Damit war die Einheit der Hussiten gesprengt, denn die
Taboriten und Waisen weigerten sich, ihren Frieden mit der
Kirche zu schließen.
In der
Schlacht bei
Böhmisch-Brod und Lipan wurden die
Taboriten völlig geschlagen sie verschwanden als eigene
Partei, doch erschienen
Ausläufer derselben wieder unter den
BöhmischenBrüdern (s. d.). Die Kalixtiner
gewannen die Herrschaft und die Kompaktaten wurden vom Landtage zu
Iglau
[* 2] feierlich bestätigt und von Sigismund
beschworen, der nun als König von
Böhmen
[* 3] anerkannt wurde.
Alsbald aber versuchte er die den Hussiten gemachten Zugeständnisse wieder aufzuheben, ebenso sein Nachfolger
Albrecht II. (1437-39).
Nach dessen
Tode entstand in
Böhmen so große Verwirrung, daß die Hussiten die
WahlGeorg Podiebrads 1458 zum
König von
Böhmen durchsetzen konnten. Freilich erklärte Papst
Pius II. die Kompaktaten für aufgehoben und wollte
Georg Podiebrad nur dann als König anerkennen, wenn er sich verpflichte, die Ketzerei inBöhmen auszurotten;
aber der gegen
Böhmen unternommene Kreuzzug wurde glänzend abgeschlagen.
Auch
Georgs kath. Nachfolger, der poln. Prinz Wladislaw II. (1471-1516),
mußte auf dem Landtage zu Kuttenberg 1485 die Kompaktaten bestätigen, und der
Reichstag von 1512 verlieh und Katholiken
volle Gleichberechtigung. Als sich die deutsche
Reformation vollzog, trat unter den Hussiten eine Scheidung
ein. Einige kehrten zur kath.
Kirche zurück, andere schlossen sich den
Protestanten an und vereinigten sich mit ihnen 1575 auf
Grund der
Confessio Bohemica.
(Tussis) nennt man ein hastiges, tönendes, meist krampfhaft, d. h. durch Reflexreizung
erfolgendes Ausstoßen der Luft aus den
Lungen und obern Luftwegen, wobei in der vorher krampfhaft verengten
Stimmritze das
Hustengeräusch entsteht. Meist geht eine tiefere und kräftigere
Inspiration voraus; ist dies nicht der
Fall, so entsteht das Hüsteln. Der Husten wird verursacht (ausgenommen bei rein willkürlichem Hüsteln) durch eine
Reizung der vom
Nervus vagus abstammenden Empfindungsnerven an einer beschränkten
Stelle der Unterseite der
Stimmbänder, durch
den sog. Hustenkitzel.
Diese Reizung teilt sich dann dem Reflexcentrum im obern Rückenmark mit und ergreift von da die Bewegungsnerven
der Atmungsmuskeln des Brustkastens und der Bauchwände. Der Hustenreiz wird bei gesunden Atmungswerkzeugen durch Eindringen
fester oder ätzender Körper in den
Kehlkopf
[* 6] und die Luftröhre hervorgebracht
(Staub, Flüssigkeit beim Verschlucken, reizende
Gase,
[* 7] Tabaksrauch,
Schleim), kommt aber auch beiEntzündung und geschwürigen Prozessen
der Luftwege zu
stande. In einzelnen Fällen wird er durch die bloße Mitleidenschaft der Atmungswerkzeuge bei
Leiden
[* 8] anderer, in der Nähe
liegender Organe hervorgerufen; so kann eine Reizung der in der Schleimhaut des
Magens sich verbreitenden
Aste des
Nervus vagus
reflektorisch auf die Lungenäste überstrahlen undso den sog.
Magenhusten hervorrufen.
Mitunter tritt der auch als selbständige
Neurose, unabhängig von anderweitigen
Veränderungen in den Luftwegen auf (sog.
Kehlkopfhusten,
Tussis laryngealis); meist handelt es sich dabei um blutarme und nervöse Individuen, besonders Frauen, die
auch an sonstigen nervösen oder hysterischen
Beschwerden leiden. Sind die Luftwege schonan sich krank,
so bringt schon ein sehr leichter Reiz, z. B. die Anhäufung des
Schleims, Husten zu Wege. Sonach ist der Husten keine eigentümliche
Krankheit, sondern nur das
Symptom eines regelwidrigen Zustandes, der manchmal nach Hinwegnahme der
Ursachen schwinden, oft
aber auch nicht entfernt werden kann, wie bei der
Lungenschwindsucht und den andern Zerstörungskrankheiten
der Respirationsorgane.
