verbinden, wonach sie, erkaltet, ihre frühere Festigkeit
[* 2] wiedererhält. Durch diese Eigenschaften unterscheidet sich das
als Rohmaterial zahlreicher
Industrien vorteilhaft vom
Knochen.
[* 3] Die Hornscheiden lassen sich verhältnismäßig leicht von
den Knochenzapfen trennen, indem man die mit diesen abgeschlagenen Horn zwei bis sechs Wochen lang in Wasser einweicht,
worauf man die massive
Spitze absägt und diese sowie das hohle
Stück (Hornschrot) für sich verarbeitet.
Die
Spitzen werden zu Drechslerarbeiten, Stockknöpfen u. s. w., verwendet; die Hornschrote
werden erst einige
Tage in kaltes Wasser gelegt und dann durch mehrstündiges Liegen in kochendem Wasser erweicht. Nachdem
man diese
Erweichung durch vorsichtiges Erwärmen der
Schrote über freiem
Feuer fortgesetzt hat, werden
dieselben mittels eines kurzen, krummen
Messers der Länge nach aufgeschnitten, wobei die Schnittrichtung durch die Form sowie
durch die
Fehler des Horn bedingt ist.
Ein
Arbeiter, welcher in jeder
Hand
[* 4] eine Flachzange hält, faßt alsdann die beiden Ränder des aufgeschnittenen und zieht
dasselbe auseinander, indem er diese Art des Plättens durch zeitweises Erwärmen unterstützt. Die so
entstandene, beinahe ebene Platte wird an den Rändern, um sie vor dem Aufreißen zu schützen, mit kaltem Wasser benetzt
und, bevor sie sich abkühlt, zwischen zwei Eisenplatten in einen Schraubstock
[* 5] gebracht, um einem gelinden Druck ausgesetzt
zu werden; nachdem sie erkaltet ist, wird sie noch einige Augenblicke in kaltes Wasser gelegt. Es folgt
nun eine nochmalige Erwärmung über
Feuer und das Reinigen der Oberfläche sowie die Beseitigung dickerer
Stellen mittels
eines
Messers.
Darauf werden die Platten in kaltes und dann kurze Zeit in warmes Wasser gelegt und kommen, mit geschmolzenem
Talg bestrichen, abwechselnd mit warmen Eisenplatten geschichtet, in eine Schraubenpresse, in welcher sie unter starkem
Druck so lange bleiben, bis sie vollständig erkaltet sind. Die entsprechend beschnittenen Platten werden je nach der Art
der herzustellenden Gegenstände (allerlei Drechslerwaren, Dosen, Kämme) durch Sägen,
[* 6]
Feilen,
Schaben u. s. w. weiter bearbeitet
und durch
Färben,
Schleifen, Polieren vollendet. Die
Abfälle der Hornverarbeitung werden, zu Pulver zerkleinert,
in Metallformen unter Erhitzung zusammengepreßt und zu Knöpfen, Tabaksdosen u. s. w. verarbeitet.
Durch Anwendung verschiedener chem. Ingredienzen (Goldauflösung in Königswasser, Höllensteinauflösung
u. s. w.) läßt sich das Horn dem Schildpatt ähnlich machen.
Die Herstellung von Hornwaren erfolgt zum
Teil noch im Handwerksbetrieb, fabrikmäßig nur da, wo gleichzeitig
Elfenbein, Schildkrot und ähnliche
Stoffe zu gewöhnlichen
Verbrauchs- wie Schmuckgegenständen verarbeitet werden. Die Fabrikation
der Hornwaren ist deshalb kaum konzentriert und beschränkt sich in der Hauptsache auf eine Anzahl von
Mittel- und Großstädten.
In 1892 wurden aus
Deutschland
[* 7] für 3300000 M. derartige Waren ausgeführt, während die Einfuhr 1 Mill.
M. nur wenig überstieg.
(ital. corno; frz. cor), eins der ältesten
Blasinstrumente, ursprünglich nur ein einfaches Kuh-,
Widder- u. s. w.
