von dem
Türlin (da portula), Dichter aus Kärnten, verfaßte um 1215 eine poet. Bearbeitung
der Sage vom Zaubermantel, der nur einer keuschen Frau paßt (zuletzt hg. und als Heinrich von dem
Türlin angehörig erwiesen von
Warnatsch, Bresl. 1883), vielleicht ein
Stück aus einer Lanzelot-Bearbeitung, nach dem franz. Fabliau «Du
mantel mautaillié». Wichtiger ist sein ungeheuerliches Gedicht «Der âventiure
krône» (hg. von
Scholl, Stuttg. 1852), deren eigentlicher
HeldGawan, das Ideal höfischen Rittertums, schließlich zum
Gral
gelangt. Heinrich beruft sich auf
Chrétien de Troyes; thatsächlich aber hat er Motive aus verschiedenen franz. und deutschen
Quellen mit eigener Erfindung zusammengeschweißt. Er ist schlüpfrig und langweilig. -
von Diessenhoven,
Truchseß, geb. um 1300, verfaßte als Domherr zu Konstanz
[* 2] (seit 1338) eine lat.
Chronik, anknüpfend an die 24
Bücher der
Kirchengeschichte des
Ptolemäus von Lucca.
[* 3] Heinrich ergänzte dieses Werk, fügte ein 25.
Buch
fast ganz selbständig hinzu, welches vornehmlich das
PontifikatJohanns XXII. beschreibt, an dessen
Hofe
in
Avignon er früher gelebt hatte, und sammelte zahlreiche weitere
Notizen bis 1361, die er anscheinend jedoch nicht mehr
verarbeitet hat. Er starb Sein Werk ist zuletzt veröffentlicht von
Böhmer in den
«Fontes rerum Germanicarum»,
Bd. 4 (Stuttg. 1868). -
Vgl. O. Lorenz,
Deutschlands
[* 4] Geschichtsquellen im Mittelalter seit der Mitte des 13. Jahrh.,
Bd. 2 (3. Aufl., Verl. 1887).
von
Freiberg,
[* 5] Dichter bürgerlichen
Standes aus
Freiberg in Meißen,
[* 6] dichtete um 1300 in mitteldeutscher
Sprache,
[* 7] aber mit oberdeutschen Elementen die wohlgelungene, den
StilGottfrieds ausgezeichnet treffende Fortsetzung des
«Tristan» (hg.
von
Bechstein, Lpz. 1877),
der aber eine andere roman.
Quelle
[* 8] zu
Grunde liegt als
Gottfrieds Epos; ein kleines
trocknes geistliches Gedicht «Vom heiligen Kreuze» nach lat.
Quelle (hg. von Fietz, Programm von Cilli, 1881) ist wohl ein Jugendwerk. Auch den hübschen
Schwank «Vom Schrätel und vom
Wasserbär» (in von der
Hagens «Gesamtabenteuern», 3 Bde.,
Stuttg. 1850, Nr. 65) hat R.
Bechstein ihm neuerdings beigelegt (vgl. Wiggers, Heinrich von
Freiberg als Verfasser
des
Schwankes vom Schrätel und vom Wasserbären, Rost. 1877). Ferner schrieb er die Wappendichtung
über die Ritterfahrt (um 1295) des
Böhmen
[* 9]
Johann von Michalovic (Michelsberg) nach
Paris
[* 10] (kurz vor 1305 verfaßt; abgedruckt
im «Jahrbuch der
Berliner
[* 11] Gesellschaft für deutsche
Sprache», hg. von von der
Hagen,
[* 12] Bd. 2, Berl. 1837,
und von
Kraus,
Prag
[* 13] 1888).
von
Herford,
[* 14] Dominikanermönch zu Minden,
[* 15] gest. daselbst verfaßte außer vielen
theol. und philos.
Traktaten, die ihn so berühmt machten, daß
KaiserKarl IV. bei seiner Anwesenheit in
Minden die
Leiche H.s wieder ausgraben und an einer ehrenvollen
Stätte begraben ließ, eine sehr umfassende Weltchronik:
«Liber
de rebus memorabilibus», welche für das 13. und besonders das 14. Jahrh, eine Fülle von Nachrichten enthält und
außerordentlich viel benutzt wurde.
