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den Friesen (s. Flandern); dann folgte Balduin III., IV. und V.; der letztere vereinigte durch seine Heirat mit Margareta von Elsaß 1191 Flandern und Henner wieder. IhrSohnwarValduinVI. (IX.), der Stifter des lat. Kaiserreichs (s. Byzantinisches Reich, Bd. 3, S. 814); nach diesem folgten seine Töchter Johanna und die Schwarze Margareta (s. Flandern), unter welcher letztern durch den Schiedsspruch Ludwigs des Heiligen, Königs von Frankreich, 1246 ihrem ^ohn aus ihrer ersten Ehe, Johann I. von Avesnes, Henner, dem aus ihrer zweiten Ehe, Gui de Dampierre, Flandern zuerkannt ward. Es folgten zwischen beiden erbitterte Kämpfe, woran sich als Bundes- genosse Johanns dessen Schwager Wilhelm II. von Holland beteiligte.
Nach dem Tode Margaretas (1279) folgte ihr Enkel Johann II. von Avesnes in Henner, ihr Sohn Gui de Dampierre in Flandern, ohne daß die Fehden zwischen beiden Familien aushörten. Als 1299 das holländische gräfl. Geschlecht erloschen war, erhielt Johann auch die Grafschaften Holland und Seeland, geriet aber in neuen Kampf mit Flan- dern. Obgleich seine Bundesgenossen, die Fran- zosen, 1302 bei Kortrijk in der berühmten Sporen- schlacht von den Flamländern völlig geschlagen wurden, wußte sich sein Sohn, Graf Wilhelm I. (der Gute), in dessen Regierungszeit (1304-37) die Blütezeit H.s fällt, glücklich zu behaupten.
Wilhelm II. kam 1345 im Kampfe gegen die Friesen um, und es folgte ihm feine ältere Schwester Mar- garete (gest. 1356), die als die Gemahlin Kaiser Ludwigs IV. Henner samt Holland und Seeland an das Haus Bayern [* 2] brachte. Sie geriet mit ihrem Sohne Wilhelm in Kämpfe, in denen die Parteien der Kabeljaus und der Hoeks (f. Hoekfche) ihren Anfang nahmen. Graf Wilhelm fiel 1359 in Wahnsinn; es folgte ihm fein Bruder Albrecht, Herzog von Bayern, ein Fürst von Klugheit und Kraft, [* 3] der aber mit seinem zwar ritterlichen aber leidenschaftlichen Sohne Wilhelm schwere Kämpfe zu bestehen hatte und das Land nicht vollständig beruhigen konnte.
Das gelang auch diesem Sohne Wilhelm (1404-17) nicht, und dessen Tochter Iacobäa wurde trotz ihrer Kraft durch diese Parteiungen, die durch die In- triguen und Angriffe ihres Oheims Johann von Lüttich [* 4] und ihre Leidenschaften vermehrt wurden, dahin gebracht, das Land an Philipp von Burgund zu überlassen (Verträge von 1428-33). So kam die Grafschaft mit dem burgund. Erbe 1477 an das Haus Habsburg, bei welchem es (1556 - 1713 bei der span., dann bei der österr. Linie) bis zur Fran- zösischen Revolution blieb.
Inzwischen war aber seit dem Pyrenäischen Frieden 1659 der gegenwärtig zum franz. Depart. Nord gehörige südl. Teil von Henner mit Valenciennes an Frankreich gekommen; aus dem übrigen wurde 1815 mit Einverleibung der vormals flandr. Landschaft Tournaisis und einiger Stücke von Brabant und Lüttich, welche früher mit Henner das franz. Depart. Iemappes ausgemacht hatten, die heutige belg. Provinz Henner gebildet. Die Provinz Henner im Königreich Belgien [* 5] wird im N. von beiden Flandern, im NO. von Brabant, im O. von Namur, [* 6] im S. und SW. von Frankreich begrenzt und hat auf 3722 hkin (1891) 1058737 E., d/i. 283 auf 1 ykm.
