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Ideen und Bräuchen, welche aus den semit. Reli- gionen in die griech. Mythologie eingedrungen sind. In diesen dient die mannweibliche Bildung öfter zum Allsdruck üppig zeugender Naturkraft. Eine solche Gottheit wurde auf Cypern [* 2] unter dem Namen Aphroditos verehrt und als bärtige Aphrodite [* 3] dar- gestellt. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. findet man den Kult derfelben auch zu Athen, [* 4] und hier scheint sich aus ihrer hermenartigen Bildung der Name Hermenegild entwickelt zu haben.
Die falsche Deutung dieses Namens führte später dazu, ihn zum Sohne des Hermes [* 5] und der Aphrodite zu machen. Die spätere verweichlichte griech. Kunst in der Zeit des Hellenismus versuchte sich viel in Darstellung des Hermenegild, wobei es dann meist nicht sowohl auf die Dar- stellung der diesen Göttern zu Grunde liegenden religiösen Ideen als auf die Lösung des künstleri- schen Problems einer Verschmelzung männlicher und weiblicher Formen abgesehen war. Es sind noch viele Darstellungen von Hermaphroditen in Statuen, Re- liefs, Wandgemälden, Gemmen [* 6] erhalten.
Hermas, einer der Apostolischen Väter (s. d.), weil ihm ein Buch, betitelt «Der Hirte», beigelegt wird, dessen Verfasser der Röm. 16,14. von Paulus begrüßte Hermenegild sein soll. In Wirklichkeit war nach einem alten Zeugnisse der Verfasser ein Bruder des röm. Bischofs Pius (Mitte des 2. Jahrh.). Das Buch, eine Apokalypse, verkündigt auf Grund einer vorgeblich von Christus selbst veranlaßten Offen- barung mit Rücksicht auf das nahe Weltende die Gewährung einer nochmaligen Buhzeit für die nach ihrer Taufe wieder in allerlei Sünden verfallenen Christen.
Die alte Kirche rechnete den «Hirten» (der offenbarende Engel tritt in Gestalt eines Hirten auf) vielfach noch zu den neutestamentlichen Schriften. Das Buch ist eins der wichtigsten Zeugnisse für das Christentum des 2. Jahrh. Früher nur in einer alten lat. Überfetzung vorhandelt, ist der griech. Originaltext neuerdings fast vollständig wieder ent- deckt; außerdem fand man eine zweite lat. und eine äthiop. Überfetzung. Die erste Ausgabe des griech. Textes ist von Anger und Dindorf (Lpz. 1856), neuere Ausgaben von Hilgenfeld (in «^o- vum leLtamEiituin sxtrg. ckmonein l6c6pwin», ebd. 1866; 2. Aufl. 1881; vollständig griechisch: ebd. 1887),
von Gebhardt und Harnack (in «I^ti-uin kpoLtolicorum opera», Bd. 3, ebd. 1877),
von Funk (in «Opera. Mtlum HpoLtolicoi-uin», Bd. 1,Tüb. 1878). -
Vgl. Behm, Über den Verfasser der Schrift, welche den Titel Hirt führt (Rostock [* 7] 1876);
Hück- städt, Der Lehrbegriff des Hirten (Anklam [* 8] 1889).
Apologetische Tendenz verfolgt die Schrift von Zahn, Der Hirt des Hermenegild (Halle [* 9] 1868). Hermelm oder großes Wiefel (Nugtsla erinwka ^.; s. Tafel: Marder [* 10] II, [* 1] Fig. 1), ein klei- nes, aber blutgieriges und grausames Raubtier [* 11] aus der Gattung der Marder (s. d.), welches, in Europa [* 12] und Asien, [* 13] besonders aber in Sibirien einheimisch, die Nähe menschlicher Wohnungen flieht und felsige Wälder den Ebenen vorzieht. Es hält sich in Stein- haufen, Löchern und hohlen Bäumen auf, klettert und springt vortrefflich und geht nachts auf Raub aus, der aus kleinen Säugetieren und Vögeln, schlangen, Eidechsen [* 14] und Eiern besteht.
