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La Civiltà cattolica (Rom), Bonghis Cultura (Rom), Il Preludio (Bologna), vorzüglich Il Giornale storico della letteratura italiana (Turin), [* 2] hg. von Graf, Novati und Renier.
Italienische Musik - I
La Civiltà cattolica (Rom), Bonghis Cultura (Rom), Il Preludio (Bologna), vorzüglich Il Giornale storico della letteratura italiana (Turin), [* 2] hg. von Graf, Novati und Renier.
Musik. Die Musik des Altertums wurde der Folgezeit von den Italienern auf lebendige Weise übermittelt. Die erste folgenreiche Bildung, die der antiken Musik als etwas Neues gegenüber trat, war die Singschule, in der unter Leitung der Bischöfe von Rom [* 3] die christl. Liturgie eine feste und kunstmäßige musikalische Gestalt erhielt. Diese röm. Sängerschule hatte schon Jahrhunderte bestanden, als Papst Gregor d. Gr. um 600 die kirchlichen Melodien neu ordnete, mehrte und in einem Antiphonar sammelte, welches das Grundbuch für das ganze Abendland wurde.
Sänger aus der päpstl. Schule gingen in den nächsten Jahrhunderten in die westl. und nördl. Länder, wo der ausgestreute Same bald über Erwarten gedieh. Der Kern der Melodien Gregors d. Gr. hat sich als sog. Gregorianischer Gesang in der Kunst wie in der kirchlichen Liturgie bis heute erhalten. In diesem Gesange sind den Melodien nach hebräische und der Form nach griech. Elemente enthalten. Guido von Arezzo vervollständigte im 10. Jahrh. Gregors Werk, indem er Methoden ersann, die das bisher schwierige musikalische Studium erleichterten.
Italien
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Italien.Bis dahin war Italien [* 4] der Lehrer und Leiter der gesamten Kunstmusik. Vom 11. Jahrh. an trat es etwas zurück, während in England, Frankreich und Deutschland [* 5] die Mehrstimmigkeit erfunden und die Instrumentalmusik vervollkommnet wurde. Die I. M. bewahrte sich die Reinheit des Kunstgesanges, in der sie von jeher alle Nationen übertraf, und erlangte erst gegen Ende des 15. Jahrh. wieder eine tonangebende Bedeutung. Um 1500 erfand Petrucci in Venedig [* 6] den Musikdruck mit beweglichen Typen, wodurch dieser Ort länger als ein Jahrhundert hindurch das Centrum der Musikverbreitung wurde. Die größten Komponisten und Sänger Europas zogen nach Italien, um in päpstl. Dienste [* 7] zu kommen, und endlich erstand in Giovanni Palestrina derjenige Meister, in dem die kirchliche Kunstmusik ihren Höhepunkt erreichte. Seine Kompositionsweise ist als «Palestrina-Stil» ein ebenso dauerhaftes Gebilde geworden wie der «Gregorianische Gesang», dessen vollendetste künstlerische Verkörperung in seinen Werken erblickt werden muß.
Florentiner Konzil - F
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Florenz.Die I. M. stand jetzt abermals an der Spitze der Bewegung. Sämtliche Formen der damaligen Tonkunst wurden von ihr teils vollendet, teils neu geschaffen. Vollendetes lieferte Palestrinas Zeitgenosse Luca Marenzio im Madrigal; Neues schuf dieselbe Zeit gegen Ende des 16. Jahrh. durch eine besonders von Florenz [* 8] ausgehende Bewegung, die die Oper und das Oratorium ins Leben rief. Diese folgenreiche Neuerung hat die gesamte europ. Tonkunst von Grund aus umgestaltet; freilich ist es der I. M. nicht beschieden gewesen, das, was sie hier erfand und zuerst ausbildete, auch wirklich zu vollenden.
Aber noch im ganzen 17. Jahrh. herrschte sie im Reiche der Tonkunst unumschränkt. Monteverdi und Cavalli gaben mit ihren Opern Vorbilder für alle Länder, und Carissimi legte die Keime zu einem Oratorienstil, der 100 Jahre später von Händel zur Vollkommenheit ausgebildet wurde. Neben Carissimi wirkte der große Orgel- und Fugenmeister Frescobaldi, der für das Spiel seines Instruments eine ebenso gesetzgeberische Bedeutung erlangte, wie einige Jahrzehnte später Corelli für das der Violine. Dabei hatte das fast unersättliche Verlangen nach schönem Gesang selbst eine widernatürliche Befriedigung nicht gescheut, und ital. Castraten waren an allen Höfen, auf allen Operntheatern in Europa [* 9] zu finden.
Als dann gegen Ende des 17. Jahrh. in Frankreich, Deutschland und England nationale Kräfte von außerordentlicher Begabung sich regten, um dem Italienischen das Feld streitig zu machen, war es Al. Scarlatti, welcher der Oper einen nachhaltigen Impuls gab und damit die Superiorität der I. M. aufs neue herstellte. Die Konservatorien, die in Italien allenthalben errichtet wurden, viel früher als in andern Ländern, bildeten vorzügliche Musiker in Masse aus, besonders Komponisten, Sänger, Violinisten und Cembalisten (Klavierspieler).
