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Weichbildes, die Konsularverfassung und das Bündnis- und Fehderecht; der Kaiser behielt sich nur die übliche Beisteuer zu den Römerzügen und die Investitur der Konsuln vor. Von weittragender Bedeutung für die Geschicke I.s war das Fest, welches nun Kaiser Friedrich bei seinem sechsten Römerzug in Mailand [* 2] feierte, die Vermählung seines Sohnes Heinrich mit der Erbin Siciliens und Unteritaliens, Konstanze, durch welche auf die völlige Einschnürung des Papsttums zwischen dem Königtum der Staufer im Süden und deren Kaisertum im Norden [* 3] hingesteuert und so der Kampf zwischen Kaiser und Papst in I. auf seine Spitze getrieben wurde.
Die oberital. Städte, welche in diesem Ringen seinerzeit den Päpsten zum Sieg verhelfen sollten, wurden zunächst großenteils durch Gnadenverleihungen gewonnen. Nach dem Tode Kaiser Friedrichs und König Wilhelms II. setzte Heinrich VI. sein Erbrecht auf Unteritalien gegenüber einer normann. Nationalpartei durch, welche den Bastard Tankred von Lecce auf den Thron [* 4] erheben wollte. Nach Heinrichs frühem Tod suchte Papst Innocenz III., welcher zum Vormund des jungen Friedrich II. bestellt war, alsbald die Abtrennung Unteritaliens vom Kaisertum durch Anerkennung des Guelfen Otto IV. anzubahnen.
Diese Bemühungen scheiterten aber, da Otto IV., in Rom [* 5] zur Kaiserkrönung erschienen (1209), zwar alsbald den Versuch machte, auch Unteritalien in seine Macht zu bekommen. Gegen ihn wurde daher Friedrich II. vom Papste Innocenz II. aufgestellt, der nun selbst, 1220 zum Kaiser gekrönt, nicht nur in Unteritalien und Sicilien ein übermächtiger Nachbar der Päpste zu werden, sondern diesen auch ihre letzte Waffe, die Kreuzzüge, aus der Hand [* 6] zu spielen drohte, indem er die Ansprüche auf Jerusalem [* 7] (1225) und damit die Leitung der ganzen Kreuzzugsbewegung an sich brachte.
Während dem gegenüber in Oberitalien [* 8] unter Führung Mailands hängte Papst Gregor IX. wiederholt den Bann über Friedrich, der jedoch mit Ezzelino (s. d.) da Romano 1236 glücklich gegen die guelfischen Lombarden vordrang und 1237 die Mailänder bei Cortenuova entscheidend schlug, um sich nun gegen den Papst zu wenden, der gegen ihn 1240 ein Konzil zusammengerufen hatte. Letzteres vereitelte der große Seesieg der Pisaner bei Meloria, wo die Flotte und Macht des guelfischen Genua, [* 9] das die franz. Prälaten zum Konzil befördern wollte, für Jahre vernichtet wurde.
Nachdem Papst Innocenz IV. den Kampf gegen Friedrich wieder aufgenommen hatte, folgten vergeblichen Friedensunterhandlungen des Kaisers seine Niederlage von Vittoria (1248) und die Gefangennehmung seines kriegstüchtigen Sohnes Enzio (s. d.). Der Tod Friedrichs (1250) und der schon vier Jahre darauf erfolgte Tod seines Nachfolgers Konrad IV., welcher sich 1251 in Unteritalien festgesetzt hatte, beschleunigte den Untergang der staufischen Macht in I. Zwar übernahm zunächst Friedrichs II.
