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Branntwein. Die Hauptgegenstände der Einfuhr aus Großbritannien [* 2] sind Eisen, [* 3] Eisenwaren, Steinkohlen, Kolonialwaren, Bier und Fabrikate. Für den auswärtigen Handel fehlen Nachweise; die Ziffern sind in den Angaben für das Vereinigte Königreich (s. Großbritannien und Irland, Bd. 8, S. 409) enthalten. - Der Binnenverkehr auf der Insel wird außer durch Wasserstraßen, darunter die wichtigen Grand-Canal und Royal-Canal, und durch im ganzen gute Landstraßen (etwa 8300 km) durch ein Eisenbahnnetz gefördert, dessen Hauptknoten Dublin [* 4] bildet und dessen Gesamtlänge (1893) 4658 km betrug.
Die bedeutendsten sind die Great-Southern and Western of Ireland mit der Hauptlinie von Dublin nach Cork, Killarney und Tralee, die Midland Great-Western von Dublin nach Galway mit den Abzweigungen Mullingar-Sligo und Athlone-Westport und die Great-Northern mit den Hauptlinien Belfast-Cavan, Dublin-Omagh und Dundalk-Londonderry. (S. Großbritannische Eisenbahnen.) In den Häfen I.s wurden (1892) 850 Segler und 298 Dampfer registriert. Die Zahl der einlaufenden Schiffe [* 5] betrug 31945 mit 7245082 t; aus liefen 30985 Schiffe mit 7127919 t. Wichtigste Häfen sind Belfast mit einem Gesamtverkehr von 4492546 t und Cork (1394746 t); doch bleiben beide hinter den großen brit. Seeplätzen weit zurück. Daneben sind noch Dublin mit Kingstown, Wicklow, Wexford, Waterford, Limerick, Galway und Sligo zu nennen. Durch unterseeische Telegraphenkabel ist I. mit England verbunden zwischen Howth (bei Dublin) und Holyhead, sowie mit Schottland zwischen Donaghadee (östlich von Belfast) und Port Patrick. Von der Insel Valentia führen Kabel durch den Atlantischen Ocean. - Über die Banken s. Großbritannien und Irland (Bd. 8, S. 409).
Bevölkerung. [* 6] Die Volksmenge der Insel wurde 1695 aus 1034000, 1754 auf 2372600, 1801 sogar bereits auf 5395456 geschätzt. 1821 fand die erste Zählung statt; sie ergab 6801827 E. und bis 1841 war die Bevölkerung auf 8196597 gestiegen. Seitdem beginnt die stetige Abnahme: von 1841 bis 1851 um 1622739, von 1851 bis 1861 um 755311, von 1861 bis 1871 um 386590, von 1871 bis 1881 um 237541 und von 1881 bis 1891 um 470086 Köpfe, d. i. 9,1 Proz. In 40 Jahren ein Rückgang von 3391847 Seelen, d. i. von 41,38 Proz. Jetzt besitzt I. 4704750 E., d. i. 56 auf 1 qkm und 12,4 Proz. der Gesamtbevölkerung des Vereinigten [* 7] Königreichs. Wie sich diese auf die einzelnen Grafschaften verteilt, zeigt folgende Tabelle:
Grafschaften | qkm | Einwohner 1891 | Abnahme in Prozent gegen 1881 | Bewohnte Häuser 1891 |
---|---|---|---|---|
Carlow | 895,71 | 40936 | 12 | 8156 |
Dublin | 918,19 | 419216 | + 2 | 56867 |
Kildare | 1693,53 | 70206 | 7 | 13054 |
Kilkenny | 2062,74 | 87261 | 12 | 17160 |
Kings | 1999,01 | 65563 | 10 | 12831 |
Longford | 1090,22 | 52647 | 13 | 10371 |
Louth | 817,93 | 71038 | 8 | 14578 |
Meath | 2346,53 | 76987 | 12 | 16056 |
Queens | 1719,26 | 64883 | 11 | 13137 |
Westmeath | 1834,99 | 65109 | 9 | 12944 |
Wexford | 2333,28 | 111778 | 10 | 22161 |
Wicklow | 2024,08 | 62136 | 12 | 12170 |
Leinster: | 19735,47 | 1187760 | 6 | 209485 |
Clare | 3350,65 | 124483 | 12 | 22254 |
