451 direktor der schwed. Irrenheilanstalten thätig. 1857 erfolgte seine
Erhebung in den Adelstand. Er starb zu
Stockholm.
[* 2] Hueppe hat den ersten vollständigen klinischen Unterricht in
Schweden
[* 3] eingeführt, besonders zur
Hebung
[* 4] der
IrrenanstaltenSchwedens beigetragen und erfolgreichen Kampf gegen den Alkoholmißbrauch geführt. Er schrieb: «Alcoholismus chronicus» (2
Bde., Stockh.
1849–51; deutsche Ausg., ebd. 1852),
AwniPascha, osman.
General und Staatsmann, geb. 1819 zu
Dost-köi, einem Dorfe bei Isbarta, im südwestl.
Kleinasien, wurde 1853 Generalstabsoffizier unter Omer Pascha. Im Krimkriege zum Obersten ernannt, ging
er mit Omer Pascha nach der abchasischen
Küste ab, nahm an der
Schlacht am
Flusse Ingur teil und wurde zum
Liwa (Brigadegeneral)
befördert. Im
Kriege mit
Montenegro
[* 7] 1859–60 war er Divisionsgeneral, wurde aber vom
Kriegsschauplatze abberufen und an die
Spitze des Kriegsministerialkollegiums gestellt. 1864 wurde Husseïn zum Muschir
(General), zum Kommandanten
des Gardearmeekorps und zum stellvertretenden Seraskier (Kriegsminister) ernannt, aber 1866 in den
Sturz Fuad Paschas mit
verwickelt und erst 1867 wieder als Kommandant gegen die Insurgenten auf
Kreta verwendet. Nachher befehligte er das Observationskorps
an der griech. Grenze, kehrte aber bald als Generalissimus nach
Kreta zurück, wo er den
Aufstand völlig
dämpfte. Hierauf zum Kriegsminister ernannt, führte er ein längst geplantes Werk, die Reorganisation der osman.
Armee,
durch. Nach dem
TodeAali Paschas (Sept. 1871) verlor er seine
Stellung als Kriegsminister und wurde während mehrerer
Monate
nach Isbarta verbannt.
Erst nachdem (1872)Midhat Pascha Großwesir geworden war, kehrte Husseïn nach
Konstantinopel
[* 8] zurück. Im Febr. 1874 gelangte
er selbst zum Großwesirat und behauptete sich auf diesem Posten bis Hierauf nach Smyrna als
Generalgouverneur
der
ProvinzAidin gesendet, nahm er bald seinen
Abschied, war 25. Aug. bis wieder Kriegsminister und ging dann als
Generalgouverneur der
Provinz Khodawendikjar nach
Brussa. Am übernahm er wieder das
Amt eines Kriegsministers
und spielte als solcher bei der Absetzung des
SultansAbd ul-Asis in der Nacht vom 29. zum 30. Mai die Hauptrolle. Der Haß der
Anhänger des gefallenen Herrschers richtete sich daher am heftigsten gegen Husseïn, der
am
Abend des 15. Juni bei einer Ministerversammlung im Hause
Midhat Paschas von dem
Tscherkessen Hassan Bei ermordet wurde.
öfters
auch
Bethlehemiten (s. d.) genannt, die
Anhänger des
Johannes Huß (s. d.) in
Böhmen,
[* 11] dessen
Verbrennung
sie aufs äußerste erbitterte. Im Sept. 1415 sandten 452 böhm. Adlige einen feierlichen
Protest an das Konstanzer
Konzil und schlossen miteinander ein
Bündnis: die freie Predigt des Wortes
Gottes auf ihren Besitzungen zu schirmen,
Verordnungen der
Bischöfe und des Papstes nur so weit anzuerkennen, als sie mit der
Schrift übereinstimmten.
Papst Martin V. bewog König Wenzel, gegen sie einzuschreiten: dieser starb aber und seinen
Bruder Sigismund
(s. d.) wollten die Hussiten nicht als König anerkennen, da er das dem
Huß versprochene sichere Geleit nicht gehalten hatte. Eine Reihe blutiger
Kriege
(Hussitenkriege) war die Folge. Die von religiöser
und nationaler
Begeisterung erfüllten Hussiten schlugen 1420–27 alle
Angriffe der
Deutschen siegreich ab; nachdem sie am Ziskaberg
(1420), bei Pankratz (1420), bei
Deutsch-Brod (1422), bei
Aussig (1426), bei Mieß (1427) gesiegt hatten,
gingen sie ihrerseits zum
Angriff über und unternahmen verheerende Kriegszüge nach
Deutschland.
