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oder heterotrop;
zu ihnen gehören alle krystallisierten Körper mit Ausnahme derjenigen des regulären Krystallsystems;
ferner Hölzer, indem diese nach den Richtungen der Fasern eine größere Elasticität besitzen als in der Richtung der Markstrahlen und Jahresringe.
Isouard (spr. isuahr), Nicolo, auch Nicolo de Malte und kurzweg Nicolo oder Niccolo genannt, Opernkomponist, geb. 1775 auf der Insel Malta, bildete sich in der Musik, namentlich in Neapel [* 2] unter Sala und Guglielmi aus. 1794 brachte er in Florenz [* 3] seine erste Oper «L’avviso ai maritati» auf die Bühne, 1795 in Livorno [* 4] den «Artaserse».
Der Erfolg führte zu seiner Berufung in seine Heimat, Zuerst als Organist an der Kirche St. Johannes von Jerusalem [* 5] in Lavalette, später als Kapellmeister des Malteserordens.
Nach der Eroberung der Insel durch die Franzosen lebte er als Privatmann und komponierte verschiedene Opern, wie «Rinaldo d’Asti», «Il barbiere di Seviglia», «L’improvisata in campagna» u. s. w. 1799 wandte sich I. nach Paris. [* 6]
Obwohl er hier, durch R. Kreutzer unterstützt, bald Zugang zur Komischen Oper fand, gelang es ihm doch erst nach Jahren, namentlich mit den Opern «Michel Ange» (1802) und «Intrigue aux fenêtres» (1805), die Gunst des Publikums zu gewinnen. Er starb in Paris.
Bis etwa 1811, in welchem Jahre Boieldieu aus Rußland zurückkehrte, war I. der Beherrscher der Opéra-Comique und leistete ihr die wichtigsten Dienste [* 7] dadurch, daß er ital. Elemente des musikalischen Ausdrucks vertrat. Er schrieb gegen 50 Opern.
Die höchste Stufe der Beliebtheit errang er durch «Cendrillon» («Aschenbrödel», 1810),
welche Oper I.s Ruhm auch im Auslande verbreitete.
Musikalisch höher stehen die Opern «Jeannot et Colin» und besonders «Joconde» (beide 1814). Isovaleriansäure, s. Valeriansäure.
Ispahân oder Isfahan, Stadt in der pers. Provinz Irak-Adschmi, liegt in einer schönen, wohlbewässerten Mulde des iran.
Hochlandes, an dem Steppenflusse Sajende-Rud in 1695 m Höhe, in sehr gesundem Klima, [* 8] das nur im Herbst Fieber bringt, an der Hauptkarawanenstraße des Landes, die von der Hauptstadt Teheran bis zur Südküste führt und von der hier Wege nach Jesd und Kerman, nach Tebbes und Herat abzweigen.
Obschon I. als Centralpunkt der pers. Industrie, als Stapelplatz für die Produkte des Umlandes und seiner Schulen wegen noch Bedeutung hat, ist es doch von seiner frühern Größe herabgesunken und besteht großenteils aus wüstliegenden Gärten und Häusern, zur Zeit der größten Blüte, [* 9] im 17. Jahrh., hatte es mit den Vorstädten über 30 km Umfang und 600000, nach andern über 1 Mill. E. Gegenwärtig zählt I. bei 8 km Umfang etwa 90000 E. und hat 60 große und kleinere Moscheen, gegen 50 Gelehrtenschulen, 80-100 öffentliche Bäder, 20 Karawanserais, sowie, mitten durch die Stadt ziehend, eine fast 5 km lange Reihe von Bazars.
Die Straßen ind eng und schmutzig. Im Süden liegt die Vorstadt Dschulfa, welche Schah Abbas d. Gr. 1603 den aus ihrem Vaterlande, namentlich aus dem Weberorte Eski-Dschulfa am Aras hierher versetzten 34000 Armeniern (jetzt 2000) als.Wohnort angewiesen hatte.
Die Armenier besitzen von den ehemaligen glänzenden 13 noch 6 elende Kirchen und ein Nonnenkloster, das den Wohnsitz des armenischen Bischofs abgiebt, die Katholiken eine Kirche mit einem kleinen Dominikanerkloster.
