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Bände von Schriften Wiclifs verbrennen, und als er deshalb vom Volke verhöhnt wnrde, lud Jo- hann XXIII. Huß zu seiner Verteidigung nach Rom. [* 2] Trotz aller Verwendungen des Königs, Adels und der Universität wurde Huß, weil er nicht erschienen war, verurteilt, und Sbynko sprach 18. Juli den Bann über ihn aus. Huß jedoch trat auf Katheder und Kanzel immer entschiedener für eine Reform der Kirche ein.
Der Tod des Erzbischofs führte noch einen kurzen Stillstand des Kampfes herbei. Als aber Papst Johann XXIII.
Herbst 1411 für einen Kreuzzug gegen König Ladislaus von Neapel [* 3] einen Ablaß ausschrieb, der Mai 1412 auch in Prag [* 4] feilgeboten wurde, trat Huß mit aller Entschiedenheit dagegen auf. Es kam zu lärmenden Volksaufläufen, wobei die päpstl.
Bullen verbrannt wurden, sodaß der neue Erzbischof Albik im Auftrage des Papstes den bereits gebannten auch noch mit der Acht, die Stadt mit dem Interdikt bedrohte.
Infolge- dessen verließ Huß Prag und hielt sich auf verschiede- nen Burgen [* 5] befreundeter Edelleute auf.
Diefe Zeit der Ruhe benutzte er, seine Ansichten fester zu be- gründen und in einer Reihe von Schriften, deren bekannteste «v6 6cci68ia.» ist, darzulegen. In seiner Lehre [* 6] erweist er sich durchaus von Wiclif abhängig. (Vgl. darüber Loserth, und Wiclif, zur Genesis der hussitischen Lehre, Prag 1884.) Das Gesetz Christi, d. h. die Offenbarung Gottes in der Hei- ligen Schrift ist unbedingte Norm und Quelle [* 7] der religiösen Erkenntnis, hat eine Autorität, weit höher als die Tradition der Kirche und die Aus- sprüche des Papstes.
Die Kirche ist die Gesamtheit der Erwählten und nicht die äußere Gemeinschaft derer, die den röm. Papst als ihr Oberhaupt, die röm. Hierarchie als das wahre Priestertum aner- kennen. Im Gegensatz zu Wiclif hielt an der Lehre von der Transsubstantiation fest, daher er auch den Genuß des Abendmahls unter beiderlei Gestalt niemals als notwendig, sondern nur als zulässig bezeichnete.
Als das Kollstanzer Konzil (s. d.) in Aussicht stand, sollte auch die Lösung der kirchlichen Wirren Böh- mens dort versucht werden. Huß war bereit, sich zur Verantwortung zu stellen.
König Sigismund gab ihm einen Geleitsbrief, genau in derselben Form wie andern zum Konzil reisenden Personen, und trug drei böhm. Großen auf, für seine Sicherheit Sorge zu tragen. Am langte Huß in Konstanz [* 8] an.
Da er hier Messe las und in Predig- ten seine Ansichten frei aussprach, ward er auf Befehl des Papstes verhaftet und seit 6. Dez. im Dominikanerkloster gefangen gehalten. Vergebens war der Einspruch der böhm. Großen und der Zorn König Sigismunds.
In der Nacht des Palmsonntags 1415 ließ der Bischof von Kon- stanz den Gefangenen auf feine Burg Gottlieben am Rhein in strenge Haft bringen;
am 31. Mai wurde er alsdann in das Franziskanerkloster zu Konstanz übergeführt.
Auf die Nachricht von seiner Verhaftung eilte Huß' Freund und Gesinnungsgenosse Hieronymus von Prag nach Konstanz, um ihm beizustehen.
Als Ankläger Huß' waren seine erbit- tertsten Feinde, unter ihnen sein früherer Freund Stephan Palecz, von Böhmen [* 9] nach Konstanz ge- kommen. Schon 4. Mai hatte das Konzil die Per- son, Schriften und Lehren [* 10] Wiclifs verdammt. Am 5., 7. und wurde mit Huß verhandelt.
Eine Reihe von Sätzen aus seinen Schriften wurden ihm als Anklagepunkte vorgelegt.
Einige bezeichnete als in seinen Schriften nicht vorhanden, andere erkannte er als sein Eigentum an und erklärte sich bereit, sie zu widerrufen, sobald sie aus der Schrift als irrtümlich erwiesen seien.
