seines
Bruders, des
Herzogs von
Alençon war bei H.s Kinderlosigkeit der nächste
Erbe des
Throns König
Heinrich
von Navarra, das Haupt der Hugenotten, und Heinrich sicherte ihm die franz.
Thronfolge unter der
Bedingung zu, daß er zum
Katholicismus
zurückkehre. Die Aussicht auf den hugenottischen König trieb jedoch die Liga den
Spaniern in die
Arme;
Heinrich von Navarra wurde verbannt, Heinrich selbst aber wurde durch die fanatische Agitation so eingeschüchtert,
daß er auf Anraten seiner
Mutter 1585 mit der Liga einen
Vergleich schloß und im
Edikt von Nemours über die
ProtestantenVerlust
aller ihrer
Rechte und
Verbannung aus
Frankreich verhängte. Heinrich stellte nun (1587) gegen die Hugenotten
drei
Armeen ins Feld, von denen die eine der
HerzogHeinrich von Guise wider die andringenden
Deutschen, die andere der
Herzog
von Joyeuse gegen den König von Navarra, die dritte der König selbst an der Loire befehligte.
Der
Sieg,
den der König von Navarra über Joyeuse bei Coutras davontrug, wog in diesem
«Kriege
der drei
Heinriche» die Erfolge Guises gegen die
Deutschen auf. aber suchte, im alten
Stil seiner
Mutter, die Parteien im
Gleichgewicht
[* 2] zu erhalten und die Liga, die ihn
an sich fesselte, geschickt zu lähmen. Infolgedessen legte diese ihm
im Jan. 1588 ein
Ultimatum vor, worin er zum aufrichtigen Anschluß an ihre Sache, Einführung der
Inquisition u. s. w. aufgefordert
wurde.
Der Kampf um diese Forderungen spitzte sich, als und Guise im ligistischen
Paris
[* 3] sich trafen, zu offenem
Aufruhr
zu;
Barrikaden wurden erbaut (la journée des barricades) und H.s Truppenmacht vernichtet; mit Mühe
entkam er nach Chartres. Seine
Mutter vermittelte eine neue, ganz der Liga günstige Abmachung; die seit September in
Blois
versammelten ligistischen Reichsstände trieben ihn aber so in die Enge, daß er, für sein polit.
Dasein fürchtend, den
Herzog von Guise, gleich darauf dessen
Bruder, den Kardinal von Lothringen, im Schlosse von
Blois ermorden
ließ. Diese Blutthat erregte bei den Ligisten namenlose Wut; in
Paris sprach die
Sorbonne das
Volk der
Treue gegen den «neuen
Herodes» ledig, blutige
Rache traf allerorten die
Anhänger des Königs. Durch denTod seiner
Mutter
völlig ratlos, floh Heinrich nach
Tours
[* 4] und warf sich, als er hörte, daß der
Herzog von Mayenne, der
Bruder der Ermordeten,
zu
Paris zum Generalstatthalter erklärt worden sei,
Heinrich von Navarra in die
Arme.
Die
Vereinigung geschah und hatte zur Folge, daß auch über Heinrich vom Papste der
Bann verhängt wurde. Beide Herrscher, der König und sein rechtmäßiger Nachfolger, zogen mit dem bis auf 40000 Mann
verstärkten
Heere der Hugenotten und Royalisten nach
Paris und brachten die von dem
Herzog von Mayenne verteidigte Stadt bald
der
Übergabe nahe. Am wurde Heinrich jedoch durch den
Dominikaner Jacques Clement (s. d.) mit einem
vergifteten
Messer
[* 5] tödlich verwundet und starb am folgenden
Tage(2. Aug.); mit ihm erlosch das Haus der
Valois. –
Ⅳ., König von
Frankreich (1589‒1610), dritter Sohn
Antons von
Bourbon und der Johanna d’Albret, wurde zu
Pau
[* 6] in
Béarn geboren. Sein
charakterloser
Vater fiel 1562 vor Rouen,
[* 7] dieMutter aber hielt fest zur Sache
der Hugenotten. Sie wußte sich und ihren Sohn den
AnschlägenKatharinas von Medici zu entziehen und erklärte Heinrich nach der
Ermordung
Ludwig Condés (1569) zum Haupt des prot.
Bundes. Nach dem Frieden von St. Germain-en-Laye (1570) schlug der franz.
Hof,
[* 8] um die
Annäherung an die Hugenotten zu besiegeln, die schon früher geplante Vermählung mit Margareta
von
Valois, Schwester
Karls Ⅸ., neuerdings vor.
Während der Verhandlungen starb Johanna und Heinrich, der nun König von Navarra war, vollzog 18. Aug. seine
Vermählung.
Schon am 24. brach über die Hugenotten die
Bartholomäusnacht (s. d.) herein, Heinrich wurde
zwar verschont, mußte aber fortan die
Messe besuchen und als Gefangener am
Hofe bleiben, wo er wesentlich seinen Vergnügungen
zu leben schien.
