Edward
Singleton, amerik. Astronom, geb. zu St. Louis (Missouri), studierte in
Washington
[* 2] Mathematik und
Astronomie
[* 3] und graduierte daselbst; 1866 trat er in die Militärakademie in Westpoint als
Kadett ein, wurde 1871
Lieutenant
der
Artillerie und 1872 dem Ingenieurkorps zugeteilt; gleichzeitig war er als
Lehrer an der Militärakademie
thätig. 1873 trat er aus der
Armee aus, wurde zum Professor der Mathematik in der Marine ernannt und als solcher der Marinesternwarte
in
Washington zugeteilt.
Hier war er hauptsächlich mit
Beobachtungen am 26zölligen
Refraktor beschäftigt; seine Hauptaufmerksamkeit wandte er neben
andern
Arbeiten den Nebelflecken zu. Aus dieser Zeit stammt «Monograph
of the central parts of the nebula of Orion» (Washingt. 1882), worin er den Nachweis
führt, daß der
Orionnebel seit 1758 wahrscheinlich keine Form-, wohl aber Helligkeitsänderungen erlitten hat. 1881 wurde
Holden zum Professor der
Astronomie und Direktor der
Washburn-Sternwarte in
Madison und 1886 zum Präsidenten der
Universität von
Kalifornien und gleichzeitig zum Direktor der
Lick-Sternwarte auf dem Mount-Hamilton ernannt.
Vier
Bände Publikationen zeugen von H.s Thätigkeit an der
Washburn-Sternwarte
(Madison 1882-86); seine anderweitigen astron.
Arbeiten sind in den Publikationen der
WashingtonerSternwarte,
[* 4] der
Lick-Sternwarte und in Fachzeitschriften veröffentlicht;
erwähnenswert sind noch:
«Sir William Herschel, his life and works» (Neuyork
[* 5] 1881) und die wertvollen
bibliogr.
Arbeiten, die als Bibliothekar der Marinesternwarte in
Washington veröffentlicht hat (Washingt. 1877
u. 1879;
Cambridge
1878). Holden ist auch Begründer der «Astronomical
Society of the
Pacific».
Verfahren, ein zur Klärung der städtischen
Kanaljauche und sonstiger
Abwässer dienendes
Verfahren, das im Zusatz
von einem Gemisch von Kalk, Eisenvitriol und
Kohlenstaub zu dem Schmutzwasser besteht. Es wird unter Leitung
des Erfinders in
Bradford (England) zur Klärung der Kanalwässer praktisch durchgeführt.
Alfred von, Buchhändler, geb. in Wimpffen am Neckar, errichtete in
Wien
[* 6] eine Verlagsbuchhandlung
(Firma
«AlfredHölder») und übernahm zugleich das Sortiment der
Beckschen Universitäts-, später auch
k. k. Hofbuchhandlung (gegründet 1809) daselbst, das er unter dieser Firma fortführt. Der Verlag, einer der bedeutendsten
in
Österreich,
[* 7] umfaßt Naturwissenschaften (Werke von
Brühl,
Claus, von Hauer,
Tschermak, Wiesner u. a.),
Pädagogik (namentlich
Schulbücher,
Vorlagen u. a.), Rechtswissenschaft und Nationalökonomie (Frydmann,
Grünhut,
Anton und
KarlMenger, Schiffner,L. von
Stein, Theumann u. a.), Geschichte
(Czörnig,
Krones,
Weiß u. a.),
Sprachkunde
(F.
Müller), Geographie (Scherzer, die
Reisen von Holub, Payer),
Medizin,
Technik u. s. w., darunter viele Fachzeitschriften,
wie «Zeitschrift für Privat- und Öffentliches
Recht der Gegenwart» (1874 fg.),
«Centralblatt
für das gewerbliche
Unterrichtswesen in
Österreich» (1883 fg.) u. a. Hölder wurde 1875 in den Adelstand erhoben
und 1884 zum
k. k. Kommerzialrat ernannt.
