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und seine Söhne sielen- die Stadt wurde genommen, geplündert und Iole als Gefangene weggeführt. Bei der Heimkehr errichtete Herakles [* 2] auf dem Kenäischen Vor- gebirge in Euböa dem Zeus [* 3] einen Altar [* 4] und sandte, um darauf feierlich zu opfern, nach Trachis um ein weißes Gewand. De'ianeira befragte den Boten (Lichas, s. d.) wegen Iole, und da sie fürchtete, ihr Gemahl werde diese mehr lieben als sie, so nahm sie des Nessos vermeinten Liebeszauber und bestrich damit das Gewand. Herakles bekleidete sich damit; kaum aber war dasselbe erwärmt, so griff das in dem Kleide enthaltene Gift den Körper an, und Herakles, von schmerz gefoltert, riß sich mit dem festklebenden Gewände das Fleisch vom Leibe. In solchem Zustande brachte man ihn zu Schiffe [* 5] nach Trachis, wo De'ianeira von dem Vorgefallenen benachrichtigt, sich erhenkte. (Sophokles hat in seinen «Trachinierinnen» diese Sage behandelt.) Herakles selbst begab sich auf den Berg Ota, errichtete einen Holzstoß, bestieg ihn und be- fahl, ihn anzuzünden: Poias(s.d.) oder dessen Sohn Philoktetes erzeigte ihm diesen letzten Liebesdienst und erhielt dafür den Bogen [* 6] und die Pfeile des Herakles Ms der Holzstoß ausloderte, kam eine Wolke, die unter Donner ihn in den Himmel [* 7] hinauftrug, wo er durch Athena, die ihm während seines Erden- lebens als Beschützerin zur Seite gestanden, in den Kreis [* 8] der Götter eingeführt, mit Hera [* 9] versöhnt und mit Hebe (s. d.) vermählt wurde.
Mit ihr zeugte er den Alexiares, den Abwender alles Bösen, und den Aniketos, den Unbesiegbaren, d. h. die Vertreter der Hauptseiten seines eigenen Wesens, welche auch im Kultus besonders betont werden. IV. Kultus des Herakles. Die Art der Verehrung des Herakles schwankte, seinem Wesen entsprechend, zwischen der einem Gotte und der einem Heros zukommenden. Als Gott feierte man ihn besonders in Athen, [* 10] Mara- lhon und Sicyon, während er in Opus und Theben alsHeros galt. Aus alten Melkartkulten (s.unterVI.) aber entwickelte sich seine Verehrung vielleicht ,;u Erythrä, Kos, Nhodus, Sicilien, Malta, Sardinien [* 11] und Gades in Spanien. In ganz Griechenland [* 12] wurde er neben Hermes [* 13] in den Gymnasien als Muster und Lehrer der Ningkunst von allen Jüng- lingen gefeiert, auch die Stiftung der Olympifchen Spiele ward ihm zugeschrieben. V. Deutung. Herakles ist wahrscheinlich ein alter griech. Sonnengott, dessen Kult von dem des Apollon [* 14] verdrängt oder allmählich aufgesogen wurde.
Wie alle Sonnengötter zeigt Herakles sich als tapferer Held, welcher die dem Lichte feindlichen Gewalten der Fin- sternis (z. B. Kerberos, [* 15] Hades) und die Mächte des Gewitters (z.B. GeryoneZ) siegreich bekämpft, aber auch die vom Wintersturm erregten Meereswogen bändigt (z. B. Rosse des Diomedes, Meerungeheuer der hesione), die über ihre Ufer strömenden Flüsse [* 16] zurückdrängt (z. B. erymanthischer Eber, Acheloos, Kentauren) und die Versumpfung famt ihren Krank- heit verursachenden Folgen durch Austrocknung un- schädlich macht (z. B. Hydra, Stymphaliden). So wird er überhaupt zum Abwehrer alles Übels, zum Alexikakos, und Soter (Retter), zum Beschützer der Wanderer und zum heilkräftigen Heros und Herrn der Heilquellen.
Wegen jener vielen Kämpfe und Mühen erscheint er als ein von einer feindlichen Gottheit (Hera) Verfolgter, sodah er zum sitt- lichen Idealbild wurde. Nach älterer Vorstellung aber macht sich, sobald er nach dem Siege (als Kallinikos) Ruhe hat (Herakles Anapauomenos), seine ge- waltige Kraft [* 17] auch im Genusse derselben geltend. Brockhaus' KcmversationZ-Lexikon. 14. Aufl. IX. Er ist dann ein gewaltiger Esser iBuphagos, Rinder [* 18] verschlingend) und Trinker, unerschöpflich aber, wie die befruchtende Kraft der Sonne, [* 19] im Liebesgenuß.
VI. Der orientalischeH. An diese Seite seines Wesens sind mit der Zeit die eigentlich den lydischen Sonnengott betreffenden Sagen (Omphale, Syleus, Lityerses, Kerkopen) angeschlossen worden, wie schon die seinem Verhältnis zuEurystheus gleichbedeutende Dienstbarkeit bei Omphale, einer als Herrscherin der Nacht gedachten Mondgöttin, deutlich beweist, mit welcher er sich ebenso wie mit den Mondgöttinnen Auge, [* 20] Hippolyte und den 50 Töchtern des Thespios verbindet. U. von Wilamowitz-Möllendorff (Eun- pides' Herakles, Bd. 1, Verl. 1889) verlegt diese ganze Sagengruppe dagegen nach Thessalien und die angrenzenden Landschaften. Dem lydischen Sonnengott war der cilicische Sandon verwandt, dessen Selbstverbrennung (s. Sardanapal) auf die Sage von der Verbrennung des Herakles auf dem Ota ein- gewirkt haben mag. Endlich wurde auch dem phüniz.
Melkart gleichgefetzt, doch ist schwer zu ent- scheiden, ob ein griech. Herakleskult wirklich aus einem alten Melkartkult hervorgegangen ist. VII. Herakles in der Kunst. In der bildenden Kunst ist der Hauptcharakterzug der besonders durch Lysippus ausgebildeten Herakles-Darstellungen der der ge- waltigen, durch Anstrengung aufs höchste entwickel- ten Körperkraft, wie dies unter den zahlreichen noch erhaltenen Herakles-Statuen insbesondere der sog. Torso vom Velvedere, das Werk des Atheners Apollonius, in Rom und [* 21] die von dem Athener Glykon jedenfalls nach einem Original des Lysippus gearbeitete Statue des sog. Farnesischen Herakles (s. d. und die vorstehende [* 1] Figur) zeigen. Von den Kämpfen und Abenteuern des Herakles sind außer einer Anzahl statuarischer (s. 'Aginetische Kunst) nament- lich zahlreiche Darstellungen in Reliefs, worunter die Metopen [* 22] vom Zeus-Tempel zu Olympia und vom Theseion zu Athen hervorzuheben sind, und auf griech. Vasenbildern, besonders des ältern Stils, erbalten. (S. Hercules und Herakliden.) ¶