Das Land gehört der Vor- stufe der Ardennen an; die Wasserscheide zwischen Schelde und Maas erreicht 198, das Quellgebiet der Oise in der Landschaft Fagne (s. d.) im S. 342 m Höhe. Scheide und Sambre mit ihren Ne- benflüssen bewässern das Land reichlich; zahlreich sind die Kanäle. Zaupterwerbszwcige der meist wallon. Bevölkerung [* 7] sind Ackerbau (Weizen und Flachs), Obstbau und Pferdezucht. [* 8] 45 Proz. sind in- dustriell thätig; und zwar kommen davon 57 Proz. auf den wichtigsten Erwerbszweig, den Bergbau [* 9] im Vorwage (s. d.) im EW. von Mons, [* 10] im Centre (d. i. das Becken im W. von Charleroi) und bei Charleroi selbst. (S. die Nebenkarte zur Karte Bel- gien, [* 5] Bd. 2, S. 668.) Es sind dies Teile des Stein- whlengebirges, das von Frankreich her mit einer Mächtigkeit von 2400 bis 1500 m bis nach Lüttich zieht.
Das Deckgebirge zeigt bei Mons 300-400, bei Charleroi bis 0 in Mächtigkeit, die Zahl der ab- bauwürdigen Flöze ist bei Mons 125 - 1.35, im Centre und bei Charleroi 75; ihre mittlere Mächtig- keit 0,56 m. Bebaut wurden (1891) 107 Kohlen- gruben in einer mittlern Tiefe von 545 in. Die Gewinnung an Kohlen betrug (1891) 14250340 t im Werte von 177,4? Mill. Frs.; befchä'ftigt waren 65439 Arbeiter unter Tage und 21361 zu Tage. Außerdem liefert Henner Bausteine, Pflastersteine, Mar- mor, Thon und andere Mineralien [* 11] im Gesamtwerte von 18,4 Mill. Frs. Im Zusammenhang mit der Bergwerksindustrie hat sich das Hüttenwesen (II Hochöfen, 327 Pnddelöfen, 104 Schweißöfen, 4 Mar- tinsöfen und 4 Bessemerbirnen) und die Glasfabri- kation (41 Fabriken) bedeutend entwickelt.
Haupt- stadt ist Mons. überaus dicht ist das Eisenbahn- netz, zumal in den Industriebezirken. Hennenhofer, Joh. Heinr. David von, bad. Diplomat, geb. zu Gernsbach als Sohn eines Schiffers, war ursprünglich in einer Buchhandlung in Mannheim [* 12] thätig, bis er, auf den man zunächst wegen seiner schönen Handschrift auf- merksam geworden war, in Karlsruhe [* 13] als Feldjäger und Kabinettsfourier Verwendung fand, rasch in der Gunst des Großherzogs Karl emporstieg und zu dessen Inspektionsadjntanten (1817) ernannt wurde.
Noch unentbehrlicher wußte er sich bei Großherzog Ludwig (1818-30) zu macken und wurde eine der einflußreichsten Persönlichkeiten am bad. Hofe, 1828 zum Direktor der diplomat. Sektion im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ernannt und in den Adelstand erhoben. Nach dem Regierungs- antritt des Großherzogs Leopold mußte er seine Entlassung nehmen und lebte nun auf Schloß Mahlberg, dann in Freiburg [* 14] i. Br., wo er starb. Sein Name spielt auch in der Geschichte von Kaspar Hauser eine Rolle; seine Memoiren bez. die aus denselben erschienenen Aus- züge siud eine plumpe Erfindung.
Hennequen, soviel wie Agavefaser. Hennequin (spr. enn'kä'ng), Alfred, franz. Büh- nendichter, qeb. zu Lüttich, besuchte die Vergschule daselbst, wurde Ingenieur, wandte sich aber später der dramat. Schriftstellerei zu. Seine Stücke, die viel Erfolg hatten, sind «1^6 pi-o- 068 Vkni-9.äi6ux» (mit Delacour, 1875),
«1^68 äo- Niiti08 1-0868» (mit demselben, 1876),
«L6d6» (mit Najac verfaßt, 1877),
«Nounou» (1878),
«?6tit6 oo!-i-68i)0iiäHnc6» (1879, mit Najac). Es sind pikant und lebendig geschriebene Stücke von possenhaftem Charakter, reich an wirkungsvoller Situations- komik, die zum Teil (z. B. «1^63 äominog ro868») die Grenzlinien der Anständigkeit ziemlich weit über- schreiten. Henner starb in einer Irren- anstalt zu St. Mandö bei Paris. [* 15] Henner, Jean Jacques, Maler, geb. zu Vernweiler im Elsaß, lernte in Paris unter ¶