unterstützteÖsterreich gegen die
Türken durch Geldvorschüsse und verdammte die vier Grundsätze der Gallikanischen
Kirche.
Mit König
Ludwig ⅩⅣ. stritt er um die
Ausdehnung
[* 2] der Regalien bei
Besetzung vakanter
Bistümer und über die Quartierfreiheit
(d. h. das
Recht, Verbrechern ein
Asyl zu gewähren). In jenem Streit konnte er nichts ausrichten, in diesem
gab der König zuletzt nach.
I. ⅩⅡ. (1691‒1700), vorher
Antonio Pignatelli, aus Neapel,
[* 3]
Bischof von Faenza, Legat von
Bologna. Er bemühte sich, die
bei der Kurie eingerissenen Mißstände zu beseitigen und schloß mit
Ludwig ⅩⅣ. Frieden, nachdem derselbe die päpstl.
Ansprüche in dem Streit um die
Freiheiten der GallikanischenKirche (s. d.) befriedigt hatte.
I. ⅩⅢ. (1721‒24), vorher
MichelAngelo Conti, ein
Römer,
[* 4] war gerecht aber schwach, namentlich
Frankreich gegenüber. Den
Kaiser belehnte er gegen Empfang des Lehnszinses mit Neapel; vergeblich aber protestierte er gegen die Verleihung von
Parma
[* 5] und
Piacenza als Reichslehn. Den
Jesuiten verbot er die
Aufnahme neuer Ordensmitglieder.
sie tragen mit Ausnahme der Psammophiden
(s. d.) keine gefurchten oder durchbohrten
Zähne
[* 7] im Oberkiefer und werden in eine große Anzahl von Familien gesondert, von
denen die wichtigsten die der Pythoniden und der Boiden, der Riesenschlangen (s. d.)
und der Colubriden, der Nattern (s. d.) sind;
u. a. gehören zu den I. noch die Familie der Sandschlangen
(s. d.,
Erycidae), der Wüstenschlangen (s. d., Psammophidae), der
Wasserschlangen (s. d., Homalopsidae), der Wickelschlangen
(s. d.,
Tortricidae) und der Schildschwänze (s. d.,
Uropeltidae).
Eine eigentümlich rückgebildete Gruppe von Schlangen sind
die Wurmschlangen (s. d.,
Typhlopidae).
(lat.), in der
Botanik das Hervorsprossen neuer Zweige aus ältern
Ästen, die entweder adventiv durch Neubildung
von
Knospen
[* 8] oder durch nachträgliche Entfaltung ruhender Axillarknospen entstehen.
1) Bezirkshauptmannschaft (ohne die Stadt I.) in
Tirol,
[* 10] hat 2088,34 qkm, (1890) 58847 (29210 männl., 29637 weibl.) deutsche
kath. E., 8009 Häuser und 11883 Wohnparteien in 77 Gemeinden mit 106 Ortschaften und umfaßt
die Gerichtsbezirke
Hall,
[* 11] I. (Umgebung), Mieders,
Steinach und
Telfs. – 2) Stadt mit eigenem
Statut und Hauptstadt von
Tirol,
am Inn, unweit von dessen
Vereinigung mit der Sill, an den Linien
Kufstein-Ala der Österr.Südbahn und
Salzburg-I.-Bregenz der Österr.
Staatsbahnen
[* 12] und an der
Lokalbahn I.-Hall, liegt in 579 m Höhe in der Mitte eines breiten
Thals, das im N. von den zerrissenen
Kalksteinwänden des Solsteins (2641 m), Brandjoch (2579 m), Frauhitt (2377 m) und der Sattelspitze (2287 m) überragt, im
S. von dem bewaldeten Mittelgebirge
(Berg Isel, s. d., 748 m) begrenzt wird, über den die drei einzelnen
Bergriesen, der Patscherkofel (2214 m), die Nockspitze (Saile 2402 m) und die Waldrasterspitze (2715 m) aufsteigen, ist Sitz
des
Statthalters und des Oberlandesgerichts für das Kronland
Tirol
und
Vorarlberg, des Landtags und Landesausschusses für
Tirol, der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck-Umgebung, eines
Landes- und eines Bezirksgerichts (400,11 qkm, 20 Gemeinden, 23 Ortschaften, 20657 E.),
einer Post- und
Telegraphen-, der
Finanz-,
Landes-, der Eisenbahn-Betriebsdirektion, einer
Handels- und Gewerbekammer und einer
Genie-Direktion, des 14. Korpskommandos, des Kommandos der 8.
