Frankfurt,
[* 2] wo er bis zum Herbst 1798 blieb. Diese Zeit ward für H.s Entwicklungsgang von entscheidender Bedeutung. In der
Frau Gontard lernte er eine weibliche Idealgestalt kennen, die ihn zu schwärmerischer Liebe begeisterte. Unter dem
NamenDiotima hat er ihr in seinem
Roman«Hyperion», der um diese Zeit seine letzte Gestalt erhielt, wie in einer
Reihe tiefempfundener
Dichtungen ein
Denkmal gesetzt. Aber wenn auch diese Liebe auf seine dichterischen Produktionen anregend
und reifend wirkte, so ward andererseits sein Gemütsleben durch diesen innern
Konflikt schmerzlich erschüttert und zerrüttet.
Nachdem er im Herbst 1798 sich nach
Homburg
[* 3] zu seinem Freunde Sinclair begeben, dann in
Stuttgart
[* 4] (1800)
vergeblich sich eine Existenz als Privatgelehrter zu gründen versucht hatte, versuchte er es abermals mit Hofmeisterstellen
in der
Schweiz
[* 5] und in
Bordeaux
[* 6] (Ende 1801). Als ein Geistiggestörter kehrte er in die
Heimat zurück
(Sommer 1802). Obwohl vorübergehend
Besserung eintrat, die poet. Schaffenslust sich wieder regte, war er von jetzt an der
Krankheit rettungslos
verfallen.
Ein Versuch, ihm in
Homburg eine
Sinekure als Bibliothekar zu verschaffen, schlug fehl, offener
Wahnsinn brach aus. Man war
genötigt, ihn nach
Tübingen
[* 7] unter ärztliche
Aufsicht zu bringen. Aus dem
Spital als unheilbar entlassen, lebte er in
Tübingen
im Hause eines Tischlers, völlig umnachteten, aber immer noch zeitweilig regen
Geistes, bis ihn der
Tod erlöste. In
Tübingen ward 1881 sein
Denkmal (von
Andersen) enthüllt, in
Homburg ihm 1883 eins errichtet.
Das Vollendetste leistete als
Lyriker; seine gedankenreichen, aus tiefster Empfindung hervorgequollenen Oden und odenartigen
(meist reimlosen) Gedichte, die den Einfluß Schillerscher Gedankendichtung mit dem edelsten Gehalte
hellenischen
Geistes verbinden, gehören formell zu dem Schönsten, inhaltlich zu dem Großartigsten, was je in deutscher
Sprache
[* 8] geschrieben wurde.
Größe der
Anlage,
Tiefe und Reichtum der
Gedanken und hinreißender Schwung der
Sprache sind auch
seinem
Roman«Hyperion, oder der
Eremit inGriechenland»
[* 9] (2 Bde., Tüb.
1797-99) nachzurühmen; dagegen ist hier die
Komposition weniger gelungen.
Noch weniger glückte es ihm im
Drama («Empedokles»).
Schon aus der Geistesdämmerung stammt und
Spuren davon trägt seine
Übersetzung
der
«Antigone» und des «Ödipus» von
Sophokles (Frankf. 1804). Seine «Lyrischen Gedichte» erschienen gesammelt
zuerst, von
Uhland und G.
Schwab herausgegeben,
Stuttgart 1826 (4. Aufl. 1878); die «Sämtlichen
Werke» nebst
Briefen und
Lebensbeschreibung gab
Chr.
Th.
Schwab in 2
Bänden heraus (Stuttg. 1846); «Ausgewählte
Werke» (Lyrisches und
«Hyperion») derselbe (ebd. 1874),
ausgewählte lyrische
Dichtungen H.s Mendheim in Bd. 2 von
«Lyriker
und
Epiker der klassischen
Periode» in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur». Den Versuch einer chronologisch-kritischen
Ausgabe machte Köstlin: «Dichtungen von Fr. Hölderlin» (Tüb. 1884). -
ähnlich wird anholen, aufholen, ausholen, einholen gebraucht.
Niederholen der
Flagge bedeutet das Herunterlassen und Einziehen derselben.
Ein Schiff
[* 10] verholen heißt, es durch
Trossen (s. d.),
die außenbords an Land oder an andern Schiffen oder an
Bojen (s. d.) befestigt sind, durch Einholen oder
Einhieven (s. d.) vorwärts bewegen.
Staatsbahnen,
[* 12] hat (1890) 5747 meist
kath., slowak. und deutsche E., Post,
Telegraph,
[* 13] eine Steingutfabrik, bedeutende Schafzucht und ist Eigentum
der kaiserl. Familie, die hier ein schönes Lustschloß besitzt.
Bezirkshauptmannschaft
Pardubitz in
Böhmen,
[* 14] 15 km im
NO. von
Pardubitz, Sitz eines Bezirksgerichts
(288,85 qkm, 24 Gemeinden, 39 Ortschaften, 20997 kath. czech. E.), hat (1890) als Gemeinde 5161 czech.
6 Schuhwarenfabriken (600
Arbeiter),
Weberei,
[* 15] Feldwirtschaft sowie bedeutenden
Eier-, Schweine- und Schinkenhandel. 1758 bestand
Friedrich d. Gr. in der Umgebung von Holitz ein
Gefecht gegen Laudon.
Heinr.,Graf von, kaiserl. Feldmarschall, wahrscheinlich 1599 auf
Alsen geboren, trat früh in dän. Dienste,
[* 16] drang im niedersächs.
Kriege 1626 als Regimentscommandeur bis
Schlesien
[* 17] vor, wurde aber im Juli 1627 von
den Kaiserlichen bei
Bernstein
[* 18] gefangen genommen; 1628 losgekauft, ging er wieder nach Kopenhagen,
[* 19] war an der Verteidigung
Stralsunds beteiligt und trat 1630 als Oberst in kaiserl. Dienste. 1631 nahm er an der
Zerstörung
Magdeburgs teil. Holk kämpfte mit Auszeichnung in
Sachsen
[* 20] und
Böhmen und wurde 1632 zum Generalwachtmeister
ernannt, errichtete ein Kürassierregiment, die berühmten «Holkschen Reiter»,
und brachte
Eger
[* 21] und Elbogen in seine
Hände. Im
August erhielt er, als Günstling Wallensteins, den
Befehl zu einem Verheerungszuge
gegen
Sachsen und wurde zum Feldmarschalllieutenant befördert.
Bei
Lützen
[* 22] führte Holk den linken Flügel und folgte dem Hauptheere nachBöhmen und
Schlesien. Am wurde
er Feldmarschall und 1633 in den Grafenstand erhoben. Er mußte nochmals in
Sachsen einbrechen, nahm
Leipzig
[* 23] zum drittenmal
ein, erkrankte und starb in Troschenreuth bei
Adorf an der
Pest. Holk war ein
Meister im sog. kleinen
Kriege, aber einer
der wildesten
Generale seiner Zeit. Auf Wunsch König
Christians IV. von
Dänemark
[* 24] wurde seine
Leiche 1634 nach
Kopenhagen gebracht. Von seinen Nachkommen blühen noch drei Linien in
Dänemark.