Cork | 7485,14 | 438432 | 11 | 73587 |
Kerry | 4799,07 | 179136 | 11 | 29291 |
Limerick | 2755,17 | 158912 | 12 | 27434 |
Tipperary | 4296,52 | 173188 | 13 | 32033 |
Waterford | 1867,77 | 98251 | 13 | 18028 |
Munster: | 24554,32 | 1172402 | 12 | 202627 |
Antrim | 3083,91 | 471179 | + 1 | 81795 |
Armagh | 1327,67 | 143289 | 12 | 30454 |
Cavan | 1931,90 | 111917 | 13 | 22478 |
Donegal | 4844,53 | 185635 | 10 | 35965 |
Down | 2478,20 | 224008 | 2 | 56747 |
Fermanagh | 1850,84 | 74170 | 12 | 15083 |
Londonderry | 2113,66 | 152009 | 8 | 29884 |
Monaghan | 1293,90 | 86206 | 16 | 18425 |
Tyrone | 3264,31 | 171401 | 13 | 35560 |
Ulster: | 22188,92 | 1619814 | 7 | 326391 |
Galway | 6351,33 | 214712 | 11 | 39323 |
Leitrim | 1587,78 | 78618 | 13 | 15207 |
Mayo | 5506,47 | 219034 | 11 | 39496 |
Roscommon | 2459,15 | 114397 | 13 | 21533 |
Sligo | 1868,75 | 98013 | 11 | 18607 |
Connaught: | 17773,48 | 724774 | 11 | 134166 |
Dem Geschlecht nach wurden gezählt 2318953 männl., 2385797 weibl. E. (Über die Verteilung nach Berufen s. Großbritannien und Irland, Bd. 8, S. 401.) Die Zahl der bewohnten Häuser ist ebenfalls zurückgegangen, sie betrug 1881: 914108, 1891 nur 870578, d. i. eine Abnahme von 4,7 Proz., dagegen zeigen die unbewohnten Baulichkeiten eine Zunahme von 18,9 Proz. in 10 Jahren. I. besitzt nur zwei Großstädte: Dublin hat 245001 und mit Vororten 361891, Belfast 273055 E.;
zwischen 20000 und 100000 E. besitzen Cork (75345), Limerick (37155), Londonderry (33893) und Waterford (21963 E.);
10000-20000 E. zählen Drogheda, Dundalk, Kilkenny, Kingstown, Wexford, Galway, Sligo, Lisburn, Lurgan und Newry. Im ganzen wohnen 17,9 Proz. der Gesamtbevölkerung in Städten bis zu 10000 E., wovon allein auf Dublin und Belfast 10,7 Proz. entfallen. 23 Orte haben 5000-10000 E. Auch einzelne Städte zeigen eine Bevölkerungsabnahme.
Diese hat ihren Hauptgrund in der starken Auswanderung, die sich nach Großbritannien und nach überseeischen Ländern (Australien, [* 8] Canada, Neuyork [* 9] und andere östl. Unionsstaaten) richtet. 1890 verließen 57484, 1891: 58436, 1892: 48960 Iren das Vereinigte Königreich. 4142 gingen nach Großbritannien, wo sich seit 40 Jahren besonders in London, [* 10] Liverpool, [* 11] Bradford, Newcastle, [* 12] Greenock und andern wichtigen Industrie- und Hafenplätzen große irische Stadtviertel herausgebildet haben. (S. auch Auswanderung, Bd. 2, S. 185.) Von Nichtiren wohnten (1892) in I. 74523 Engländer, 27323 Schotten, und zwar meist in Dublin und Belfast, außerdem 1232 Franzosen, 940 Deutsche, [* 13] 374 Italiener, 263 Norweger (neuerdings sind eine größere Anzahl russ.-poln. Juden eingewandert, 1892: 1111) u.s.w., im ganzen 12900 Ausländer. Was die Bewegung der Bevölkerung anlangt, so betrug die Zahl der Geburten 1887: 112400, 1889: 107841, 1890: 105251, 1891: 107883, darunter waren 1887: 3147 und 1890: ¶
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2827 uneheliche, d. i. im Durchschnitt 2,7 Proz. (0,8 in Connaught, 4 Proz. im industriellen prot. Ulster). Todesfälle wurden 1887: 88585, 1891: 86053, Heiraten 20945 und 21421 gezählt. Der natürlichen Vermehrung um 267653 im Decennium 1881-91 steht die Auswanderungszahl von 768105 gegenüber.
