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Einen unbedingt richtigen Schluß auf die Qua- lität des Holz [* 2] gestattet die vorhandene Breite [* 3] der Jahresringe nicht. Da jedoch bei den Nadelhölzern mit der Breite des Ringes das Frühjahrsholz ge- wöhnlich verhältnismäßig mehr zunimmt als das dichtere Herbstholz, so ist das engringige Holz wegen der größern Menge seines Herbstholzes meist schwe- rer, daher auch für viele technische Zwecke wertvoller.
Umgekehrt verhalten sich die ringporigen Laubhdlzer;
bei ihnen wächst mit der Breite der Ringe besonders das dichte Herbstholz, während die poröse Frühjahrs- schicht mehr oder weniger konstant bleibt.
Bei den zer- streutporigen Laubhölzern hat die Breite der Ringe einen bemerkbaren Einfluß auf das Holzgewicht in der Regel nicht.
Möglichst gleichförmiger Bau der Jahresringe, also nicht greller Wechsel zwischen breiten und schmalen Ringen, berechtigt stets zu günstigen Schlüssen bezüglich der Qualität des Holz. Auf die technischen Eigenschaften desselben hat ferner einen bedeutenden Einfluß die Größe und Anzahl der Markstrahlen oder Spie gelfasern, parenchymatischer Gewebe, [* 4] die den Holz-und Rinden- körper in radialer Richtung bandartig durchsetzen.
Von der Länge und Breite derselben hängt der Ver- lauf der Holzfaser ab.
Dieser ist z. B. bei den meist langen, schmalen und zahlreichen Markstrahlen der Nadelhölzer [* 5] fast gerade und parallel, daher deren leicht- und glattspaltiges Holz. Bei kurzen, breiten und bauchigen Markstrahlen nehmen die Holzfasern einen mehr oder weniger geschlungenen Verlauf um die Markstrahlen, solche Holz sind in der Regel schwer- und nicht glattspaltig.
Große, kräftige Markstrahlen, wie z. B. von Eiche und Buche, erhöhen wieder die Spaltbarkeit.
Jedenfalls sind aber die Markstrahlen Ursache, daß sich alles Holz in der Richtung ihrer Ebene, also in der radialen Richtung, leichter spal- tet als in der tangentialen oder Sehnenrichtung.
Für manches Holz, namentlich für dessen Dauerhaf- tigkeit, ist von hoher Bedeutung sein Harzgehalt.
Die Laubhölzer besitzen keine Harzgänge (s. d.), die Weißtanne, Wacholder, Lebensbaum und Eibe sehr wenig oder ebenfalls keine, die meisten übrigen Na- delhölzer mehr oder weniger reichlich. Das Holz wird in Kernholz und Splint unter- schieden.
Unter ersterm versteht man die innern, ältern Holzschichten, die nach außen von einem Ringe jüngern Holz, dem Splint, umgrenzt werden. Letzterer hat in der Regel einen grötzern Saftreich- tum als der Kern, dieser ist bei vielen Holzarten dunkler gefärbt. Am auffallendsten ist dieser Unter- schied in der Farbe bei vielen Holz der warmen Zone, so z. B. beim Ebenholz und andern Ebenaceen. Unsere Holzarten zeigen diesen Unterschied teils deutlich, teils gar nicht.
Man nennt deshalb Kern- holzbäume jene, bei denen ein ausgesproche- ner Farbenunterschied zwischen Splint und Kern vorhanden ist (Eiche, Kastanie, Akazie, Esche, Ulme, alle Kiefernarten, Lebensbäume, Lärche, Eibe, Wacholder, Pappel, Weide); [* 6]
Reifholz- bäume, die Holzarten, bei denen dieser Farben- unterschied nicht besteht (Fichte, [* 7] Tanne, [* 8] Buche), die centralen Holzpartien sind nur trockner und saftärmer als die äußern;
Splintholzbäume, die Holzarten, die weder in der Farbe, noch im Saftreichtum einen deutlichen Unterschied erkennen lassen (Birke, Linde, Erle, Ahorn, Hornbaum, Aspe), bei ihnen ist der innere Holzkörper ebenso saftleitend wie der Splint, über die Kernholz- bildung bestehen sehr verschiedene Ansichten.