Die Strecke zwischen Dschulfa und der eigentlichen Stadt besteht aus einem Trümmerfelde.
Den Fluß überspannt hier eine großartige Brücke [* 10] in einer Doppelreihe von 34 Bogen, [* 11] und in dem Raume zwischen der Brücke (Tschehar-Bagh) und der Stadt liegen noch mehr oder weniger erhaltene Reste von Palästen.
Die beiden großen, von Schah Abbas herrührenden sind der Tschihul-sutun, d. h. die 40 Säulen, [* 12] und der Hascht-Bihischt, d. h. die 8 Paradiese, umgeben von großen Gärten voller Fontänen und von einer fast 5 km langen Erdmauer umzogen.
Überall sieht man in ihnen Vergoldung, Spiegel, [* 13] Malereien und Arabesken.
Den angenehmsten Aufenthalt bietet der Haft Dast, d. h. die 7 Höfe, in dem schönen Garten [* 14] von Sa’adetabad, links vom Flusse, etwa 6,5 km von der Mitte der Stadt.
Der nun fast verödete, von einer Doppelreihe von Arkaden umgebene Maidan-i-Schah, 600 m lang und 215 m breit, trägt auch die große Moschee Lutf-Ollah mit einer Kuppel aus glasierten Ziegeln und die Hauptmoschee (Mesdschid-i-Schah), die prachtvollste des Morgenlandes, mit einem Kollegium zahlreicher Lehrer, das als Mohammed.
Universität gelten kann.
Die Industrie liefert Seiden- und Baumwollzeuge aller Art, wollene Stoffe, Hieb- und Schußwaffen von Eisen, [* 15] Stahl, Bronze, [* 16] Pulver und Bijouterien, Sammet, Goldbrokate, weihe Musseline, Schuhwerk, Sättel und Pferdegeschirre, Pfeifenschläuche, Holzmosaik, Lackmalerei, Papier und Glas. [* 17]
In der fruchtbaren Umgegend wird Obst, Wein, Opium und Getreide [* 18] gebaut. I., das Aspadana der Alten in Medien, blühte schon seit dem 10. Jahrh., obschon es durch Kriege viel zu leiden hatte.
Vom Schah Abbas I. (1586-1628) anstatt Kaswin zur Residenz erhoben, wurde es im 16. Jahrh. eine der bedeutendsten Weltstädte.
Die Afghanen unter Mir Mahmud eroberten und verwüsteten die Stadt (12. bis und seitdem war ihre Blüte dahin.
Nadir Schah vertrieb zwar 1729 die Afghanen, aber die Stadt kam nicht wieder empor, da der Kurde Kerim Chan, der sie 1749 gewann, die Residenz nach Schiras und der Kadschare Feth-Ali 1796 nach Teheran verlegte. Ispahangarn, s. Genappesgarn.
Ispan (ungar.), Gespan, s. Komitat. Ispĭca, Thal [* 19] bei Modica (s. d.) in Sicilien. Ispráwnik, Chef der Kreispolizei in Rußland, seit Katharina II. gewählt, jetzt von der Regierung ernannt. (S. Rußland.) Isrăel, Israelīten, Kinder I., Mann von I., nennt sich das Volk, das seine Nachbarn als Hebräer (s. d.) bezeichnet haben, und aus dem sich durch einen geschichtlichen Prozeß die Religionsgemeinde der Juden (s. d.) entwickelt hat. Es nennt sich so nach seinem mythischen Stammvater Jakob, der von Gott, nachdem er mit demselben bei der Rückkehr ins Heilige Land gerungen hatte, den Namen I. empfangen haben soll.
«Gotteskämpfer» soll nach dem Mythus dieser Name bedeuten.
Doch ist diese Etymologie nicht zuverlässig.
Die Geschichte des Volks I. ist von allgemeiner Bedeutung, eben weil sich aus ihm das Judentum entwickelt hat und dieses die histor.
