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gab er Bd. 1-8 der «Archäologisch-epigraphischen ! Mitteilungen aus Österreich» [* 2] (Wien [* 3] 1877-84),
mit > O. Venndorf Heft 1 - 5 der «Abhandlungen des Archäologisch-Epigraphischen Seminars der Uni- versität Wien» (ebd. 1878-85),
mit Th. Mommsen und Giov. Batt. de Rossi die «N^demsrig spi^rg.- pbica» (von Bd. 7 an, Verl. 1888 fg.) heraus. Hirschfeld, Karl Friedr. von, preuß. General der Infanterie, geb. (nach andern 1746, auch 1748) zu Strehlen [* 4] in Schlesien, [* 5] trat 1762 in die preuß. Armee, nahm 1787 als Adjutant des Herzogs Karl von Braunfchweig am Holland. Feldzuge teil und zeichnete sich durch einen kühnen Handstreich (Eroberung der Schleusenschanze von Arkelen bei Gorkum) aus, wurde in den Rheinfeld- zügen 1792-94 mehrfach mit Auszeichnung ge- nannt, befehligte 1806 als Generalmajor die Garde und wurde bei Auerstedt gefangen. 1813 übernahm Hirschhorn den Befehl über neuerrichtete Landwehrtruppen in den Marken, beobachtete zunächst die Festung [* 6] Magdeburg [* 7] und schlug 27. Aug. bei Hagelberg (s. Belzig) den franz. General Girard.
Nach dem Frieden trat er in den Ruhestand und starb zu Brandenburg [* 8] a. d. Havel. Hirfchfeld, Moritz von, preuh. General, Sohn des vorigen, geb. trat 1803 in das Kadettenkorps, 1804 in das Regiment Garde zu Fuß, nahm am Zuge des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig [* 9] 1809 teil und entkam nach England, kämpfte darauf in Spanien, [* 10] wo er in Kriegsgefan- genschaft geriet, 1812 jedoch entkam und dann bis 1815 in span. Dienste [* 11] blieb. Nach dem zweiten Pariser Frieden wurde als Major in der preuß. Armee wieder angestellt, führte 1849 als General- lieutenant im bad. Feldzuge das 1. preuh.
Korps und rückte 13. Juni die bayr. Pfalz ein, unter- drückte dort den Aufstand, überschritt 20. Juni bei Germersheim den Rhein und lieferte die Gefechte von Wiesenthal und Waghäusel; in den letzten Ta- gen des Juni warf er dann, nachdem er sich mit Groben und Peucker vereinigt hatte, den Aufstand vollständig nieder. Nach der Beendigung des Feld- zuges wurde Hirschhorn kommandierender General des 8. Ar- meekorps in Koblenz [* 12] und starb in dieser Stellung - Ein älterer Bruder, Eugen von Hirschhorn, geb. 1784, trat 1795 in die preuß. Armee, kämpfte bei Auerstedt 1806, wurde bei Waren verwundet und bei Lübeck [* 13] gefangen genommen, entkam jedoch und bildete ein Freikorps, mit dem er 1807 m der Mark und in Schlesien den Kampf fortsetzte. 1809 nahm er ebenfalls am Zuge des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig teil, entkam nach Eng- land, trat als Major in brit. Dienst und wurde 1810 nach Spanien gesendet, wo er infolge einer Verwundung starb. (Vgl. von Holleben, Er- innerungen an Eugen und Moritz von Hirschhorn, Verl. 1863.) - Ein dritter Bruder, Adolf von Hirschhorn, war 1848 Divisionscommandeur in Posen [* 14] und unter- drückte den dortigen Aufstand, beteiligte sich 1849 an dem Kriege gegen Dänemark, [* 15] nahm 1854 als General der Kavallerie seinen Abschied und starb 1858 in Gstha.
Hirschfeld, Samuel Greifenson von, s. Grim- melshausen, Hans Jak. Christoffel von. Hirschfelde, Flecken in der Amtshauptmann- schaft Zittau [* 16] der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, [* 17] 7 km im NO. von Zittau, links an der Lausitzer Neisse [* 18] und an der Linie Görlitz-Zittau der Preuh. Staatsbahnen, [* 19] hat (1890) 2062 E., darunter 167 Katholiken; Post, Telegraph; [* 20] eine große Flachs- spinnerei, Lein- und Wollweberei, eine Orleans- fabrik, Brauerei, Blaufärberei und in der Nähe große Braunkohlenwerke.
