Resultäte meist oder ausschließlich auf
Suggestionen zurückführen lassen, s.
Suggestion.
Der moderne Hypnotismus hat sich aus dem sog. Mesmerismus entwickelt, wenn auch die betreffenden
Erscheinungen teilweise bereits viel früher bekannt waren.
Mesmer (s. d.) hielt dieselben für die Wirkung einer besondern
Kraft
[* 2] (des tierischen
Magnetismus),
[* 3] die manche
Personen in besonderer Intensität besitzen sollten.
Tief
drang
Abbé Faria (1815) in die Erscheinungen ein, der zu
Anschauungen kam, die sich mit den gegenwärtig herrschenden nahezu
decken. Wissenschaftlich untersucht und in methodischer
Weise verwertet wurden sie besonders von
Braid 1841, der auch die Bezeichnung
Hypnotismus zuerst anwandte.
Unter den neuern Forschern ist nebenCharcot besonders Liébeault zu nennen, welcher die Schule von Nancy
[* 4] gründete und insbesondere die Bedeutung der
Suggestion für den Hypnotismus erkannte. In
Deutschland
[* 5] wurde die
Aufmerksamkeit der
Ärzte
und Laien auf die bereits fast vergessenen Entdeckungen
Braids durch den dän.
«Magnetiseur»
Hansen gelenkt (1876-80), und erst
im Anschluß hieran beteiligten sich deutsche Forscher an dem
Studium der hypnotischen Erscheinungen.
Schmidkunz, Der Hypnotismus in gemeinfaßlicher
Darstellung (Stuttg. 1892);
Krafft-Ebing, Eine experimentelle
Studie auf dem
Gebiet des Hypnotismus (3. Aufl., Verl. 1893);
Schapira, Der Hypnotismus in seiner psychol.
Beziehung und forensischen Bedeutung (ebd. 1893);
Zeitschrift für Hypnotismus, Suggestionstherapie, Suggestionslehre und verwandte psychol. Forschungen (ebd.,
seit 1892).
Auch in der
Tierwelt sind hypnotische Erscheinungen durchaus nicht selten, ja hier länger gekannt als bei dem
Menschen.
SchonAthanasiusKircher erwähnt in seiner
«Ars magna lucis et umbrae»
(Rom
[* 7] 1646) ein «experimentum mirabile», darin bestehend, daß
er eine
Henne, deren
Beine zusammengebunden waren, auf den
Boden niederlegte und in querer
Richtung von jedem
ihrer
Augen ab nach außen einen Kreidestrich zog, worauf das
Tier auch nach Lösung der
Fessel längere Zeit regungslos liegen
blieb.
Joh. Nepom.
Czermak hat dieses Experiment mit dem nämlichen Erfolge wiederholt; es gelang wohl auch ohne den Kreidestrich,
sicherer mit ihm oder wenn den
Tieren etwas (ein Holzreiterchen, Stückchen Wachslicht u. s. w.) auf der
Schnabelwurzel befestigt wurde.
Czermak meint, daß die
Tiere diesen fremden Gegenstand unverwandt fixieren und dadurch schließlich
in einen so hochgradigen Zustand nervöser
Ermüdung geraten, daß sie sogar einschlafen. Auch die fascinierende Kraft des
Schlangenblicks scheint bei kleinen
Tieren unzweifelhaft, vielleicht sogar bei nervösen
Menschen ähnliche
Erscheinungen hervorzurufen. Wahrscheinlich ist auch das Sichtotstellen vieler
Insekten
[* 8] sowie der taumelnde Flug vom
Nest aufgescheuchter
Kiebitze und anderer
Vögel
[* 9] weniger Folge einer List und klugen Überlegung, als vielmehr Lähmungserscheinung infolge des
vor
Angst geschwundenen Selbstbewußtseins. Preyer unterscheidet zwei Zustände bei den nach
Czermaks Art
behandelten
Tieren, eine Schreckwirkung (Kataplexie) und den eigentlichen Hypnotismus. -
Vgl.
Czermak, Nachweis echter hypnotischer Erscheinungen
bei
Tieren
(Wien 1873);
Preyer, Die Kataplexie und der tierische Hypnotismus
(Jena
[* 10] 1878).