Voraussetzung des Christentums ist. Es sind drei Gedankenkreise, die sich in und mit dem Judentum gebildet haben und die specifische Voraussetzung für die Entstehung des Christentums bilden: der ¶
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Glaube, daß nur ein Gott ist, der Himmel [* 21] und Erde geschaffen hat und erhält, sich dem Volke I. historisch offenbart hat und es als sein Erbe leitet;
der Glaube, daß ein dem Wesen und Willen dieses Gottes entsprechendes sittliches Gesetz den Willen des Menschen absolut verpflichtet;
der Glaube, daß dieser Gott auf Erden ein Reich stiften will, dessen Bürger diejenigen sein werden, die sich auf diesen Gott und seine Verheißungen verlassen und ihm dienen, indem sie dieses Gesetz erfüllen (Messianische Hoffnung).
Im Judentum ist noch nicht erkannt, daß das Gesetz des höchsten Gottes ein rein sittliches ist, die Güter seines Reichs rein geistige und sittliche sind;
im Gesetze Gottes nach jüd. Auffassung findet sich Ceremonielles und Rituelles von heidn.
Herkunft und Bedeutung (s. Opfer und Beschneidung);
die Güter des Messianischen Reichs sind naturhaft geartet (Besitz des Landes, Herrschaft über die Heiden u. s. w.).
Das Messianische Reich ist als zukünftiges und irdisches gedacht.
Nach Jesu Predigt ist es überweltlich, aber es ist angebrochen und ragt mit seinen geistigen Gütern in diese Welt hinein.
Nach jüd. Auffassung ist die Teilnahme am Reich an die Zugehörigkeit zum Volke I. geknüpft, nach dem Christentum vermittelt sie das Bekenntnis zum Erlöser allem Volk (Apostelg. 10, 35).
Jeder Mensch kann Bürger dieses Reichs werden und alle haben in ihm gleiche Bürgerrechte. So ist das Christentum eine durch das Erscheinen des Heilands, seine Predigt und die Stiftung der Jüngergemeinde vollbrachte Umbildung des Judentums, letzteres die direkte Vorbereitung auf das erstere. Im Heidentum haben sich zwar im einzelnen diesen jüd. Gedanken verwandte Gedanken hier und dort gebildet, aber nur durch Zersetzung und Zerstörung des alten Götterglaubens, während im Judentum mit der religiösen Umbildung das Vertrauen zu dem persönlich gefaßten Volksgotte entsprechend gewachsen ist.
Die heidn. Entwicklung vor Christus hat nur eine gewisse Empfänglichkeit für das Christentum geschaffen, sie ist nur eine indirekte Vorbereitung.
Die Umbildung des Volks I. zum Judentum und damit die wichtigsten Fragen der ältesten Geschichte I. zu verstehen, haben erst die neuern Untersuchungen über das Alte Testament, insonderheit über den Pentateuch (s. d.) gelehrt.
Dies Problem war nämlich gegeben mit der Aufgabe, die Entstehung der Schriften des Alten Testaments zu begreifen, denn diese Schriften stellen, soweit sie aus der Zeit des alten Volks I. stammen, den Niederschlag der geistigen Bewegungen dar, durch die aus diesem die Judenheit entstand. I. Die vorgeschichtliche Zeit. In die Geschichte tritt das Volk I. ein unter seinen Königen Saul (s. d.) und David (s. d.).
über die frühere Zeit sind fast nur Sagen vorhanden.
Nach diesen sind die ältesten Vorväter des Volks aus Haran und Mesopotamien nach Palästina [* 22] gewandert und haben mit den Stammvätern der Aramäer in nahen Beziehungen gestanden. In Palästina wanderte Abraham ein, sein Sohn war Isaak, sein Enkel Jakob, der eigentliche Stammvater des Volks, der Vater der Zwölf, von dem sich die zwölf Stämme des Volks herleiten.
Sowohl Isaak als Jakob nahmen Frauen aus Mesopotamien;
Jakob wohnte vorübergehend dort, und dort wurden ihm seine Kinder bis auf Benjamin (1 Mose 35, 16-18) geboren.
