n. Chr. unweit
Madras,
[* 2] die letztere durch den berühmten Kailās bei Elura (s. d.) aus dem 8. Jahrh.
vertreten. Sie sind die frühesten
Vertreter des südind.
Stils. Den Zusammenhang mit der in den Höhlenbauten versteinerten
Architektur beweisen die sowohl tonnenförmigen als auch kuppelförmigen Dächer dieser Monumente und der an ihnen angebrachten
Pavillons sowie das als Ornament verwertete Bogenfenster. Der wichtigste
Teil eines
Tempels ist die Cella,
die das Götterbild enthält und meistens nicht von den Gläubigen betreten wird.
Sie hat nur eine
Thür, dem Götterbild gegenüber.
KleinereTempel
[* 3] bestehen oft nur aus der Cella. Jedoch ist derselben gewöhnlich
eine Vorhalle vorgelagert, in der die Gläubigen ihre
Andacht verrichten. Die Cella, meist mit turmförmigem
Dach,
[* 4] überragt an Höhe die Vorhalle (maṇḍapa), während diese an
Breite
[* 5] und
Tiefe den lichten Raum jener vielfach übertrifft.
Zuweilen schließen sich an
die erste Vorhalle noch andere an oder an ihren drei freien Seiten befinden sich
Portale. Der
ganze
Komplex kann in einem von einer
Mauer umgebenen
Tempelhof liegen, in dem je nach Bedürfnis kleinere Kapellchen errichtet
werden.
In dem nordindischen
Baustil ist der Grundriß der Cella ursprünglich quadratisch; das turmförmige Dach hat schwach gebogene,
oben stärker gekrümmte
Flächen und trägt eine wuchtige linsenförmige Scheibe mit gekerbtem Rande,
worüber noch ein spitzer
Aufsatz steht (s. Taf. III,
[* 1]
Fig. 1). Die
Gliederung ist durchaus vertikal, den
Wänden sind breite
Pilaster aufgelagert, die manchmal auch eine Nachbildung des Daches in verkleinertem Maßstab
[* 6] tragen. Die Vorhalle hat
kein turmförmiges Dach; meist steigt es treppenförmig
auf und wird im Innern durchSäulen
[* 7] gestützt,
ja zuweilen verwandelt sich die Vorhalle in eine mehr oder weniger offene Säulenhalle. Die Ornamentierung ist reich,
Arabesken,
Skulpturen (s. Taf. III,
[* 1]
Fig. 3) und
Statuetten sind überall, namentlich im Innern angebracht.
Eine
Abart dieses
Stils ist der sog. Jainastil. Er zeichnet sich durch seine domförmigen Mandapas aus; dieselben
tragen auf vier, acht oder mehr
Säulen eine
Kuppel, die durch Überkragung von Steinbalken, die auf dem
Architrav
[* 8] ruhen, gebildet
ist. In einigen Fällen ist der ganze oder größere
Teil des
Tempelhofs in eine Säulenhalle verwandelt, indem je 4
Säulen
eine kleinere
Kuppel tragen und dazwischen mehrere größere
Dome als Mandapas eingeschaltet sind.
Entfernter verwandt mit dem nordindischen ist der sog. Tschalukjastil im mittlern
Teil des
Dekan. In demselben ist der Grundriß
der Cella sternförmig, ihr Dach pyramidenförmig mit horizontaler
Gliederung. Diese Stilarten erhielten sich im Laufe der
Zeit nicht rein; die jüngern
Tempel haben meist zierlichere und schlankere Formen.
Abweichende Formen zeigt der dravidische
Stil im
Süden des
Dekan. Der Grundriß von Cella und Vorhalle ist ursprünglich ein
Rechteck; über der Cella erhebt sich ein aus mehrern
Stockwerken bestehender, sich allmählich verjüngender
Turm,
[* 9] der eine
Kuppel trägt (s. Taf. III,
[* 1]
Fig. 2). Manche
Tempel sind von einem viereckigenHof
[* 10] umgeben, zu welchem zwei
oder vier Thorbauten führen; diese haben einen pyramidenartigen
Turm, der in mehrere
Stockwerke geteilt ist und eine tonnenförmige
Kuppel trägt. Oft umgiebt ein zweiter, ja dritter
Tempelhof den ersten, und dann sind die äußern Thorbauten höher und
prächtiger
als die innern.
