen waren vier sardin. Divisionen bei
Vercelli auf das linke Po-Ufer gerückt und gegen die Sesia vorgedrungen; Garibaldi
war am 23. bei Sesto-Calende an den
Ticino gekommen, hatte den
Fluß überschifft,
Varese erreicht und dort
den
Aufstand organisiert; ein
Angriff des Feldmarschalllieutenants
Urban gegen
Varese wurde am 25. abgeschlagen, am 27. Como
von den
Alpenjägern besetzt, aber 31. MaiVarese von
Urban, der inzwischen Verstärkungen erhalten hatte, eingenommen, worauf
sich Garibaldi ins
Gebirge nach
Cassano zurückzog.
Die Hauptmasse der
Franzosenwar in Erwartung eines
Angriffs der
Österreicher bei Montebello und Voghera
zusammengezogen, doch beschloß Napoleon, als dieser
Angriff ausblieb, dieselbe mit dem sardin.
Heere zu vereinigen und dann
die
Umgehung des österr.
Heers über
Novara und Mailand
[* 11] fortzusetzen. Um Raum für den
Aufmarsch links der Sesia zu gewinnen,
warfen die Sarden am 30. die österr.
Vortruppen zurück, und das
Gefecht bei
Palestro31. Mai ließ erkennen, daß die Hauptmacht
der Verbündeten an der Sesia stehe. Am 1. Juni besetzten die
FranzosenNovara.
Gyulai ließ seinen rechten Flügel zurückgehen und wies die in Mailand angekommenen Verstärkungen (10000 Mann) an,
nach
Magenta und dem
BrückenkopfSan Martino vorzurücken; am 2. ließ Gyulai das ganze
Heer hinter den
Ticino zurückgehen,
dessen obern Lauf Feldmarschalllieutenant
Urban in
Varese deckte; aber nachmittags ging die von
Novara vorgerückte franz. Gardedivision
Camou bei Turbigo über den
Fluß und setzte sich am Naviglio grande fest, während die franz.
Gardedivision Mellinet bis nahe an den
Brückenkopf von
San Martino heranrückte.
Die
Österreicher räumten in der Nacht den unhaltbar gewordenen
Brückenkopf, doch mißlang die Sprengung der Ticinobrücke;
sie erreichten am 3. bei
Magenta eine
Stärke
[* 12] von 40000 Mann und konnten binnen einem
Tage auf die doppelte
Stärke gelangen,
weshalb Gyulai beschloß, eine
Schlacht anzunehmen. Napoleon hatte am 3. ein franz. Korps nach Turbigo, zwei franz.
Korps und drei sardin. Divisionen nach
Novara und
Galliate vorgeschoben und für den 4. den
Vormarsch dieser
Truppen nach
Magenta
befohlen, was zur
Schlacht bei
Magenta (s. d.) führte.
Zwar mußten die
ÖsterreicherMagenta räumen, doch hatten sie 5. Juni immerhin 70000 Mann zur Fortsetzung
des Kampfes zur
Stelle und konnten das inzwischen von
Piacenza nach Pavia gelangte Korps des linken Flügels heranziehen; indes
befahl Gyulai, Mailand und Pavia zu räumen, und ließ das
Heer in drei
Kolonnen hinter die
Adda zurückgehen.
KaiserFranzJoseph hatte Ende Mai die Verstärkung der in
Italien stehenden
Armee um drei Korps sowie die
Aufstellung einer Küstenarmee
angeordnet und sich nach Verona
[* 13] begeben, um den Oberbefehl persönlich zu übernehmen.
Italienischer Krieg vo
* 14 Seite 59.800.
Die
Franzosen waren zunächst bei
Magenta stehen geblieben, hatten 8. Juni Mailand besetzt und rückten langsam gegen dieAdda
vor. Zwei österr.
Brigaden (Roden und Boër) kämpften bei Melegnano
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ruhmvoll gegen zwei franz. Korps und hielten deren Vormarsch bis zur Nacht auf; doch ging das österr. Heer infolge dieses
Gefechts hinter den Chiese zurück und räumte Piacenza und Pizzighettone sowie die Herzogtümer und Legationen. Die Franzosen
folgten langsam über Cassano, die Sarden über Vaprio, und nur die Alpenjäger Garibaldis griffen, über
Bergamo vorauseilend, 15. Juni die Nachhut Urbans bei Castenedolo an, wurden aber zurückgeschlagen. Bis zum 20. blieb die österr.