Dabei die Burgruine Rohnau und das vielbesuchte Neissethal. Hirschgerecht, s. Gerecht. Hirfchgulden, württemb. Gulden (^ Thaler), nach den Hirschen, die als Schildhalter des Wappens dienen. Hirschhals, bei Pferden ein unschöner, verkehrt gestellter, tief angesetzter Hals, dessen obere Be- grenzungslinie nicht, wie normal, im Bogen [* 21] nach oben, sondern nach unten gekrümmt ist. Hirschhautbremfe, s. Hautbremsen. Hirschhäute, die Häute des Edel- und Dam- hirsches, auch des nordamerik.
Wapitihirsches, der die größten liefert. Sie werden fämifch gegerbt; das weiche Leder dient zuBeinkleidern, Handschuhen, Stiefeln, Kissen, Bettdecken, Degenkoppeln u. s. w. Die Haare [* 22] benutzt man als Polstermaterial. Hirschhorn (lat. cornu ckrvi), das in seiner Substanz den Knochen [* 23] nahe verwandte Geweih des Hirsches und der rehartigen Tiere, wird zu Messer- griffen, kleinen Schnitzwaren u. dgl., auch zu Mö- beln (Stühlen, Wand- und Kronleuchtern u. s. w.) verarbeitet, wobei die zierlich gerippte, braune Oberfläche in Verbindung mit Härte und Festigkeit [* 24] schätzbar ist.
Eine künstliche Nachahmung des Hirschhorn wird durch Pressen und Lackieren von Holz [* 25] dar- gestellt. Aus geraspeltem Hirschhorn oder den bei der Ver- arbeitung des Hirschhorn auf der Drehbank [* 26] abfallenden Drehspänen kann man durch Auskochen mit Wasser eine Gallerte bereiten, welche mit der Knochen- gallerte übereinstimmt und in früherer Zeit, als man sich über den Nahrungswert der Gallerte irrigen Ansichten hingab, als sog. stärkendes Nah- rungsmittel für Genesende vielfach verordnet wurde.
Bei der trocknen Destillation [* 27] des Hirschhorn werden die- selben Produkte erhalten, wie unter gleicher Behand- lung aus Knochen, nämlich ein braunes, übel- riechendes, flüchtiges Ol (Hirfchhornöl, Oleuiu coi-nu csrvi) und mit diesem Al verunreinigtes, daher braungefärbtes, kohlensaures Ammoniak, weiches teils in wässeriger Auflösung (Hirsch- horngeist, I^i^uoi- Hininonii caldoiiici p^ro" oi6O3i), teils als festes Sublimat (Hirfchhorn- falz, 8a1 coruu cervi, ^minonium cai-bouicum p^r0'0i608um) erscheint. (S. Ammomumcarbonat.) Obgleich die Namen Hirschhornöl, Hirschhornsalz sich erhalten haben, so werden die betreffenden Präparate doch längst nicht mehr durch trockne Destillation von Hirschhorn dargestellt; man gewinnt sie als Nebenprodukte bei der Fabrikation der Knochen- kohle und verwendet sie dann als Rohmaterial zur Darstellung von Ammoniumsalzen, die in dieser Form durch empyreumatische Ole stark verunreinigt sind und einer umständlichen Reinigung bedürfen.
Die fog. Hirschhornpräparate spielten früher im halbgereinigten Zustande eine große Rolle in der Medizin, sind jetzt aber veraltet. Weiß ge- branntes Hirschhorn ist nichts anderes als Knochenasche. Hirschhorn, Stadt im Kreis [* 28] Heppenheim der Hess. Provinz Starkenburg, 23 km im NO. von Heidelberg, [* 29] rechts am Neckar, am südl. Fuße des Odenwaldes und an der Linie Heidelberg-Eberbach- Würzbura der Bad. [* 30] Staatsbahnen, Sitz eines Amts- gerichts (Landgericht Darmstadt), [* 31] einer Oberförsterei und Distriktseinnehmerei, hat (1890) 1934 meist kath. E., Post, Telegraph, got. Klosterkirche (1406) ¶