Horn, in jetziger vervollkommneter Form bestehend aus einer messingenen, inwendig verzinnten
Röhre, die am einen Ende ein
kesselartig ausgetieftes Mundstück hat, am andern in einen
Schalltrichter,
Becher
[* 8]
oder
Stürze genannt,
ausläuft. ^[] Die
Röhre ist einmal oder mehrfach im
Kreise
[* 9] gewunden und die Windungen, damit die nebeneinander liegenden
Teile nicht aus ihrer
Richtung weichen, sind zusammengelötet.
Man unterscheidet zwei
Arten von Horn: das einfache Natur-,
Wald- oder Jagdhorn (corno da caccia, cor de chasse)
und das
Ventilhorn, die darin voneinander abweichen, daß die Mannigfaltigkeit von
Tönen auf dem Naturhorn nur mittels der
Lippenstellung und Art des Anblasens
(Ansatz genannt), auf dem
Ventilhorn jedoch unter Mitwirkung einer mechan. Vorrichtung
hervorgebracht wird. Die
Röhre des Horn (beim Naturhorn durchaus ohneTonlöcher) hat am Mundstück weniger als 1 cm
Durchmesser, erweitert sich von da allmählich bis auf 1,3 cm, bis ungefähr 1 m vor dem Rande der
Stürze, von wo ab ihr
Durchmesser allmählich bis zum
Ansatz der
Stürze sehr merklich wächst.
Die
Stürze selbst nimmt dann sehr schnell bis auf etwa 2,6 cm Durchmesser an ihrem Rande zu. Die Röhrenlänge
beträgt beim C-Horn 6 m, ihr Grundton ist das 16füßige oder Kontra-C der Orgel.
Ohne Anwendung anderer
Mittel als der verschiedenen
Art des Anblasens und der Lippenstellung erscheint auf dem Horn, wie auch auf allen übrigen
Blechinstrumenten, diejenige Tonreihe,
welche man an
Saiten als mitklingende oder harmonische
Obertöne
[* 10] kennt, nämlich
C G c e g (b) ^[eingestrichen]
c
d e (f) g
(a) b h ^[zweigestrichen] c u. s. w. (Die eingeklammerten
Töne sind nicht ganz rein.) Neben diesen dem Horn natureigenen,
offenen
Tönen lassen sich aber noch andere erzeugen, und zwar entweder durch bloßen Lippendruck: künstlich offene,
oder indem der
Schallbecher mehr oder weniger, für gewisse
Töne nur um die Hälfte, ein Drittel, ein Viertel oder ganz mit
der
Hand geschlossen (gestopft) wird:
Stopftöne.
Die
Stopftöne unterscheiden sich von den offenen durch einen gepreßten dumpfen
Klang, machen daher eine völlig gleichmäßig
gefärbte chromatische
Skala über den ganzen
Umfang desInstruments unmöglich. Deshalb gebraucht man in
Tonstücken, die in verschiedenen
Tonarten stehen oder andauernd in verschiedenen
Tonarten modulieren, Horn von entsprechend
verschiedenen Grundtönen oder Stimmungen. Die gewöhnlichsten dieser Stimmungen sind die in tief
B, C, D, Es, E, F, G,
As,
hoch A,
B und C. DieSkala jeder dieser Stimmungen kann durch Anschiebung eines gebogenen
StücksRöhre
(Krummbogen oder Satzstück), wodurch die
Röhre verlängert wird, um einen halben
Ton tiefer gemacht werden, woraus dann die
noch fehlenden
Tonarten sich ergeben.
Horn (Berggipfel) - Ho
* 12 Seite 59.360.
Sämtliche Stimmungen werden, von dem Normalhorn in C ausgehend, in C-Dur, ohneVorzeichnung notiert, und zwar im
Violinschlüssel; nur bei den ersten, tiefsten
Tönen gebraucht man den
Baßschlüssel. Da die für ein Tonstück erforderliche
Stimmung nicht aus der Notierung zu erkennen ist, so wird sie angemerkt, z. B. Corno in F,
C, B alto, B basso u. s. w. Das hohe C-Horn ist das einzige, dessen Tonhöhe mit der Notierung
übereinkommt; alle übrigen klingen tiefer, als die Notenschrift angiebt. Die Form des Waldhorns, wie sie in der Kunstmusik
bleibend zur Geltung gelangte, soll um 1680 in
Paris
[* 11] entstanden und durch den
Grafen Spork kurz danach in Mitteldeutschland
eingeführt worden sein. Durch Verwendung mehrerer Krummbögen für ein und dasselbe Horn entstand
das Inventionshorn. (S.