Bastardsohn Manfred die Regierung Unteritaliens und Siciliens mit Glück und ließ sich auf die falsche Nachricht von Konradins Tode hin 1258 zum König krönen; aber in Oberitalien erlag 1259 Ezzelino bei Cassano den Mailändern. Als sich Manfreds Macht auch über Mittelitalien auszudehnen begann, knüpfte Urban IV. mit Karl (s. d.) von Anjou Verhandlungen an, die dann Clemens IV. zum Abschluß brachte. Karl wurde zum Senator von Rom erwählt und der Kreuzzug gegen Manfred gepredigt. Manfred ließ sich zu der Schlacht von Benevent hinreißen, unterlag aber und kam selbst um. Der zwei Jahre darauf von Konradin unternommene Zug fand sein Ende in der Schlacht von Tagliacozzo und der Hinrichtung dieses letzten Hohenstaufen und hatte nur den Erfolg, dem Haß der Guelfen und Ghibellinen I.s neue Nahrung zuzuführen. Ihr Streit bereitete nun allenthalben der bürgerlichen Freiheit ein Ende und spielte die Herrschaft einzelnen führenden Adelsfamilien in die Hände.
4) Kämpfe der Anjou und Aragonier im Süden, Schöpfung des spätern Kirchenstaates und Entwicklung der spätern größern Staaten in Toscana und Oberitalien (1268-1492). Karl I. von Anjou war zu Rom im Auftrage des Papstes zum König von Sicilien gekrönt worden; aber es dauerte nicht lange, so erhob sich das Volk in der Sicilianischen Vesper (s. d.) gegen die habgierigen und gewaltthätigen Franzosen. Der König Peter von Aragonien, durch seine Gattin Konstanze Erbe der staufischen Ansprüche auf Unteritalien, landete schon auf der Insel, während Roger von Loria Karl I. zum Abzug von Messina [* 10] zwang.
Karl II., der bei einem zweiten Seesieg von Roger (1284) gefangen genommene Sohn Karls I., wurde drei Jahre nach des letztern Tod (1285) nur gegen Abtretung Siciliens an den zweiten Sohn Peters von Aragonien, Jakob, freigelassen, erneuerte aber alsbald im Bunde mit Frankreich und Castilien den Krieg gegen die Aragonier. Als aber diese 1296 auf die Insel verzichten wollten, rief das Volk den dritten Bruder des kinderlos verstorbenen Peter, Friedrich III., zum König aus.
Friedrich erreichte denn auch schließlich in dem Frieden von 1303 thatsächlich die dauernde Festsetzung seiner Familie auf der Insel, während gleichzeitig das Papsttum durch die gewaltsame Verpflanzung nach Avignon sich um die Früchte seiner Politik, der Zertrümmerung jeder starken Macht in I., betrogen sah. Von den hadernden Parteien gerufen, stieg erst wieder Heinrich VII. 1310 nach I. herab, wo er vorübergehend die kaiserl. Macht wieder aufzufrischen schien. 1312 im Lateran gekrönt, während ihm König Robert von Neapel [* 11] bewaffnet, aber unthätig im Vatikan [* 12] gegenüberstand, starb er auf dem Abzug von dem ungebeugten Florenz [* 13] 1313, worauf die Guelfen aufs neue ihr Haupt erhoben.
Zwar erhob sich in Castruccio Castracane (s. d.) ein neues Haupt der Ghibellinen, welcher sich zum Herrn von Lucca [* 14] und Pistoja machte und Pisa, [* 15] das 1323 Sardinien [* 16] an die Aragonier verlor, mit Glück befehdete; dies hatte aber nur die Folge, daß das 1325 von ihm geschlagene Florenz die Signoria an Roberts Sohn Carlotto übertrug. Ein neuer kräftiger Vorstoß gegen I. erfolgte durch Ludwig den Bayer. Dieser stieg herab, setzte in Mailand Galeazzo Visconti ab und nahm die Eiserne Krone, übergab dann Pisa an Castruccio Castracane und erhob ihn kurz darauf zum Herzog von Lucca. In Rom, wo er einen Gegenpapst aufstellte, ließ er sich zum Kaiser krönen, wurde aber durch eine Erhebung zum Abzug gezwungen. Es folgten nunmehr in I. die kleinen Gebietskämpfe, durch die sich in der Folgezeit die größern Staaten Ober- und Mittelitaliens herausbildeten und fast überall in den Städten die Macht in die Hand eines Einzelnen gelegt wurde. ¶
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Letzteres geschah namentlich in Bologna, ferner in Genua, das Venedigs Dogenverfassung nachzubilden versuchte, und selbst in Florenz, das den Herzog von Athen, [* 18] Walter von Arienne, an seine Spitze rief. Diese Stadtherren mußten sich auf eine ergebene Soldtruppe stützen, was einerseits zu dem verderblichen Aufblühen der Condottieri (s. d.) führte, andererseits aber das Emporsprossen der Renaissancekultur begünstigte, da die Talente, vom öffentlichen und vom Kriegsdienste zurückgehalten, sich nun um so mehr aus die geistige Verfeinerung, auf Kunst und Litteratur warfen. In Rom, das der Gewaltthätigkeiten des Adels müde war, führte Rienzi (s. d.) das Schattenspiel eines altröm.
