Joh. Ludw.,
dän. Dichter, Sohn des folgenden, geb. zu
Kopenhagen,
[* 3] studierte daselbst seit 1809
Medizin, widmete sich aber bald litterar. Thätigkeit. Er wurde nach einem Aufenthalte
in
Paris
[* 4] (1819-22), wo er besonders das franz.
Theater
[* 5] studierte, Lektor der dän.
Sprache
[* 6] und Litteratur in Kiel
[* 7] und veröffentlichte
in dieser
Stellung «Die Formenlehre der dän.
Sprache»
(Altona
[* 8] 1823) und «Nordische Mythologie, aus der Edda und Öhlenschlägers
mythischen
Dichtungen dargestellt» (Schlesw. 1827). Heiberg wirkte 1849-56 als Direktor
des königl.
Theaters in Kopenhagen, war dann Theatercensor und starb zu Kopenhagen.
Schon 1813 trat er als Dichter mit einer Bearbeitung des
«Don Juan» und einem romantischen Schauspiele,
«Pottemager
Walther»,
auf und wendete von nun an seine
Aufmerksamkeit der südl.
Romantik zu. Von seiner Bekanntschaft mit
Calderon
zeugte sowohl das Schauspiel «Dristig vovet halv er vundet» (1817) wie
die
Abhandlung«De poeseos dramaticae genere hispanico» (1817). In
«Psyches Indvielse», einem mytholog. Schauspiel (1817),
versuchte
er denMythus von
Amor und
Psyche poetisch wiederzugeben. Das komische Element seiner
Poesie trat hervor
in «Julespög og Nytaarslöjer» (1815),
worin er Schwächen der Litteratur und des
Theaters geißelte. 1825 trat Heiberg mit seinem
ersten
Vaudeville: «Kong Salomon og
Jörgen Hattemager» auf, dem dann
«Recensenten og Dyret», «Den otte og tyvende Januar»,
«Aprilsnarrene» (1826),
«De Danske i
Paris» (1833) u. s. w. folgten, die in der That nationale
Lustspiele sind. Mit großem Beifall wurde auch
sein Schauspiel «Elverhöi» (1838) aufgenommen. Eine neue
Ausgabe der romantischen Komödie «Syvsoverdag» erschien 1891 mit
einer
Biographie H.s von E. Christensen. Ferner schrieb er:
«Über die menschliche
Freiheit» (Kiel 1824)
und
«Über die Bedeutung der
Philosophie für die Gegenwart» (1833). In der letztern
Schrift erklärte er sich entschieden für
das Hegelsche
System.
Großen Beifall fanden seine «Nye Digde» (1841). Er selbst gab Sammlungen
seiner poet. («Skuespil», 7 Bde.,
1833-41; «Digte og Fortællinger», 3 Bde.,
1834-35) und seiner prosaischen
Schriften (3 Bde., 1841-43) heraus. Eine neue
Ausgabe seiner «Poetiske Skrifter» (11 Bde.)
erschien in Kopenhagen 1892. Eine vollständigere
Ausgabe seiner «Samlede Skrifter» (22 Bde.,
Kopenh. 1861-62) erschien nach seinem
Tode, ebenso
«Breve fra og tilJ.L. Heiberg» (ebd. 1862). H.s «Dramat.
Schriften» wurden von
Kannegießer (Bd. 1
u. 2, Lpz. 1844) verdeutscht. -
Vgl.
Hansen, Om
Johan Ludvig Heiberg (Kopenh. 1866).
Seine
Gattin,
Johanne Luise Heiberg, geborene Pätges, geb. zu Kopenhagen, 1829-57 und
1859-64 am königl.
Theater daselbst angestellt und seit 1831 mit Heiberg vermählt, gehörte zu den vorzüglichsten
Schauspielerinnen
Dänemarks. 1864-75 wirkte sie als Bühnenlehrerin. Sie starb Sie war die Verfasserin beliebter
Vaudevilles. Aus ihrem Nachlaß veröffentlichte Jörgensen «Et Liv genoplevet
i Erindringen» (4 Bde., 1891-92).
PeterAndr., dän. Dichter, geb. zu Vordingborg,
lebte nach vollendeten Universitätsstudien drei Jahre in
Bergen
[* 9] und von 1788 an als Übersetzer in Kopenhagen.
Als er 1799 wegen seines polit.
Liberalismus des
Landes verwiesen wurde, ging er nach
Paris, wo er während der Kaiserzeit als
Bureauchef im Ministerium des
Auswärtigen angestellt war. Auch begleitete er
Talleyrand nach
Berlin,
[* 10] Warschau,
[* 11] Erfurt
[* 12] und
Wien.
[* 13] Unter der Restauration wurde er 1817 pensioniert. Er starb in
Paris.
Als Schauspieldichter hat er nächst Holberg die größte Anzahl originaler dän.
