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Michelet; die Ästhetik und Kunstgeschichte wurden von Hinrichs, Hotho, Rosenkranz, Vischer, Ruge, Schnaase betrieben. Am lebhaftesten wurde die Bewegung in der Religionsphilosophie durch die Mitleidenschaft, in die sich die Theologie gezogen sah. Wie Kant, Fichte [* 2] und Schelling gethan, so suchte auch und mit ihm Daub, Marheineke, Rosenkranz, Göschel, Vatke u. a., den ewigen Vernunftgehalt des Christentums in seinen histor. und symbolischen Formen nachzuweisen.
Aber mit diesem Streben zerfiel die H.sche Schule durch den Streit über die Christologie, den vorzüglich Strauß [* 3] durch sein «Leben Jesu» (1835) anregte und durch seine «Christl. Glaubenslehre» (1840) nährte. Es bildete sich eine supranaturalistische, eine rationalistische und eine vermittelnde rationellmystische Fraktion, die man die Rechte, die Linke und das Centrum der H.schen Schule zu nennen pflegte. Für die Geschichte der Philosophie, in der Hegel selbst viel geleistet, ist seine Schule in Feuerbach, Schwegler, Zeller, Erdmann, Kuno Fischer vorzüglich thätig gewesen.
Die «Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik» (1827–47 durch Henning redigiert) galten gewissermaßen als das Organ der Orthodoxie der H.schen Doktrin bis 1841, wo Schelling nach Berlin [* 4] kam. Das Bedürfnis, den gleichsam häretischen Ansichten der jüngern Hegelianer einen zwanglosen Ausdruck zu ermöglichen, hatte indessen Ruge und Echtermayer schon 1838 veranlaßt, die «Hallischen Jahrbücher» zu gründen. Infolge der Kölner [* 5] Streitigkeiten gerieten die Junghegelianer mit Leo in Kampf, der sie des Atheismus anklagte.
Schubart und andere gesellten zu dieser Anklage die der Revolution. So ward die H.sche Philosophie, die zu Lebzeiten H.s für kirchlich und politisch konservativ gegolten hatte, als destruktiv verurteilt. Rüge verlegte seine Zeitschrift von Halle [* 6] nach Leipzig [* 7] und nannte sie «Deutsche [* 8] Jahrbücher», die aber 1843 ebenfalls dem Verbot erlagen, Seit dieser Zeit hat der H.sche Denkweg sich in einer freiern Weise als früher weiter entwickelt, nämlich in Gestalt einer fortgesetzten Arbeit auf den Grundlagen der Kantischen Kritik und der Fichteschen Wissenschaftslehre, indem einerseits bedeutende Repräsentanten der Schule sich erhebliche Abweichungen im System erlaubten, wie K. Werder in seiner «Logik» (Berl. 1841),
Rosenkranz in seiner «Wissenschaft der logischen Idee» (2 Tle., Königsb. 1858–59),
Kuno Fischer in seiner «Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre» (Stuttg. 1852; 2. Aufl., Heidelb. 1865); andererseits Männer von entgegengesetzten Weltansichten, wie J. Hegel Fichte, Weiße, K. Ph. Fischer, Chalybäus, Wirth, Ulrici, Carriere, sich der dialektischen Methode bei ihren Arbeiten bedienten und dadurch von seiten der strengen Schulanhänger sich den Namen der Pseudo-Hegelianer zuzogen. Von innen her reinigte sich die Schule dadurch, daß ihre in Empirismus und Materialismus auslaufenden Zweige (Feuerbach, Moleschott, Noack) förmlich sich von ihr trennten.
Dagegen hat sich die Schule der strengen Observanz seit 1860 in der philos. Zeitschrift «Der Gedanke, Organ der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin» (hg. von Michelet) ein Werkzeug ihres festen Bestandes und Einverständnisses gegründet. Im Auslande hat sich das Studium der Philosophie H.s mehr und mehr verbreitet. In Frankreich hat Cousin so lange für sie gewirkt, bis er nach H.s Tode zu Schelling übertrat und von hier ab dessen Polemik teilte. Diese Polemik blieb in Frankreich vorherrschend, bis man neuerdings ein eindringenderes Studium H.s vornahm, das sich sowohl in Übersetzungen der H.schen Werke als in raisonnierenden Darstellungen ihres Inhalts bekundete. Warme Anhänger fand das H.sche System in Dänemark [* 9] (Heiberg, Martensen), Schweden [* 10] und Finland (Snellmann, Tengström, Bring), Norwegen (Monrad). Später drang das Studium H.s nach Italien, [* 11] wo es durch Desanctis, den Rechtsphilosophen Salvetti, den Ästhetiker Tari und ganz besonders durch Vera und Spaventa vertreten ist, und in neuerer Zeit nach England, wo es, durch Hutchison Stirling («The secret of Hegel», 2 Bde., Lond. 1865) eingeführt, namentlich in der Ethik zahlreiche Anhänger gefunden hat. Auch in Polen, Ungarn [* 12] und Nordamerika [* 13] hat die H.sche Philosophie Einfluß gewonnen. –
Vgl. Rosenkranz, H.s Leben (Berl. 1844);
Haym, und seine Zeit (ebd. 1857);
Köstlin, Hegel in philos., polit. und nationaler Beziehung (Tüb. 1870);
Rosenkranz, als deutscher Nationalphilosoph (Lpz. 1870);
E. Caird, Hegel (Lond. 1883).