Das
Werk wurde mit Auslassung der ältesten
Teile von A. Potthast (Gott. 1859) mustergültig herausgegeben.
-
Vgl. O. Lorenz,
Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit Mitte des 13. Jahrh., Bd. 2 (3.
Aufl., Berl. 1887).
von Laufenberg, Dichter, wohl aus Laufenburg am Rhein, ward 1429 Priester, 1441
Dekan zu Freiburg
[* 16] i. Br., trat 1445 in
das Johanniterkloster zu
Straßburg,
[* 17] wo er 1460 starb. Neben zwei beim
StraßburgerBrande 1870 vernichteten
größern
Dichtungen, die auf lat.
Quellen beruhten, und neben der
Übersetzung des «Regimen sanitatis» (1429) hat er 1413-58
zahlreiche geistliche Lieder verfaßt (hg. von Ph.
Wackernagel im 2. Bde. seines
«DeutschenKirchenliedes», Lpz. 1867), teils
in verkünstelten Formen, akrostichisch, oft mit einzelnen lat. Worten,
teils aus weltlichen Volksliedern umgedichtet. -
Vgl. Ed. Rich.
Müller, Heinrich Loufenberg (Berl. 1888).
von Lausanne,
[* 18] oder Heinrich von
Cluny, Begründer der ketzerischen Sekte der Heinrizianerin der ersten Hälfte
des 12. Jahrh, in Südfrankreich. Aus der
Schweiz
[* 19] oder aus
Italien
[* 20] stammend, als
Kind demOrden
[* 21] der
Cluniacenser
übergeben, verlieh Heinrich nach seiner
Weihe zum Diakon das
Kloster, zog im Büßergewand von Ort zu Ort und predigte gegen die
Verweltlichung der
Kirche, die Überschätzung äußerer Ceremonien, die Geldgier und Unsittlichkeit der Geistlichen
u. dgl.
Er vereinigte sich mit
Peter de Bruys (s. Petrobrusianer), wurde bald nach dessen
Tode gefangen genommen
und 1135 vor das
Konzil von Pisa
[* 22] gestellt. Hier soll Heinrich widerrufen haben.
Bald nachher war er in der Gegend von
Toulouse
[* 23] thätig.
Papst Eugen III. sandte den Kardinalbischof
Alberich und
Bernhard von Clairvaux gegen H.s
Anhänger aus. Heinrich ward gefangen genommen
und starb bald nachher um 1149.
von Lettland, balt.
Chronist. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Vielleicht war er ein Lette, der mit andern
Volksgenossen in
Deutschland
[* 24] erzogen wurde. Mit Alobrand, dem Lettenpriester, kam Heinrich 1208 in die lett.
Provinz Tolowa. Seit 1212 war
er dem
Bischof Philipp von Ratzeburg während seines mehrjährigen Aufenthalts in Livland
[* 25] als Dolmetscher
beigegeben und begleitete ihn auch im
Sommer 1215 zum Laterankonzil nach
Rom.
[* 26] 1216 schloß er sich als Missionar dem
Esthen-Bekehrungszuge
an.
In dem Streite zwischen den Dänen und
Deutschen um den
Besitz von
Esthland vertrat Heinrich in Reval
[* 27] 1220 dem Erzbischof
Andreas
von
Lund gegenüber dieAnsprüche seines
BischofsAlbert von
Riga.
[* 28] Bei Erstürmung der esthn.-russ. Zinsburg
Tarbata
(d. i. Dorpat)
[* 29] 1223 war er zugegen und wurde 1225 dem päpstl. Legaten Wilhelm von Modena auf
seiner balt. Rundreise als Dolmetscher mitgegeben. Im Winter 1225-26 schrieb Heinrich sein
«Chronicon Livoniae», das von 1184 bis 1227 reicht.
Es wurde zuerst von Gruber (Frankf. a. M. und Lpz.
