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neuem auf und blieben während des ganzen Mittel- alters in Gebrauch, natürlich nur als besondere Prachtstücke, z. B. der llortug äöliejai-uin der Äb- tissin Herrad von Landsberg [* 2] (12. Jahrh.). Nach Erfindung des Holzschnittes (Ende des 14. Jahrh.) wurden I. gewöhnlicher, teils als Einblattdrucke iTafeldrucke), teils als Blockbücher (s. d.). Ein kurzer Text wurde meist xylographisch oder noch hand- schriftlich beigefügt. Die ältesten gedruckten Bücher mit I. sind von Albrecht Psister in Bamberg [* 3] (1461 -62) mit den Tvpen der 36zeiligen Bibel [* 4] gedruckt:
1) Boners «Edelstein» (2. Ausg.),
2) «Die vier Historien», 3) «Lidlia paupsi-um»; deutsch (2. Ausg.) und lateinisch, 4) «Klage gegen den Tod». Die I. jener Zeit waren roh, die Verwendung der Holz- schnitte läßt auf eine große Naivetät sowohl der Drucker als des Lesepublikums schließen. In der von Peter Schöffer 1492 gedruckten «Sachsen- Chronik» findet man z. B. alle größeren Städte und viele Porträte; [* 5]
diese I. bestehen aber nur aus einigen Städtebildern, ein paar Ritter-, Damen- und Bischofsbildern, die willkürlich verwendet werden;
dasselbe Städtebild stellt Rom und [* 6] Salz- wedel, ein anderes Halberstadt [* 7] und Münster [* 8] vor u. s. w., der dazu gedruckte Name ist das einzig Unterscheidende;
ebenso verhält es sich mit den Por- träten.
Eine rühmliche Ausnahme bildet «Breyden- bachs Reise in das gelobte Land», dessen vom Maler Rewich hergestellten Ansichten und [* 1] Figuren treue Originale sind (1486). Außer den Genannten zeichneten sich im 15. Jahrh, durch häufige Anwendung von Holzschnitten folgende Buchdrucker aus: Günther Zainer, Johann Bämler und Hans Schönsperger in Augsburg, [* 9] Johann Zainer in Ulm, [* 10] Anton Koberger in Nürnberg [* 11] (der hier eine Fylographenschule ins Leben rief, an deren Spitze Michael Wohlgemuth, der Lehrer Dürers, und Wilhelm Pleydenwurf standen), Ludwig Hohenwang und Leonhard Hol in Ulm, Vartholo- mäus Ghotan in Lübeck, [* 12] Martin Schott und Joh. Grüninger in Strahburg, Antoine Wrard und Simon Vostre in Paris. [* 13] Neben dem Holzschnitt kam auch der Metallschnitt und Kupferstich in Ge- brauch; zuweilen finden beide Arten sich im näm- lichen Druck. Sweynheym stach die Tafeln zum «Ptolemäus», die nach feinem Tode von Arnold Bucking vollendet wurden (1478); auch in Niccolö di Lorenzos «Nonts äaiiw äi vio» (Flor. 1477) wurden Kupferstiche als I. verwendet.
Besonders Venediger Künstler zeichneten sich durch schöne I. im Renaissancestil aus; berühmt ist Franc. Columnachs Hypnerotomachia mit [* 1] Figur (1499 bei Ald. Manu- tius). Im folgenden Jahrhundert entwickelte sich die Illustration zu herrlicher Blüte. [* 14] In Deutschland [* 15] lieferten die berühmtesten Maler: Dürer, Cranach, Holbein [* 16] I. oder doch Zeichnungen zu Holzschnitten für Bücher;
außer ihnen thaten sich hervor: der Nürnberger Formschneider Hieronymus, Iost Am- man, Hans Schäufelin und Iost Dienecker, der den «Theuerdank» illustrierte (1517 u. 1519), Hans Burgkmair in Nürnberg, Daniel Hopser in Augs- burg, Bernhard Iobin in Straßburg, [* 17] Jakob Lucius, Nikolaus Nerlich, Martin Schöve, Virgil Solis. Ein in Straßburg gemachter Versuch, Holzschnitte in Farbe zu drucken, mißglückte, die Pressen und Formen waren dazu noch nicht geeignet. In Frank- reich zeichnete sich Geofroy Tory als Illustrator aus, Italien [* 18] dagegen zeigte in diefem Jahrhundert einen Rückschritt in der Illustration, der im folgenden Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX. Jahrhundert auch in Deutschland eintrat. Man zog es vor, den Büchern Kupferstiche beizugeben, der Holzschnitt wurde roh und handwerksmäßig geübt und nur zu Kalendern und Volksbüchern verwendet.
Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh, wurde er durch Thomas Bewick (s. d.) wieder zur Kunstleistung erhoben und England fortan seine Pflegestätte. In Deutschland waren es zu Anfang des 19. Jahrh, die beiden Unger (Vater und Sohn), nach ihnen Fr. W. Gubitz und Fr. W. Unzelmann, die den Holzfchnitt meisterhaft ausführten; ihnen folgte E. Kretzfchmar als Bahnbrecher und der im xylo- graphischen Farbendruck unerreichte Heinrich Knöfter in Wien. [* 19] Jetzt hat sich die illustrierte Litteratur über alle Länder verbreitet und zahlreiche Buch- und Steindruckereien liefern außer einfach fchwarz- gedruckten I. auch solche in Farbendruck und zwar in einer früher ungeahnten Vollendung.
Ins- befondere hat neuerdings der Buchdruck unter Be- nutzung der durch Photographie oder Umdruck her- gestellten und hochgeätzten Platten in der Ausfüh- rung vorzüglicher Farbenillustrationen große Fort- schritte gemacht, wenn auch sarbig gedruckte Text- illustrationen in illustrierten Zeitschriften oft un- fchöne und falfch berechnete Wirkung zeigen. Je nach dem Zwecke kann man mehrere Klassen der illustrierten Litteratur unterscheiden. Die I. in mathem., naturhistor., Physik., geolog., technischen und verwandten Werken, deren Holzschnitte die Tafeln in Kupferstich oder Lithographie fast ganz verdrängten, fowie die Porträte, Wappen, [* 20] Auto- graphen, die Pläne u. s. w. in historischen, die Ab- bildungen von Gegenständen der Kunst und des Kunstfleißes in kunst- und kulturgeschichtlichen Wer- ken verfolgen vorwiegend Lehrzwecke.
Anders ver- hält es sich mit den Schriften, denen das Bild mehr zur Zierde als zur Erläuterung dient, den eigent- lich fog. illustrierten Werken. Abgesehen von den Kinder- und Iugendschriften gehören hierher diejenigen Erzeugnisse, bei denen die von Künstler- hand gezeichneten Bilder die Hauptsache, der Text mehr oder minder Nebensache ist, dann aber auch die illustrierten Ausgaben hervorragender Littera- turwerke. Die I. sind in diesen Fällen künstlerische Leistungen, die den Genuß der poet.
Schöpfungen erhöhen follen. In Frankreich haben geschickte Zeich- ner, wie die Brüder Devsria und Johannot, Ga- varni, Grandville, Meissonier, Raffet, Bertal, Dors, Horace Vernet u. a., eine große Fülle geistreicher Erfindungen in illustrierten Büchern und Zeitschrif- ten niedergelegt. In Deutschland lieferten hervor- ragende Maler auch Zeichnungen zu I. in Holz- fchnitt, besonders für bedeutende Dichtwerke, wie Ludwig Richter, Adolf Menzel, Schnorr von Carols- feld, Hofemann, Eugen Neureuther, W. von Kaul- bach, Führich, Schrödter, Jordan, Hübner, Bende- mann, Andrea, in neuester Zeit Vautier, Thumann, Bürger, Diez, Scheuren, Grot Johann, W. Fried- rich u. a. Während bei I. rein künstlerischer Art neben dem Holzfchnitt auch der Kupfer- und Stahl- stich sowie die Lithographie ihr Recht behaupten, herrscht der Holzschnitt unbedingt auf dem Gebiete der journalistischen Illustration; ja diese ist erst mit und durch den technischen Fortschritt der Xylo- graphie möglich geworden; neuerdings wird die- selbe in geeigneten Fällen häufig durch Zinko- graphie (Hochätzung), insbesondere durch das Ver- fahren der Autotypie erfetzt. Die ersten illustrier- ten Zeitschriften wurden in England begründet, 34 ¶