In denTempelhöfen liegen planlos andere Heiligtümer und Gartenanlagen zerstreut. Meistens
ist eine Säulenhalle angebracht, die tausend
Säulen enthalten sollte (s. Taf. III,
[* 1]
Fig. 4).
Von geringerer
Verbreitung als die genannten
Baustile ist der kaschmirische, in welchem die Cella ein schräges pyramidenförmiges,
zweistöckiges Dach und die
Thür derselben einen hohen dreieckigen Giebel mit kleeblattartigem innern
Bogen
[* 11] hat. Die
Säulen sind den
Dorischen ähnlich. In Nepal besteht ebenfalls ein besonderer
Stil. Das Dach springt an allen
Seiten weit vor und ist durch schräge Streben gestützt; meist sind, wie bei den chines.
Pagoden, mehrere solcher Dächer
übereinander angebracht. Ähnlich sind die
Tempel in dem Küstenlande vonKanara, das durch die ganze
Länge des Kontinents von Nepal getrennt ist.
Von
Indien ging die
Baukunst
[* 12]
Tibets, Hinterindiens und der ind.
Inseln (Java u. s. w.) in frühen Jahrhunderten aus. Man erkennt
überall den ind.
Geist, wenn auch diese
Baustile sich in selbständiger
Weise weiter entwickelt haben.
Vgl. Fergusson, History ofIndian and Eastern architecture (Lond. 1876);
die verschiedenen
Bände von Cunningham,
Archæological survey of Western
India:
Rám Ráz, Essay on the architecture of the
Hindus (Lond. 1836).
2)
Bildnerei. Die
Bildnerei hat sich in
Indien nicht zu rechter Selbständigkeit entwickelt; sie dient zumeist der
Architektur
als dekorative Kunst. Die freistehenden
[* 1]
Figuren sind meist steif und unnatürlich,
die in Hochrelief gemeißelten ohne scharfe Charakteristik und in den
Stellungen nur zu oft verzerrt (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 2,
und Taf. III,
[* 1]
Fig. 3
u. 5).
Daß die griech.
Skulptur auf die indische Einfluß gehabt hat, zeigen Funde im nordwestl.
Indien
in unverkennbarerWeise.
3) Malerei. Die Malerei tritt ebenfalls oft im Dienste
[* 13] der
Baukunst auf, doch ist sie auch als selbständige Kunst gepflegt
worden und scheint viel von Frauen und Dilettanten geübt worden zu sein.
Ihre Werke sind wegen der Natur des Materials von
sehr vergänglichem Charakter. Doch die
Wand- und Deckengemälde in den Grottenbauten von
Adschanta (s. d.)
beweisen, zu welcher Höhe die Malerei in frühen Jahrhunderten gelangt war. (Vgl. Burgeß, Archæological survey of Western
India, Nr. 9.) Auch jetzt noch begegnet man unter vielen rohen und schematischen Bildwerken
manchen von besserm
Geschmack. Namentlich sind die Miniaturen auf Elfenbein mit
Recht berühmt.
Das Kunsthandwerk hat in
Indien von jeher in hoher
Blüte
[* 14] gestanden. Die Sorgfalt des orient.
Arbeiters
in der Ausführung auch des kleinsten
Details, sein Gefühl für gefällige Formen und wirksame Farbenkontraste haben auf
allen Gebieten des Kunstgewerbes Bewunderungswertes zu
Tage gefördert. (S.
Tafel:
Indische Kunst I.)
Litteratur. Die I.L. tritt uns in ihrem ältesten
Denkmal, dem Ṛgvēda (gewöhnlich
Rigveda genannt), bereits als ein völlig abgeschlossenes und national scharf ausgeprägtes Ganzes entgegen.