Endlich im Febr. 1576 entwich er vom
Hofe, trat zum
Protestantismus zurück und half mit bewaffneter
Hand
[* 9] den
vorteilhaften
Religionsfrieden von
Beaulieu6. Mai herbeiführen. DieseStellung behielt er der Liga und dem
Hofe gegenüber, so oft ihn die
Königin-Mutter auch durch Unterhandlung, Verführung und Friedensschlüsse zu gewinnen suchte.
Nach dem
Tode des
Herzogs von
Alençon 1584 überkam als erster Prinz von Geblüt die
Anwartschaft auf den franz.
Thron,
[* 10] die sofort
den entschiedensten
Widerstand der Liga (s. d.) entfesselte. Sein Oheim,
Kardinal
Bourbon, wurde ihm als Kandidat entgegengestellt und Heinrich Ⅲ. auf die feindliche Seite hinübergezwungen. Heinrich, überdies
vom Papste
Sixtus Ⅴ. im Sept. 1585 in den
Bann gethan, stellte sich wieder an die
Spitze der Hugenotten und erfocht mit engl.
und deutsch-prot.
Hilfe den
Sieg bei Coutras.
Schon längst hatte Heinrich Ⅲ., durch den
Herzog Heinrich von
Guise bedroht, eine feste
Verbindung mit dem Navarresen im
Auge
[* 11] gehabt. Die schlimme
Lage, in die Heinrich Ⅲ. durch die Ermordung
der Guisen geriet, brachte endlich die
Vereinigung zu
Tours zu stande. Heinrich führte nun sein
Heer
vor
Paris, wo ihm plötzlich, inmitten der
Belagerung, durch den
Tod des Königs, die franz.
Krone zufiel. Aber die
kath. Mehrheit der Nation wollte den hugenottischen König nicht. Der
Herzog von Mayenne stellte sich ihm entgegen; Heinrich suchte
die
Normandie zu erobern und sich so der engl. Hilfe zu versichern. Dabei
wurde er von Mayenne angegriffen, siegte aber bei Arques nahe Dieppe,
[* 12] und zum zweitenmal bei
Ivry an der
Eure. Nunmehr belagerte er
Paris.
Schon dem Erfolge nahe, wurde er (Aug. 1590) von
Alexander von Parma
[* 13] verdrängt,
denn Philipp Ⅱ. von
Spanien,
[* 14] der seine Tochter Isabella, die Enkelin Heinrichs Ⅱ., auf den franz.
Thron zu setzen strebte,
unterstützte die Katholiken nachdrücklich, und auch
Rom und
[* 15] Savoyen traten für sie ein. Diese Gefahr galt es abzuwenden
und die
Wahl der span.
Infantin, zu deren Durchführung ligistische
Stände 1593 in
Paris zusammentraten,
zu verhindern. Von seinen eigenen kath. Anhängern gedrängt, vollzog Heinrich aus
polit.
Gründen den
Übertritt zum
Katholicismus.
«Paris vaut une messe»,
«Paris ist eine
Messe wert»,
soll er gesagt haben.
Dieser Schritt entwaffnete die Ligisten. Das ganze Land fiel Heinrich zu, auch
Paris. Im
Kriege gegen
den Nationalfeind
Spanien verschmolz Heinrich vollends sein lange durch innere
¶
mehr
Kämpfe gespaltenes Volk wieder zur Einheit; der Friede von Vervins brachte ihm den Sieg und allgemeine Ruhe. Auch
den Hugenotten gewährte Heinrich Sicherheit durch das Edikt von Nantes Nach der Scheidung von seiner ersten Gemahlin
heiratete der König 1600 Maria von Medici, die Tochter des Großherzogs Ferdinand von Toscana, ohne deshalb
seine zahlreichen Liebschaften mit andern Frauen aufzugeben. Einen kurzen Krieg mit Savoyen um Saluzzo, die Verschwörung
Birons (s. d.) und eine Rebellion des Herzogs von Bouillon abgerechnet, denen allen gegenüber er Sieger blieb, hatte Heinrich seit
dem Frieden von Vervins Ruhe, um, von Sully (s. d.) unterstützt, an der Hebung
[* 17] seines tief zerrütteten
Reichs zu arbeiten.
Zur neuen Begründung des bürgerlichen Wohlstandes reformierte er in beispiellos schöpferischer Regierung, die das so lange
ständisch und parteiisch zerteilte Land der Monarchie und zwar der absoluten Königsgewalt neu eroberte, den Staatshaushalt,
die Verwaltung und das Rechtswesen, ließ Kanäle und Straßen bauen, unterstützte Handel und Gewerbe und
veranlaßte sogar die Gründung franz. Kolonien in Amerika.
[* 18] Zumal der Ackerbau hob sich aus tiefem Verfall.