Kraft [unkorrigiert]
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Kraft.Vor allen wurde die neapolitanische, durch Scarlatti gegründete Schule wichtig, da sie im ganzen 18. Jahrh. den Ton angab, nicht nur in der Oper, sondern auch in der Kirchen- und Konzertmusik. So allgemein und unbestritten schien damals die Herrschaft der I. M. in Europa anerkannt zu sein, daß selbst die größten deutschen Komponisten (Händel, Hasse, Graun, Gluck, Mozart) ihre Opern italienisch schrieben. Die siegreiche Beteiligung dieser Ausländer war freilich zugleich ein Beweis der abnehmenden Kraft [* 10] der geborenen Italiener, obwohl letztere sich eine erstaunliche und originelle Produktivität bis auf die Gegenwart zu erhalten wußten. Die Neapolitaner Pergolese und Piccini gestalteten die neuere Form der komischen Oper (Opera buffa), und viele Gleichbegabte neben und nach ihnen versorgten die Operntheater und Kirchenchöre unablässig mit neuen Werken.
Im 19. Jahrh. sind es bis zum letzten Jahrzehnt besonders zwei Männer, welche die I. M. charakterisieren: Rossini und Verdi. Weiter als bis auf Rossini reicht auch das nicht zurück, was auf ital. Theatern noch lebendig erhalten ist. Dieses Preisgeben der musikalischen Vergangenheit hat wesentlich zur Verflachung der I. M. beigetragen. Erst durch den Anschluß der jüngsten Italiener an die neue Entwicklung, die die Instrumentalmusik durch die Deutschen nahm, hat die I. M. wieder an Einfluß gewonnen. Namentlich Mascagni (1891) und Leoncavallo (1892) haben mit ihren realistischen Opern große Erfolge zu verzeichnen sowohl in Italien selbst als auch im Auslande. Auf dem Konzertgebiete, d. h. im großen Oratorium und in der selbständigen Instrumentalkunst hat man erst in der jüngsten Zeit angefangen, das Versäumte nachzuholen. Die unvollkommenen Versuche haben bisher nur geringen Erfolg gehabt. (S. Musik.)
Nationalbank, s. Banca Nazionale ^[= . Unter den in Italien zur Zeit der polit. Selbständigkeit der zum ...] nel Regno d'Italia.
Italienische Pillen -
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Seite 59.798.Philosophie. Italien, als das Mutterland der europ. Bildung, hat auch auf den Gang [* 11] der Philosophie großen Einfluß ausgeübt. Von hier aus verbreiteten sich mit dem Beginn des Mittelalters im Gefolge der kirchlichen Civilisation die Reste der antiken Wissenschaft in Gestalt von Lehrbüchern über die andern Völker Europas, und auch an den logisch-metaphysischen Untersuchungen des Mittelalters beteiligte man sich hier um so eifriger, als die kirchliche Macht in Rom diese Gedankenbewegung im Interesse der Glaubenseinheit überwachen zu sollen meinte. Später wurde das sicil. Reich Friedrichs II. das Eingangsthor für die arab. ¶
Philosophie und das in ihr vorwaltende Studium des Aristoteles, zugleich aber auch für die damit im Zusammenhang stehenden, größtenteils auf den Neuplatonismus zurückweisenden Geheimlehren der Mystik. Als dann die Lehre [* 13] des Aristoteles von der kirchlichen Wissenschaft verwertet und zur logisch-metaphysischen Form derselben ausgearbeitet wurde, vollendete Thomas (s. d.) von Aquino durch die geschmackvollere und umfassende, das Detail der Einzelwissenschaften durchdringende Ausführung der Gedanken des Deutschen Albert von Bollstädt diesen Prozeß und führte damit die christl. Scholastik auf ihren Höhepunkt. Sein großartig einheitliches, von der kath. Kirche noch heute für kanonisch erklärtes System fand seine poet. Verklärung in Dantes «Göttlicher Komödie».
Aber schon bei Dante beginnt ein anderes Element wirksam zu werden, wodurch Italien die moderne Geistesbewegung vorbereitete: das Studium des klassischen Altertums. Der Humanismus führte zunächst zu einer Erneuerung des Platonismus, der, hauptsächlich durch Gemistos Plethon, Bessarion und Ficinus vertreten, in der unter dem Schutz der Mediceer blühenden Akademie zu Florenz seinen Sitz hatte. Dieselbe philol.-histor. Richtung brachte auch eine Erneuerung des reinen Aristotelismus mit sich, in der sich Ermolao Barbaro und Leonicus Thomäus hervorthaten.
