forlaufend
217
Historiograph (grch.), Geschichtschreiber;
Hi- storiographie, Geschichtschreibung (s. Geschichte).
Historisch (grch.), geschichtlich.
Historische Datnmgrenze, s. Datumdifferenz.
Historische Grammatik, f.S^achwissenschaft.
Historische Kommission, s. Historische Vereine. Historische Malerei, s. Historienmalerei.
Historisches Genre, Bezeichnung für den Teil der Historienmalerei (s. d.), welcher das Haupt- gewicht aus die Darstellung des Kulturgeschichtlichen (Kostüm, [* 2] Architektonisches, Kunstgewerbliches) legte und im Gegensatz zu der ältern rein idealistisch ge- stalteten Darstellungsweise ein mehr wissenschaft- liches und daneben ein mehr koloristisches Gepräge hatte. In Deutschland [* 3] kam das Historische G. durch die Belgier Gallait und Biefve in Aufnahme.
Nach der ältern Terminologie, die in den Werken des Cor- nelius den besten Ausdruck der eigentlichen Historien- malerei erblickte, sind die heutigen Geschichtsbilder fast durchgängig als Historische G. zu bezeichnen.
Historisches Institut (seit 1890 Königlich [* 4] preußisches I.), eine ursprünglich als «Histo- rische Station» im Frühjahr 1888 vompreuß.
Kultus- ministerium errichteteAnstalt zurFörderung deutscher Geschichtsforschung in Italien, [* 5] besonders in dem seit 1881 geöffneten Vatikanischen Archiv in Rom. [* 6] Es ist einer durch die Berliner [* 7] Akademie der Wissenschaften gewählten Kommission unterstellt, deren Mitglieder ursprünglich Heinr. von Sybel, Wattenbach und Weizsäcker waren;
an Stelle des ver- storbenen Weizsäcker trat 1890 M. Lenz. In Rom selbst stand als Sekretär [* 8] an der Spitze des Instituts bis 1890 K. Schottmüller, der bei der Gründung sich lebhaft beteiligt hatte;
sein Nachfolger wurde Nov. 1890 L. Quidde, der sein Amt nieder- legte. An seine Stelle trat W. Friedensburg.
Die Hauptaufgabe des I., in der es von der preuh. Archivverwaltung unterstützt wird, ist die in Ge- meinschaft mit dem österreichischen I. unternom- raeneHerausgabederNuntiaturberichte aus Deutsch- land zur Zeit der Reformation;
erschienen sind bis- her von der 1. Abteilung (1533 - 59) Bd. 1 u. 2, enthaltend die Nuntiaturen des Pietro Paolo Ver- gerio 1533-36 und die Nuntiatur des Giov. Mo- rone, 1536 - 38 (Bearbeiter W. Friedensburg).
Die 2. Abteilung, die Pontifikate Pius' IV. und Pius' V. (1560-72) umfassend, wird von dem öster- reichischen I. herausgegeben.
Die dritte Abtei- lung, Pontifikat Gregors XIII. (1572-85), ist wie- derum dem preußischen I. zugefallen;
von ihr ist der 1. Band, [* 9] enthaltend die Kölner [* 10] Nuntiatur- berichte 1576-84, durch I. Hänfen ediert worden. Auch die Pontisikate Pauls V. und Urdans VIII. sind bereits in Angriff genommen worden, und über alle vier Epochen weitere Bände in Vorbereitung.
Neben diesem Unternehmen hat das I. feit Herbst 1892 ein zweites in Angriff genommen, das «ks- z)6rt0i-ium sämtlicher in den röm. Archiven vorhandenen Ur- kunden über Deutschland, zunächst aus der Zeit des Schismas und der Reformkonzilien, 1378 -1448; die Leitung dieser Arbeit hat R. Arnold, dem drei Hilfsarbeiter zur Seite stehen. Historische Vereine bestehen in Deutschland seit Begründung der auf Anregung des Ministers von Stein zu Frankfurt [* 11] a. M. ge- stifteten »Gesellschaft für Deutschlands [* 12] ältere Ge- schichtskunde", welche sich die kritische Gesamtausgabe der Quellenschriftstcller des deutfchen Mittelalters («NormniLQtk (^lmauiak biätorica», s. o.) als Auf- gabe stellte.
