Der heutige Gebrauch des Wortes schwankt zwischen diesen beiden ganz verschiedenen
Bedeutungen.
Man versteht darunter zumeist wohl etwas, was man im
Gedanken und etwa bei irgend einem Werk als
Muster vor
Augen
hat, dem aber die wirkliche Ausführung nur mehr oder minder unvollkommen entspricht. So spricht man
von der I. eines Kunstwerks
u. s. w. -
Über dieFixe Idee s. d.
in der
Psychologie die Grundthatsache, daß
Vorstellungen sich miteinander derartig vergesellschaften
und zu Gruppen oder zu Reihenbildungen verknüpfen, daß die erneuerte Bewußtwerdung der einen auch
die der andern mit sich führt. Nicht nur der unwillkürliche Vorstellungsverlauf (z. B.
die Traumvorstellungen) steht unter der Herrschaft der I., sondern auch die absichtlichen Denkbewegungen, die willkürliche
Erinnerung und das Nachdenken, können ihr Ziel nur dadurch erreichen, daß sie Prozesse der
Reproduktion vermöge der
Associationen auslösen.
Auf die Bedeutung dieser
Thatsache aufmerksam geworden zu sein, ist das Verdienst der von Locke angeregten psychol. Betrachtung
der Engländer des 18. Jahrh., und soweit in der Erklärung derselben Hartley und Priestley,
die sog. Associationspsychologen, andererseits Reid und in noch anderer
WeiseHume auseinander gehen mochten, so waren sie
doch einig in der
Aufstellung von vier Grundgesetzen, nach denen sich die
Vorstellungen verbinden sollten:
1) im Verhältnis ihrer
Ähnlichkeit,
[* 2] 2) auf
Grund ihres Kontrastes, 3) infolge ihrer zeitlichen oder räumlichen Berührung,
4) infolge von begrifflichen
Beziehungen, z. B. der
Kausalität, der
Inhärenz u. s. w.
Die
Psychologie des 19. Jahrh. hat diesem Gegenstande besonderes Interesse
zugewendet, und namentlich haben die Untersuchungen von
Stuart Mill, Herbart,
Lotze und Wundt viel neues Licht
[* 3] darüber verbreitet.
Man muß zunächst zwischen
Association und
Reproduktion unterscheiden, nicht nur als zwei besondern Prozessen, sondern auch
weil beide nicht notwendig voneinander abhängen. Es giebt nämlich einerseits sog. freisteigende
Vorstellungen, bei denen also nicht ein vorausgehender oder gleichzeitig gegebener
Inhalt reproduzierend
gewirkt hat, und es werden
Vorstellungen durch die letztern hervorgerufen, die noch nie mit ihnen associiert waren. Im Hinblick
auf die letztere
Thatsache scheint ein besonderes Gesetz formuliert werden zu müssen: Ähnliche
Inhalte reproduzieren denselben
Inhalt. So wird das einen Klassenbegriff reproduzierende Wort (z. B.
blau) durch jeden neuen unter denselben subsumierbaren
Inhalt (z. B. eine neue blaue Farbennuance) sofort reproduziert.
Während sich hier eine
Association erst auf
Grund einer
Reproduktion bildet, kommen andererseits auch
Associationen zwischen
ursprünglichen
Inhalten vor und ist die
Thatsache einer
Association nicht notwendige Veranlassung einer
Reproduktion des
entsprechenden
Gliedes. Unter den
Associationen aber sind die unbestimmten und die bestimmten zu unterscheiden.
Jene sind dadurch
charakterisiert, daß eine größere Anzahl von
Inhalten mit einem und demselben
Inhalt in
Verbindung stehen, wie etwa dasselbe
Lustgefühl mit Eindrücken verschiedener
Sinne oder dasselbe Wort mit einer Reihe von
Vorstellungen; diese enthalten
eine eindeutige
Association bestimmter
Inhalte miteinander, wie z. B. die
Vorstellung eines gewissen Objekts und eines ihm eigentümlichen
Merkmals.
Ferner hat man zu unterscheiden zwischen der Verschmelzung und der Verknüpfung von
Inhalten. Erstere macht die einzelnen
Inhalte zu Gliedern eines Ganzen von einheitlicher Bedeutung und Wirkung, letztere läßt die verbundenenInhalte
als selbständige
Größen bestehen. Die Verschmelzung tritt überall da ein, wo die Empfindungen oder Gefühle räumlich
und zeitlich ungesondert auftreten, während wir eine Verknüpfung gerade im entgegengesetzten
Halle
[* 4] konstatieren.
Sodann muß noch aus die wichtige
Thatsache hingewiesen werden, daß zwei
Vorstellungen, die, gleichviel auf welche
Weise, mit
einer dritten verbunden sind, dann auch miteinander in eine derartige direkte
Verbindung treten können, daß sie einander
ohne Bewußtwerdung der vermittelnden
Vorstellung zu reproduzieren vermögen (Gesetz der Ausschaltung).
Die allgemeine
Richtung der Vorstellungsbewegung endlich wird durch das Gefühlsleben und den Willen in hervorragendem
Maße
bestimmt, so wird eine traurige Stimmung vorzugsweise solche
Vorstellungen reproduzieren, die die herrschende Stimmung zu
begründen oder zu erhalten fähig sind. So wichtig aber dieser Vorgang der
Association für die elementaren
Prozesse des Seelenlebens ist, so verfehlt war die Neigung des 18. Jahrh., alle psychischen
Erscheinungen aus
Associationen abzuleiten, und so richtig war die Leibnizsche
Lehre,
[* 7] daß der
Association die
Apperception (s. d.)
als eine eigenartige und noch viel wichtigere Funktion gegenübersteht. Aus dem Prozeß der
Apperception freilich ergeben
sich dann durch die begrifflichen
Beziehungen neue und zwar die besten und festesten
Associationen. (S.
Gedächtnis.)
die krankhafte
Beschleunigung des Verlaufes (des Wechsels und der
Dauer) der
Vorstellungen (Ideen).
In den
mildern Formen hängen letztere noch inhaltlich (logisch) zusammen, es werden formell richtige
Sätze
(Urteile) gebildet, doch
kommt derKranke vom Hundertsten ins Tausendste, ein
Gedanke jagt den andern.
In den höhern
Graden wird
jeder logische Zusammenhang der aufeinander folgenden
Vorstellungen vermißt; der
Kranke reiht z. B. Wort an Wort, ohne daß
eine wirkliche Satzbildung hervortritt.
Meist beherrschen hier die sog. Associationsgesetze die Aufeinanderfolge; z. B.
ähnlich klingende Worte treten rasch hintereinander auf (Reimereien ohne tiefern
Sinn). Schließlich
spricht der
Kranke nicht einmal in ganzen Wörtern, sondern nur Bruchstücke solcher werden aneinander gereiht. In diesen
höchsten
Graden, welche immer eine schwere (wenn auch nicht unheilbare) Reizung des
Gehirns andeuten, besteht ein völliger
Wirrwarr der
Gedanken (ideenflüchtige Verworrenheit).
Kranke mit I. sind meist unruhig,
¶
mehr
schwatzhaft u. dgl. m. In den höchsten Graden kann Tobsucht oder auch völlige Regungslosigkeit bestehen.