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(Lond. 1783; deutsch von Paulsen, Berl. 1876). Seine gesammelten Werke erschienen in Edinburgh (1826) und London (1856). Die beste Ausgabe seiner philos. Schriften ist die von Green und Grose (4 Bde., Lond. 1875). Eine deutsche Übersetzung von H.s nationalökonomischen Abhandlungen erschien von Niedermüller (Lpz. 1877).
Hume ist der abschließende Geist des Zeitalters der Aufklärung in England und zeigt dessen größte spekulative Vertiefung. In der theoretischen Philosophie ist seine Lehre der vollendetste Ausdruck der von Bacon und Locke eingeschlagenen empiristischen und erkenntniskritischen Richtung: er verzichtet auf Grund der Untersuchungen von Locke und Berkeley auf jede Übereinstimmung der menschlichen Vorstellungen mit einer vorausgesetzten absoluten Wirklichkeit und sucht den Nachweis zu führen, daß alle Vorstellungen nur Verbindungen der ursprünglichen «Impressionen», der Wahrnehmungen des äußern und des innern Sinnes, sind.
Die Beziehungen der Substantialität und der Kausalität, nach denen wir unsere Vorstellungen zu ordnen pflegen, sind ihm deshalb nur Erzeugnis einer sich immer gleich bleibenden Verfahrungsweise des Bewußtseins, das die seelischen Eindrücke teils gleichzeitig zur Vorstellung des Dinges (der Substanz), teils in fester Regelmäßigkeit ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge zur Kategorie der Ursache und Wirkung (der Kausalität) zusammenschließt, sodaß von einer Wirklichkeit der Wahrnehmungen und Begriffe außerhalb unsers erkennenden Bewußtseins keine Rede sein kann.
Alle Wissenschaften haben deshalb nur so weit Gewißheit, als sie entweder das Verhältnis von Begriffen demonstrativ entwickeln, wozu nur die Mathematik im stande sei, oder als sie die thatsächlichen Beziehungen äußerer oder innerer Wahrnehmungen festhalten (empirische oder Erfahrungswissenschaften). Die Überzeugung von einer die Erfahrung hervorrufenden und außerhalb unserer Vorstellungen bestehenden Wirklichkeit ist nicht beweisbar, sondern Sache des Glaubens. Da Hume die Geltung jeder die Erfahrung überschreitenden Metaphysik bestreitet, hat man ihn meistens als Skeptiker charakterisiert: noch mehr aber geschah dies aus dem Grunde, weil er auf religionsphilos.
Gebiete lediglich den psychol. Gesichtspunkt geltend machte, die Religion aus dem innern Bedürfnis und dem Vorstellungsmechanismus der Menschen ableitete und die so behandelten Lehren aller Religionen einer schonungslosen Kritik ihrer moralischen Folgen unterzog. Die moralische Beurteilung selbst endlich gründet er auf die Wirksamkeit des moralischen Gefühls in der Wertschätzung von Charakteren und Handlungen und entwickelt aus demselben die Reihe der Tugenden, die er in natürliche, das Wohl des Einzelnen befördernde, und gesellige, der ganzen menschlichen Gesellschaft zugute kommende, einteilt. Lange Zeit durch die kirchlichen Vorurteile seiner Landsleute zurückgesetzt, ist Hume erst im 19. Jahrh. auch in England in seiner bahnbrechenden Bedeutung gewürdigt worden, wozu die rückhaltlose Anerkennung, die ihm durch Kant und die deutsche Philosophie zu teil wurde, nicht wenig beitrug.
Vgl. F. Hume Jacobi, David Hume über den Glauben, oder Idealismus und Realismus (Bresl. 1787);
Burton, Life and correspondence of Hume (2 Bde., Edinb. 1846 u. 1850);
Jodl, Leben und Philosophie David H.s (Halle 1872);
Pfleiderer, Empirismus und Skepsis in David H.s Philosophie (Berl. 1874);
G. von Gizycki, Die Ethik David H.s in ihrer geschichtlichen Stellung (ebd. 1878);
Meinong, Hume-Studien (2 Tle., Wien 1877 u. 1882).
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