Eduard
Otto, Rechtsgelehrter, geb. in
Stuttgart,
[* 8] studierte in
Tübingen,
[* 9]
wurde 1872 außerord., 1873 ord.
Professor in Zürich,
[* 10] 1874 in Greifswald,
[* 11] 1880 in
Erlangen,
[* 12] 1893 in
Leipzig
[* 13] (als Nachfolger Windscheids). Er schrieb:
«Die
Theorie der Zeitberechnung nach röm.
Recht» (Gött. 1873),
«Institutionen des röm.
Rechtes» (Freib. i. Br., 3. Aufl.
1893),
Julius von, württemb. Staatsmann, geb. zu
Stuttgart, studierte in
TübingenStaats- und Rechtswissenschaften,
wurde 1842
Aktuar beim Stadtgericht in
Stuttgart, bald darauf
Assessor beim Gerichtshof in Ellwangen und 1848 Regierungsrat
in dem von dem Märzminister Duvernoy geleiteten Ministerium des Innern. 1849 wurde er in die
Zweite Kammer
gewählt, wo er auf der rechten Seite der demokratischen Partei stand. Unter dem reaktionären Ministerium
Linden, das 1850 die
Geschäfte übernahm, wurde Hölder zum Mitglied der Ablösungskommission ernannt, trat aber nach einigen Jahren
aus dem
Staatsdienst und ließ sich als
Advokat in
Stuttgart nieder. 1855 wieder in den Landtag gewählt,
rief Hölder die Fortschrittspartei, eine
Vereinigung aller freisinnigen Kammermitglieder, ins Leben und nahm hervorragenden Anteil
an der Opposition gegen die klerikale Politik des Ministeriums sowie an den deutschen Einheitsbestrebungen.
Nachdem er 1864 sich mit der nationalen Partei von den Demokraten getrennt und 1866 gegen die Verwilligung
der
Mittel zum
Kriege gegen
Preußen
[* 15] gestimmt hatte, bildete er nach dem
Kriege die
«Deutsche Partei»,
[* 16] an deren
Spitze er trat.
Seit 1872 war er Vicepräsident, seit 1875 Präsident der württemb.
Zweiten Kammer. Im
DeutschenReichstage, dem er 1871-81
angehörte, schloß er sich der nationalliberalen Partei an, trat aber, da er mit deren Verhalten gegenüber der neuen Zollpolitik
der Regierung unzufrieden war, 1879 aus der Partei aus und zur «Gruppe
Völk» über. Im Okt. 1881 wurde er zum württemb.
Minister des Innern ernannt. Als solcher unterstützte er die gemäßigt liberale Politik
Mittnachts,
vermochte aber die angestrebte Verwaltungsreform nicht durchzuführen. Hölder starb in
Stuttgart.
Friedr., Dichter, geb. zu Lauffen am Neckar, wo sein
Vater Klosterhofmeister war. Nach dessen
frühem (1772)
Tode vermählte sich H.s
Mutter zum zweitenmal (1774) mit dem Kammerrat Gock,Bürgermeister
in
Nürtingen. An diesem Orte verlebte Hölderlin seine Knabenjahre, da seine
Mutter auch nach dem
Tode des zweiten Gatten (1779) dort
ihren Wohnsitz behielt. 1784 bezog er, auf der Lateinschule zu
Nürtingen vorgebildet, die
Klosterschule zu
Denkendorf, die
er 1786 mit der zu
Maulbronn vertauschte. Im Herbst 1788 bezog er die
UniversitätTübingen und studierte
dort bis 1793
Theologie und
Philosophie. In dieser Zeit trat er besonders
Hegel und Schelling nahe. Nachdem er Ende 1793 die
theol. Staatsprüfung bestanden hatte, nahm er eine durch
Schiller vermittelte Hauslehrerstelle im Hause Charlotte von Kalbs
an. Seine Hoffnung, in
Jena
[* 17] festen Fuß zu fassen, zerschlug sich; so kehrte er im
Sommer 1795 in die
Heimat
zurück und übernahm Ausgang des Jahres wieder eine Hofmeisterstelle in dem Hause des
Kaufmanns J. F. Gontard in
¶
mehr
Frankfurt,
[* 19] wo er bis zum Herbst 1798 blieb. Diese Zeit ward für H.s Entwicklungsgang von entscheidender Bedeutung. In der
Frau Gontard lernte er eine weibliche Idealgestalt kennen, die ihn zu schwärmerischer Liebe begeisterte. Unter dem NamenDiotima hat er ihr in seinem Roman«Hyperion», der um diese Zeit seine letzte Gestalt erhielt, wie in einer
Reihe tiefempfundener Dichtungen ein Denkmal gesetzt. Aber wenn auch diese Liebe auf seine dichterischen Produktionen anregend
und reifend wirkte, so ward andererseits sein Gemütsleben durch diesen innern Konflikt schmerzlich erschüttert und zerrüttet.