Lustspiele geliefert, die auch mit Beifall aufgenommen wurden. Sie zeichnen sich durch Menschenkenntnis, Scharfsinn und
Witz aus, allein seine Satire ist oft mehr beißend als komisch. Das Niedrigkomische gelang ihm am besten
in den beiden Operetten «Die Chinafahrer» und «Der
feierliche Einzug», von denen
die erste von
Schall,
[* 14] die zweite von
Schulz komponiert wurde. Weniger gelungen ist das
Lustspiel
«Die sieben Muhmen», während seine
Parodien von Baggesenschen
Opern («Mikkel og Malene», «Holger
Tydske», 1787) außerordentlichen Beifall fanden.
Übrigens gehören die bedeutendsten dramat. Werke H.s zum höhern
Lustspiel, und sein «Heckingborn», der ins Deutsche
[* 15] und
Englische
[* 16] übersetzt wurde, kann mit dem
Besten in dieser Gattung wetteifern. Seine sämtlichen Schauspiele sind von Rahbek
(4 Bde., 1806-19) herausgegeben worden. Außerdem beschäftigte
sich Heiberg mit populär-philos. und polit.
Arbeiten. Zu letztern gehören die dänisch geschriebenen
Schriften«Über die
Todesstrafe» (Krist. 1830),
die «Polit.
Aphorismen»
(Krist. 1826) und der «Précis historique et critique de la constitution de la
monarchie danoise» (Par. 1820). Seine «Lettres
d’un Norvégien de la vieille roche» (Par. 1822) waren eine Nachahmung
der
Briefe des
Junius. Beiträge zur Charakteristik H.s enthalten «Drei Jahre in
Bergen» (Drammen 1829),
«Erinnerungen aus meiner
polit., gesellschaftlichen und litterar. Wirksamkeit in
Frankreich» (Krist. 1830),
beide in dän.
Sprache, und der (1882; 3. Aufl.
1883) von der
Witwe seines
Sohnes veröffentlichte Briefwechsel H.s mit seiner wegen der
Ausweisung von
ihm geschiedenen Frau. (S. Gyllembourg-Ehrensvärd.) H.s «Udvalgte Skrifter»
gaben 1884 Borchsenius und Winkel
[* 18]
Horn heraus. -
oder Haide, die in dem großen nordgerman.
Tieflande sich oft über weite
Flächen erstreckenden, im allgemeinen
ebenen Landstriche, welche meist
¶
mehr
sandig, trocken und unfruchtbar, stellenweise wohl auch sumpfig oder moorig sind, nur an einzelnen begünstigten Orten einen
spärlichen Anbau gestatten und in der Regel eine sehr gleichmäßige und einförmige Pflanzendecke tragen. Dieselbe besteht
meist aus Gräsern und Heidekraut (Callunavulgaris Salisb.),
in einzelnen Strichen jedoch auch vorherrschend aus Nadelwald. Der Untergrund ist oft fruchtbar und läßt
Kultivierung zu (Heidekultur). Ein nur wenig unterbrochener Zug
von Heide erfüllt in Form eines breiten Gürtels das
Innere von Jütland (Ahlheide) und streicht dann durch Schleswig-Holstein
[* 20] der Elbe zu; aus dem linken Ufer der Elbe die Lüneburger
[* 21] Heide. Andere Heide sind der Hümling, die waldreiche Dübener und Torgauer Heide in der preuß. ProvinzSachsen,
[* 22] die
Konitzer oder Tucheler Heide im preuß. Reg.-Bez. Marienwerder.
[* 23]
Kreisstadt im Kreis
[* 24] Norderdithmarschen des preuß. Reg.-Bez. Schleswig,
[* 25] auf einem zwischen der Marsch und der
Moorniederung sich hinziehenden Heideplateau, an der Linie Elmshorn-Heide-Widding und den NebenlinienNeumünster-Tönning
und Heide-Büsum (23,9 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 26] Sitz des Landratsamtes des Kreises Norderdithmarschen, eines Amtsgerichts
(Landgericht Kiel) und Steueramtes, hat (1890) 7444 (3717 männl., 3727 weibl.) E., darunter 116 Katholiken,
Post erster Klasse, Telegraph,
[* 27] ein Denkmal des Märtyrers Heinrich von Zutphen, der hier verbrannt
wurde; Cigarren- und Tabakfabrikation, Mehl- und Ölmühlen, Gerbereien, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen sowie bedeutende
Pferde- und Viehmärkte, Heide ist Geburtsort des plattdeutschen Dichters Klaus Groth. - Heide, noch um 1404 ein Dorf, war seit 1447 Hauptort
der Bauernrepublik Dithmarschen, da seitdem hier die früher in Meldorf abgehaltenen Landesversammlungen
stattfanden. In der «letzten Fehde» von den dän. und schleswig-holstein.
Truppen verbrannt, wurde Heide erst 1870 wieder zur Stadt erhoben.