Blasinstrumente.) Die
Ventile, durch die das einfache Waldhorn zum
¶
mehr
chromatischen oder Ventilhorn (corno cromatico) wird, sind 1814 von Stölzel erfunden, nachdem Versuche zur Erlangung der chromatischen
Töne vorher u. a. zur Erfindung des Klappenhorns geführt hatten. (S. Klappen.) Vermöge ihrer können alle Töne der chromatischen
Skala offen, ohneBeihilfe des Stopfens, hervorgebracht werden, indem der Gebrauch eines oder mehrerer Ventile
etwa ein F-Horn in ein E-, Es- oder D-Horn umwandelt und die Tonstufen dieser Stimmungen alsdann zur chromatischen Skala sich
ergänzen.
Stölzel brachte zuerst zwei Ventile an; C. A. Müller in Mainz
[* 13] fügte 1830 noch ein drittes hinzu. Läßt man die Ventile außer
Thätigkeit, so verwandelt man das Ventilhorn wieder in ein einfaches Naturhorn. Die mittlern Hornstimmungen
sind für Anwendung von Ventilen die geeignetsten, Ventilhörner in F die gebräuchlichsten, demnächst in E und Es.
Notiert wird auch für das Ventilhorn stets in C-dur. Da der Klangcharakter des Naturhorns durch Anbringung von Ventilen beeinträchtigt
wird, giebt die Theorie den Naturhörnern, trotz der unvollkommenen Skala, noch jetzt den Vorzug. - Das
Englisch-Horn (s. d.) hat mit dem Waldhorn nichts zu tun, wohl aber das Russische
[* 14] Horn (S. Russische Hornmusik.)
1) Stadt im Fürstentum Lippe,
[* 15] 9 km im SO. von Detmold,
[* 16] in 223 m Höhe, an der zur Weser gehenden Wiembecke
und am Lippeschen Walde, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Detmold), hat (1890) 1832 E., darunter 41 Katholiken und 49 Israeliten,
Post, Telegraph,
[* 17] Reste der Stadtmauer, Burg (1348), got. Kirche, Synagoge;
bedeutende Sandsteinbrüche, Ackerbau und Viehzucht.
[* 18]
Westlich die Externsteine (s. d.). - 2) Vorort von Hamburg
[* 19] (s. d., Bd.
8, S. 700 a).
1) Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich, hat 762,39 qkm und (1890) 37662 (18247 männl., 19415 weibl.)
kath. deutsche E., 6482 Häuser und 8629 Wohnparteien in 110 Gemeinden und 150 Ortschaften
und umfaßt die Gerichtsbezirke Eggenburg, Geras und Horn. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft Horn, in
einer merkwürdigen Mulde des Granithochlandes, an der Linie Siegmundsherberg-Horn-Hadersdorf (44 km) der Österr. Staatsbahnen,
[* 20] hat (1890) 2576 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (316,50 qkm, 47 Gemeinden, 72 Ortschaften, 15373 E.), alte Pfarrkirche mit
der gräflich Puchheimschen Familiengruft und vielen historisch merkwürdigen Grabsteinen, interessantes Schloß der Grafen
von Hoyos-Sprinzenstein, ein Landes-Real- und Obergymnasium in dem ehemaligen Piaristenkloster, eine Stiftung
der Grafen Hoyos, jetzt Landesanstalt; Ackerbau und Viehzucht. Während der prot. Bewegung im Lande war Horn der Mittelpunkt der
kirchlichen Agitation. Hier wurde 1580 die Visitation der luth. Geistlichen des Landesteiles vorgenommen, und die prot. Stände
verbanden sich 1609 zum offenen Widerstand gegen die Regierung.