Dill.,Astmoos, Laubmoosgattung aus der Familie der
Bryaceen (s. Laubmoose), deren zahlreiche, über die ganze
Erde verbreitete
Arten einen ästigen, dichtbeblätterten
Stengel
[* 11] haben, aus dessen Seiten (meist gegen
die
Spitze derÄste hin) die langen Stiele der Fruchtkapseln
(Büchsen) entspringen. Diese sind eiförmig-länglich oder walzenförmig,
mehr oder weniger gebogen, mit gewölbt-kegelförmigem Deckel und vollständig entwickeltem Peristom, das aus einer äußern
Reihe von 16 quergerippten
Zähnen und einer innern gefurchten und gezähnten Membran besteht.
Auf dem Deckel der
Frucht sitzt anfangs eine halbierte
Mütze. Die
Astmoose wachsen namentlich auf feuchtem, beschattetem
Boden,
an schattigen Baumstämmen und Felsen. Der dicke Moosteppich schattiger
Fichten- und Tannenwälder, besonders in nebelreichen
Gebirgen (Harz, Thüringerwald,
Erzgebirge, Fichtelgebirge, Riesengebirge,
Böhmer- und
Schwarzwald u. s. w.), besteht vorzugsweise
aus solchen, oft nur aus Millionen Individuen weniger
Arten. Die meisten
Astmoose fruktifizieren selten.
Sie sind sehr hygroskopisch und dienen daher mehr als andere
Moose
[* 12] dazu, die atmosphärischen Wasser aufzusaugen und festzubalten.
Dadurch bewahren sie dem unter ihnen befindlichen
Boden die Frische, tragen auch unmittelbar bei ihrer Verwesung zur Humusvermehrung
desBodens bei und gewähren, wenn sie nicht zu dicke Polster bilden, dem aufgehenden Nadelholzsamen ein
geeignetes Keimbett. Dieselben sind zugleich nutzbar, da sie getrocknet zu Streu, zum
Ausstopfen von Matratzen u. s. w. verwendbar
sind. Die
Tafel:
Moose 1,
[* 1]
Fig. 5 zeigt Hypnum cuspidatumL., eine auf Sumpfwiesen häufige Art.
ein an
Hypochondrie (s. d.) ^[= (vom grch. ta hypochóndria, der Unterleib, die Unterrippengegend) oder Milzsucht, lat. Morbus ...] Leidender, grämlicher
Mensch.
(vom grch. ta hypochóndria, der
Unterleib, die Unterrippengegend) oder
Milzsucht,
lat.
Morbus eruditorum s. flatuosus, ein den
Geisteskrankheiten nahe stehendes Nervenleiden, welches sich charakterisiert durch
die nicht oder nicht hinlänglich begründete, den wirklichen Verhältnissen nicht entsprechende
Sorge, die Gesundheit verloren
zu haben oder sie bald zu verlieren, und durch eine hierin begründete traurige und trübe Gemütsstimmung,
in welcher die
Aufmerksamkeit des
Kranken anhaltend oder vorwiegend auf die Zustände des eigenen Körpers oder
Geistes gerichtet
ist. Daher hat man die
Krankheit auch geradezu als Pathophobie (grch.,
«Furcht vor
Krankheit») bezeichnet. Die
¶
mehr
Hypochonder besitzen infolge einer psychischen Verstimmung ein allgemeines unbestimmtes Krankheitsgefühl, sind jederzeit
bestrebt, den Sitz ihrer vermeintlichen Krankheit genau zu ergründen, und verfallen dabei, wegen Mangels bestimmter Krankheitszeichen,
auf die verschiedensten Annahmen. Bald halten sie sich für herzkrank, bald für schwindsüchtig, bald für syphilitisch, bald
fürchten sie Rückenmarks- oder Gehirnkrankheiten, Impotenz oder Magenkrebs, alles abwechselnd und oft
in seltsamem Widerspruch zu ihrem häufig blühenden Aussehen.
Die sorgsame Untersuchung ihres Pulsschlags, ihrer Zunge, ihres Auswurfs, Urins und ihrer Stuhlentleerungen füllt einen nicht
geringen Teil ihres Tagewerks und das Studium von ärztlichen Ratgebern und andern populären mediz. Schriften gehört zu ihren
Lieblingsbeschäftigungen, bietet ihnen aber statt Trost und Hilfe immer nur neue Nahrung für ihre hypochondrische
Verstimmung. Das schwere Krankheitsgefühl der Hypochonder schließt übrigens die schwache Hoffnung zu genesen nicht aus;
daher kommt es, daß Hypochonder, obwohl sie beständig vom Sterben sprechen, doch nur selten Hand
[* 15] an ihr Leben legen und daß
sie nicht müde werden, immer wieder neue Ärzte zu Rate zu ziehen und neue Kuren zu versuchen.