Bald entstanden zahlreiche andere Historische Vereine, welche sich teils die Sammlung, teils die Nutzbar- machung des Materials für Geschichte und Alter- tumskunde einzelner Provinzen, Gaue und Städte zum Zwecke setzten und die im wesentlichen ziemlich übereinstimmend eingerichtet sind, Bibliotheken und Sammlungen angelegt und periodische Schriften begründet haben, in denen sie die Ergebnisse ihrer Forschungen veröffentlichen.
Auf ihre Veranlassung und teilweife auf ihre Kosten wurden auch Quellen- schriften, Urkundenfammlungen u. s. w. bearbeitet und herausgegeben.
Eine nähere Verbindung und wechselseitige Teilnahme an den Arbeiten dieser Vereine suchte zuerst Wigand durch die «Jahrbücher der Vereine sür Geschichte und Altertumskunde» (12 Hefte, Lemgo 1831-32) zu bewirken.
Nach deren Eingehen erhielten sie in A. Schmidts «All- gemeiner Zeitfchrift für Geschichte» (10 Bde., Verl. 1844-48) ein gemeinschaftliches kritifches Organ. Hervorzuheben ist auch Walthers «Systematisches Nepertorium über die Schriften sämtlicher histor. Gesellschaften Deutfchlands» (Darmst. 1845).
End- lich gelang es auf den allgemeinen Versammlungen der deutschen Geschichts- und Altertumsforfcher zu Dresden [* 13] und zu Mainz [* 14] 1852, die zahlreichen Ein- zelvereine zu einem Gefamtverein zu vereinigen, der eine jährliche Wanderverfammlung abhält und dessen Verwaltungsausfchuh feit 1853 das «Korre- spondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Ge- schichts- und Altertumsvereine» herausgiebt. 1885 wurde die Besorgung aller Verwaltungsgeschäfte dieses Gesamtvereins dem Vorstand des Vereins für die Gefchichte Berlins übertragen.
Durch die- selbe Generalversammlung von 1852 ward das Römisch-Germanische Centralmuseum in Mainz begründet, dessen Aufgabe ist, eine übersichtliche Sammlung der heidn.
Altertümer aus allen deut- fchen Ländern durch plastische und farbige Nach- bildungen herzustellen.
Das gleichzeitig begründete Germanische Museum (s. d.) in Nürnberg [* 15] beschränkt sich im wesentlichen auf das Mittelalter und die neuere Zeit.
Eines besondern Gedeihens erfreute sich von Anfang an das histor.
Vereinswesen in Bayern, [* 16] wo es von der Regierung unterstützt wird und mit der Akademie der Wissenschaften zu München [* 17] in Verbindung steht.
Unter König Maximilian II. wurde 1858 auf Anregung L. von Rankes eine eigene Historische Kommission begründet, die für allgemeine deutsche Geschichte viel geleistet hat (Sammlung und Herausgabe der deutschen Reichs- tagsakten, der ältern Hanserezesse, der deutschen Städtechroniken, der deutschen Weistümer, der histor.Volkslieder u. s. w., Allgemeine deutsche Bio- graphie und Geschichte der Wissenschaften in Deutsch- land);
auch werden mit ihrer Unterstützung die «Jahrbücher des Deutschen Reichs» und wurden die «Forschungen zur deutschen Geschichte» (1861-85) herausgegeben.
Ahnliche Ziele hat die 1883 ent- standene «Badische histor. Kommission», welche gleichfalls mit Staatsmitteln arbeitet, fowie die «Gefellschaft für rhein. Gefchichte» und der die preuß. Gefchichte pflegende «Verein für Gefchichte der Mark Brandenburg», [* 18] der die «Forfchungen zur brandend.-preuß. Geschichte» herausgiebt.
Auch das Königreich Sachsen [* 19] soll in nächster Zeit eine histor.
Kommission erhalten. Von großer Bedeu- tung ist der 1870 gegründete «Hansische Geschichts- verein». Ein erster allgemeiner deutscher ¶