1740) veröffentlicht. Die beste deutsche
Übersetzung stammt von E. Papst (Reval 1867),
von
Melk, Satiriker des 12. Jahrh., wahrscheinlich Mönch des
KlostersMelk in
Österreich,
[* 30] verfaßte hier um 1150 sein
Gedicht «Von des
¶
forlaufend
998
TodesErinnerung». Der zornige Greis entwirft mit schonungsloser Schärfe und einem ans Grausige streifenden Realismus anschauliche
Sittenbilder, die die Vergänglichkeit alles Irdischen und die Verkom- me?cheit aller Stände, auch des Klerus, erweisen sollen;
eine damals unerhörte Kraft
[* 32] der Beobach- tung und Satire ist ihm eigen.
Verwandte, ja noch realistischere
Detailscenen entwirft das wenig jüngere «Pfaffenleben», das man Heinrich mit
Unrecht gleichfalls zugesprochen hat.
Kochendörsfer in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 35. Heinrich vonMorungen, Minnesänger, aus
einem ritterlichen Geschlecht in der Nähe von San- gerhausen, später in meißnischen Diensten, um 1213-21
mit der Bezeichnung «mii68 6in6riw8» in Leipzig
[* 34] bezeugt, kommt in echter Leidenschaft, ur- sprünglicher Sinnlichkeit, formeller
Schönheit, geist- voller Gedankenentwicklung und Glanz derBilderWalther von der Vogelweide am nächsten, ohne doch an den
volkstümlichen Elementen seiner Dich- tung teilzuhaben.
Ihn beeinflußte stark prooen^al. Lyrik; auch das
klassische Altertum ist ihm nicht fremd.
Sein Andenken lebte sagenhaft fort im Volks- lied «Vom edeln Möringer».
er starb nach 1371. Heinrich übersetzte
den Valerius Marimus, den Psalmenkommentar des Nik. von Lyra
[* 36] und eine prosaische ungar. Chronik, die er
auch in Meistergesangstönen ins Lateinische übertrug (hg. von Engel, «Nonumenta. IInFric^», Wien
[* 37] 1809).
Ein allegorisches
Lehrgedicht «v^ mkiäk eranx» stellt einen Wettstreit der freien Künste
dar.
doch zeigen seine Fabeln und Minnelieder (hg. von W. Müller, Gott. 1848) manche
hübsche schlichten Züge.
Die Meistersänger rechneten ihn meist zu den zwölf alten Meistern, den Gründern
ihrer Kunst. Heinrich von Neustadt,
[* 38] Dichter aus Wiener- Neustadt, als Arzt in Wien 1312 urkundlich nach- gewiesen, verfaßte
nach dem las.
Roman «lliZtorjn. ^.poiionii r6gi8», den er aber durch freieste Erdich-
tungen und fogar durch einen den Helden mit Ar- tus verbindenden Stammbaum in einen wüsten Ar- tusroman
umwandelte, einen umfänglichen «Apol- lonius».
Sein zweites Gedicht, «Von Gottes Zu- kunft», d. h. von Christi Wiederkehr
am Jüngsten Tage, beruht auf dem «Anticlaudianus» des franz.
Dichters Alanus ab Insulis.
Heinrich, dessen realistische Bilder den Arzt verraten, ahmt Wolfram von Efchen- bach
nach.
Auszüge aus beiden Werken giebt Strobl, Heinrich von Neustadt (Wien 1875). Heinrich von Ofterdingen, sagenhafter Sänger, wahrscheinlich
thüring.
Herkunft, der in dem Gedicht vom Wartburgkriege (f.d.) der besiegte GegnerWalthers von derVogelweideund Wolframs
von Efchenbach ist.