Nach R. Hartig ist die farbige Verkernung nur Folge einer Ablagerung von Stoffen (Gerbstoff, Gummi, Harze u. s. w.) in den Zellhöhlen und den Wan- dungen der Holzorgane, verbunden mit einer Ver- mehrung der Substanz.
Reif- und Splintholz- bäume zeigen im Innenholz entweder einen Sub- stanzverlust (Stärkemehl) oder bleiben unverändert.
Der sog. falfche oder kranke Kern, z. B. der rötliche Kern der Buche, wird durch beginnende Zersetzung oder durch Zufuhr von löslichen Zersetzungspro- dukten aus andern Baumteilen bedingt.
Alter und Standort haben wesentlichen Einfluß auf die Kernholzbildung;
im allgemeinen haben ältere, QuH fruchtbarem Standort erwachsene Bäume mehr Kern - und Reifholz als jüngere von dürftigem Stand- orte.
Technisch wichtig ist, daß Kern- und Reifholz bei vielen Holzarten schwerer, härter und dauer- hafter ist als der Splint (z. B. Eiche, Kiefer, Lärche). Durch die so äußerst verschiedenartige Struktur und Art des Wachstums des Holz teils verschiedener Baumarten, teils einer und derselben Holzart von verschiedenem Standort oder verschiedenem Alter werden dessen technische Eigenschaften bedingt, nämlich: äußere Form, Gewicht (Dichtigkeit), Härte, Spaltbarkeit, Biegsamkeit, Festigkeit, [* 9] Verhalten des Holz zum Wasser, Dauer, Farbe und Textur, Brenn- kraft. Da das Holz kein homogener Körper ist, da ferner die individuellen Unterschiede des Holz einer und derselben Baumart, ja selbst die der verschiede- nen Holzteile eines und desselben Baums sehr groß sind, ist es äußerst schwierig, über die technischen Eigenschaften verschiedenerHolzarten bestimmte An- gaben zu gewinnen.
Beeinflußt werden dieselben überdies noch durch Fehler und Krankheiten des Holz. Die äußere Form bedingt besonders die Ver- wendbarkeit des Holz zu Bauzwecken;
Geradschastig- keit, Astreinheit, Vollholzigkeit zeichnen im allge- meinen die Nadelhölzer vor den Laubhölzern, am meisten die Fichte und Tanne aus.
Vollholzig ist ein Baumschaft, der sich in seiner Gestalt mehr dem Cylinder, abholzig oder abformig ein solcher, der sich mehr der Form des Kegels nähert. Der Grad der Vollholzigkcit wird forstlich ausge- drückt durch die «Schaftformzahl». (S. Formzahl.) Das specifische Gewicht oder die Dichte dcs Holz hängt ab von der Weite der Zellen und Gefäße und von der Dicke der Wandungen derselben, also von der Porosität.
Die feste Holzmasse an sich ist stets schwerer als das Wasser;
deren specifisches Ge- wicht («Festgewicht») zeigt bei den verschiedenenHolz- arten keinen großen Unterschied, man kann es z. B. für Eiche, Buche, Birke, Fichte und Kiefer zu 1,56 annehmen.
Dagegen zeigen die verschiedenen Holz- arten nicht bloß, sondern auch die verschiedenen Bäume einer und derselben Holzart und die ver- schiedenen Teile desselben Baums (Innen-, Außen- holz, Schaft oben und unten, Ast-, Wurzelholz) große sind daher sehr unsicher.
Schmale Jahresringe der Nadelhölzer, breite Jahresringe der ringporigen Laubhölzer lassen in der Regel auf hohes speci- fisches Gewicht schließen.
Sehr schwere Holz haben lufttrocken ein spec.
Gewicht von 0,75 und mehi (Eiche, Esche, Eibe, Ahorn, Nuhbaum, Apfelbaum u. s. w.), in der gemäßigten Zone sehr selten jedoch über 1, während es in wärmern Ländern viel schwe- rere Holz giebt.
Leichte Holz nennt man solche, die 0,55 und weniger haben (Fichten, Kiefern, Tannen. Erlen, Pappeln, Linden u. s. w.). ¶
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In direktem Verhältnis zum specifischen Gewicht steht die Zarte des Holz, d. h. die schweren Holz sind härter als die leichten.