Außer der geschilderten psychischen Verstimmung werden die Kranken häufig von mancherlei nervösen Beschwerden (Kopf- und Rückenschmerzen,
subjektiven Geruchs- und Geschmacksempfindungen, Hyperästhesien und Neuralgien, Empfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse,
Ameisenkriechen und Kältegefühl in den Extremitäten u. dgl.) sowie von verschiedenartigen Störungen
im Verdauungsapparate, wie Druck und Völle in der Magengegend, Aufstoßen, Sodbrennen, Austreibung desUnterleibes und hartnäckiger
Verstopfung heimgesucht. Der Ernährungszustand der Kranken ist oft lange Zeit ganz ungestört; allmählich aber, wie bei
hohen Graden der Krankheit, magern die Kranken ab und bekommen ein sieches und fahles Aussehen. Schwere Formen
der Hypochondrie können in ausgesprochene Geistesstörung, insbesondere in allgemeine Verrücktheit (hypochondrische Verrücktheit)
übergehen.
Die Krankheit tritt meist bei Männern zwischen dem 20. und 40. Jahre auf; manchmal ist sie angeboren, häufiger wird sie
durch schwächende Einflüsse aller Art, namentlich durch übermäßige geistige Anstrengungen, durch geschlechtliche Ausschweifungen,
die Entbehrung frischer Luft und eine dauernde sitzende Lebensweise sowie durch ein unthätiges Leben, durch Übersättigung
von Genüssen, durch das anhaltende Unbehagen über getäuschte Hoffnungen, über verfehlte Spekulationen, über ein falsch
angewendetes Leben hervorgerufen. ChronischeMagen- und Darmkatarrhe, Geschlechtskrankheiten, das Lesen populärer mediz. Bücher,
die Beschäftigung mit Krankengeschichten, Todesfällen sowie der Umgang mit Hypochondern befördern den
Ausbruch der Krankheit. Das Leiden
[* 16] hat meist einen langwierigen Verlauf und bleibt häufig in wechselnder Intensität während
des ganzen Lebens bestehen.
Hinsichtlich der Behandlung kommt es vor allen Dingen auf eine nützliche Beschäftigung des Kranken durch eine zweckmäßige
Abwechselung zwischen körperlicher und geistiger Arbeit und angemessenen Zerstreuungen an. Fleißige
Körperbewegungen, insbesondere Turnen, Reiten und Radfahren, Kegeln und Billardspielen, Spaziergänge
in anregender Gesellschaft,
Holzhacken und Gartenarbeiten, Schwimmen, Schlittschuhlaufen, Jagen und Fußreisen sowie tiefes und kräftiges Atmen im Freien
dienen darum bei der Behandlung der als treffliche Heilmittel.
Die Diät sei leichtverdaulich und reizlos; alle blähenden, schwer verdaulichen und fetten Speisen sowie
alle erhitzenden und aufregenden Getränke, namentlich starke Weine, Biere und Kaffee, sind streng zu vermeiden. Der Kranke lebe
in jeder Hinsicht einfach und mäßig, schlafe nicht zu lange und nicht in erhitzenden Federbetten, esse besonders des Abends
wenig und sorge jederzeit durch Klystiere, milde Abführmittel und öfteres Kneten und Reiben des Leibes
für die nötige Leibesöffnung; Excesse in der Liebe sind durchaus zu meiden.
Auch die gehörige Pflege des Hautorgans durch regelmäßige kalte Waschungen und Abreibungen des ganzen Körpers, durch zeitweilige
Kaltwasserkuren oder Seebäder ist gewöhnlich von außerordentlich günstiger Wirkung. Niemals darf dabei
aber außer acht gelassen werden, daß die eben geschilderte Lebensweise auch nach erfolgter Heilung noch Jahre hindurch konsequent
beibehalten werden muß, weil andernfalls Rückfälle selbst nach längerm Wohlergehen leicht einzutreten pflegen. -