Wissenschaftliche Phantasterei wollte ihn zum Dichter des Nibelungenliedes machen. Novalis hat ihn
zum Helden eines Romans ge- wählt. Richard Wagner identifizierte ihn mit Tann- häuser (s. d.).
lS. 51d). Heinrich vonPlüuen,s.DeutscheRitter(Bd.5,
Heinrich von Veldeke, nach
Ansicht der Zeit- genossen, die ihn überschätzten, der Vater der mittel- hochdeutschen höfischen
Poesie, war am Niederrhein, bei Spalbcke in der Nähe Maastrichts, zu Haufe und ritterlichen Standes. Sein
großer Ruhm ist um so bemerkenswerter, als er in heimatlicher Mundart schrieb; doch sind in den Handschriften seine Ge- dichte,
außer Servatius, ins Mitteldeutsche umge- schrieben. Auf die Bitte der Gräfin Agnes von Loz (Loen) bearbeitete er nach lat.
Quelle die Legende vom heil. Servatius (hg. von Vormans, Maastr. 1858),
eine matte, schwächliche Jugendarbeit.
Da- gegen war von bedeutender Wirkung seine epische Dichtung «Eneide» (hg. von Vehaghel,
Heilbr. 1882),
die nicht sowohl auf der «Aneis» des Virgil als auf dem franz. Gedicht des Benoit de Samte-More beruht.
Das fast
vollendete Gedicht wurde Heinrich bei der Vermählung des Land- grafen Ludwig von Thüringen mit einer Gräfin
von Kleve (1174?) durch GrafHeinrich von Schwarz- burg entwendet.
Erst neun Jahre später kam es wieder in seinen Besitz, und
er vollendete es in Thüringen, wohin er der Gräsin, seiner Gönnerin, gefolgt war, um 1183. Durch breite Schilderung und
durch ausführliche Zergliederung der Liebes- gedanken übertrifft er trotz starker Kürzungen seine
Vorlage an Umfang.
Ein Gedicht «Von Salomo und der Minne» ist verloren.
Wichtiger ist, daß auch Lyriker von volkstümlicher
Frische war;
an den Minneliedern (hg. von Lachmann und Haupt in «Des MinnesangsFrühling», 4. Aufl., Lpz. 1888) lernte er
sowohl strenge metrische Form und saubern Reim wie Vertiefung in das Liebesthema.
Beides übertrug er
aufs Epos;
es kam hinzu, daß er schon durch feine Herkunft der franz. Poesie mit ihrer reinen Form nahe stand;
so ward ihm,
ohne daß er ein schöpferischer Geist war, der unbestrittene, aber weit übertriebene Ruhm, «das
erste Reis in deutscher Zunge geimpft zu haben», wie Gottfried von Straßburg fagt, und fein ihm nicht uneben- bürtiger Vorgänger
Eilhard von Oberge ward über H.s formellen Verdiensten fast vergessen.-Vgl.Foa, Nnrico äi Veläßks 6 1a Zua Nneiä? (Parma
[* 39] 1892). Heinrich von Zütphen (Zütfen), eigentlich Moll er oder Möller, einer der ersten Blutzeugen der
Reformation, geb. 1488 in der niederländ. Graf- schaft Zütphen, trat 1504 in den Augustinerorden und bezog 1515 die Universität
Wittenberg,
[* 40] wo er sich eng an Luther anschloß. 1516 zum Prior des Augu- stinerklosters in Dordrecht
[* 41] erwählt, wirkte er in
LuthersGeiste, mußte aber deshalb sein Vaterland verlassen.
Nach kurzem Aufenthalt in Wittenberg (1521)
war er in Dordrecht und Antwerpen
[* 42] für Ver- breitung der Reformation thätig, wurde aber hart bedrängt. Er floh nach Bremen,
[* 43] wo die Bürgerschaft ihn 1524 zum Priester wählte, und ging im Nov. 1524 nach Meldors in Dithmarschen, um das Evan- gelium
zu predigen.
Heinrich (spr. ängrick),GuillaumeAlfred, franz. Gelehrter, geb. 4. K)ez. 1829 zu Lyon,
[* 45] war feit 1859 Professor
der Litteraturgeschichte an der Fakul- tät zu Lyon, wo er starb. Er ver- öffentlichte: «^Wä6 8Ui- 16 ?lN'civa1
äs ^Voikram ä'NLcbendaob et 8ur Ia Is^enäs äu saint-KraHl»
¶