Die Masse der Bevölkerung ist kelt. Stammes und die Einwanderungen früherer Zeiten von Skandinaviern, von Spaniern, Engländern und Schotten haben den einheitlichen Charakter irischer Nationalität nicht verwischt, wenn auch die kelt. Sprache [* 15] völlig in den Hintergrund getreten ist. 1861 sprachen noch 1½ Mill., 1871 nur noch 817875 E., d. i. 15 Proz., 1881: 950000, d. i. 18,4 Proz. irisch, darunter etwa 64000 nur irisch, die übrigen auch englisch. 1891 war die Zahl der bloß irisch Sprechenden auf 38197 oder 0,81 Proz. herabgesunken. Englisch und irisch wird von 642053 Personen gesprochen = 13,6 Proz. Der allmähliche Auflösungsprozeß des kelt. Idioms erhellt aus dem Umstande, daß von allen irisch Redenden nicht ein Drittel in der Generation unter 20 Jahren zu finden ist. Am meisten herrscht es noch in den bergigen Landschaften vor, besonders im NW. der Insel. (S. auch Irische Sprache und Litteratur.) Einschneidender sind die religiösen Gegensätze.
Kirchliche Verhältnisse. Von der Gesamteinwohnerzahl sind 75,4 Proz. römisch-katholisch, 12,8 Proz. episkopalistische Protestanten, 9,5 Presbyterianer und 1,2 Proz. Methodisten. Die Katholiken (3547307) stehen unter 4 Erzbischöfen zu Armagh, Dublin, Cashel und Tuam und 23 Bischöfen, nebst fast 1000 Kirchspielpriestern und 1750 Kuraten. An der Spitze der prot. Church of Ireland stehen die 2 Erzbischöfe von Armagh und Dublin, 11 Bischöfe und 1700 Pfarrer. Zu ihr gehören 600103 E. Sie ist durch das Gesetz von 1869 entstaatlicht und von der Anglikanischen Kirche Englands völlig getrennt.
Ihre Würdenträger hörten auf als Staatsbeamte eine bevorrechtete Stellung zu genießen, und verloren Sitz und Stimme im Hause der Lords. Das Vermögen an Ländereien, Zehnten und Geld, auf 14 Mill. Pfd. St. veranschlagt, wurde zur Unterstützung und Erweiterung von Irrenhäusern, für Blinde und Taubstumme, für Institute zur Ausbildung von Krankenwärterinnen, Besserungsanstalten für jugendliche Verbrecher und freie Apotheken verwandt. Die Zahl der Presbyterianer beträgt 444974, der Methodisten 55500, der Independenten 17017, der Israeliten 1798. Von den Protestanten leben 60 Proz. (789036) in der Provinz Ulster, und hier, wo auch die Engländer am zahlreichsten, die Industrie hochentwickelt ist, herrscht auch eine starke unionistische Gegenströmung gegen die separatistischen Wünsche der nationalistischen Parteien, die in der Home-Rule-Frage zum Ausdruck kommen.