Über die Zeit
des Ṛgvēda läßt sich Bestimmtes nicht sagen. Er muß jahrhundertelang vor
Buddha, also mindestens um 1000
v. Chr., schon
Autorität gewesen sein, da die spekulativeLehre
[* 15]
Buddhas die
Philosophie der
Brāhmaṇa voraussetzt, die
ihrerseits die Veden zur Grundlage haben. Auf
Grund astron. Angaben hat
Bal¶
mehr
Gangadhar Tilak (A summary of the principal facts and arguments in the Orion, or researches into the antiquity of the Vedas,
Poona 1892) wahrscheinlich gemacht, daß die Zeit von 4000 bis 2500 die der Entstehung der meisten Lieder des Ṛgvēda gewesen
ist. Man ersieht aus dem Ṛgvēda, daß das ind. Volk, das damals vorzugsweise im westl. Indien, vor allem
im Pandschab, saß, bereits auf einer sehr hohen Stufe der Kultur angelangt war. Es stand unter einer Anzahl von Königen,
die offenbar eine kostspielige Hofhaltung in befestigten Städten hatten.
Den Fürsten und Reichen schmeichelten die Dichter, die dafür reichlich belohnt wurden, untereinander
in heftiger Konkurrenz lebten und in öffentlichem Wettstreit sich den Rang abzulaufen suchten. Gold,
[* 17] Kühe und Rosse werden
leidenschaftlich verlangt; man frönte dem Würfelspiel, dem Trunke und dem Wettrennen; das Hetärentum war stark entwickelt
und geschlechtliche Vergehen häufig. Der Ṛgvēda setzt bereits eine reich entwickelte, mannigfaltige Poesie voraus: Lieder
auf Götter und Könige (gāthās), auf freigebige Fürsten und reiche Männer (nārāçaṃsī, danastuti), epische Erzählungen
mit eingelegter Prosa (itihāsa), Genealogien der Götter und Menschen, eine reiche Göttersage, Lieder histor.
Inhalts, Rätselfragen und Rätselsprüche u. dgl. Man ersieht aus einzelnen Brāhmaṇas und Sūtras, daß bei bestimmten festlichen
Gelegenheiten der König oder ein anderer Held der Vorzeit von Lautenspielern besungen wurde, und viele
dieser Lieder sind mit verhältnismäßig geringer Umänderung bis in das klassische Epos, das Mahābhārata, hinübergenommen
worden und werden schon bei ihrem ersten Erscheinen als alte versus memoriales citiert. In seiner jetzigen Gestalt enthält
der Ṛgvēda, vorwiegend Lieder religiösen Inhalts, die Dichtern ganz verschiedener Generationen und
sehr ungleichen Talentes angehören.
Eine Sammlung von Liedern, wie sie der Ṛgvēda ist, nennt man im Sanskrit Saṃhitā (Sammlung), und es ist üblich, die
älteste I.L. in drei Perioden zu teilen, in Saṃhitā-, Brāhmaṇa- und Sūtraperiode. Der ersten teilt man die vier Veden
zu, den Ṛgvēda, Sāmavēda, Yajurvēda (Jadschurveda) und Atharvavēda, der zweiten die dogmatisch-spekulativen Traktate,
die Brāhmaṇa, der dritten die in kurzen Sätzen abgefaßten Lehrbücher, die Sūtra. Jeder Vēda wurde in einer Anzahl von
Schulen studiert, die in ihren Auffassungen oft sehr erheblich voneinander abweichen und deren Anschauungen uns die Brāhmaṇa
samt den Āraṇyaka und Upanishad und die Sūtra geben.
Die ganze Einteilung ist jedoch nur ein Notbehelf, weil es an chronolog. Handhaben fehlt. Schon innerhalb der Saṃhitās bestehen
große zeitliche Schwankungen. So tragen im allgemeinen die den Jadschurveden eigentümlichen Strophen (ṛcas) ein jüngeres
Gepräge, die für sie angegebenen Verfasser jüngere Namen, als es im Ṛgvēda der Fall ist. Aber daneben
erscheinen auch recht altertümliche Verse mit Verfassernamen, die auch dem Ṛgvēda angehören. Der Inhalt desAtharvavēda,
den man für die jüngste Samhitā hält, ist uralt und erklärt die sprachliche Verschiedenheit vollkommen.
