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für Luft und Gas. Von 6 bis a findet die Kompression des angesaugten Gemisches statt, die Kurve steigt wieder bis a an, von wo der Prozeß von neuem vor sich geht. Ein anderes Gepräge tragen die Diagramme [* 2] von Pumpen [* 3] (Fig. 4); das I. hat hier in der Hauptsache rechteckige Form. Der Kolben der Pumpe [* 4] stehe bei a, das Wasser werde angesaugt. Die Saugperiode erstreckt sich bis b, die Linie verläuft gerade und liegt etwas unter der atmosphärischen Linie A B. In b beginnt die Druckperiode.
Die Diagrammlinie steigt plötzlich bis zu dem Druck, welche der Förderhöhe des Wassers entspricht. In dieser Höhe bleibt die Linie bis zum Ende der Druckperiode, von c bis d. In d sinkt die Kurve wieder plötzlich bis zur atmosphärischen Linie, die Saugperiode beginnt und vollzieht sich auf dem Kolbenwege von a bis b u. s. w. Der Flächeninhalt des Pumpendiagramms entspricht der zum Heben des Wassers verbrauchten indizierten Arbeit. Die Schwingungen der Diagrammlinien bei c und a sind eine Folge der bewegten Massen am Indikator.-Litteratur s. beim Artikel Indikator. [* 5]
^[Abbildung:]Fig. 4. Indikātrix (neulat.), in der Theorie der krummen Oberflächen der unendlich kleine Kegelschnitt, der von einer der Tangentialebene eines Flächenpunktes unendlich nahen parallelen Ebene ausgeschnitten wird. Die verschiedenen Formen der I. hängen von dem Vorzeichen des Krümmungsmaßes ab (s. Krümmung). Sie ist elliptisch, wenn dasselbe positiv ist, die Fläche liegt dann auf einer Seite der Tangentialebene und ist konvex. Sie ist hyperbolisch bei negativem Krümmungsmaß; die Tangentialebene schneidet alsdann die sattelförmige, konvex-konkave Fläche.
Für Minimalflächen (s. d.) speciell ist die I. eine gleichseitige Hyperbel. [* 6] Bei geradlinigen (s. d.) und abwickelbaren (s. d.) Flächen zerfällt die I. in gerade Linien. Die I. ist zuerst von Dupin (1822) betrachtet worden und heißt deshalb auch Dupinscher Kegelschnitt.- I. bei der Kartenprojektion (s. d.). Indiktion (lat., «Ankündigung»),
s. Indiktionencyklus. Indiktionencyklus, eine in der Zeitrechnung angewandte Periode von 15 Jahren, deren Aufkommen man durch die Annahme zu erklären gesucht hat, daß im röm. Kaiserreiche jedesmal nach dem Ablauf [* 7] eines solchen Zeitraums neue Steuereinschätzungen vorgenommen worden seien. Seit Mitte des 4. Jahrh. pflegte man die Jahre unserer Zeitrechnung auch durch Angabe ihrer Indiktion (Indiktionszahl, auch Römerzinszahl oder Kaiserzahl genannt) zu bezeichnen, d. h. man gab an, das wievielte Jahr es innerhalb dieser 15jährigen Periode war.
Der Ausgangspunkt war dabei der 1. Sept. 312 n. Chr. Rechnet man von da rückwärts, so ergiebt sich der 1. Sept. 4 v. Chr. als Anfang einer Indiktionsperiode; das Jahr 3 v. Chr., dessen erste neun Monate dem ersten Cyklusjahre angehören, ist demnach mit der Zahl 1 zu bezeichnen. Die Indiktion eines Jahres wird nun gefunden, wenn 3 M der Jahreszahl (von Christi Geburt an gerechnet) addiert und die Summe durch 15 dividiert wird; der Rest ist die gesuchte Indiktion. Geht die Division gerade auf, so ist die Indiktion 15. Neben dieser vom 1. Sept. 312 n. Chr. ausgehenden griech. oder konstantinopolitanischen Indiktionsära, die im Morgenlande sowie auch im Abendlande lange in Geltung war, bestand noch die des Beda (674-735), die wegen ihrer Anwendung unter den karoling.