Jakobs Sohn Joseph wurde nach Jakobs Rückkehr nach Palästina nach Ägypten [* 23] verkauft und gelangte hier zu hohen Ehren. Er veranlaßte als Minister Pharaos die Übersiedelung seines Vaters und seiner Brüder nach Ägypten, die dort im Lande Gosen wohnten.
Ein neuer Pharao, «der nichts von Joseph wußte», bedrückte ihre Nachkommen und zwang sie zu harter Fronarbeit.
Aus der ägypt. Knechtschaft befreite sie ein am ägypt. Hofe erzogener Volksgenosse, Moses (s. d.).
Dieser mußte wegen einer Blutschuld flüchten, gelangte nach dem Sinai, wurde Schwiegersohn des dort wohnenden Priesters des Gottes vom Sinai und von diesem berufen, sein Volk zu befreien.
Pharao wurde durch die Wunderthaten des nach Ägypten heimgekehrten Moses gezwungen, I. die Erlaubnis zur Feier eines Opferfestes in der Wüste zu geben.
Nach I.s Abzüge bereute Pharao dies und setzte ihm mit seinem Heere nach.
Aber Moses führte sein Volk auf wunderbare Weise durch das Schilfmeer, worin Pharao und sein Heer ertranken. Am Sinai offenbarte sich Jahwe I. und führte es zum Heiligen Lande.
Nach einem mißglückten Versuche, von Kades-Barnea aus in den Süden des Westjordanlandes einzudringen, mußte das Volk in die Wüste zurückkehren. Es umzog das edomitische Gebiet und drang ein Menschenalter später in das Ostjordanland ein, eroberte die Reiche des Og von Basan und des Amoriterkönigs Sihon, die an Ruben, Gad und Halbmanasse verteilt wurden, und schickte sich zur Überschreitung des Jordan an.
Vorher starb Moses und Josua trat an seine Stelle.
Dieser eroberte nach Überschreitung des Jordan Jericho und Ai, schloß Bündnis mit Gibeon, schlug die dieses angreifenden Könige des Südens, ebenso die des Nordens und verteilte das Westjordanland an die Stämme.
Auf Josua folgen die sog. Richter, von deren letztem, Samuel, Saul als erster König das Regiment übernahm. Von diesen Sagen ist zweifellos unhistorisch die Erzählung von dem vorägypt.
Aufenthalte I.s in Palästina.
Die Sagen von Abraham, Isaak, von Jakob und dessen Söhnen sind Sagen der alten Lokalheiligtümer, diese sowie die Heroen derselben sind vielleicht kanaanit.
Ursprungs. Die Herleitung I.s von diesen bezweckt, diese Kultstätten zu ursprünglich israelitischen zu stempeln.
Dazu ist die Vätersage in ihrer jetzigen Gestalt zweifellos jünger als Davids Zeit.
Dagegen muß der Aufenthalt in Ägypten und die Befreiung durch Moses der Geschichte zugewiesen werden, da sonst der weitere Verlauf der Geschichte I.s schwer verständlich wäre.
Nur darf man sich nicht vorstellen, doch das im spätern Sinne sog. Volk I. in Ägypten gewohnt habe, denn dieses ist erst durch Verschmelzung der über den Jordan eindringenden hebr. Stämme mit den Ureinwohnern entstanden. Es mögen einzelne Geschlechter der semit.
Nomadenschicht, aus der die Grundlage I.s erwachsen ist, vorübergehend in Ägypten gehaust haben und dort in Knechtschaft geraten sein, während die Hauptmasse auf der Sinaihalbinsel verblieb und dort den Kult des Gottes vom Sinai, Jahwe, ganz oder teilweise angenommen hatte.
Diese wird Moses im Namen und Auftrag des Gottes vom Sinai befreit haben.
Das wird vom Standpunkte der täglichen Angelegenheiten Ägyptens ein ganz untergeordnetes Ereignis gewesen sein, weshalb auch keine einzige ägypt. Geschichte auch nur ein Wort von dem Aufenthalte und dem Auszuge der Israeliten erwähnt.
Und doch war es ein Ereignis von welthistor.
Bedeutung. ¶