Viele Lieder des Ṛgvēda reichen ohne Zweifel in die Zeit hinab, wo man sich bereits mit Exegese der
ältern beschäftigte, und viele Upanishads gehen bis auf unser Jahrhundert zurück. Zu derselben Zeit, wo die Hymnen des Ṛgvēda
entstanden, wurde
gewiß auch die weltliche Dichtung geübt, wie die wenigen erhaltenen Proben, unter ihnen das herrliche Loblied
auf König Parikshit im Atharvavēda, zeigen, und stets bildeten bestimmte Fürstenhöfe das Centrum der
litterar. und wissenschaftlichen Bestrebungen. Auch von andern Kshatriyas wird berichtet, daß sie den Brahmanen an Kenntnissen
überlegen waren, und ebenso nahmen von frühester Zeit an Frauen an der Dichtkunst und den Disputationen teil.
Die wissenschaftliche Litteratur der klassischen Zeit erwuchs unmittelbar aus der vedischen. Von früher
Zeit an wurde die grammatische Forschung gepflegt. Als älteste Werke der IndischenGrammatik hat man die sog. Prātiçākhya
anzusehen, Lehrbücher der Phonetik, deren zu jedem Vēda eines gehört. Das Ṛkprātiçākhya ist hg. von Regnier (3 Bde.,
Par. 1857-59) und von MaxMüller mit deutscher Übersetzung (Lpz. 1869); das zum Sāmavēda gehörige Ṛktantravyākaraṇa
von Burnell (Mangalur 1879), das Vājasanēyiprātiçākhya von Albr. Weber («Ind. Studien», Bd. 4, Berl. 1858),
das Tāittirīyaprātiçākhya von Whitney (New-Haven 1871), das Atharvavēdaprātiçākhya ebenfalls von Whitney (ebd. 1862).
Die Prātiçākhya umfassen nur einen einzelnen Teil der Grammatik; noch enger ist das Gebiet der Çikshās,
deren Hauptzweck ist, die Regeln für die richtige Recitation der Veden zu geben. Es sind meist junge Werke, von denen man
schon 30 dem Namen nach kennt, eine Anzahl vollständig.
Die Etymologie behandelte Jāska im Nirukta (hg. vonRoth, Gött. 1852; und in der «Bibliotheca Indica»
zugleich mit den Kommentaren des Dēvarādscha und Durga, 4 Bde.,
Kalkutta
[* 18] 1882-91), einem Kommentar zu einem Teile eines gleichnamigen ältern Werkes. Aus Jāska ersieht man, daß sich schon
frühzeitig mehrere Richtungen schroff gegenüberstanden und daß es eine große Zahl grammatischer Schulen gab. Den Gipfelpunkt
erreichte das grammatische Studium in dem Werke des Pāṇini, dessen Zeit allerdings noch gar nicht bestimmt
ist, an das sich die Vārttika des Kātjājana oder Vararuci und der große Kommentar des Patandschali, das Mahābhāshyam
oder Vyākarana-Mahābhāshyam (hg. von Kielhorn, 4 Bde., Bombay
[* 19] 1880-85; Bd. 1 in 2. Aufl.,
ebd. 1892), sowie die später zu erwähnende Kāçikā anschließen.
Unbestimmt ist auch die Zeit des Bhaṭṭōdschidīkshita, des Verfassers der Siddhāntakāumudī
(hg. zuletzt Bombay 1888) und des Varadarādscha, des Verfassers der Laghukāumudī (hg. von Ballantyne, 2. Aufl., Benares 1867 u. ö.
in Indien). Einer andern Richtung als Pāṇini, der von Burnell (On the Aindra School of Sanskrit Grammarians, Mangalur 1875)
Schule der Aindragrammatiker genannten, gehört an das Kātantram (hg. von Eggeling, Kalkutta 1874-78;
unvollendet), ins 13. Jahrh. gehört Bōpadēvas Mugdhabōdha. Außerdem giebt es noch eine
große Zahl von Grammatiken und Werken grammatischer Richtung, die sog. Dhātupāṭha, Gaṇapāṭha u. s. w.
Im Anschluß an die Upanishads entwickelte sich die ind. Philosophie, von der sechs Systeme als orthodox
gelten (s. Indische Philosophie) und aus den Dharmasūtra die Dharmaçāstra, ursprünglich aus Prosa und Versen gemischt,
dann rein in Versen geschrieben und als solche eigentlich Smṛti zu nennen. Die ersteStelle nimmt ein das Dharmaçāstra
des Manu, nächst ihm das des Jadschnavalkya. Das des Nārada (die Nāradasmṛti) hat
¶