Von den wichtigern einheimischen Holz sind sehr hart: Kornelkirsche, Hartriegel, Weiß-und Schwarzdorn;
hart: Akazie, Ahorn, Hornbaum, Waldkirsche, Mehlbeere, Kreuz- dorn, Holunder, Eibe, Stieleiche;
ziemlich hart: Esche, Maulbeere, Krummholzkiefer, Platane, [* 11] Zwet- sche, Ierreiche, Ulme, Buche, Traubeneiche;
weich: Fichte, Tanne, Roßkastanie, Erle, Birke, Hasel, Wacholder, Lärche, Schwarzkiefer, gemeine Kiefer, Traubenkirsche, Salweide;
sehr weich: Weimuts- kiefer, alle Pappelarten, Aspe, die meisten Weiden, Linde.
Die wärmere Zone erzeugt so harte Holz, daß sie sich nur schwer mit schneidenden Instrumenten bearbeiten lassen, z. V. Eben-, Eisenholz u. s. w.; solches Holz sinkt im Wasser sofort unter. Die verschiedenen Grade der Spaltbarkeit be- ruhen auf dem mehr oder weniger geraden oder ge- schlängelten Verlauf der zwischen den Markstrahlen befindlichen Holz-und Gefäßbündel. [* 12]
Leichtspaltig sind: Fichte, Tanne, gemeine Kiefer, Lärche, Erle, Linde;
ziemlich leichtfpaltig: Eiche, Buche, Esche, Edelkastanie, Schwarz- und Zirbelkiefer;
schwerspaltig: Hornbaum, Ulme, Salweide, Birke, Ahorn, Pappel, Obstbäume, Legföhre. Biegsamkeit ist die Eigenschaft des Holz, eine Formveränderung zu ertragen, ohne daß dasselbe seinen Zusammenhang verliert;
sie äußert sich in der Elasticität und Zähigkeit.
Beide Eigenschaften hängen bei derselben Holzart von den verschieden- sten Umständen ab, Alter, Bau des Holz, Feuchtig- teitsgrad.
Fichte, Kiefer, Lärche, Eiche, Esche u. a. gehören zu den elastischen Holz, während das zäheste Holz die jungen Stocklohden von Weiden, Birken, Eschen u. s. w., Wurzelstränge der Fichten und Kie- fern, Aste der Fichten und Birken liefern.
Die Zähigkeit wird erhöht, wenn man das Holz durch- dämpft;
der Schiffbauer thut dies z. B. mit den Bohlen zur Bekleidung krummer Flächen;
demselben Prozesse wird das Holz bei der Herstellung massiv ge- bogener Möbel [* 13] unterworfen (s. Holzbiegmaschinen).
Die Festigkeit des Holz spielt namentlich beim Bauholz (s. d.) eine wichtige Rolle (s. Festigkeit, Bd. 6, S. 702d). Das Verhalten des Holz. Zum Wasser ist in vieler Hinsicht besonders wichtig;
frisches Holz hat überhaupt etwa 45 Gewichtsprozent Wasser;
dessen Menge wechselt aber sehr nach Holzart, Jahreszeit, nach den einzelnen Vaumteilen, Standort u. s. w., daher haben die bisher veröffentlichten Untersuchun- gen sehr verschiedene Resultate ergeben.
«Wald- trocknes» Holz hat noch etwa 20 Proz., «lufttrocknes» 8-10 Proz. Wasser.
Infolge der Wasserverdun- stung zieht sich das Holz zusammen, es «schwindet»;
die Schwindung erfolgt sehr ungleich, in der Rich- tung des Faserverlaufs kaum bemerkbar, in der des Radius (der Markstrahlen) bis zu 5 Proz. der Li- nearausdehnung, in der des Umfangs bis 10 Proz. Die Ungleichheit des Schwindens bewirkt das un- angenehme «Reihen» und «Werfen» des Holz;
je schneller das Holz schwindet, desto mehr reißt es. Ganz läßt sich dies nicht vermeiden, etwas hilft langsames Austrocknen des Ganzholzes, Verklei- nerung der Sortimente, damit das Holz schwinden kann, ohne aufzureißen (z. B. Faßdauben sind aus frischem Holz zu spalten).