Infanterietruppendivision, 15. Infanteriebrigade und eines Platzkommandos
und hat (1890) 23320 (11583 männl., 11737 weibl.) deutsche kath.
E., 842 Häuser, 4070 Wohnparteien, in Garnison (1977 Mann) 2
Bataillone des 14. Infanterieregiments «Ernst
Ludwig,
Großherzog
von Hessen»,
[* 13] das 3. und 4. Feldbataillon des
Tiroler Jägerregiments
«KaiserFranzJoseph» und eine
Batterie der Gebirgsbatteriedivision,
Post und
Telegraph,
[* 14] ferner ein Artilleriezeugdepot und Garnisonsspital.
Anlage. I. ist die schönste Stadt
Tirols, eine der schönsten der deutschen
Alpen,
[* 15] und hat den Vorzug eines
milden, im Winter durch heftigen Föhn charakterisierten
Klimas (mittlere Jahrestemperatur 8,25° C.). Die eigentliche Stadt
auf dem rechten Ufer des
Flusses ist durch drei
eiserne Brücken mit den Vorstädten Mariahilf und St.
Nikolaus verbunden und
hat schöne breite
Straßen und ansehnliche
Gebäude.
Kirchen. Die Stadt hat 11
Kirchen, 5 Klöster und ein Jesuitenkollegium. Von den
Kirchen ist die hervorragendste die
Franziskaner-
oder Hofkirche, 1553‒63 im Renaissancestil von
Kaiser Ferdinand Ⅰ. erbaut, nach dem letzten Willen
Kaiser Maximilians Ⅰ.,
dessen prächtiges, erst 1583 vollendetes Grabmal die Mitte des Hauptschiffs einnimmt (sein Körper ruht
zu
Wiener-Neustadt). Auf einem gewaltigen Marmorsarkophag ist der
Kaiser kniend in
Bronze
[* 16] dargestellt, umgeben von 28 Bronzestandbildern
seiner
Vorfahren und Zeitgenossen.
Von den 24 Marmorreliefs an den Seiten des Sarkophags sind 20 meisterhafte
Arbeiten von
Alexander Colins aus Mecheln,
[* 17] denen
die vier übrigen von den
BrüdernBernhard und
ArnoldAbel aus Köln
[* 18] weit nachstehen. Ferner befinden sich
in der
Kirche noch die Silberne Kapelle, so genannt wegen eines silbernen
Standbildes der
Jungfrau Maria auf einem Ebenholzaltar,
das prächtige Grabmal des Erzherzogs Ferdinand Ⅱ. und der Philippine
Welser, beide von Colins, das
DenkmalAndreas Hofers
von
Schaller, daneben die Grabstätten
Speckbachers und Haspingers und ein
Denkmal für die 1796‒1809
gefallenen
Tiroler Landesverteidiger. In dieser
Kirche trat die Königin Christine von
Schweden
[* 19] zum
Katholicismus über.
Die Universitäts- oder Jesuitenkirche, 1627‒40 im Barockstil erbaut, hat eine stattliche, 60 m hohe
Kuppel; die
Pfarrkirche
zu St.
Jakob, 1438 erbaut, 1717 neu aufgeführt, enthält am Hochaltar ein Marienbild von Lukas Cranach,
dann das von H. Reinhart nach Kaspar Gras’ Modell gegossene Grabmal Erzherzog Maximilians des
Deutschmeisters. Das Kapuzinerkloster, 1598 begonnen,
war das erste dieses
Ordens in
Deutschland.
[* 20]
Weltliche Bauten und
Denkmäler. Erwähnenswert sind die kaiserl.
Hofburg, an
Stelle der von Maximilian
Ⅰ. aufgeführten
Burg 1766‒70 im Zopfstil erbaut; sie enthält die Wohnung des
Statthalters, das kaiserl. Absteigequartier und einen Riesensaal mit schönen Fresken;
die 1425 erbaute Fürstenburg auf dem Stadtplatze mit einem reichen spätgot. marmornen Erker und vergoldetem Kupferdach,
das berühmte Goldene Dach
[* 23] (Goldene Dachl), angeblich von Friedrich Ⅳ. mit der leeren Tasche für 30000 Dukaten erbaut; das
Landhaus, das Palais Taxis, jetzt Post, die jetzt im Privatbesitz befindliche Ottoburg (1234), das Stadttheater
(1846), die Triumphpforte am Ende der Maria-Theresienstraße (Neustadt),
[* 24] 1765 anläßlich der in I. gefeierten Vermählung
des Großherzogs, spätern KaisersLeopold Ⅱ. mit der Infantin Maria Ludovika errichtet, die große Infanteriekaserne neben
dem Hofgarten, die prächtigen neuen Stadtsäle (1889), das Waisenhaus, von
I. von Sieberer mit einem Stiftungskapitale von 550000 Fl. 1889 gegründet; in der Universitätstraße das Theresianum, früher
Ritterakademie, jetzt Gymnasium, in der Museumstraße der stattliche Renaissancebau des Ferdinandeums oder Tiroler Landesmuseums,
nach seinem ersten ProtektorKaiser Ferdinand Ⅰ. benannt, 1842 begonnen, 1884‒86 erhöht; an der Façade 22 Büsten hervorragender
Künstler und Gelehrten des Landes (s. unten), die neue Landes-Geburtsklinik und die Universitätsinstitute.