[* 12]
Ihre Feldherren
Ziska (s. d.) und Prokop (s. d.)
waren tüchtige Führer, bedienten sich namentlich des
Geschützes mit großem Geschick und schufen ein treffliches, zum
Teil
mit Dreschflegeln bewaffnetes Fußvolk, das der schweren deutschen Reiterei erfolgreich entgegentrat.
Mit
Vorteil benutzten die Heereshaufen der Hussiten verteidigungsfähige Rüstwagen zur
Deckung des Lagers in der
Schlacht und auf dem
Marsche. Als auch ein Kreuzzug gegen die Hussiten, geführt vom Kardinal Cesarini, mit der
Niederlage bei
Taus endete,
betrat das
Baseler Konzil den Weg der Verhandlungen.
Das führte zu innern Zwistigkeiten unter den Hussiten. Von Anfang an gab es unter ihnen eine gemäßigtere und eine
strengere
Richtung; während die
Strengern nur gelten lassen wollten, was die
Schrift ausdrücklich vorschreibt, ließen die
Gemäßigtern sich manches gefallen, was zwar dieSchrift nicht lehrte, aber auch nicht wider sie stritt.
Die Gemäßigtern, weil sie in
Universität und Stadt
Prag
[* 13] ihre Hauptstütze hatten,
«Prager» genannt, beschränkten ihre Forderungen
auf die
Anerkennung der vier
PragerArtikel (Juli 1420): freie Predigt von
Gottes Wort in der Landessprache, Spendung des
Abendmahls
unter beiderlei Gestalt, daß die weltliche Herrschaft und irdischen
Güter dem Klerus genommen und alle
Todsünden in jedem
Stande abgethan würden.
Wegen der Forderung des
Kelches (lat. calix) für die Laien hießen sie Kalixtiner, wegen der Forderung des
Abendmahls unter
beiderlei Gestalt (lat.
sub utraque specie)
Utraquisten. Die
Strengern verwarfen auch die
Lehre
[* 14] vomFegefeuer,
die
Anbetung der
Heiligen, den
Bilderdienst u.dgl.m. Sie hatten ihren Stützpunkt in der Feste
Tabor und hießen danach
Taboriten.
Ihr erster Führer war Joh.
Ziska. Nach dessen
Tode wählte die Mehrzahl Prokop d. Gr. zum Führer, während eine kleine Zahl,
die sog. Waisen (Orphaniten), führerlos blieb. Als nun das
Baseler Konzil (s. d.) sich zu Verhandlungen
genötigt sah, gelang es durch die
Prager Kompaktaten (auch
Baseler Kompaktaten) vom die gemäßigten Hussiten zu befriedigen.
Der Laienkelch ward zugestanden und auch betreffs der freien Predigt des Wortes
Gottes, der Haltung des Klerus und der Sittenzucht
wurden Versprechungen gegeben.
¶
mehr
Damit war die Einheit der Hussiten gesprengt, denn die Taboriten und Waisen weigerten sich, ihren Frieden mit der Kirche zu schließen.
In der Schlacht bei Böhmisch-Brod und Lipan wurden die Taboriten völlig geschlagen sie verschwanden als eigene
Partei, doch erschienen Ausläufer derselben wieder unter den BöhmischenBrüdern (s. d.). Die Kalixtiner
gewannen die Herrschaft und die Kompaktaten wurden vom Landtage zu Iglau
[* 16] feierlich bestätigt und von Sigismund
beschworen, der nun als König von Böhmen anerkannt wurde.
Alsbald aber versuchte er die den Hussiten gemachten Zugeständnisse wieder aufzuheben, ebenso sein Nachfolger Albrecht II. (1437-39).
Nach dessen Tode entstand in Böhmen so große Verwirrung, daß die Hussiten die WahlGeorg Podiebrads 1458 zum
König von Böhmen durchsetzen konnten. Freilich erklärte Papst Pius II. die Kompaktaten für aufgehoben und wollte
Georg Podiebrad nur dann als König anerkennen, wenn er sich verpflichte, die Ketzerei in Böhmen auszurotten;
aber der gegen Böhmen unternommene Kreuzzug wurde glänzend abgeschlagen.
Auch Georgs kath. Nachfolger, der poln. Prinz Wladislaw II. (1471-1516),
mußte auf dem Landtage zu Kuttenberg 1485 die Kompaktaten bestätigen, und der Reichstag von 1512 verlieh und Katholiken
volle Gleichberechtigung. Als sich die deutsche Reformation vollzog, trat unter den Hussiten eine Scheidung
ein. Einige kehrten zur kath. Kirche zurück, andere schlossen sich den Protestanten an und vereinigten sich mit ihnen 1575 auf
Grund der Confessio Bohemica.