Kaisern auch als kaiserliche bezeichnet wird, und eine römische oder päpstliche, die in Rom [* 8] im 11. Jahrh. auskam. Diese beiden letztern Ären haben mit der griechischen das Jahr 312 als Ausgangspunkt gemein, unterscheiden sich jedoch in dem Datum, indem die kaiserl. Ära mit dem 24. Sept., die päpstliche dagegen mit dem Weihnachtstage, an dessen Stelle später der 1. Jan. trat, begann. Indirekt (lat.), Gegensatz zu direkt, nicht geradezu, mittelbar; indirekter Beweis, s. Apagoge; indirekte Rede,s.
Direkte Rede; indirekter Schuß, s. Flugbahn (Bd. 6, S. 927 b). Indirekte Steuern, nach der gewöhnlichen Auslegung solche Steuern, welche nicht unmittelbar von denjenigen entrichtet werden, die sie nach der Absicht des Gesetzgebers wirklich tragen sollen, sondern von Vermittlern, z. B. den Produzenten steuerpflichtiger Lebensmittel, gewissermaßen vorschußweise bezahlt und dann auf die eigentlichen Steuerträger abgewälzt werden. Diese Definition stimmt indes mit dem Sinne, in dem gewöhnlich von I. S. gesprochen wird, nicht ganz überein.
Eine Haus- oder Wohnungssteuer z. B. wird, auch wenn sie vom Hausbesitzer erhoben und von diesem auf die Mieter abgewälzt wird, nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch doch als direkte Steuer bezeichnet, während umgekehrt die Stempelgebühr, die z. B. der Käufer eines Grundstückes zu zahlen und in der Regel auch wenigstens teilweise wirklich zu tragen hat, allgemein als indirekte Steuer gilt. Nach andern sind I. S. solche, die nicht vom Besitz, sondern von einer Handlung, oder solche, die nicht von der Produktion, sondern von der Konsumtion, oder auch solche, die nicht von bestimmten Personen in planmäßig festgesetzten Beträgen erhoben werden, sondern gewisse Verbrauchsgegenstände oder Verkehrsakte belasten.
Eine neuerlich mehr in Aufnahme gekommene, auch von den Nationalökonomen Hanssen und Conrad vertretene Begriffsbestimmung geht dahin, daß I. S. solche sind, bei welchen man nicht direkt von den Einnahmen bez. dem Besitz auf die Leistungsfähigkeit, sondern von den Ausgaben auf die Einnahmen und somit erst indirekt auf die Leistungsfähigkeit schließt. Nach dieser Auffassung sind auch die vorgenannten Miets- bez. Wohnungssteuern, ferner Dienstboten-, Hunde-, überhaupt alle Aufwand- und Luxussteuern als indirekte anzusehen. (S. Octroi, Steuern, Verbrauchssteuern, Verkehrssteuern, Zoll.) Indische Brustbeeren, s. Zizyphus. Indische Eiche, s. Teakholz. Indische Feige, s. Opuntia. Indische Grammatik, s. Indische Litteratur (S. 566 b). Indische Kartoffel, soviel wie Batate (s. d.). Indische Krone (Orden [* 9] der Indischen Krone), s. Kronenorden. Indische Kunst, die auf dem Boden Vorder- und Hinterindiens, insbesondere im Gebiet des Brahmanismus undBuddhismus, entstandene Kunst. (Hierzu ¶
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die Chromotafel: Indische Kunst I, und die Tafeln: Indische Kunst II und III.) 1) Baukunst. [* 11] Die hervorragendste Stellung unter den bildenden Künsten Indiens nimmt die Baukunst ein; ihre Geschichte kann man bis in das 3. vorchristl. Jahrh. verfolgen. Die ältesten Denkmäler ahmen nun in der Anlage, der Form der konstruktiven Glieder [* 12] und dem ganzen Charakter der Ornamentik in überraschender Weise den Holzbau nach. Dies macht es wahrscheinlich, daß eine hochentwickelte Holzarchitektur viele Jahrhunderte lang blühte, ehe man zum Steinbau überging und die am Holz [* 13] ausgebildete Technik auf Stein übertrug.