Armee in der Stellung zwischen Lonato und Castiglione und ging dann hinter den Mincio zurück; sie war nunmehr in zwei Armeen
(I. Feldzeugmeister Gras Wimpffen, II. General der KavallerieGraf Schlik) gegliedert und 10 Armeekorps nebst 2 Kavalleriedivisionen
stark, von denen indessen je ein Korps bei Curtatone, an den nach Tirol
[* 15] führenden Pässen und am untern Po stand. Die Franzosen
standen am 20. um Brescia und Bagnolo, die Sarden bei Calcinatello am Chiese, Garibaldi am Gardasee und das nachgekommene
franz. Korps des Prinzen Napoleon in Piacenza und Toscana. Am 21. überschritten die Verbündeten den Chiese, zogen sich zu
einer Schlacht näher zusammen und rückten am 24. zum Angriff gegen den Mincio vor, und zwar 47000 Sarden gegen Pozzolengo, 60000 Franzosen
gegen Cavriana, 48000 Franzosen gegen Guidizzolo.
Aber auch die österr. Armee rückte aus der Stellung hinter dem Mincio vor, überschritt den Fluß am 23. und
lagerte mit 25000 Mann bei Pozzolengo, mit 64000 Mann bei Solferino
[* 16] und Volta, mit 67000 Mann bei Guidizzolo und Cerlungo,
um am 24. gegen Lonato und Castiglione vorzugehen und eine Schlacht zu liefern, bevor das verbündete Heer
durch das Eintreffen des auf 60000 Mann geschätzten franz. Reservekorps verstärkt worden
sei. Beide Heere trafen im Vormarsch am 24. morgens aufeinander, woraus sich die Schlacht von Solferino (s. d.) entwickelte.
In der Nacht gingen die Österreicher in die alten Stellungen hinter dem Mincio zurück und am 28. bis
hinter die Etsch, um das Eintreffen von Verstärkungen abzuwarten. Die Verbündeten kamen am 24. nicht über San Martino,
Cavriana und Solferino hinaus, am 25. besetzten zwei franz. Korps Pozzolengo und Volta, und erst am 27. beschloß Napoleon,
Peschiera einzuschließen und den Mincio zu überschreiten, zog 3. Juli das bei Casalmaggiore am Po eingetroffene
franz. Reservekorps nach Goito zur Armee heran und besetzte an demselben Tage Villafranca, Somma-Compagna, Castelnuovo und Valeggio
mit den übrigen Korps; die Sarden standen vor Peschiera und Garibaldi sowie die sardin.
Division Cialdini an der Grenze von Tirol, die vom 6. österr. Korps und den Landesschützen in einer
Reihe von Gefechten (bei Bormio 2. und 3. Juli, am Stilfser Joch8. Juli, bei Rocca d'Anso vom 21. Juni bis 8. Juli) erfolgreich verteidigt
wurde. Angesichts des in starker Stellung befindlichen österr. Heers und der seitens des DeutschenBundes betriebenen Rüstungen
(ein großer Teil des preuß. Heers war kriegsbereit, und die Befehle für die Sammlung desselben am Rhein
waren bereits erlassen) hielt Napoleon die Beendigung des Krieges für ratsam und bot 6. Juli Waffenstillstand an, der am 8. abgeschlossen
wurde und zugleich den Ende Juni im AdriatischenMeere eröffneten Flottenoperationen ein Ende machte. Am 11. Juli trafen
die beiden Kaiser in Villafranca zusammen, worauf ein
Vertrag zu stande kam, in dem Österreich die Lombardei ohne Mantua
[* 17] und
Peschiera an Frankreich und durch dieses an Sardinien abtrat, wogegen Toscana und Modena an die frühern Herrscher zurückfallen
sollten. Dieser Vertrag bildete die Grundlage der Friedensverhandlungen, die 10. Nov. in Zürich
[* 18] zum Abschluß gelangten.