Unterrichtswesen. Der Elementarunterricht ist seit Erlaß des Schulgesetzes von 1892 obligatorisch und unentgeltlich; er steht unter Aufsicht einer Kommission für Nationalerziehung. Seit 1886 sind die Fortschritte unverkennbar. Die Zahl der Schulen ist von 8024 auf 8346 gestiegen, der durchschnittliche Schulbesuch betrug 1886: 490484, 1891: 506336. Die staatlichen Zuschüsse betrugen (1891) 969853 Pfd. St., dazu kommen noch 128637 Pfd. St. aus Stiftungen, Schenkungen u. s. w. Der Prozentsatz der Analphabeten fiel im Jahrzehnt 1881/91 von 25,3 auf 18,4 Proz. Doch ist die Zahl der Analphabeten noch groß. 1890 konnten 20,4 Proz. Männer und 20,9 Proz. Frauen die Trauungsurkunde nicht unterzeichnen. Die höchsten Ziffern zeigt die Provinz Connaught. - Der mittlere Unterricht ist nicht staatlich organisiert, nur besteht eine Prüfungsbehörde (Intermediate Education Board), vor der 1881: 6952, 1890: 5236 Knaben und Mädchen ein Examen ablegten. Die Zahl der Schulen privaten Charakters beträgt etwa 1500 mit 200000 Schülern. - Für den akademischen Unterricht sorgt seit 1592 die mit reichen Mitteln versehene anglikan.
Universität zu Dublin (Trinity College). Daneben bestand zu Dublin seit 1850 die Queen's University, welche allen ohne Rücksicht auf religiöse Konfession geöffnet war; sie ist 1880 durch die bloß examinierende Royal-University von I. ersetzt worden. Die Lehranstalten derselben sind die Queen's Colleges in Belfast, in Cork und in Galway, welche auch weibliche Studenten zulassen. Die 1854 gegründete Roman-Catholic-University zu Dublin setzt sich zusammen aus den University College und Medical School in Dublin, St. Patrick's College in Maynooth und Carlow, University College in Blackrock und Holy Cross College in Clonliffe. In Verbindung mit den Universitäten stehen 15 Colleges mit ungefähr 3500 Studenten.
Das 1795 gegründete Maynooth College bildet Studierende der Theologie zu irischen Priestern aus und ist auf 520 Aspiranten eingerichtet. Das theol. College der General Assembly zu Belfast hat die meisten irischen Presbyter-Geistlichen ausgebildet. Im Interesse derselben Religionsgemeinschaft ist das Magee College zu Londonderry thätig. Die Katholiken haben 7 Colleges im ganzen. Das College der Wissenschaften für I. trat 1867 an die Stelle des Museums für irische Industrie; es lehrt Naturwissenschaften und Mathematik und zerfällt in die Abteilungen für Bergbau, [* 16] Ackerbau, Ingenieurwesen und Manufakturen, in dreijährigen Kursen, wovon das letzte Jahr dem Specialfach gewidmet ist. Den höhern Unterricht für das weibliche Geschlecht erteilt noch das 1866 gegründete Alexandra College zu Dublin, die Gouvernanten-Association, das Lady's Institute zu Belfast und das Queen's Institute für weiblichen Unterricht. Außerdem giebt es in I. 10 mediz. Schulen, ferner zu Dublin zahlreiche Gesellschaften zur Förderung von Kunst und Wissenschaft. - Über das Zeitungswesen s. Großbritannien und Irland (Bd. 8, S. 423).
Verfassung und Verwaltung. An der Spitze der vollziehenden Gewalt steht der in Dublin residierende Vicekönig und Generalgouverneur (Lord Lieutenant-General), dessen erster Sekretär, [* 17] zugleich Geheim-Siegelbewahrer und Mitglied des Kabinetts, die Verwaltungsgeschäfte führt. Der Vicekönig und der Staatssekretär (Chief Secretary) sind dem brit. Ministerium untergeordnet und wechseln mit der jeweiligen Majorität des Unterhauses; ersterer bezieht ein Jahresgehalt von 20000 Pfd. St. und unterhält einen förmlichen Hofstaat, bestehend aus dem Oberhofmeister und dem Generalintendanten, dem Oberkammerherrn, dem Kanzler des Ordens des heil. Patricius, dem Ordensassistenten und dem Wappenkönig (Ulster King of Arms). Im Justizdepartement sind die obersten Staatsbeamten der Lordkanzler, der Lordrichter des Appellationsgerichtshofs (Lord Justice of the Court of Appeal), der Archivar (Master of the Rolls), der Lord-Oberbaron des Schatzkammergerichts, der Richter und der Kronbeamte des Admiralitätsobergerichts für ¶