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(kannelierten) Visierhelme mit einem oder mehrern schräg gewnndenen Wülsten über dem Scheitel, deren Erfindung, ebenso wie die der gestreiften Harnische, fälschlich dem Kaiser Maximilian I. zugeschrieben wird' 2) der von den Burgundern erfundene, vom Ende des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrh, übliche Burgunderhelm (Bourguignotte), der sich, der Schädelform anpassend, eng dem Kopf anschloß; in seiner höchsten Ausbildung bestand er aus vier Teilen, die um ein knopfförmiges Scharnier, die Helmrose, drehbar waren, dem Scheitelstück mit angesetztem Nackenstück, dem Stirnstück, dem Visier und dem Kinnreff.
Während in den Schlachten [* 2] des 16. Jahrh, die Reiter den Helm mit Visier trugen, war bei dem Fußvolk die Sturmhaube allgemein in Anwendung, die teils nur mit festem Stirn- und Genickschirm und beweglichen Backenstücken versehen war, teils, halbeiförmig gestaltet, mit einem nach vorn und hinten fchnabelförmig emporgebogenen Rand und auf dem Scheitel mit einem hohen Kamm versehen war.
Letztere Form (f. [* 1] Fig. 6) ging seit der Mitte des 16. Jahrh, von Spanien [* 3] aus und hieß Morion (Maurenkappe).
Daneben trugen be- sonders die Landsknechte [* 4] zur Zeit Marimikans I. eiserne, mit Backenstücken versehene Hirnhauben (s. Fig. 7), die nichts anderes sind als Beckenhauben einfachster Konstruktion;
dazu gehörte ein Ketten- panzerkragen.
Eine besondere Helmform kam feit den Zeiten des Kaisers Friedrich 111. zur Verwen- dung bei Turnieren mit dem Kolben (s. Fig. 11); er bestand, wie der Burgunderhelm, aus mehrern um eineHelmrose dreh- baren Teilen, cha- rakteristisch aber für ihn war, daß ein einziger großer Ausfchnitt aus dem Visierstück durch ein aus mehrern senkrechten und horizontalen, aber stark nach außen gebogenen Rundeisenstäben oder Spangen (Span- genhelm) gebildetes Gitter verschlossen war.
Zwar erhielt sich der Ritterhelm mit einzelnen Teilen der Rüstung [* 5] noch längere Zeit als Ceremonial- tracht und als Abzeichen der Führer sowie bei den «Kyrissers oder Reutern», die als Ausläufer der schwer gepanzerten Ritterschaft betrachtet werden können;
doch selbst bei den letztern machte er in der zweiten Hälfte des 17., spätestens mit Beginn des 18. Jahrh, fast durchweg dem Hute Platz. In den franz. Re- volutionstrie- gon und der Kaiferzeit tauchte der me- talleneH.,mehr in röm. oder griech. Form mit Kamm, als Kasteit (frz. [* 1] Fig. 12. [* 1] Fig. 13. cN8qu6)beiden Kürassieren und Dragonern wieder auf (vgl. den in [* 1] Fig. 12 dar- gestellten sranz. Tragonerhelm 1812-70).
Der 1840 in der preuß. Armee eingeführte, Pickel- haube (f. [* 1] Fig. 14) genannte Helm ist, da auch Bayern [* 6] seinen 1807 für die Infanterie eingeführten Ran- Fi6 i". [* 1] Fig. 11. penhelm (s. Fig. 13) 1888 aufgegeben hat, jetzt die Kopfbedeckung ^der deutschen Armee, außer bei den Jägern und schützen, die den Tschako, den Husaren, die die Pelzmütze, den Ulanen, die den Czapka tragen.
Dieser Helm ist bei dem Regiment Garde du Corps, dem Gardekürassierregiment und dem Kürassierregiment Nr. 6 aus Tombak, bei den übrigen Kürassierregimentern aus weißem Stahl- blech, bei den übrigen Truppengattungen jedoch aus Leder mit Metallbeschlägen;
er läuft gewöhnlich oben in eine metallene Spitze aus, die bei den Garde du Corps (s. Fig. 15) und Gardekürassieren bei fest- [* 1] Fig. i-l. Fia- 15. lichen Gelegenheiten mit einem metallenen fliegenden Adler [* 7] besteckt wird, bei der Artillerie in eine Kugel. Die neuern Helm schneiden vorn mit den Augenbrauen, an den Seiten zwei Finger breit oberhalb der Ohren ab und können durch Schuppenketten oder Sturm- bänder unter dem Kinn festgemacht werden.
Die Kokarde wird an der rechten bez. linken Seite unter der Schuppenkette getragen.
Trotz der Offnungen, welche eine Luftbewegung zwischen Kopf und Helm- dach ermöglichen, ohne Regen einzulassen, entwickeln sich wegen der Undurchlässigkeit des Metalles oder Leders und des bedeutenden Wärmeabsorptions- vermögens dieser Stoffe im Innenraum des Helm bei anstrengenden Märschen hohe Temperaturen, welche das Zustandekommen von Hitzfchlag begünstigen. In heißen Klimaten giebt man deshalb den Helm eine helle Farbe oder einen hellen Überzug, fertigt sie auch aus leichten Stoffen (Filz, Kork, [* 8] Rohr) und zwar derart, daß zwifchen ihrem Rande und dem eigentlichen Kopfhut eine mit der Außenluft reichlich kommunizierende Luftfchicht besteht.
Die europäi- schen Helm sind in dem Maße leichter geworden, als man aufgehört hat, mit der soldatischen Kopfbe- deckung die Idee der Schutzwaffe zu verbinden. Thatfächlich gewähren den heutigen Schußwaffen und felbst wuchtigen Säbelhieben gegenüber die Metallbeschläge der Helm keinerlei Schutz, wohl aber verschlimmern sie häusig Wunden, wenn Teile von ihnen mit hin ein gerissen werden. Bezüglich des ältern Helm vgl. Iähns, Handbuch einerGeschichtedesKriegswesens(Lpz.1880);
A.von Essenwein, Die Helm aus der Zeit vom 12. bis zum Be- ginn des 16. Jahrh, im German.
Museum (Nürnb. 1892);
Suttner, Der Helm von seinem Ursprung bis zur Mitte des 17. Jahrh, (mit 48 Taf., Wien [* 9] 1878). In der Heraldik erscheint der Helm später als der Schild [* 10] und zwar zuerst (seit Ende des 12. Jahrh.) als Topfhelm, an dem das Wappenbild oder Helm- kleinod (f.d.) an der Seite befestigt wurde (f. Tafel: Heraldische Typen II, [* 1] Fig. 18).
Dann wurde der Stechhelm (s. Taf. II, [* 1] Fig. 19) der Wappenhelm für Perfonen höchsten Standes;
gegen Ende des 15. Jahrh, bediente sich aber der turnierfähige Adel statt der Stechhelme fast nur noch der ¶
Helm,
in der Technik der Stiel eines Hammers, Beiles oder einer Axt.