er kurz vorher in zornsprühender Ode die Vendômesäule gegen die Communards verteidigt hatte, in einem 26. Mai an den Redacteur
der
«Indépendance Belge» gerichteten
Briefe für die Commune ein, mußte aber die Stadt verlassen und kehrte nach einem kurzen
Aufenthalt in
London
[* 2] nach
Paris
[* 3] zurück, wo er bei den Senatorwahlen für das Depart.
Seine gewählt wurde. Die Schrecknisse des
Deutsch-Französischen Kriges schilderte er in grell poet. Form in «L’année
terrible» (Par. 1872); darauf folgte der Revolutionsroman «Quatre-vingt-treize»
(3 Bde., ebd. 1874; deutsch von
Schneegans, 3 Bde., Straßb.
1874),
und u. d. T.
«Actes et paroles» (3 Bde., Par.
1875‒76; deutsch im
Auszug, Stuttg. 1876) gab er ein Memoirenwerk über sein Leben von 1841 ab heraus;
diesem folgte «L’histoire d’un crime» (2 Bde.,
1877‒78),
die Geschichte des
Staatsstreichs vom 2. Dez. von einem Augenzeugen, und das lyrische Familiengemälde «L’art
d’être grand-père» (1878) und «La pitié
suprême» (1879) für
Begnadigung der Verbrecher der Commune. Hugo starb in
Paris und wurde 1. Juni im
Panthéon beigesetzt. Nach seinem
Tode erschienen noch «Œuvres inédites» (1886 fg.),
«Théâtre en liberté» (1886) und
«Toute
la lyre» (hg. von
Vacquerie und Meurice, 2 Bde., Par.
1889), eine Sammlung von vielen mittelmäßigen und einigen guten im Nachlaß vorgefundenen
Poesien. Als
Haupt der romantischen Schule in
Frankreich hat an die
Stelle litterar.
Tradition, die von klassischen
Mustern nur noch den äußern
Zuschnitt bewahrte, die freie
Wahl des
Stoffs und die ungehinderte
Bewegung des
Geistes gesetzt und so in die
Dichtkunst wieder
Kraft
[* 4] und eigenes Leben gebracht.
Daß diese Reaktion gegen die fesselnde Regel und
Konvenienz bei ihm und seinen Nachahmern zu Übertreibungen führte, war
fast unvermeidlich. Seine «Œuvres complètes» erschienen in 48
Bänden (Par. 1880‒89)und in 40
Bänden («Édition nationale»,
ebd. 1886). Interessante lebensgeschichtliche Nachrichten enthält die anonyme
Schrift seiner 1868 zu
Brüssel
[* 5] gestorbenen
Frau: Victor Hugo, raconté par un témoin de
sa vie (2 Bde., Par. 1863
u. d.; deutsch von Diezmann, 2 Bde., Lpz.
1863). –
Vgl. Barbou, Victor Hugo et son temps (Par. 1881; neue Aufl. u. d. T.:
La vie de V. Hugo, 1885; deutsch vonWeber, Lpz. 1882);
Asseline, Victor Hugo intime (Par. 1885);
Ulbach,
La vie de Victor Hugo (1886);
Stapfer, Racine et Victor Hugo (Par. 1887);
Schmeding, Victor Hugo (Braunschw. 1887);
Weber, Les manifestes
littéraires de Victor Hugo (Berl. 1890);
Ch. Renouvier, V. Hugo le poète (Par. 1893).
Des Dichters
Söhne Charles Victor und François Victor Hugo, geb. zu
Paris, der erste gest. in
Bordeaux,
[* 6] der zweite gest. in
Paris, traten nach der Februarrevolution als Journalisten auf. Bis 1851 arbeiteten
sie für das von ihrem
Vater begründete Tageblatt «L’Événement», und teilten nach dem 2. Dez. freiwillig
dessen
Verbannung. Charles schrieb «Le
[* 7] cochon de
Saint-Antoine» (3 Bde., Par.
1857),
«La bohème dorée» (2 Bde.,
ebd. 1859),
«La chaise de paille» (ebd. 1859) u. s. w.
François verfaßte histor. Werke, z. B. «L’île
de
Jersey» (1857), und übersetzte
Shakespeare (13 Bde., Par. 1860 fg.).
vielgelesenes deutsches Volksbuch, durch Elisabeth (s. d.)
von Lothringen aus dem
Französischen übersetzt, erzählt, wie der
Metzgersohn Hugschapler
(HugoCapet) sich durch seine Mannhaftigkeit
die
Krone erwirbt (gedruckt Straßb. 1500; erneuert von
Simrock in den
«DeutschenVolksbüchern»).
Clovis, franz. Politiker und Publizist, geb. zu
Menerbes (Depart.