Nachdem er im Herbst 1798 sich nach Homburg
[* 20] zu seinem Freunde Sinclair begeben, dann in Stuttgart (1800)
vergeblich sich eine Existenz als Privatgelehrter zu gründen versucht hatte, versuchte er es abermals mit Hofmeisterstellen
in der Schweiz
[* 21] und in Bordeaux
[* 22] (Ende 1801). Als ein Geistiggestörter kehrte er in die Heimat zurück (Sommer 1802). Obwohl vorübergehend
Besserung eintrat, die poet. Schaffenslust sich wieder regte, war er von jetzt an der Krankheit rettungslos
verfallen.
Ein Versuch, ihm in Homburg eine Sinekure als Bibliothekar zu verschaffen, schlug fehl, offener Wahnsinn brach aus. Man war
genötigt, ihn nach Tübingen unter ärztliche Aufsicht zu bringen. Aus dem Spital als unheilbar entlassen, lebte er in Tübingen
im Hause eines Tischlers, völlig umnachteten, aber immer noch zeitweilig regen Geistes, bis ihn der
Tod erlöste. In Tübingen ward 1881 sein Denkmal (von Andersen) enthüllt, in Homburg ihm 1883 eins errichtet.
Das Vollendetste leistete als Lyriker; seine gedankenreichen, aus tiefster Empfindung hervorgequollenen Oden und odenartigen
(meist reimlosen) Gedichte, die den Einfluß Schillerscher Gedankendichtung mit dem edelsten Gehalte
hellenischen Geistes verbinden, gehören formell zu dem Schönsten, inhaltlich zu dem Großartigsten, was je in deutscher
Sprache
[* 23] geschrieben wurde. Größe der Anlage, Tiefe und Reichtum der Gedanken und hinreißender Schwung der Sprache sind auch
seinem Roman«Hyperion, oder der Eremit in Griechenland»
[* 24] (2 Bde., Tüb.
1797-99) nachzurühmen; dagegen ist hier die Komposition weniger gelungen.
Noch weniger glückte es ihm im Drama («Empedokles»). Schon aus der Geistesdämmerung stammt und Spuren davon trägt seine Übersetzung
der «Antigone» und des «Ödipus» von Sophokles (Frankf. 1804). Seine «Lyrischen Gedichte» erschienen gesammelt
zuerst, von Uhland und G. Schwab herausgegeben, Stuttgart 1826 (4. Aufl. 1878); die «Sämtlichen
Werke» nebst Briefen und Lebensbeschreibung gab Chr. Th. Schwab in 2 Bänden heraus (Stuttg. 1846); «Ausgewählte
Werke» (Lyrisches und «Hyperion») derselbe (ebd. 1874),
ausgewählte lyrische Dichtungen H.s Mendheim in Bd. 2 von «Lyriker
und Epiker der klassischen Periode» in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur». Den Versuch einer chronologisch-kritischen
Ausgabe machte Köstlin: «Dichtungen von Fr. Hölderlin» (Tüb. 1884). -