Arvid Bernhard, Graf, schwed. Staatsmann, geb. 1664 in Finland, trat in schwed. Kriegsdienste, folgte Karl XII.
nach Polen als Befehlshaber der Trabanten und wurde 1704 Generallieutenant. Er fand daneben aber auch als Diplomat Verwendung
und setzte als erster schwed. Kommissar 1704 die Absetzung Augusts des Starken als König von Polen durch. 1706 kehrte
er als königl. Rat nach Schweden
[* 21] zurück und war seit 1710 als Kanzleipräsident das einflußreichste Mitglied der Regierung
^[]
in Stockholm.
[* 22]
Hier entwickelte er sich zum entschiedenen Gegner der königl. Souveränität, nahm schon während der Lebenszeit Karls XII.
im geheimen an der Ausarbeitung einer neuen Konstitution teil, wie später an der Systemveränderung
nach dem Tode des Königs. Eine kürzere Zeit schied er aus der Regierung, nahm aber 1720 seinen Platz als Kanzleipräsident
wieder ein und war dann unter dem indolenten Friedrich I. bis 1738 der eigentliche Lenker der innern und äußern Politik Schwedens.
Klug und bedächtig, folgte er einer entschieden friedlichen Politik, suchte, nach den erschöpfenden Kriegen, dem Wohlstande
des Landes wieder aufzuhelfen und genoß des größten Ansehens. Man verglich ihn mit Axel Oxenstjerna. Vor der neuen von jugendlichem
Eifer erfüllten kriegerischen Partei der «Hüte» mußte er endlich weichen. Er nahm freiwillig Ende 1738 seinen
Abschied und starb
unter denen der «EwigeJude» die meiste Teilnahme fand, gerieten bald in Vergessenheit.
Wertvoller sind seine «Umrisse zur Geschichte und Kritik der schönen Litteratur Deutschlands
[* 28] von 1790 bis 1818» (Berl. 1819; 2. Aufl.
1821; «Nachträge», 1821) und «Die
Poesie und Beredsamkeit der Deutschen von Luthers Zeit bis zur Gegenwart» (4 Bde., ebd. 1822‒29).
Auch zur gerechtern Würdigung Shakespeares trug er bei durch sein umfangreiches Werk «Shakespeares Schauspiele» (5 Bde., Lpz.
1823‒31). Eine willkürliche Deutungssucht in der Weise der romantischen Schule, sowie Breite
[* 29] des Raisonnements haften an
fast allen Arbeiten H.s. G. Schwab und F. Förster besorgten eine Auswahl aus seinem Nachlasse u. d. T. «Psyche»
(3 Bde., Lpz. 1841). -
Gustav Karlsson, Graf von Björneborg, schwed. Feldherr im Dreißigjährigen Kriege, geb. zu Örbyhus
in Upland, studierte zu Rostock,
[* 31] Jena und Tübingen,
[* 32] nahm unter Gustav Adolf Kriegsdienste, eroberte 1625 Dorpat,
[* 33] 1630 Kolberg
[* 34] und führte dann beim Vordringen Gustav Adolfs gegen Frankfurt
[* 35] a. O. die eine Hälfte des schwed. Heers.
In der Schlacht bei Breitenfeld
[* 36] befehligte er den linken Flügel; auch nahm er teil an der SchlachtamLech. Nach Gustav AdolfsTode unterstützte er die Pläne seines Schwiegervaters Oxenstjerna und vereinigte sich in Schwaben mit
dem HerzogBernhard von Weimar,
[* 37] der gegen seinen Rat die Schlacht von Nördlingen
[* 38] lieferte. In dieser gefangen genommen,
wurde Horn erst 1642 gegen Johann von Werth ausgewechselt. 1644 führte er dem GeneralTorstenson wieder ein Heer zu Hilfe nach
Schonen und nötigte die Dänen zum Frieden von Brömsebro (s. d.). Auch unter der Königin Christine
und unter Karl X. stand er in großem Ansehen. Er war zuletzt Reichsmarschall, verwaltete Livland
[* 39] und Schonen als Statthalter
und starb in Skara.
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