Paderbornisch - Padua
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Padua.Doch trat später, namentlich an der Universität Padua, [* 14] ein lang sich hinspinnender Kampf zweier entgegengesetzter Auffassungen des Aristoteles zu Tage, von denen die eine, besonders durch Pomponatius ausgebildet, sich im naturalistischen Sinne an den spätgriech. Kommentator Alexander von Aphrodisias anschloß (daher Alexandristen), die andere, in Andrea Cesalpini gipfelnd, die mystisch-pantheistische Lehre des Averroës (daher Averroisten) verteidigte. Die Polemik, die der Humanismus im Interesse des litterar. Geschmacks gegen die Scholastik führte, hat in Italien namentlich Laurentius Valla begründet.
Im 16. Jahrh. begann auch in der ital. Wissenschaft das humanistische vor dem naturphilos. Interesse zurückzutreten. Jetzt wies Bernh. Telesius auf den Wert sorgfältiger empirischer Forschung hin und stiftete in seiner Vaterstadt die Cosentinische Akademie der Wissenschaften; jetzt prägte Cardanus die Pythagoreische Zahlenmystik in eine mit abergläubischen Elementen vielfach versetzte allgemeine Kausalitätslehre um; F. Patrizzi entwarf auf neuplatonischer Grundlage, mit Benutzung der neuen Entdeckungen, sein phantastisches Natursystem. In wahrhaft großartiger Weise aber gestaltete Giordano Bruno die Kopernikanische Lehre durch metaphysische Begriffe des Spätscholastikers Nikolaus Cusanus zu einem tiefsinnigen und gedankenvollen System aus. Alle diese Bestrebungen klärten sich endlich in Galilei ab, der durch methodische Verwertung des Experiments und der mathem. Deduktion zum Begründer der theoretischen Naturwissenschaft wurde. Gleichzeitig gab Th. Campanella den metaphysischen Untersuchungen eine erkenntnistheoretische Grundlage und damit eine subjektivistische Wendung, die, obwohl in unvollkommener Form, die kritische Tendenz der modernen Philosophie einleitete.
So ging von Italien eine Menge fruchtbarer Gedanken aus, die in der europ. Philosophie mächtig weiter wirkten und von den übrigen Kulturvölkern zu ihrer wissenschaftlichen Vollendung geführt wurden; die Italiener selbst aber traten mit dem 17. Jahrh., zumeist infolge der polit. Zerrissenheit der Nation, aus der schöpferischen Bewegung der Philosophie heraus. Nur auf einem beschränkten Gebiete, dem der Geschichtsphilosophie, gab Italien noch einmal im 18. Jahrh. einen bedeutenden Anstoß durch Vico, der zuerst der einseitigen Naturbetrachtung die lebendige Versenkung in das Leben der Völker entgegenhielt. Im übrigen zeigte Italien im 17. und 18. Jahrh. nur schwache Nachwirkungen der Bewegungen, die sich in der engl., franz. und deutschen Philosophie abspielten.
Ähnliches gilt von der I. P. des 19. Jahrh., die zwar große Lebendigkeit des Interesses und Mannigfaltigkeit der Richtungen, aber keine bedeutenden originellen Leistungen aufweist. Zuerst erwachte das philos. Interesse im Gefolge des polit. Liberalismus und im Anschluß an die franz. Philosophie des 18. Jahrh., wie es Genovesi, Beccaria, Filangieri und Romagnosi beweisen. Später zeigte sich der vereinigte Einfluß von Kant, den Schotten und den franz. Spiritualisten hauptsächlich in den Arbeiten von Galluppi.
Auch andere deutsche Philosophen gewannen Einfluß, so namentlich Hegel in Männern wie Vera und Spaventa, und in neuerer Zeit vielfach Herbart. Daneben läuft, im Zusammenhange mit polit. Bestrebungen, die Tendenz, auf Grund einer platonisierenden Erkenntnislehre eine den Bedürfnissen des Glaubens entgegenkommende Metaphysik zu gewinnen; diesen «Ontologismus» haben hauptsächlich Rosmini-Serbati, Gioberti und Mamiani ausgebildet. Überhaupt tritt, wie bei allen roman. Völkern, auch bei den Italienern die nahe Beziehung der philos.
Theorien zu den Problemen des öffentlichen Lebens hervor. Namentlich ist es der Gegensatz des Klerikalismus, den in Gestalt des Thomismus besonders Liberatore vertritt, und der freisinnigen Kritik, wie sie von Männern wie Ferrari und Franchi geübt wird. Diesen treten neuerdings die Anhänger des Positivismus zur Seite, unter denen Villari, Ardigò, Turbiglio genannt sein mögen. Den besten Überblick über alle diese sich gegenwärtig bekämpfenden Richtungen gewährt die seit 1870 erscheinende Zeitschrift «La filosofia delle scuole italiane».
Vgl. B. Spaventa, La filosofia italiana dal secolo XVI (Modena 1860);
L. Ferri, Essai sur l'histoire de la philosophie en Italie au 19e siècle (2 Bde., Par. 1869);
F. Fiorentino, La filosofia contemporanea in Italia (Neap. 1876);
Werner, Die I. P. des 19. Jahrh. (5 Bde., Wien [* 15] 1884-86).