Der Übergang hatte sich lange vor der Zeit der uns erhaltenen ältesten Denkmäler vollzogen, weil diese schon eine hochentwickelte Technik und Sicherheit in der Bearbeitung des Materials in weit voneinander entfernten Teilen Indiens beweisen. Die ältesten freistehenden Denkmäler sind die Topen (s. d.) oder Dagopen (s. d.), solide, wenigstens auf der Außenseite mit behauenen Steinen bekleidete Hügel, die von Buddhisten über Reliquien oder zur Verherrlichung denkwürdiger Stätten errichtet wurden.
Sie ruhen auf einer Plattform und bestehen aus einem cylindrischen Untersatz mit einer Halbkugel darüber, deren Durchmesser bisweilen über hundert Fuß beträgt. Bei Miniatur-Dagopen und auch bei größeren aus jüngerer Zeit ist der Untersatz manchmal höher als bei den ältesten Beispielen, sodaß die ganze Tope wie ein breiter Turm [* 14] mit Kuppeldach erscheinen kann. Gekrönt wurde die Tove von einem kubischen Aufsatz, den drei nach außen vorspringende Platten deckten.
Die großen, ältern Topen waren oft von einem konzentrischen Steingeländer umgeben, das aus senkrechten, 10 Fuß hohen Pfeilern bestand, die durch drei in sie eingelassene Querbalken von linsenförmigem Durchschnitt verbunden waren und oben einen fortlaufenden Gesimsbalken trugen. Die senkrechten Balken und oft auch die wagerechten waren mit großen, kunstvoll gearbeiteten Medaillons geziert, und auch sonst bot sich hier den Künstlern Gelegenheit, Skulpturen und Arabesken anzubringen.
Ein ähnliches Steingeländer, aber als großes Rechteck, umgab auch den alten Buddhatempel unter dem Bodhi-Baum in Gaja. (Vgl. Cunningham, Mahâbodhi, Lond. 1892.) Statt des Geländers findet man bei Topen auf Ceylon [* 15] freistehende Säulen. [* 16] Vor den vier Zugängen in dem Steingeländer befanden sich Portale, von denen z. B. in Santschi (s. Bhilsa) eins 35 Fuß hoch ist und aus zwei Pfeilern besteht, die oben durch horizontale Querbalken verbunden sind. Alle Teile sind mit Basreliefs bedeckt und mit freistellenden [* 10] Figuren geziert. Die Topen finden sich in verschiedenen Teilen Indiens, außerdem in Ceylon und einem Teile von Afghanistan. [* 17] Die ältesten gehören dem 3. Jahrh. v. Chr. an, die jüngsten etwa dem 7. Jahrh. n. Chr. Dies gilt von den großen Monumenten; die kleinen Dagobas, die die Stelle von Altären in buddhistischen Tempeln vertreten, trifft man an, solange buddhistischer Kultus in Indien besteht. -
Vgl. Cunningham, The Bhilsa Topes (Lond. 1854);
ders., The Stupa ^[u mit Punkt darüber - Zeichen nicht vorhanden] of Bharhut (ebd. 1879);
Burgeß, The Amarâvati Stupa ^[u mit Punkt darüber - Zeichen nicht vorhanden] (Archæological survey of Southern India, Bd. 3).
Die Höhlentempel (s. d.), Grottentempel, gleichen den Basiliken (s. Basilika); [* 18] sie bestehen aus einem Schiff [* 19] und halbrunder Apsis, deren Stelle in den ältesten Tempeln eine runde elliptische Cella vertritt. In der Apsis steht ein Dagoba an Stelle des Altars unserer Kirchen. In den meisten Fällen ist das Schiff durch zwei parallele, hinter dem Dagoba zusammenlaufende Säulenreihen, welche das tonnenförmige Dach [* 20] tragen, in ein breites Hauptschiff und zwei schmale Nebenschiffe geteilt (s. Taf. II, [* 10] Fig. 4 und den Grundriß [* 10] Fig. 3). Vorn schließt das Schiff bis zum Anfang der Dachwölbung eine Mauer ab, in der ein Thor zum Hauptschiff und meist zwei Pförtchen zu den Seitenschiffen führen.