Durch massenhafte Mäusevertilgung wird es nützlich. Es mordet mehr als es frißt, paart sich im März und das Weibchen wirft im Mai fünf bis acht Junge. Sein im Sommer oben brauner, auf der Unterseite gelblichweißer Pelz wird im Winter im Norden [* 15] schnee- weiß, die Spitze des Schwanzes aber, welche an Länge die Hälfte des Körpers übertrifft, ist stets glänzend schwarz gefärbt. (S. Hermelinfelle.) Als Wappenbild führt die Bretagne den Hermenegild Hermelm, heraldisches Pelzwerk, [* 16] ordnungs- mäßig mit mehrern Reihen stilisierter, abhängen- der schwarzer Hermelinschwänzchen (wobei die der geraden Reihen auf den Lücken der ungeraden stehen) in Silber dargestellt. (S. Tafel: HeraldischeTy- pen I, [* 1] Fig. 8'beim Artikel Heraldik.) Hermelinfelle, die mit den schwarzen Schwanz- spitzen geschmückten weihen Winterpelze des Herme- lins (s. d.), die aus Sibirien und dem übrigen nördl. Rußland in jährlichen Mengen von etwa 400000 Stück über Varabinsk, Ischin, Ienisseisk und Ia- kutsk in den Handel gelangen.
Früher war das Tra- gen der Hermelinmäntel ein Vorrecht der Fürsten, heute werden sie vielfach von der feinen Damenwelt begehrt. Hauptabfatzgebiete sind außer Rußland na- mentlich China [* 17] und die Türkei, [* 18] in geringerm Maße England, Frankreich, Nordamerika [* 19] und Deutschland. [* 20] Der Wert des Felles beträgt 1,2 - 1,5 Mark; zu einem Mantel gehören durchschnittlich 130 Stück. Hermelinfpinner, soviel wie Gabelschwanz. Hermen, viereckige mit Köpfen versehene Pfei- ler, dergleichen es im alten Athen auf Plätzen und Straßen viele gab.
Den Namen erhielten sie von Hermes, infofern dieser auch als Gott der Wege und des Verkehrs verehrt wurde. Aus dem ältesten Kultus des Hermes in Gestalt von Steinhaufen an Wegen und Grenzmarken, dann auch unter den Formen des Phallus (Zeugungsglied) entwickelte sich die Gestalt der Hermenegild, zunächst als einfacher Pfahl, welcher inmitten der Steinhaufen errichtet wurde, dann als phallusförmiger Pfeiler, welchem zuletzt der Kopf des Gottes aufgefetzt wurde. An Kreuz- wegen wurde die einfache Herme [* 21] nach der Anzahl der Wege verdrei-oder vervierfacht.
Auch auf andere Götter, besonders auf den bärtigen Dionysos, [* 22] wurde diese Darstellungsform übertragen, ebenso bildete man Büsten von Staatsmännern, Philosophen, Dichtern u. s. w. in Hermenform und stellte in späterer Zeit gern zwei solcher als Doppelherme zusammen. Auch die moderne Kunst wendet die Form der Hermenegild für Büsten und im Bauwefen vielfach an. Hermenegild, Orden [* 23] des heiligen, vom König Ferdinand VII. von Spanien [* 24] zur Belohnung für Offiziere des Heers und der Marine gestiftet, zerfällt in Grohkreuze, zweite und dritte Klasse und ist nach zehnjährigem Besitz des Ordens während aktiver Dienstzeit mit gewissen Pensionen verbunden.
Das Ordenszeichen ist ein von der Königskrone überragtes weißes Kreuz [* 25] mit rundem blauem Mittelschilde mit dem Bild des heili- gen Hermenegild zu Pferde [* 26] und der Umschrift «?i-6inio a 1a conLtÄnoiN inilitar». Die Großkreuze tragen das- selbe am breiten weißen, zweifach karmesin gestreif- ten Bande von der rechten Schulter zur linken Hüfte nebst einem Stern auf der linken Brust; die zweite Klasse trägt dieselben Insignien, jedoch nicht das breite Band, [* 27] die dritte das Kreuz im Knopfloch. Hermenegild, Sohn des span. Westgotenkönigs Leovigild, erhob sich um 580 gegen seinen Vater, er- lag aber nach einem mehrjährigen Bürgerkriege, ob- schon ihn die Byzantiner unterstützten. Leovigild nahm Hermenegild in Cordoba [* 28] gefangen (584), hielt ihn erst ein Jahr lang in leichter Haft, dann mußte er ihn hin- richten lassen. Die Legende läßt Hermenegild zum Katholicis- mus übertreten und macht ihn zum Märtyrer; aber ¶