Sich bedingungs- los dem Konzil zu unterwerfen, wie ihm die einer freiern Richtung huldigenden, aber seinen Radika- lismus befürchtenden Mitglieder des Konzils, Peter d'Ailly u. a. rieten, lehnte Huß entschieden ab.
Dar- auf wurde er, auch vom Kaiser aus polit.
Grün- den preisgegeben, in der öffentlichen Sitzung des Konzils vom zum Tode verurteilt, von Sigismund dem Kurfürsten Ludwig von der Pfalz und von diefem dem Magistrat von Konstanz zur Hinrichtung übergeben.
Das Urteil wurde sofort vollzogen und Huß erlitt mit großer Standhaftigkeit die Qualen des Feuertodes.
Sein Todestag wurde in Böhmen lange als nationales und kirchliches Fest gefeiert und erst durch die Heiligsprechung des sog. Johann von Nepomuk (s. d.) völlig verdrängt. - Über die in der Folgezeit entbrannten Kämpfe der Anhänger Huß' gegen König und Kirche (Hussiten- kriege) s. Hussiten. Neben seiner Bedeutung als kirchlicher Reforma- tor Böhmens nimmt aber auch eine hervorragende Stellung ein als Förderer der czech.
Sprache. [* 11] Er gab ihr eine neue Orthographie (lateinisch und czechisch, hg. von Oembera, Wien [* 12] 1857), die noch jetzt mit wenigen Veränderungen beobachtet wird. Durch den musterhaften Stil seiner czech.
Predig- ten, Traktate, Briefe u. s. w. (gesammelt von Erben, «NiZtra. tsg.113. llusi 86dr9.n6 8pi3^ 068^6», 3 Bde., Prag 1865-68) gehört Huß zu den hervorragendsten czech.
Schriftstellern. Auch gilt er als Dichter von drei geistlichen Liedern in czech.
Sprache (abgedruckt im «Kralitzer Cancional» 1576). Nachdem schon Hütten [* 13] einige Schriften von Huß im Druck herausgegeben hatte, erfchien eine größere, aber auch manche dem Huß nicht gehörende Stücke enthaltende Sammlung u. d. T.: «Historie». 6t moiiu- N6Nta «lokmni» llllLLÜ 6t lll^lOIl^IIli 1^3^611818" (2 Bde., Nürnb. 1558; neu und vermehrt heraus- gegeben 1715).
Eine Sammlung von Urkunden zur Geschichte des Huß findet sich in den «?oiit68 i^rum au8tli^carliiii»: Geschichtschreiber der husitischen Be- wegung, hg. von Höfler (3 Bde., Wien 1856-66) und namentlich bei Palacky, «vocumeiitk Na^ti-i ^0k. ÜU8 vitam, äoctrinHui, c3.u83.ui 6tc. i11u8ti an- tin.» (Prag 1869).-
Vgl. C. Becker, Die beiden böhm. Reformatoren und Märtyrer Johann und Hiero- nymus von Prag (Nördl. 1858);
Böhringer, Die Vorreformatoren (2. Aufl., Stuttg. 1879);
Krum- mel,Johannes Huß, eine kirchenhistor.
Studie (Dannst. 1863);
Höfler, Magister Johannes Huß (Prag 1864); Krummel, Geschichte der böhm. Reformation (Gotha [* 14] 1866);
Palackys einschlägige Partien in seiner Ge- schichte von Böhmen (besonders in der czech. Aus- gabe); Berger, Johannes und König Sigismund (Augsb. 1872);
Lechler, Joh. von Wiclif und die Vorgeschichte der Reformation (2 Bde., Lpz. 1872); E. Denis, Hu88 6t 1a AU6ri-6 ä63 Hii88it68 (Par. 1878);
van der Hägen, ^6^11 II., 6xpo86 ä6 8a äoc- trw6 (Alencon 1887);
Lechler, I.H. (Halle [* 15] 1890).
Hutz, Magnus von, schwed. Arzt, geb. in der Pfarre Torp in Medelpad, studierte in Upsala [* 16] Philosophie und Medizin, wurde 1835 Lehrer, 1846 ord.
Professor der Medizin am Karolinischen Institut zu Stockholm, [* 17] war 1860-64 als Chef des Medizinalkollegiums und 1860-76 als ¶