Volkstribunats auf, aber nur um damit der Wiederherstellung der päpstl. Macht in der Ewigen Stadt die Wege zu bahnen. Nachdom schon Urban V. 1367-70 wieder in Rom geweilt hatte, verlegte 1377 Gregor XI. den päpstl. Sitz dorthin aus Avignon zurück. In Avignon erhob sich jedoch schon in den nächsten Jahren ein Gegenpapsttum. Diese kirchliche Spaltung begünstigte die Fortdauer der Wirren in dem von provençal., ungar. und unterital. Anjou umstrittenen Königreich Neapel, während sich gleichzeitig der von Albornoz (s. d.) wieder vereinigte Kirchenstaat aufs neue in kleine Herrschaften aufzulösen begann.
Ebensowenig sahen Oberitalien und Toscana in diesen Jahren Ereignisse, in welchen ein Anstoß für die weitere Gesamtentwicklung I.s gelegen wäre. Gian Galeazzo Visconti drang allerdings erfolgreich in Oberitalien vor; aber nachdem er 1401 Ruprecht von der Pfalz bei Brescia zum Abzug gezwungen hatte, siel er selbst der Pest zum Opfer, und das von ihm gegründete Reich schwand durch neue Erbteilungen und Abfall wieder hin. Sicilien wurde nach dem Aussterben seiner Dynastie 1409 wieder mit Aragonien vereinigt, dessen Herrschaft dann Alfons V. 1435 auch über Unteritalien ausdehnte.
Nachdem das 40jährige Schisma unter dem vom Konstanzer Konzil eingesetzten Martin V. ein Ende gefunden hatte, gelang es diesem, auch den Kirchenstaat wieder etwas in Ordnung zu bringen; aber unter seinem Nachfolger, Eugen IV., brachen die Unruhen nochmals aus, wie auch das Schisma wieder auflebte. Erst unter Nikolaus V. kamen diese Gegenden zur Ruhe. Gleichzeitig hatte sich in Florenz die unbestrittene Herrschaft der Medici (s. d.) herausgebildet, während in Oberitalien die des letzten Visconti durch die Angriffe der Venetianer unter Carmagnola (s. d.) längere Zeit ernstlicher bedroht wurde.
Diese Kriege fanden ihren Abschluß in dem Frieden von 1433 zwischen Mailand und Venedig, [* 19] welchem 1441 der zwischen Mailand und Florenz folgte. Ohne Bedeutung für die Geschichte I.s waren die Römerzüge Sigismunds (1431-33) und Friedrichs III. (1452). Die Thronfolge im Herzogtum Mailand erlangte der Condottiere des söhnelosen Filippo Maria Visconti, Francesco Sforza, 1450, um dann in dem Frieden von 1454 die Grenze zwischen dem mailändischen und venet. Gebiete für die Dauer festzulegen.