Ausgetrocknetes Holz «quillt» im Wasser oder in feuchter Luft wieder, und zwar ungleich, aber mit großer Kraft. [* 14]
Das Schwinden Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX. und Quellen des Holz erfordert besondere Vorsichts- maßregeln bei Tischler- und Drechslerarbeiten, z. B. den Füllungen der Thüren läßt man einen Be- wegungsraum im umfassenden Rahmen, sonst wer- fen sich dieselben oder reißen;
Parkettböden setzt man aus verschiedenen Holz in verschiedener Richtung zusammen, ebenso die Billardqueues u. s. w. Über- haupt sollen Tischler nur ganz gut ausgetrocknetes Holz verarbeiten;
es ist am besten, dasselbe 2-3 Jahre vor der Verwendung liegen zu lassen.
Auch gedämpf- tes Holz hält sich gut. Die Dauerhaftigkeit des Holz ist namentlich wichtig für Bauzwecke.
Ganz im Trocknen oder ganz unter Wasser dauert fast alles Holz gut. 1858 fand man z. B. in der Donau beim Eisernen Thor Pfeiler der vor 1700Jahren gebauten Trajansbrücke aus Eichen- und Lärchenholz, das noch ganz gut erhalten war;
das beweisen ferner Holz aus alten Torflagern, Pfahlbauten [* 15] u. s. w. Häufiger Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit, feucht-dumpfe Luft in Ställen, Kellern, Bergwerken u. s. w. be- schleunigen die Zersetzung des Holz. Am dauerhaftesten von unsern Holz sind Eiche, Ulme, harzreiche und eng- ringige Lärchen und Kiefern, am wenigsten dauer- haftsind harzarmeNadelhölzer,Buche,Ahorn, Horn- baum, Birke, Aspe, Linde, Pappeln und Weiden. Das specifische Gewicht oder die Dichtigkeit des Holz entscheidet nicht über dessen Dauerhaftigkeit, schwere Holzarten sind oft weniger dauerhaft als leichte (Buche, Ahorn weniger gut als Kiefer);
vergleicht man aber die Holz einer und derselben Holzart mit- einander, so ist das schwerere Holz das dauerhaftere, über die Mittel zur Vermehrung der Dauer des Holz s. Holzkonservierung.
Farbe und Textur des Holz spielt namentlich für manche Tifchler- und Drechslerarbeiten eine Rolle. So zieht man z. B. das Holz der Fichte dem der Tanne für Zimmerdielungen u. s. w. vor, weil es seine gelbweihe Farbe behält, während Tannen- holz grau wird.
Feinere Arbeiten erfordern noch mehr Rücksicht auf Farbe;
besondere Verwendung finden das rotbraune Mahagoni- und Palisander- holz, das goldbraune Teakholz, das dunkelbraune Grenadill- und Nußholz, das schwarze Ebenholz. Bezüglich der Textur genießen die dichtgebauten, an erster Stelle die exotischen schweren Holz in der Regel einen Vorzug vor den porösen, grobfaseri- gen. Nur zur Herstellung des Holzstoffs oder der Cellulose für die Papierfabrikation [* 16] sowie der neuer- dings als Packmaterial so beliebten Holzwolle zieht man üppig erwachsenes, grobfaseriges Holz dem dich- tern vor.
Die maserigen, geflammten, wimmerigen Holz mit schönen Asteinwüchsen, namentlich Nußbaum, Ulme, Zirbelkiefer, Birke, Eiche, Obstbäume, Esche, Ahorn u. s. w. werden oft sehr teuer bezahlt und als Fourniere u. s. w. verwendet. Sehr verschieden ist endlich der Heizeffekt ss. d.) des Holz; durch die Konkurrenz der Kohlen und infolge der mehr auf Nutzholzerziehung gerichteten Forst- wirtschaft tritt diese Eigenschaft des Holz mehr und mehr in den Hintergrund.
In den sächs. Staats- waldungen beträgt z. B. jetzt der Nutzholzausfall durchschnittlich 75 - 80 Proz. der gesamten Derb- holzmassen. (Vgl. Heizmaterialien.) Viele Fehler des Holz beeinträchtigen dessen Brauchbarkeit mehr oder weniger, einige erhöhen dieselbe für bestimmte Zwecke. Zu erstern gehören Kernrisse (Waldrisse), die sich oft schon im lebendigen Baume insolge des Schwindens der 20 ¶