Darüber ist ein der Wölbung des Daches angepaßtes, schwach hufeisenförmiges Fenster, von dessen hölzerner Kassettierung sich in einem Falle noch Reste erhalten haben (s. Taf. II, [* 10] Fig. 1). Verkleinerte Nachahmungen dieses Fensters in Stein sind ein sehr beliebtes Ornament, das an der Façade unzähligemal wiederkehrt. Häufig steht vor dem Ganzen noch ein Portal, das von zwei wuchtigen Pfeilern getragen wird. Die Dimensionen der einzelnen Teile sind verschieden; in dem Höhlentempel zu Karli (s. d. und Taf. II, [* 10] Fig. 1-4) beträgt die Länge etwa 126, die Breite [* 21] und Höhe etwa 45 Fuß.
Die ältesten Säulen sind die Siegessäulen Açokas (gegen 260 v. Chr.), jetzt Lâth genannt. Sie stehen frei und tragen meistens einen sitzenden Löwen. [* 22] Es sind runde oder polygonale Säulen, die gewöhnlich einen quadratischen Sockel und oben einen vasenförmigen Knauf [* 23] haben (s. Taf. II, [* 10] Fig. 1). Das Vorbild war wahrscheinlich der Opferpfosten, der oben einen Knauf trug. Als tragende Säulen erhalten sie ein Kapital aus viereckigen, nach oben breiter werdenden Platten, die einen hohen Abacus tragen, um den in Stein gearbeitete [* 10] Figuren stehen.
Der Knauf ist gedrungener, einer umgekehrten Vase gleichend. Der Fuß der Säule ist oft der Spitze analog gebildet, sodaß er, auf breiter werdenden Platten ruhend, einer aufrecht stehenden Vase gleicht (s. Taf. II, [* 10] Fig. 4). Die Grundform des Pfeilers scheint ein im Querschnitt quadratischer Pilaster mit kräftigen Konsolen gewesen zu sein. Oft ist nur der mittlere Teil abgekantet, oft der ganze Pfeiler polygonal. Säulen und Pfeiler werden später der Form nach vermischt;
auch sind die Säulen und Pfeiler mit Arabesken und Skulpturen bedeckt. - Weit zahlreicher als die Grottentempel sind die in den Fels gehauenen Eremitagen (vihâra);
manchmal sind es einfache viereckige Klausen mit einer Thür, öfters aber liegen mehrere derselben in einer Linie nebeneinander hinter einer Reihe von Säulen, die einen Vorhof bilden;
meistens liegen sie um eine in den Fels gehauene weite viereckige Halle, [* 24] deren Decke [* 25] von Pfeilern gestützt wird. In letzterm Falle wird oft eine Cella zur Kapelle erweitert, und wenn dann die Klausen fortfallen, so hat man eine neue, allerdings sehr späte Art von Grottentempeln.
Die Höhlenbauten finden sich hauptsächlich im westl. Dekan, kommen aber auch in andern Teilen Indiens vor. Im ganzen sind ihrer gegen tausend bekannt. Sie rühren zum großen Teil von Buddhisten her, doch ist die Annahme irrig, daß Buddhisten dieselben erfunden oder eingeführt hätten. Die ältesten derselben stammen aus dem 3. Jahrh. v. Chr., die spätesten aus dem 7. Jahrh. n. Chr. -
Vgl. Fergusson und Burgeß, The Cave Temples of India (Lond. 1880);
Burgeß, Archæological report of Western India (Bd. 4 u. 5).
Ein merkwürdiges Gegenstück zu den Höhlenbauten bilden die aus einem Felsblock ausgehauenen oder aus einem Felsen aus gesparten Tempel. [* 26] Die erstere Art ist in mehrern Beispielen aus dem 6. Jahrh. ¶