Auf dem Margaretenplatz erinnert der 1863‒77 erbaute Rudolfsbrunnen mit dem 3 m hohen Standbild des HerzogsRudolf Ⅳ. an
die 500jährige VereinigungTirols mit Österreich;
[* 25] die Annasäule wurde 1706 zum Gedächtnis der Räumung Tirols durch die bayr.
und franz. Truppen (1703) errichtet. Im neuen Stadtpark befindet sich ein in Zinkguß ausgeführtes DenkmalWalters von der
Vogelweide. Der neue Friedhof, 1857 eröffnet, enthält schöne Monumente von Knabl, J. Gasser, J. Müller, A. Grissemann u. a.
Hierher wurde auch das früher auf dem alten, am Stadtspital gelegenen, jetzt abgetragenen Friedhof befindliche
Grabmal Colins, von ihm selbst gearbeitet, übertragen.
Unterrichts- und Bildungswesen. Die Leopold-Franzens-Universität, 1677 durch KaiserLeopold Ⅰ. gestiftet, von KaiserJoseph
Ⅱ. 1782 in ein Lyceum verwandelt, 1792 von Leopold Ⅱ. wiederhergestellt, 1810 von der bayr. Regierung gänzlich aufgehoben,
wurde 1826 von der österr. Regierung mit der jurist. und philos. Fakultät wieder eröffnet, 1857 durch
die theol. und 1869 durch die mediz. Fakultät vervollständigt. Die Zahl der Professoren und Lehrer beträgt (1893) 88, die
der Studierenden 960, darunter etwa 250 Theologen, meist Ausländer.
Die Universitätsbibliothek ist aus der 1745 von Maria Theresia gegründeten Hauptbibliothek entstanden, welcher die Bücher
der aufgelösten Jesuitenkollegien zu I. 1776, Hall 1780 und Brixen einverleibt wurden. Sie enthält 100000
Bände und 1027 Handschriften. Das Archiv der Statthalterei ist eins der bedeutendsten Österreichs. Ferner bestehen ein Staatsgymnasium, 1562 von
Kaiser Ferdinand Ⅰ. errichtet, eine Staatsrealschule (1853), Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, Staatsgewerbeschule mit
Filiale in Hall, eine Infanterie-Kadettenschule (130 Zöglinge) und eine Handelsakademie.
Industrie. Unter den Fabriken sind die für Baumwoll- und Schafwollindustrie sowie für Kaffeesurrogat hervorzuheben, dann die
Glasmalereianstalt mit eigener Kathedralenglashütte, sowie eine Mosaikwerkstätte. Die große Baumwollspinnerei ist mit einer
Maschinenfabrik verbunden.
Umgebung. Eine schöne Kettenbrücke führt unterhalb der Stadt nach dem Dorfe Mühlau. Südlich an I.
stößt das Dorf Wilten (6515 E.) mit stattlicher Prämonstratenserabtei; oberhalb desselben der Berg Isel (s. d.); südöstlich
von demselben die Lanser Köpfe (929 m), der Lanser See (841 m), und die Sommerfrische Igls (884 m). 3 km östlich das
berühmte Lustschloß Ambras (s. d.).
Geschichtliches. I. hieß im Altertum Ad Oenum, Oeni pons oder Oenipontum, d. h. Brücke
[* 30] über den Inn, und wurde 1234 von
dem HerzogOtto Ⅰ. von Meran zur Stadt erhoben. Nach der Besitznahme Tirols durch Österreich (1363) war es fast ununterbrochen
der Sitz der Tiroler Landesfürsten bis 1665. In demFranzösisch-ÖsterreichischenKrieg von 1809 (s. d.)
wurde I. mehrmals von beiden Parteien genommen und wieder verloren, wodurch es viel litt.