Vaucluse),
widmete sich der journalistischen Laufbahn und wurde wegen eines 1871 in der
Zeitung «La Fraternité» veröffentlichten
Artikels vom Kriegsgericht zu drei Jahren Gefängnis und einer hohen Geldstrafe
verurteilt. Erst Ende 1875 kam er wieder frei. Er wurde nun Mitarbeiter der «Jeune
République», tötete 1877 im Duell einen Redacteur des bonapartistischen
Blattes «L’Aigle», wurde deshalb 1878 vor
Gericht gezogen, aber freigesprochen. 1881 wurde er vom zweiten Wahlbezirk von Marseille
[* 8] in die Kammer gewählt, wo er zur
äußersten Linken gehörte. 1888 schloß er sich den
Boulangisten an und betrieb im «Intransigeant» aufs eifrigste die Revision
der Verfassung. 1889 verzichtete er auf sein
Mandat, wurde aber 1893 wieder gewählt. Hugues hat einige Gedichtsammlungen
veröffentlicht: «La petite muse» (1877),
«Les jours
de combat» (1883) sowie die
Romane «Madame Phaéton» (1888),
«Monsieur
[* 9] le gendarme» (1891). Außerdem schrieb er die
Dramen
«Une
Étoile» und «Le sommeil de
Danton» (1889). Seine Gattin wurde dadurch bekannt, daß sie im
Justizpalast den Journalisten
Morin, der sie verleumdet hatte, erschoß.
In dem darauffolgenden sensationellen Prozeß wurde
sie von dem
Geschworenengericht freigesprochen.
[* 10] echte (Gallinae), auch Kammhühner genannt, eine Unterfamilie der
Fasanvögel (s. d.), deren
Typus aus einer
Gattung
(Gallus) besteht. Die echten Hühner unterscheiden sich von ihren nächsten Verwandten, wie z. B.
den Fasanen, durch nackte, schlaffe Hautlappen, die am
Kinn herabhängen, einen Fleischkamm oder Federbüschel auf dem
Kopfe,
schmale Spitzfedern am
Halse,
Sporen beim Männchen an den starken Füßen, deren Hinterzehe den
Boden nur mit dem
Nagel berührt.
Die (6) wilden
Arten dieser Gattung leben alle in
Ostindien
[* 11] und auf den
Sunda-Inseln in den Wäldern. Wie unser
Haushuhn (s. d.)
bilden sie auch Familien, die aus einem Hahne, 20 und mehr
Hennen und den Küchlein bestehen, und sind scheu und flüchtig.
Die speciell für die Geschichte des
Haushuhns wichtigste
Art ist das
Bankivahuhn
(Gallus ferrugineusGm.,
s.
Tafel: Hühnervögel
[* 12] Ⅰ,
[* 1]
Fig. 5), das in
Indien und Java vorkommt und etwa die
Größe eines kleinen Landhuhns besitzt.
Sein Kamm ist gezackt und der
Hals von einem Kragen goldbrauner Federn umgeben.
In den europ. Tiergärten ist es nicht häufig,
ebenso wie die nachstehenden
Arten:
1) Das
Gabelschwanzhuhn
(Gallusvarius Shaw) von Java. An der
Kehle trägt es einen unpaaren Hautlappen. Sein Kamm ist ganzrandig,
am
Grunde blau, nach dem Rande zu auch violett in rot übergehend.
2) Das Bronzehuhn
(GallusaeneusTem.), ebenfalls von Java, größer als das vorige, durch den
Besitz des
einfachen
Kehllappens und den ungezackten Kamm ihm gleichend.
3) Das
Sonneratshuhn
(GallusSonneratiTem.) aus Südindien mit gezacktem Kamm. Die Federn des
Halses und der Flügeldecken enden
in einer breiten, wachsglänzenden Platte.
4) Das Dschungelhuhn
(GallusStanleyi Gray) von
Ceylon
[* 13] mit schwachgezacktem Kamm.
¶
0408aHühnervögelI 1. Auerhühner (Tetrao urogallus). Länge des Hahns 1m, der Henne 0,70m. 2. Haselhuhn (Tetrao bonasia).
Länge 0,40m. 3. Halsband-Frankolin (Pternistes vulgaris). Länge 0,34m. 4. Prairiehuhn (Tetrao cupido). Länge 0,45m.
5. Bankivahahn
(Gallus ferrigineus). Länge 0,66m. 6. Birkhühner (Tetrao tetrix). Länge des Hahns 0,60m, der Henne 0,50m. 7. Europäisches
Laufhühnchen (Turnix sylvatica). Länge des Hahns 0,15, der Henne 0,17m.
¶
HühnervögelII 1. Sandflughuhn (Pterocles exustus). Länge 0,33m. 2. Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus). Länge 0,40m. 3. Moorschneehuhn
(Lagopus albus). Länge 0,40m. 4. Gemeine Wachtel (Coturnix communis). Länge 0,20m. 5. Graues Rebhuhn (Perdix cinerea). Länge
0,30m. 6.
Schopfwachtel (Lophortyx californicus). Länge 0,24m. 7. Hokkohuhn (Crax alector). Länge 0,50m. 8. Rothuhn (Caccabis
rufa). Länge 0,33m. 9. Spiegelpfau (Polyplectron chinquis). Länge 0,60m. 10. Talegallahuhn (Megapodius
Lathami). Länge 0,60m.
¶