Dabei ließ Heinrich jedoch die allgemeine polit. Lage keinen Augenblick aus dem Auge. Wenn auch der aus Sullys Memoiren bekannte
Plan einer «christl. Republik», d. h.
einer europ. Vereinigung von 15 teils monarchischen, teils republikanischen Staaten mit gemeinsamem Schiedsgericht,
auf dem Grunde religiöser Duldung und zum Zwecke der Eindämmung der habsburg. Macht und Vertreibung der Türken aus Europa
[* 19] auf Fälschung beruht, so gingen doch in der That H.s Absichten dahin, den Einfluß Habsburgs durch einen Bund aller
diesem Hause feindseligen Mächte zu brechen. 1598‒1610 arbeitete Heinrich auf allen Seiten erfolgreich für diesen
Plan und brachte Frankreich gegen Spanien-Habsburg in die Höhe; er rüstete rastlos und setzte schließlich diese Macht beim
Ausbruche des Jülichschen Erbfolgestreites, worin er Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg unterstützen wollte, gegen den
Hauptfeind in Bewegung. Die Königin sollte während des Krieges die Regentschaft führen und forderte
dazu die Krönung. Am Tage nach der Krönung, die stattfand, fuhr der König aus, um den kranken Sully zu besuchen,
und wurde im Wagen durch einen Messerstoß Ravaillacs (s. d.) ermordet. Sein
Tod warf Frankreich in lange Wirren zurück. Er war der größte König der franz.
Neuzeit. Sein Reiterstandbild (von Lemot) steht seit 1818 auf dem Pont-Neuf in Paris.
Vgl. Recueil des lettres missives de Henri Ⅳ (9 Bde., 1843‒76);
Ⅰ., König von Haïti,
[* 20] s. Christophe, ^[= und Montigny-Mitrailleuse, eine 1869 in Belgien und Österreich eingeführte, nach ihren Erfindern ...]Henri.
Ⅰ., das Kind, erster Landgraf von Hessen,
[* 21] geb. war ein Sohn HerzogHeinrichs
Ⅱ. von Brabant und Sophias, einer Tochter der heil. Elisabeth. Seine Mutter betrachtete sich, als 1247 mit Heinrich Raspe
der landgräflich thüring. Mannsstamm ausstarb, als dessen nächste Erbin, konnte aber nach langer heldenmütiger Wehr gegen
mehrere Prätendenten und namentlich gegen den Markgrafen Heinrich den Erlauchten von Meißen
[* 22] kraft Vertrags
von 1263 nur Hessen erlangen.
Als ihr Sohn, bis dahin «Kind von Brabant» genannt, mündig geworden war, überließ sie ihm das Land nebst dem landgräfl.
Titel. Heinrich, dessen älterer gleichnamiger Stiefbruder schon 1247 die Regierung von Brabant übernommen hatte, schlug seinen
Sitz zu Cassel auf, säuberte das Land von Raubrittern, schützte es gegen die Anmaßungen des Erzbischofs
von Mainz
[* 23] und legte den Grund zu der Größe seines Hauses, dessen unmittelbare Besitzungen, anfänglich nicht sehr umfangreich,
von Heinrich bedeutend erweitert wurden. Auch in Brabant suchte er seinen Einfluß zu wahren; doch entsagte er 1279 allen Ansprüchen.
Streitigkeiten mit Erzbischof Werner von Mainz brachten ihn in die Reichsacht; um König Rudolf zu versöhnen, half er ihm
im Kampfe gegen Ottokar von Böhmen.
[* 24] Durch seine in zwei Ehen geborenen Söhne wurden Erbstreitigkeiten veranlaßt, die bei
seinem Tode auf eine Landesteilung hinausliefen, welche jedoch, da nur einer der Söhne, Otto,
den Stamm fortpflanzte, nicht von Dauer war. –
Vgl. Ilgen und Vogel, Kritische Bearbeitung und Darstellung der Geschichte des
thüring.-hess. Erbfolgestreits, 1247‒64 (in der «Zeitschrift
für Hessische Geschichte», Neue Folge, Bd. 10,Cass. 1883).
Herzog von Kärnten (1310‒35), wurde, als der letzte böhm. König aus dem Hause der
Přemysliden, Wenzel Ⅲ., 1306 ermordet und der zunächst als König anerkannte Rudolf von Österreich,
[* 26] Albrechts Ⅰ. Sohn,
gestorben war, als Gemahl der ältesten Schwester Wenzels, Anna, Aug. 1307 von den Böhmen auf den Thron erhoben. Die AngriffeAlbrechts, der für seinen zweiten Sohn Friedrich eintrat, schlug Heinrich glücklich ab, dagegen verstand er es nicht, sich einen
festen Anhang im Lande zu verschaffen. So kam es, daß, als König Heinrich Ⅶ., der Luxemburger, Annas Schwester Elisabeth
mit seinem SohneJohann vermählte und diesem 1310 Böhmen zu Lehn gab, Heinrich das Land räumen mußte. Dafür
erlangte er in demselben Jahre nach dem Tode seines ältern BrudersOtto dessen Länder Kärnten und Tirol;
[* 27] doch war auch hier
seine Regierung keine rühmliche. Da er keine männlichen Erben hatte, verschaffte er sich von Ludwig dem Bayern
[* 28] die Erlaubnis,
auch seine Reichslehen auf seine Tochter Margarete Maultasch zu vererben, die 1330 mit einem SohneJohanns
von Böhmen vermählt wurde. Heinrich starb