Als Alfons V. 1458 starb, wurde Unteritalien von Sicilien und Aragonien zu Gunsten seines natürlichen Sohnes Ferdinand abgetrennt, der durch Umsicht und Verschlagenheit die Befestigung seines Hauses erreichte. Verschwörungen gegen die regierenden Staatshäupter kamen in dieser, großer polit. Ziele und Bewegungen entbehrenden Zeit wie in Unteritalien so auch in Mailand und Florenz zum Ausbruch. In Florenz aber gelang es Lorenzo de' Medici, die Herrschaft seines Hauses neu zu befestigen; er folgte hierbei der Gleichgewichtspolitik seines Großvaters, dem er auch als Gönner von Kunst, Wissenschaft und Litteratur zum mindesten gleichkam. Diese gelangten in I. in dieser Zeit zur höchsten Blüte. [* 20]
5) Kampf Frankreichs und Spaniens um die Herrschaft über I. (1492-1559). Den Ausgangspunkt für die Störung der Ruhe I.s bildeten die Erbansprüche, welche Frankreich von den Anjou her auf Unteritalien und von den Visconti her auf Mailand zu haben glaubte, im Verein mit der Entwicklung der häuslichen Verhältnisse der Sforza in Mailand. Dazu kam noch, daß in Florenz seinem bedeutenden Vater Lorenzo der politisch unreife Piero de' Medici gefolgt war (1492), und daß gleichzeitig den päpstl.
Stuhl in Alexander VI. ein Mann bestiegen hatte, der zu Gunsten seiner vielen Kinder ganz geneigt war, im Trüben zu fischen. Der Regent von Mailand, Ludovico Moro, der sich an die Stelle seines Neffen, Gian Galeazzo Sforza, zu setzen suchte, dabei aber auf den Widerstand der Angehörigen von dessen Frau, der Aragonier von Neapel, stieß, wandte sich diesen gegenüber um Hilfe an Frankreich, das unter dem jungen Karl VIII. auf die Unternehmung einging. Sommer 1494 herabgestiegen, erhielt Karl VIII. durch die Kopf- und Mutlosigkeit Pieros de' Medici Toscana und Florenz ausgeliefert und drang über Rom gegen Neapel vor, das Ferdinands Sohn und Nachfolger, Alfons II., unter Abtretung der Krone an seinen Sohn Ferdinand II. verließ.
Die Liga Mailands, Venedigs und Kaiser Maximilians, die sich im Rücken Karls VIII. bildete, zwang jedoch diesen im Sommer 1495 zum eiligen Rückzug aus I. Hier schien nun die frühere Ordnung wieder einzutreten, nur daß in Florenz die auf Savonarolas (s. d.) Betreiben wiederhergestellte Republik sich vorläufig erhielt, und Pisa zunächst die von Frankreich wiedergeschenkte Selbständigkeit mit Erfolg gegen Florenz verteidigte. Karls VIII. Nachfolger, Ludwig XII., unternahm den Angriff aufs neue, indem er zunächst Venedig durch Zusage von Gebietserweiterungen in Oberitalien und den Papst durch Gunsterweisungen gegen seinen Sohn Cesare Borgia (s. d.) auf seine Seite zog, um sich im Herbst 1499 zuerst in den Besitz Genuas und des Herzogtums Mailand zu setzen.
Unmittelbar darauf vereinbarte Ludwig XII. mit Spanien [* 21] die gemeinsame Eroberung des Königreichs Neapel. Dessen letzter König Friedrich von Altamura ergab sich 1501 an Gonsalvo de Cordova (s. d.) und dieser verjagte dann die Franzosen aus dem Süden und brachte das ganze Königreich an Spanien. Diesem verblieb es, wie das schon früher erworbene Sicilien, als Provinz bis zum Spanischen Erbfolgekrieg. In Mittelitalien rottete indessen Cesare Borgia die Herren zahlreicher Städte aus, um sich hier ein größeres Reich zu schaffen, doch der während seiner eigenen Erkrankung erfolgte Tod seines Vaters Alexander VI. vernichtete seine Macht. Seine Blutthaten waren aber insofern von Einfluß auf die Geschichte I.s, als er durch sie dem kraftvollen Papst Julius II. den Weg zur Neuschöpfung des zerfallenen Kirchenstaates bahnte. Um Venedig die Teile desselben zu entreißen, welche dieses in seinen Besitz gebracht hatte, schloß Julius II. 1508 mit Ludwig XII. und Maximilian die ¶