Hält der Husten längere Zeit an, z. B. 8-14
Tage, ohne sich zu vermindern, so ist er immer als ein ernsthafter Zufall zu betrachten,
da jeder Katarrh in
Lungenentzündung oder
Tuberkulose übergehen oder zu allerlei bedenklichen Übeln, wie
Emphysem der
Lungen,
auch
Lungenblutungen,
Blutandrang nach einzelnen
Teilen, besonders nach dem
Kopfe, bisweilen auch Berstung
von
Gefäßen
(Nasenbluten,
Schlagfluß),
Eingeweidebrüche,
Abortusu. dgl. führen kann. Aus diesem
Grunde muß auch in jenen
Fällen, in denen die betreffende Grundursache nicht entfernt werden kann, der Husten wenigstens symptomatisch bekämpft
werden, was teils durch milde, laue, schleimig-ölige Dinge geschieht (z. B.
durch warme
Milch, Leinthee,
Brustthee, Malzbonbons,
Emulsionen), teils durch narkotische, den Hustenkitzel und die Reflexreizbarkeit
mildernde
Mittel (besonders
Morphium,
Opium,
Blausäure,
Bilsenkraut,
Belladonna,
Chloralhydrat), teils durch schleimlösende oder
expektorierende
Mittel (wie die kohlensauren
Alkalien, die meisten Mineralwässer), teils durch
Ableitungen auf die
Haut
[* 9] (z.B.
Pechpapier,
Blasenpflaster, Senfteige, warme
Breiumschläge), welche man meist vorn auf der
Brust anbringt.
Am entschiedensten tritt der krampfhafte und schädliche Charakter des Husten bei dem sog.
Keuchhusten (s. d.) hervor.
1)
Kreis
[* 10] (Landratsamt im Schloß vor Husum) im preuß. Reg.-Bez.
Schleswig,
[* 11] hat 850,40 qkm, (1890) 36 042 (17 812 männl., 18 230 weibl.) E., ^[img] 2
Städte, 25 Landgemeinden, 3 Gutsbezirke.
- 2) Kreisstadt im
Kreis an der kanalisierten Husum-Aue, die 3 km unterhalb der Stadt in eine
Bucht der
Nordsee mündet,
vor der die
Insel Nordstrand liegt, 4 km von der Hever, die die Fortsetzung der
Aue im
Watt und 5 km vor Husum eine
sichere
Reede bildet, liegt an den Linien
Heide-Tondern und
Tönning-Jübek der
Preuß. Staatsbahnen
[* 12] (2
Bahnhöfe),
[* 13] durch regelmäßige
¶
mehr
Dampfschifffahrt mit Nordstrand, Pellworm und dem Seebad Wyk auf Föhr verbunden,ist Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts
(Landgericht Flensburg),
[* 15] Nebenzollamtes erster Klasse und einer Wasserbauinspektion und hat (1890) 6761 (3252 männl., 3509 weibl.)
E., darunter 59 Katholiken, Postamt erster Klasse, Telegraph,
[* 16] stattliches Rathaus (17. Jahrh.), einen kleinen Hafen, ein Schloß,
schönen Stadtpark, ein königl. Gymnasium, 1527 gestiftet (Direktor Dr.
Kehr, 13 Lehrer, 7 Klassen, 143 Schüler), eine Bürgerschule, Volksbank, Spar- und Leihkasse; Handel und Gewerbe, Ackerbau und Viehzucht.
[* 17] Bedeutend sind die Viehmärkte sowie die Bassins im W. der Stadt zur Aufbewahrung der auf den schlesw. Bänken gefangenen Austern.
Husum ist Geburtsort des Dichters TheodorStorm. – Husum erhielt im 16. Jahrh. Wisbyer Seerecht und ward 1582,
als HerzogAdolf den Bau des Schlosses beendigte, zum Marktflecken und 1608 zur Stadt erhoben; 1634 und 1717 wurde es durch
Wasserfluten verheert.